Irgendwann lernt man 's ganz

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EisRaum schrieb:
ich finde den Text leider allein schon von den reimen her, etwas whack

den ersten Abschnitt kann ich noch fühlen , alles was danach kommt ist doch wirklich pseudo Philosophie

Oops.... jetzt wird es kompliziert ;-) Meinst du "whack" im Sinne von "abgefahren, verrückt "? Warum dann leider? ;-)

Was genau gefällt dir an den Reimen nicht?

Und was nennst du persönlich nun philosophisch - was pseudo? Kannst du mir das bitte noch verdeutlichen? Bitte nicht als Gegenangriff missverstehen! :)
 
Zuletzt bearbeitet:
nein kein Ding, ich finde den chorus bzw. die Intention dahinter ganz gut
aber die Reime sind etwas dilettantisch
ich komme aus dem Rap , wahrscheinlich deswegen
Mit whack meine ich nicht cool genug im eigenltichen Sinne

ist nur meine persönliche Meinung
den ersten Abschnitt finde ja gut danach wirds nur schwammig
 
Ich glaube, jetzt wird es echt. Ich bleibe aber nur als Leser im thread. Hab mir mal wieder zuviel aufgeladen. :)
 
Ich bin zwiegespalten.
Ich mag den Refrainsatz. Der ist kurz, prägnant und könnte für vieles stehen, auch für die zentrale Erkenntnis eines halben Lebens.
Ich mag auch die Hinleitung dazu, dass der Satz eingebettet ist in die gleiche Situation früher und heute.

Womit ich mich dagegen schwer tu, ist die Bedeutung und der Umfang der vorangestellten Hintergrundgeschichte mit den Honigbonbons.

Einzelne Stichworte bleiben bei mir hängen, Ungeduld, Gier, Schuld. Ich kann sie aber nicht sinnvoll zusammenfügen. Kindliches Sofort-Haben-Wollen gegen erwachsene Regeln und Einschränkungen? Die Geschichte von einem, den der Konflikt ein Leben lang begleitet?

Ich stolpere dabei an Stellen, die ich als widersprüchliche Kehrtwende empfinde.

"Und ich leckte meine Lippen und ich dachte blabla" -> also doch kein Konflikt, was Mutter sagt ist egal und verleidet nicht die Geschmacksbefriedigung?

"Und dann nahm ich meine Jacke und lief runter in die Stadt" -> dann aber trotzdem die "Flucht"?

"Wo ich meine Mutter, meine Schuld, meine Gier vergaß" -> und doch der Konflikt?

Die restlichen Zeilen lesen sich wie die Erklärung der Verbindung von Stadt und Bonbons.

"denn es gab nur hier und heute und kein Leben danach"

Die Formulierung "Leute kreisen" kenn ich leider nicht.

Kurz gesagt:
Ich versteh die Strophen nicht wirklich. So wie ich sie mir am ehesten zurechtrücken kann, wirken sie widersprüchlich, weitschweifig und zu kompliziert.
 
also ich fand als erstes schonmal das wort knabe ein bischen altbacken.
junge hätte ich etwas cooler gefunden.
 
Als kleiner Knabe aß ich gern Honigbonbons
und meiner Mama wurde ganz übel davon
wenn knackend manch Zahn durch den Zuckerguss brach
Und die Zunge den Honig ausleckte danach

Wurde Mama so weiss wie die Küchenwand war
Sie beschwor meine Zähne und die Lebensgefahr
dass die Schuld meiner Ungeduld meine Gier war
Und ich leckte meine Lippen und ich dachte blabla

Ich kann an diesen 2 verses mal beschreiben, wieso ich das so geil finde und wieso ICH die negativen Reaktionen nicht verstehe.

