"Im professionellem Studio aufnehmen" - Zu unpersönlich ?

[henfel]

Tach ihr lieben,

seit einiger Zeit stelle ich mir die Frage, wie es abläuft, wenn eine Band / Künstler mit guten, arrangierten Songs sich entscheidet diese professionell aufzunehmen. Ich rede nicht von 0815 Home-Recording-Arbeiten, sondern mit Produzent, Equipment bis zum Umfallen, um genau DEN Sound zu finden den man zB will.

Klar, man kann einfach ein Studio "mieten", in dem schon große Acts mit Grammy recorded haben. Aber, wenn man sich mal zB Studio-Vlogs von erfolgreichen Künstlern anguckt sieht es aus als wohnen sie im Studio ^^. Und es wirkt nicht so als würden sie es "mieten". Es gehört ihnen schließlich nicht.
Wie geht man dies als "kleinen" Künstler also an ? Ich stelle mir das zu unpersönlich vor einfach ein Studio zu mieten und einen Tontechniker dazu. Wie so n Handwerker, ohne dass man ne richtige Beziehung zu diesem hat. So macht das Arbeiten doch kaum Spaß oder ?

Hoffe man kann meinem Gedankengang folgen.
Einfach ausgedrückt: Wie kommt man an einen erfolgreichen Produzentan "ran". Nur über ein Label ? oder doch über schlichtes anschreiben, treffen, kennenlernen und dann aufnehmen?

LG
Hendrik

 

[Struppi]

Naja, auch der Produzent möchte gerne bezahlt werden, daher ist da üblicherweise ein Label mit im Spiel. Dieses geht in Vorkasse, zahlt Ausgaben für Leute und Räume und erhofft sich, das Geld durch den Verkauf der Platte wieder reinzuholen. Und eben da liegt das Problem, kein Label wird das einfach so für dich tun.

Also wochenlang in einem Studio zu hausen und dort eine Platte zu schreiben, zu proben und aufzunehmen ist für die normale Band absolut utopisch. In ein Studio zu gehen heißt im Regelfall, dass der kleine Künstler ordentlich vorbereitet ist und dort versucht, so schnell wie möglich das bestmögliche abzuliefern. Von persönlicher Beziehung auf der Ebene eines richtig kreativen Entwicklungsprozesses ist da meistens wenig (abgesehen von Fragen des Mixes).
Sinnvoller wäre es für den kleinen Musiker meiner Meinung nach, sich jemanden aus dem Kollegenkreis zu suchen, den man writingtechnisch als deutlich besser ansieht, sich mit dieser Person ein paar Wochen im Proberaum zu verkriechen und die fertig entwickelte Platte dann im Studio einfach aufzunehmen.

 

[LM18]

Ein "professionelles" Studio wird als Arbeitsbaustein für die Produktion zugekauft.
Nichts mehr als das.

Das soll dich nicht begeistern, sondern dir ermöglichen das verfügbar zu haben, was du in dieserm Moment sonst nicht hast und du sonst deine Produktion in den Himmel schreiben kannnst

Du würdest dir auch nicht eine Klinik mit Operationssaal und Team zur Verfügung zu halten, wenn du irgendmal eine Bauchstörung mit einem Blinddarm hast.

Das wird zum Zeitpunkt der Störung dazugemietet.

Nur entscheidet das der Arzt als Producer, zum Zeitpunkt der Laufzeit.

Da reichst du auch keinen Erholungsurlaub ein und beschwerst dich das der Kellner am kalten Buffet deine Gefühle verletzt hat, weil er nicht lieb geguckt hat.

 

[Hyp]

Naja, mit Arzt und Kellner findet kein gemeinsamer kreativer Prozess statt, mit 'nem Produzenten zusammen im Studio schon. Klar ist es da besser, wenn die Chemie stimmt.

 

[holgi]

Interessantes Thema

Sieht man Dokus im TV in denen namhafte Acts samt namhafter Produzenten in namhaften Studios arbeiten, ist es nicht selten so, das die Songs in dieser Konstellation erst im Studio entstehen.

Da sitzen also die Mucker mit der Gitte herum und klimpern so daher, sagt Producer XY; oh, nicht schlecht! Und der Drummer drumt dazu und der Aufnehmer nimmt das mal auf und so weiter.....

Ich denke dann; wie in alles in der Welt ist es möglich ins Studio zu gehen und erst dort seine Song zu schreiben?

Das geht natürlich nur wenn man ordentlich Kohle dafür hat/bekommt, und wenn dem so ist sorgt man für Wohlfühlatmo, so nebenbei halt

Der kleine Mucker von nebenan muss seine Zeit kurz halten dort und kommt wohl mit fertigen Tracks an und es wird ein bissel gefeilt und gut ist....

