Kann Musik noch NEU sein?

[com]

es scheint irgendwie alles schon da gewesen zu sein. noch nichtmal erst jetzt, sondern seit 20 jahren. wenn man jetzt mal die allgemeinheit verständliche musik diskutiert, ist das thema doch durch oder?

wenn noch etwas 'neues' kommt, dann ist das meistens irgendein mix aus alt und nicht so alt, zb 70s mit 90s oder es wird irgendwas zerstückelt und neu zusammen geschoben. aber mal ehrlich, das ist ja nicht wirklich neu, sondern bmw mit golf verschweißt.

schöne harmoniefolgen sind durch, genauso wie gewisse intervalle. ok, kleine änderungen, aber im grunde ist das thema gegessen. über sound läßt sich irgendwie noch reden, aber musikalisch konnte einen doch die letzten 20 jahre nix mehr überraschen...

im grunde genommen ist das ja nix schlimmes, aber es wird schlimm gemacht. im neu- und pionier-wahn wird allerhand gesamplet und zerhackt und geklebt und geglitchet und weiß der teufel was. genaugenommen ist das aber doch zerstörung und zerstückelung und letztlich irgendwie verzweiflung, daß das thema durch ist.

vielleicht gibts hier ja mal paar hörtips zu wirklich neuer musik, die kein neu-krampf ist und die trotzdem hörbar ist und nicht für eine kleine gruppe erleuchteter...

 

[Drunkyy]

aber musikalisch konnte einen doch die letzten 20 jahre nix mehr überraschen...

und trzdm gibts immer wieder titel, die einen überraschen

das rad wird sicher nicht mehr neu erfunden, aber das auto bleibt auch nich stehen, ich hoffe du weißt, wie ichs meine

und wenn du jemanden in den 90ern mit seiner vhs kamera gesagt hättest, dass du das in 15 jahren mit deinem mobilen telefon noch viel besser machst hätte er dir n vogel gezeigt. in die zukunft kann keiner sehen, also lassen wir uns doch einfach überraschen

 

[User70408]

Musik muss doch nicht "neu" sein ... Musik muss sich gut anhören und gut ist

Ganz schlimm wenn jemand versucht die 12 Töne neu zu erfinden, zu verbiegen, disharmonisch klingen zu lassen ...

 

[TheSarge]

...

 

[Hyp]

Es gibt genug Musik auf der Welt, die einem noch neuartig ist.
Oder wer hat sich schon wirklich vertieft in z.B. mikrotonale Musik und allgemein Musik mit mehr als 12 Noten pro Oktav?
Man muss gar nicht auf Neues warten - jeder kann sich noch eine Menge erschließen, was ihm/ihr neu ist.

Und es gibt auch denkbare Kombinationen von Stilen, die einem bekannt sind, die noch nicht umgesetzt wurden und Stimmungen ergeben würden, die man noch nicht gehört hat.
Düstere Salsa-Musik zum Beispiel... Sowas gibt es noch nicht.

 

[der_wahre_Noplan]

Es gibt unendlich viele Kombinationen in der Musik. Diese können unmöglich von einer albernen Spezies ausgeschöpft werden.

 

[Instrumentenfreak]

Einer meiner Lieblingskanäle beantwortet das ganz gut:

 

[HansAlbers]

Es gibt immer mal wieder (persönliche) Neuentdeckungen, die es wirklich schaffen, mich zu verzaubern.

Zuletzt so geschehen mit meiner Neuentdeckung "Ott", den ich zur Zeit zuhause und im Auto rauf und runter höre. Ein echter Glücksfall für mich.

Man sollte versuchen, die Welt nicht so zynisch und abgeklärt zu sehen. Durch die Brille der "Kategorien" und "Schubladen" geht viel von der Magie verloren.

Musik ist ein unendliches Universum der Feinheiten und jede einzelne Note, jeder "Mikropitch" eines Instrumentes kann den Unterschied ausmachen.

Die allgemein weit verbreitete Gewohnheit der westlichen Industrieländer, alles tot zu analysieren, sollte man abschüttlen, wie ein nasser Hund das Wasser. Fönen nicht vergessen!

Wir sind hier nicht bei "hart aber fair", sondern bei "Alice im Wunderland".

 

[holgi]

Betrachte ich Musik losgelöst vom Leben, also nur handwerklich und/oder mathematisch, ist mit "neuem" wohl selten zu rechnen, das muss aber schon fast immer so gewesen sein.

Sehe ich Musik aber verknüpft mit Generationen, deren Gefühle, Erlebnisse usw, ist es für jede neue Generation "neu", wenn Musiker aus deren Mitte Musik machen.


Für den Musikhistoriker ist das alles egal, der beweist uns das es nicht neu ist, aber wie oben geschrieben, darum geht es nicht.

Passend dazu auch der Aspekt, das die klassische Musik diese Entwicklung bereits durchgemacht hat, oder die bildenden Künste, auch die Dichtung.

Deren Weg war oft; weg vom Handwerk.

