Ich aß ein Eis

ich finde, Du erzählst zuviel Belangloses und wiederholst oft bereits Gesagtes an anderer Stelle mit anderen Worten noch einmal.
Dadurch geht dem Text die Dichte und Dramatik etwas flöten.

So muss das LI in der ersten Strophe "nur kurz raus, nur kurz weg, kurz nur etwas andres sehen". Während es in der zweiten "nur kurz verschnaufen" und "fast gar nicht weg" war. Aber eben doch. Das klingt, als fällt dem LI gar nichts ein, was es sonst erzählen könnte. Und das glaube ich ihm nicht.

...

MMn käme die hochdramatische Belanglosigkeit des Eises viel mehr zur Geltung, wenn im Text die großen Fragen, radikale Zweifel, Vorwürfe, extreme Emotionen, verstörende Bilder usw. bewegt würden. Und dann der Kontrast: dummerweise ein Eis gegessen.

Kann ich nachvollziehen, was du meinst.
Ich glaube, ich hab zuerst sogar versucht, bei der zweiten Strophe nicht zu wiederholen, sondern die Geschichte fortzuführen, hab es dann aber nicht richtig hingekriegt.

Ich find meine jetzige Version okay. Es hat was wiederholendes, ist aber doch ein bisschen mehr.

Ich würde es so beschreiben:

In der ersten Strophe geht es darum zu beschreiben, was in der Situation passiert (Überforderung, "einfach nur weg"), dass das LI tatsächlich rausgeht.

In der zweiten Strophe geht es um die gleiche Situation, aber der Blickwinkel ist der einer nachträglichen Entschuldigung oder Relativierung (quasi kurz Luft schnappen zählt ja gar nicht als weggehen).

Ich wollte beide Nuancen drinhaben.
Im Idealfall sollte rüberkommen, dass das LI eigentlich nicht gehen wollte, dass es die Dynamik der Situation war, die es dann trotzdem so handeln ließ und dass es im Rückblick mit diesem Widerspruch zwischen Wollen und Handeln kämpft.

Deine Idee mit den "großen Fragen" etc. wär aber definitiv ein guter anderer Ansatz.
Wenn mir was einfiele, wär es cool. Ich stell es mir aber schwierig vor, das gut hinzukriegen. Mal kucken...
 
Sowas z.B. finde ich viel zu ausschweifend. Dichter und dramatischer wäre:

als Mutter starb
aß ich ein Eis

Damit ist all das andere auch gesagt. Du musst nicht sagen, dass das LI sich schämt. Es steht zwischen den Zeilen. Du musst nicht sagen, dass das LI diese Bilder sieht - es steht zwischen den Zeilen. Du musst nicht sagen, dass das LI seine Mutter allein gelassen hat. Es ist klar dadurch, dass es ein Eis gegessen hat.

Da ist was dran. Inhaltlich stimme ich zu.
Im Augenblick bin ich allerdings noch gefangen in meiner ursprünglichen Grobvorstellung von Rhythmus, Sound und Liedaufbau. Da war immer ne Art Steigerung durch mehr Text zum Schluss hin.
 
In der zweiten Strophe geht es um die gleiche Situation, aber der Blickwinkel ist der einer nachträglichen Entschuldigung oder Relativierung (quasi kurz Luft schnappen zählt ja gar nicht als weggehen).

Ich wollte beide Nuancen drinhaben.
Das kann ich verstehen. Damit (möglichst alle Nuancen abbilden) habe ich selbst oft zu kämpfen.
Hier finde ich es aber etwas zu verkopft. Ein Songtext sollte selbsterklärend sein. Oder wenigstens ein Stichwort sollte als Schlüssel zur Decodierung genügen. Oder die Musik sollte das übernehmen, was der Text allein nicht zu leisten vermag.

Wenn das aber dann immer noch nicht genügt, ist es mMn zu kompliziert. Nicht allgemein, aber für einen Songtext!

Da ist was dran. Inhaltlich stimme ich zu.
Im Augenblick bin ich allerdings noch gefangen in meiner ursprünglichen Grobvorstellung von Rhythmus, Sound und Liedaufbau. Da war immer ne Art Steigerung durch mehr Text zum Schluss hin.
Wenn Rhythmus und Aufbau fix sind, bleibt Dir diese Steigerung doch trotzdem erhalten. Du hättest mit der Komprimierung Raum freigeschaufelt für weiteren Text, für wirklich brennende Worte, für das, was das LI seiner Mutter eigentlich noch sagen wollte, aber nie gesagt hat, für das was für immer ungetan bleiben wird weil das LI ein Eis gegessen hat usw. ...

Als ich meiner Frau den Text zeigte, meinte sie übrigens, ihr komme es so vor, als habe die Mutter vielleicht sogar gewartet, bis der andere hinaus gegangen sei, damit sie allein sterben könne...

Mehr will ich dazu jetzt gar nicht sagen. ;-) Du machst das schon.
 