Da wird wenig Zeit bleiben um sich persönmich sympatisch zu werden, oder auch nicht

 

[montybunker]

Die Antwort ist einfach: Geld
Ob es aber durch viel Miete, Equipment und Personalkosten automatisch "der Sound" wird und vor allem "der Song" ist eine andere Frage
Auch teure Produktionen waren schon Kacke #gunsnroses
Und: Wie hört man heute Musik? Wer hört noch einen teuren Studioraum, wenn die kids über smartphone "Boxen" anhören.
Mein Tipp: Schafft Euch Raum und Equipment für Vorproduktionen in Eurem Tempo an und dann extern mischen und mastern lassen.

 

[Instrumentenfreak]

Da sitzen also die Mucker mit der Gitte herum und klimpern so daher, sagt Producer XY; oh, nicht schlecht! Und der Drummer drumt dazu und der Aufnehmer nimmt das mal auf und so weiter.....

Ich denke dann; wie in alles in der Welt ist es möglich ins Studio zu gehen und erst dort seine Song zu schreiben?

...genau so sieht es doch heute in jedem dritten Proberaum aus
Es ist immer irgendwas zum Aufnehmen da; und wenn es nur das Smartphone mit Aufsteckmikrofon ist. So können sehr spontan Songs entstehen - das Studio ist für den kreativen Teil heutzutage völlig irrelevant...

...wenn man nicht grade jemand ist, der selber kein Instrument adäquat beherrscht und alles per Mausklick einprogrammieren muss - und seine Soundvorstellungen anhand von Presets festmacht^^

 

[LM18]

Naja, mit Arzt und Kellner findet kein gemeinsamer kreativer Prozess statt, mit 'nem Produzenten zusammen im Studio schon. Klar ist es da besser, wenn die Chemie stimmt.

In einem klassischen Mietstudio erst kreativ werden, ist traditionell der falsche Zeitpunkt

Da konnte man in einem gebuchten Zeitfenster an die Werkbank, hat schnellstmöglichst eingerichtet und sein Ding aufgenommen.
Und dann konnte es passieren, das man von 14:00 - 17:00 h gebucht hast, man noch nicht ganz fertig war und um 16:50 h schon die Leute vom Streichquartett für die Overdubs einer anderen Produktion vor der Tür standen und man mit dem Folgeproducer noch 10 Minuten Wartezeit ausgehandelt hat.

Vermutlich sind solche Zeiten vorbei weil eben kaum mehr in richtigen klassischen Mietstudios produziert wird.
Andere Zeiten, andere Möglichkeiten
Vor allem bessere, eigentlich paradiesische Möglichkeiten

 

[XCapt]

Erstmal sollte man differenzieren zwischen einem reinen Tonstudio und einem MusikProduktIons Studio. Ich war Anfang 2000 bei Studio 33. Aus Eigner Erfahrung kann ich soviel sagen das ein MusikProduzent gleichermassen auch Investor ist und im schaffungsprozess durchaus involviert ist und auch mit mehreren Leuten Kompositionen erstellt. Meist gibt es aber hierfür mehrere StudioRäume. Der Hauptraum wird für Mixing und Master genutzt. Hier kommt letztlich nur das an wo der Produzent investieren möchte oder eben ohne Beteiligung pauschal bezahlt wird .
Bei einem reinem Tonstudio sieht die Sache meist anders aus. Hier wird fix Stundenweise bezahlt.

 

[MountainKing]

Die kreative Arbeit "vorher" schon gemacht zu haben, ist wohl für Bands, die "on a budget" sind, wohl das Wichtigste. Dann geht es kurz für ein, zwei vielleicht drei Tage (oder, wenn es hoch kommt für eine Oche) ins Studio zum Aufnehmen. Wenn man dann anfängt, noch großartig umzustellen, wird amn sich wohl eher verzetteln.

Es spricht ja nichts dagege, dass der "Produzent" auch schon in diesem Vorbereitungsprozess mitwirkt - in der einen oder auch anderen Form:

- Online-Datenaustausch ist heute keine Problem mehr
- Vielleicht fährt der Produzent mal für drei Stunden zu den Jungs in den Proberaum (falls räumlich machbar), wenn es darum geht für zwei, drei Songs bestimmte Besonderheiten herauszuarbeiten. Der Rest muss wiederum gewissenhaft von der Band weiter ausgearbeitet und für die Aufnahmen vorbereitet werden.

Abgesehen davon haben viele Künstler heute doch eine Quasi-Studio-Umgebung zu Hause oder im Proberaum zur Verfügung. Das haben ja sogar wir HRler. Ist ja kein großes Ding mehr.

So stelle ich mir das in der heutigen Welt vor. Jedenfalls solange, bis man's "geschafft" hat. Dann kann man die Budgets auch IM Sudio mit Rumhängen verbraten.