Ein erwachsener Mann fühlt in seine Kindheit zurück.
Beschreibt haarklein das Ding mit den Bonbons und der klebrigen Füllung. Das habe ich so noch nie gehört, auch wenn jeder von uns das kennt. Ich wette JEDER. Das ist die erste große Leistung hier.
Wenn wir an so ein "bonbon ereignis" in UNSERER Kindheit zurück denken, haben WIR sofort Assoziationen. Da wette ich. Und weil so eine Szene so selten (noch nie?) Beschrieben wird, werden das mit hoher Wahrscheinlichkeit "neue" Erinnerungen sein , die der Autor da in uns triggert. Geil.

Dann: "mama wurde ganz übel davon, und auch noch weiß wie die wand"
Da steckt doch mehr dahinter. Hier geht's doch nicht nur um karies. Irgendwelche nicht aufgearbeiteten Familien interna, traumata? Mysteriös, beunruhigend...spannend.

"Die Schuld meiner Ungeduld meine Gier"
Ojeh. Der arme knabe; aber der dachte nur "blabla" , womit wir wieder mitten im Alltag des Knaben wären.
Eine große Reise, wie ein kleines Familien epos, in ein paar Zeilen.

Ziemlich genial, und, mit Verlaub, nicht ganz erfasst von den Kritikern hier :)
Oder aber ich lobe hier zu Unrecht.
Alles ist möglich.
 
Herzlichen Dank @TheButcher . Du fühlst den Text, als hätten wir ihn gemeinsam geschrieben! :D
Den gleichen Dank auch @Andaraginga ! Bei dir ist den Text ähnlich angekommen, aber anders aufgenommen worden. Wenn dir nachfolgende Antwort nicht reicht, frag bitte weiter.

Ich hatte mal eine entsprechende Bemerkung über das Zerbeissen von Bonbons in einen Film gesehen, sofort tolle Assoziationen gehabt und notiert. Und gestern morgen war es dann aus verschiedenen Gründen soweit, dass ich zu reimen begann...

Meine Intentionen:

1. Ich beschäftige mich momentan sehr intensiv mit Deutschrap. Ich verdanke als Texter dem Hiphop die besten Anregungen meines Lebens. Erst dieses Genre entblätterte mir die unendlichen Möglichkeiten des Reimes und der Satzmelodie! Und auch der verbalen Provokation.
Aber ich bin mir nun sicher, dass Hiphop an den Grenzen seiner Hybris angelangt ist, thematisch in einer tiefen Krise steckt. Das Repräsenten des Themas "ich hab den längsten" (Gangsterrap) ist in allen Variationen ausgelutscht. Und damit meine ich nicht nur das infantile Rasseln mit Bling-Bling und das idiotische Namedropping mit Luxusfirmen. Ich meine auch die philosophischen Tiraden eines Kool Savas oder etwa die 2020 Bars eines alternden Eko Freshs, der sich über Stunden in einem einzigen Song feiert! Der Einbruch der Weltwirtschaft wird die Szene endgültig vom Kopf auf die Füsse stellen!
Da ich das nun mal so sehe, wächst in mir die unbändige Lust, mich zu den einfachen Dingen zurück zu reimen. und deshalb der Bonbon! Scheinbar nichts als ein Bonbon. so plötzlich, so unvermittelt wie das Bahnhofsklo von Andaraginga!

2. Aber auch ich stecke handwerklich endgültig in einer Krise. Keiner kann sich mit der ewig gleichen Attitüde durch sein Leben labern!!! Und in diesem Dilemma erkannte ich, dass alle Menschen die gleichen Erfahrungen abgespeichert haben! Nicht die selben, aber die gleichen. Es ist beim Dichten nicht notwendig Schritt für Schritt zu gehen. Man kann chronologisch kriechen, aber auch springen oder fliegen. Und genau DAS tat ich in diesem Text.

(Ausser TheButcher wollte das wohl keiner verstehen. Aber das überrascht mich nicht! Das gehört zu den sozialen Medien: Anlesen, weiter klicken oder kurz absondern und dann weiter! Ich kenne diese innerliche Unruhe auch. Weiss der Teufel, warum ich trotzdem immer zu viel schreibe - aber einsilbige Kommentare zeugen mE nun mal nicht vom Willen zur entspannten Unterhaltung! Oder?)