Das hatte zur Folge, das man ohne die Erklärung des Künstlers die Werke kaum mehr begreifen kann, und daraus resultiert das Problem, das diese Künste beim "Volk" nur selten noch als Kunst akzeptiert werden, Stichworte; abstrakte Malerei, Freejazz usw.

 

[musicdevil]

Vor gar nicht sooo langer Zeit, gab es keinen Strom, keine Rechner, keine Keyboards...erst der Strom hat uns die elektronische Musik beschert, kann man glaub ich so sagen.
Davor gab es im Prinzip nur "Akustik Musik", ich meine mit "echten Instrumenten".
Die Menschen streben nach technischem Fortschritt und so werden sich auch in Zukunft "Kräfte" (hab keinen passenden Ausdruck) finden, auf deren Basis musiziert wird, vielleicht eine Art noch unbekannte Strahlung, oder mit Hilfe von Biokulturen o.ä., keine Ahnung.

Auch "Psycho-Musik" wird kommen, ich meine Musik, welche ganz bewusst unser Gehirn, bzw. Körper beeinflusst, vielleicht sogar Krankheiten heilt, bilaterale, binaurale Musik in allen möglichen Formen, ganz gezielt eingesetzt, auch zur Manipulation....ich weiß, gibts schon, aber das wird sich weiter entwickeln.

Und es wird vielleicht eine Welle geben, wo Tiere mit dem Menschen gemeinsam musizieren.
Ich meine auf eine ganz neue Art, die ich mir momentan halt auch noch nicht vorstellen kann.
Auf jeden Fall ist "Stillstand" quasi nicht möglich, solange sich der Mensch entwickelt.

 

[Gast59155]

In mancherlei Hinsicht scheint die Musikentwicklung auf den ersten Blick erschöpft zu sein. 12 Töne, 24 Tonarten - damit ist vielleicht schon alles Mögliche angestellt worden.
Bei näherer Betrachtung ist aber vielleicht nur mein Hören ausgereizt. Das Meiste kommt mir wie Wiederholungen des oft Gesagten vor. Und alles, was darüber hinaus meine Prägungen der Hörgewohnheit sprengt, wird von mir als Missklang empfunden. Durch meine Begeisterung für den Jazz bilde ich mir zwar ein, sehr offen für Neues und Ungewöhnliches zu sein, aber eigentlich sitze ich im 20. Jahrhundert fest.
Die eigentliche Veränderung der Musik einer Epoche kommt wohl auch nicht aus dem Innovationsgeist der Musiker, sondern vor allem aus dem Lebensgefühl in Abhängigkeit von gesellschaftlichen Bedingungen. Die Romantik des 19. Jahrhunderts hat eben im Vergleich zum Barock die Emotionen direkt ausgedrückt, weil mit der Aufklärung und dem Aufstreben des Bürgertums ein anderes Bewusstsein von Individualität gewachsen war. Heute nun bestimmen Globalisierung oder die Durchdringung des Alltagslebens mit Technik auch Veränderungen in der Musik.

 

[Saurus]

@TE: Ist das nicht schon wieder ein verzweifelter Hilferuf mangels eigener Kreativität?
Solche Phasen haben wir alle mit einer gewissen Regelmäßigkeit. Sie kommen und gehen.
Vielleicht hilft´s, mal den Theorie-Button im Kopf abzuschalten und einfach zu machen oder eine Weile zu pausieren.

Ich freue mich gerade über dies hier. Im Grunde relativ simpel und nichts neu. Dafür aber sehr funktional und erweckt auch bei mir gute Laune.

 

[oliveramberg]

Musik muss nicht neu sein. Sie muss berühren. Es kann durchaus "Neues" entstehen. Aber ich denke, das ist meist nicht gewollt/erzwungen und passiert einfach. Meist wirkt es für mich anstrengend und bemüht, wenn jemand versucht etwas "Neues" zu machen. Mündet meist in Krach oder Stilmixes die nicht zwingend funktionieren oder sein müssen.

Aber es gibt immer wieder gute, neue Musik die keinen Anspruch auf Originalität hat.

 

[sixstringwarrior]

Als Konsument höre ich keine "neue" Musik mehr. Das hat irgendwann vor 10 Jahren aufgehört. Mein Anspruch ist es vielmehr, dass meine Hörgewohnheiten auf besonders genussvolle Art und Weise bedient werden. Überraschungsmomente soll es schon geben, aber wohl dosiert und organisch in den Kontext passend.

Als Musiker geht es mir dementsprechend ähnlich. Die Zeiten in denen ich mich auf den Kopf gestellt habe um der Welt zu beweisen, dass ich der kreativste Mucker auf Gottes Erdboden bin sind vorbei.

Gib mir Drums, Bass, Gitarre und Mikrofon und ich bastel dir einen Song, den ich selbst gerne hören würde. Nicht mehr und nicht weniger.