Zuletzt bearbeitet:
eine Aufzählung tausender Banalitäten eines sonnigen Tages in einer japanischen Stadt. Hunderte Schauplätze wurden beleuchtet .... von deren wolkenlosen Himmel, ganz langsam ein kleiner Fallschirm herab schwebt... mit der Atombombe dran.
Vergleichen wir das einmal mit Andaragingas Text, dann wäre die Atombombe . . . nicht das Eis! . . . sondern der Tod der Mutter.
Die Aufzählung der japanischen Stadt-Banalitäten macht nur Sinn vor dem Hintergrund der Atombombe.

Und so würden auch in Andaragingas Text die Banalitäten nur Sinn vor dem Hintergrund des Todes der Mutter machen. Doch er setzt sie nicht in Bezug zum Tod der Mutter, sondern in Bezug auf eine andere Banalität: das Eis Essen.

Vergleich zurück: das wäre also, wie wenn die Aufzählung der japanischen Stadt-Banalitäten am Tag des Atombombenabwurfes - Schauplätze, flanierende Menschen, ein sonniger Himmel usw. - ebenfalls in einer japanischen Banalität gipfeln würden, bspw. einem liegen gelassenen Fächer auf einer Bank:

der Himmel war so schön
alles war so friedlich
und dann sah ich ihn -

den Fächer! . . .
jemand hatte ihn vergessen
(am Tag der A t o m b o m b e)


Ich habe übertrieben, so dass es eine gewisse Komik birgt. Nur, um zu verdeutlichen.
Versteht man, was ich meine?
 
"Buch mit leeren Seiten" ist tatsächlich was, wo ich nicht einschätzen kann, ob man das versteht.
Nun, nach der Auflösung vielleicht die Suche und das Ende des Medizinerlateins? Was hat es denn tatsächlich mit diesem geheimnisvollen Buch auf sich?
 
"Buch mit leeren Seiten" ist tatsächlich was, wo ich nicht einschätzen kann, ob man das versteht.
Nun, nach der Auflösung vielleicht die Suche und das Ende des Medizinerlateins? Was hat es denn tatsächlich mit diesem geheimnisvollen Buch auf sich?

Bei Erklärungen besteht natürlich die Gefahr, dass man nachher enttäuscht ist, weil man was viel tolleres erwartet hat.
Aber, wenn du so fragst, riskieren wir es mal.

Ich hatte einfach die Vorstellung, dass jemand Tag und Nacht mit einer Person verbringt, die regungslos daliegt und nichts macht oder sagt und man die ganze Zeit wartet, dass irgendwas passiert.

Anstatt das so zu erklären, hab ich versucht dafür ein Bild zu finden. Diese Situation muss dann ja so ähnlich sein als ob man ein Buch mit lauter leeren Seiten studiert.
 
Anstatt das so zu erklären, hab ich versucht dafür ein Bild zu finden. Diese Situation muss dann ja so ähnlich sein als ob man ein Buch mit lauter leeren Seiten studiert

Schönes Bild, so sind viele Menschen, auch wenn sie noch rumzappeln.
 
Bei Erklärungen besteht natürlich die Gefahr, dass man nachher enttäuscht ist, weil man was viel tolleres erwartet hat.
das ist wahr, aber Enttäuschung setzte nicht ein. Danke für die Aufklärung.
Ich hatte einfach die Vorstellung, dass jemand Tag und Nacht mit einer Person verbringt, die regungslos daliegt und nichts macht oder sagt und man die ganze Zeit wartet, dass irgendwas passiert.
trauriger Alltag in Altenheimen, wa. Finde, dass man regungslosen Menschen nicht die innere Regung absprechen sollte. Is ja alles, was bleibt. Für mich wäre es eher das verstummte Buch. Alzheimer, Demenz... wiederum lässt wirklich die Seiten verschwinden. Aber irgendwas bleibt doch immer, bis...Ein Endlosthema mit unendlichen Bildern. Danke für deine.
Sehr spannend, wie man diese Bilder musikalisch umsetzt.
Naicke
 
Hallo @Andaraginga : Für dein schönes Gedicht und die darum rankende Diskussion gibt es einen sprachwissenschaftlichen Begriff: Konsistenz bzw. Nichtkonsistenz von Ereignissen. Gemeint ist die Frage, ob Phänomene schlüssig zusammen gehören oder eben nicht.

Konsistent wäre, dass sich infolge eine Atemzuges die Lunge mit Luft füllt, sich Brustkorb und/ oder Schultern heben, der Sprachfluß unterbrochen wird usw. - Nichtkonsistent hingegen ist, dass die Mutter stirbt, während das LI Eis ist. Das Seltsame ist, dass wir uns merken, was wir am 11. September taten, obwohl das Einfallen der Türme und unser Tagesablauf nicht konsisten verbunden sind.