Zurück zur Zeit! Ich wollte mit dem Bonbon tatsächlich meine Lebensphilosophie zeigen. Die der aller gleicht. Quasi Philosophie ohne Worte! Deshalb der krasse Sprung. Deshalb die nichts sagende Hook!

3. Anfangs wollte ich schnell mal Klangketten schreiben. In der ersten Strophe dominieren ja das das "a". Das begann mit Kn"a"be. Ich gebe meinen Kritikern Recht: Knabe fand ich auch verstaubt, aber mit J"u"nge hätte ich mir eine Kette mit "u" aufgehalst... Brrrr! Dann wurde der Inhalt immer schwieriger und ich musste zwischen Kette und Inhalt wählen. Kette verlor... zu sehr an Aufmerksamkeit. Sollte dieser Text eine Musik bekommen, werde ich nochmals gründlich am Wortklang feilen!!!


3. Was mach ich jetzt mit der eher negativen Kritik? Was soll ich dazu weiter fragen?Ja, Menschen unterscheiden sich? Whack ist nicht Wack? Entscheidet ein "Knabe" über einen Text? Was ist ein dilettantischer Reim? Tsss, ich bleib mir treu - Ausführlichkeit ist die Höflichkeit des Kritikers! Aber wer sagt, das man auf einen hingeworfenen Knochen wie ein Kunstwerk bestaunen muss? Knochen bleibt Knochen! ;-)

Ciao
 
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Ich denke nicht in Rap sondern in Bildern :)
Mich erinnert der Text auch an die sehr modernen TV Serien "Fargo" oder "Better call Saul" (mit meine Lieblingsserien - bin "Serienjunkie").
Die starten auch meist mit skurrilen Szenen; man wird mitten reingeworfen in abstruse Bilder. Hier:

Ein Bub mit dicken Backen und Sommersprossen, schmutziges T Shirt, klebrige Finger.
offener Mund und "Kauvorgang" im Close - up. Das sind die ersten 10 Sekunden, GENIAL :)
Dann gehts so skurril weiter mit der Mutter - Sohn Szene, dann "harter cut" - irgendwas anderes - zum Schluß wieder Bezug auf die Anfangsszene (Der Vater des Bub war der Mörder und zerbeißt auch immer die Bonbons :) oder irgendwie so )

So, genug meiner Fantasie freien Lauf gelassen.

Tschööö
 
wenn knackend manch Zahn durch den Zuckerguss brach
Beim ersten und zweiten mal lesen dachte ich, der Zahn bricht. Und dann dachte ich, was ist das für ein harter Knabe, dass ihm sein Zahn egal ist. Aber jetzt hab ich kapiert, dass der Zuckerguss durch den Zahn bricht, nicht umgekehrt. ^^
 
Beim ersten und zweiten mal lesen dachte ich, der Zahn bricht. Und dann dachte ich, was ist das für ein harter Knabe, dass ihm sein Zahn egal ist. Aber jetzt hab ich kapiert, dass der Zuckerguss durch den Zahn bricht, nicht umgekehrt. ^^

Gut, schauen wir mal!

"Wenn knackend das Wildschwein durch die Büsche brach " verständlich?
"Wenn knackend manch Zahn durch den Zuckerguss brach" Verständlich?

Was ist eigentlich schlimm daran, wenn man sich eine Zeile mal auf der Zunge zergehen lassen... muss? Mich machen komplizierte Sätze auch nervös, Klar doch, aber meistens suche ich auch als Kritiker nach einer Lösung.

Wenn mir jemand für besagten Inhalt eine klareres Deutsch anbietet; Toll!
Wenn es sich dann auch noch rhythmisch und vom Reim passt: Angenommen!
 