 

[com]

entweder ich hab mich nicht richtig ausgedrückt oder die meisten hier haben meinen post nicht richtig gelesen... ich behaupte doch nirgends, daß musik neu sein muß...

mir ist nur aufgefallen (auch in diesem forum), daß sich leute mit dem vorwurf konfrontiert sehen, etwas zu machen, was man nun mal schon kennt. deshalb ja

im grunde genommen ist das ja nix schlimmes, aber es wird schlimm gemacht.

und ich denk mir halt, daß das, was mir als neu präsentiert wird, im grunde nix neues ist.
diese sample-metzger bringen ja nix neues, sondern sie zerhacken eben altes. und da muß ich sagen, nein, sorry, nix neu. vll haben die stones nicht so rumgehackt, aber harmoniefolgen sind die gleichen geblieben und die intervalle usw.

mir kommt das bischen so vor wie wenn der ikea eine couch nimmt und geschirr und eine stehlampe. das schieben die dann zusammen in den hechsler und den brei hinten kleben die wieder zusammen und schreiben NEU drauf. und entweder es ist ein konfuser hackhaufen, mit dem nur wenige was anfangen können oder eben eine zerhackte couch mit tellern drauf und stehlampe hingepappt. also funktion ist die gleiche aber halt krampfig NEU gemacht....

 

[cherry50]

Ich weiss nicht, wieviele Musikstücke oder Songs es gibt auf der Welt.
Aber eines weiss ich genau.
Wenn ich jeden Tag von meinen insgesamt 70 Jahren einen anderen Song hören würde, so ist die Vielfalt und Menge von dem was es an Musik gibt dann noch nicht mal angekratzt.
Und so wird es immer weiter gehen. Da braucht es kein krampfhaftes Gesuche nach neuen Klängen und Geräuschen abstrakter Musik, sondern das schöne harmonievolle, das den Menschen bezaubert, wenn er es denn zulässt die Musik auf sich wirken zu lassen, wird immer weitergehen.
Das ist ein objektiver Vorgang, der sich gleich einem Naturgesetz mit den Menschen immer weiter entwickelt, und durch subjektive Einflüsse verursacht durch die Menschen lediglich in der Qualität Einbußen bringen kann.

Solange es Menschen gibt, wird es neue Musik geben, denn jeder Ton wiederholt gespielt, ist zumindestens in der irreversiblen Zeit dennoch ein neuer Ton.

LG Cherry50

 

[chrisspeed]

Wahrscheinlich stört sich der TE, so wie ich auch, dass in jeden 2ten "Feedback Thread" bemängelt wird, dass der Song aus bekannten Elementen besteht oder Presets verwendet werden, alles schon mal gehört usw.

So was könnte auch mal aus den Köpfen, in jeder Erfindung stecken Erfahrungen und bisher gesehenes.
So richtig neu kann eigentlich nur Mutter Natur

 

[Saurus]

Himmel un Äad wird einigen Leuten auch in Jahrzehnten/Jahrhunderten noch schmecken, egal wie hoch oben oder tief unten deren Komponenten gewachsen sind.

 

[Rektum]

Mich nervt als Komponist nur, dass man bei einfachen Melodien immer Gefahr läuft, als Dieb bezeichnet zu werden, weil es die nun wirklich alle schon gibt. Oder bei Gitarren-Riffs. Bin zwar kein Gitarrist, aber heute kann doch keiner auf der Gitarre etwas machen, was nicht an Metallica, Hendrix oder weiß Gott wen erinnert. Und dann kannst du unter YouTube-Kommentaren diese ganzen Hobby-Audiopolizisten verfolgen, die akribisch nachprüfen, an wen das Gehörte erinnert.

 

[DHG]

Also ich versteh ehrlich gesagt nicht so ganz wie man auch etwas neues erwarten kann. Wir nutzen in jedem unserer Lebensbereiche Wissen aus der Vergangenheit, orientieren uns danach und das aus gutem Grund! Warum immerwieder bei 0 anfangen, zumal ich denke das bei Musik irgendwann auch die Grenzen erreicht sind. Dann könnte man sich auch beschweren das es keine Liedtexte gibt die ein völlig neues Thema haben das man noch nie gehört hat oder ein Film der nicht auf die gängigen Muster zurück greift.

Zum Thema Sampeln, bin ich sicher vorbelastet aber ich seh das völlig anders wie der TE. Ich hör fast ausschließlich Rap und das seit Anfang, Mitte der 90er, in dieser Zeit war so ziemlich jeder Beat Sampelbasiert. Ich find das weder einfalls- oder anspruchslos, ich seh da auch nichts das von alt krampfhaft auf neu gemacht werden soll. Ich würde sogar fast sagen das war in der Form schon etwas völlig neues. Die Beats haben mit dem Orginal meist auch nur noch wenig gemeinsam. Ausserdem nimmt man für meine Begriffe etwas bereits bestehendes, um daraus nichts völlig neues aber etwas anderes zu schaffen. Positiver Nebeneffekt dazu ist wie ich finde, das man den alten Künstlern damit auch ein gewisses Maß an Respekt zollt, das ist zumindest im Hip Hop Bereich nicht unüblich und sicher auch eine gute Möglichkeit alte Lieder auch an die jüngere Generation zu vermitteln. Ich bin dadurch auch auf viele alte 70er 80er Songs aufmerksam geworden, von denen ich ohne die Sampletechnik nie was gehört hätte.