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TheButcher schrieb:
Ich denke nicht in Rap sondern in Bildern :)
Mich erinnert der Text auch an die sehr modernen TV Serien "Fargo" oder "Better call Saul" (mit meine Lieblingsserien - bin "Serienjunkie").
Die starten auch meist mit skurrilen Szenen; man wird mitten reingeworfen in abstruse Bilder. Hier

Ja Mann, ;-)

Man könnte auch einen Film so beginnen lassen: Auf einem Bildschirm ein wilder Shitstorm bunter Emoticons.... 30 Sekunden später plötzlich eine positive Stimme... 20 Jahre später eine einsame Landstrasse... Trümmer eines Unfalls.... Vorspann ... Titel: DAS LÄCHELN DER STILLE :D

Was ich mich täglich frage: Welche Fehler will Einsilbigkeit vermeiden - fremde oder eigene?
 
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Was ist eigentlich schlimm daran, wenn man sich eine Zeile mal auf der Zunge zergehen lassen... muss?
Nichts, weil schwierige Sätze ja auch bei mir hier manchmal kritisiert werden. Hatte dich nur immer als kommerziell ausgerichteten Texter im Kopf und da seh ich diese Zeile im speziellen und den gesamten Text im besonderen jetzt eher nicht und wenn, dann bei einer Zielgruppe, die man nach Lebensjahren eher im Winter des Lebens vermutet.
 
Ennui schrieb:
wenn, dann bei einer Zielgruppe, die man nach Lebensjahren eher im Winter des Lebens vermutet.
Die Jüngeren kennen oder kauen keine Honigbonbons mehr? Tauschen ab 20 ihren Charakter um? würden niemals sagen: ich dachte, irgendwann lernt man's ?
Habe ich noch einen Grund vergessen?

Ennui schrieb:
Hatte dich nur immer als kommerziell ausgerichteten Texter im Kopf
Ich biete an, was mich aktuell bewegt! Was genommen wird, ist plötzlich kommerziell. Was nicht, bleibt Entwurf. Manchmal wird der 5 Jahre später doch noch produziert. Dann ist der Entwurf wieder kommerziell! Andere Kategorien haben weder ich noch die Produzenten!

Man sagt nicht umsonst: "So was verkauft sich momentan sicher nicht!" Jeder gute Produzent erwartet von seinen Textern jederzeit ihr Bestes!!! Wenn Texte flacher werden, liegt es eher an fehlender Risikobereitschaft der Geldgeber! Aber auch die verlangen keine schwachen Texte!
 
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Aber auch die verlangen keine schwachen Texte!
Ich wollte mir die Threads in Zukunft ganz oder gar nicht durchlesen und hänge immer nur bei dir. Ich sollte mich vielleicht wirklich wieder für eine Weile zurückziehen. :)
Ich beschäftige mich momentan sehr intensiv mit Deutschrap
Hoffentlich stellst du die Vielleicht-verkaufbaren Texte nicht aus Versehen hier ein. :)
 
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Die Jüngeren kennen oder kauen keine Honigbonbons mehr? Tauschen ab 20 ihren Charakter um? würden niemals sagen: ich dachte, irgendwann lernt man's ?
Habe ich noch einen Grund vergessen?
Erstens würde ich tatsächlich sagen, dass da kein Kontakt zu Honigbonbons ist. Die kiffen doch alle schon mit 10. ^^
Zweitens geht es um Wortwahl und Satzbau des LI. Ich verorte die einfach nicht in zeitgenössischer Sprache. SMS bspw. ist eigtl auch schon tot.
 
Hallo Ennui,

danke für dein sehr spezielles Feedback. Über Angebot und Nachfrage von Honigbonbons möchte ich nicht streiten. Das käme mir zu kleinlich vor. Aktuelle Rapsongs mit "SMS" im Namen oder Lyrics von Rappern fand ich genügend - und allein beim Online-Banking wäre ich ohne SMS aufgeschmissen!

Danke für deine feedbacks. :)
 
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