Nichtkonsistente Phänomene bilden sehr, sehr oft die Basis von Kunst. Vor einigen Monaten diskutierte ich mit einigen Schreibern über ein Gedicht, welches den Hunger der Welt mit der Verschwendung von Pyrotechnik zum Jahreswechsel in Verbindung setzte. Darüber kann man, wenn man will, klagen... aber eine schlüssige Verbindung zwischen Feuerwerk und Hunger in der Dritten Welt gibt eben nicht. - Fast alle moralisierenden Texte bauen auf Analogien, die in Wahrheit nicht konsistent verbunden sind. Nehmen wir den Einfluß des Gewinns der Fußball-WM auf die Börse usw.

Wo liegt nun der Sinn, sich über Konsistenz Gedanken zu machen? Nun, man muß nur über das Thema "Fakenews" nachdenken. Behauptungen, die falsch sind oder nicht konsistente Fakten werden künstlich verbunden und... hinterlassen große praktische Wirkungen. Man kann mit ihnen politisch... aber auch künstlerisch Menschen manipulieren. Vorgänge, die unser Leben auf Schritt und Tritt begleiten. Jede Analogie, jede Metapher, jeder Kommentar verbindet im Grunde nichtkonsistente Fakten.

Andererseits kann man mit der Entflechtung nichtkonsistenter Ereignisse heilen. Zum Beispiel bei der Behandlung frühkindlicher Traumata! Wen dieses Thema mehr interessiert, dem empfehle ich, unter dem Thema "Konsistenztheorie" weite zu recherchieren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo @Andaraginga : Für dein schönes Gedicht und die darum rankende Diskussion gibt es einen sprachwissenschaftlichen Begriff: Konsistenz bzw. Nichtkonsistenz von Ereignissen. Gemeint ist die Frage, ob Phänomene schlüssig zusammen gehören oder eben nicht.

Konsistent wäre, dass sich infolge eine Atemzuges die Lunge mit Luft füllt, sich Brustkorb und/ oder Schultern heben, der Sprachfluß unterbrochen wird usw. - Nichtkonsistent hingegen ist, dass die Mutter stirbt, während das LI Eis ist. Das Seltsame ist, dass wir uns merken, was wir am 11. September taten, obwohl das Einfallen der Türme und unser Tagesablauf nicht konsisten verbunden sind.

Nichtkonsistente Phänomene bilden sehr, sehr oft die Basis von Kunst. Vor einigen Monaten diskutierte ich mit einigen Schreibern über ein Gedicht, welches den Hunger der Welt mit der Verschwendung von Pyrotechnik zum Jahreswechsel in Verbindung setzte. Darüber kann man, wenn man will, klagen... aber eine schlüssige Verbindung zwischen Feuerwerk und Hunger in der Dritten Welt gibt eben nicht. - Fast alle moralisierenden Texte bauen auf Analogien, die in Wahrheit nicht konsistent verbunden sind. Nehmen wir den Einfluß des Gewinns der Fußball-WM auf die Börse usw.

Wo liegt nun der Sinn, sich über Konsistenz Gedanken zu machen? Nun, man muß nur über das Thema "Fakenews" nachdenken. Behauptungen, die falsch sind oder nicht konsistente Fakten werden künstlich verbunden und... hinterlassen große praktische Wirkungen. Man kann mit ihnen politisch... aber auch künstlerisch Menschen manipulieren. Vorgänge, die unser Leben auf Schritt und Tritt begleiten. Jede Analogie, jede Metapher, jeder Kommentar verbindet im Grunde nichtkonsistente Fakten.

Andererseits kann man mit der Entflechtung nichtkonsistenter Ereignisse heilen. Zum Beispiel bei der Behandlung frühkindlicher Traumata! Wen dieses Thema mehr interessiert, dem empfehle ich, unter dem Thema "Konsistenztheorie" weite zu recherchieren.

Danke für die interessanten Ausführungen. Das Motiv, das ich am häufigsten in Liedern wahrnehm, ist das möglichst kleine Detail, das für irgendeine große Sache steht. Durch den Widerspruch entsteht Spannung und es veranschaulicht ne Aufmerksamkeitsverschiebung des Protagonisten, was wiederum suggeriert, das genau so eine irgendwie bedeutende Sache abläuft.
Ich denk wieder an die 22 Heizungsrippen im Kellerverlies, die genau 99 Schritte hoch ins Schlafzimmer oder auch "no milk today" oder den Pferdehalfter an der Wand.
Wenn im Lied irgendein Detail übergenau beschrieben wird, dann ist fast immer irgendwas im Busch ;-)

Sehe gerade, noch raffinierter ist ja The day before you came (ABBA) eine einzige Aneinanderreihung alltäglicher unwichtiger Details. Aber präsentiert als "bestimmt hab ich das alles genau so gemacht, aber erinnern kann ich mich nicht mehr".
Weil, diese Variante gibt es ja auch. Einschneidendes Ereignis mit dem Ergebnis, das man wie in Trance agiert und scheinbar nichts mitkriegt.

Bei meinem Eis essen hab ich auch überlegt irgendeine Zeile zu finden wie "weiß nicht mal mehr welche Sorte/welcher Laden..."
weil das Eis essen steht ja nicht für die Fokusierung auf Details, sondern eher für tranceartiges Agieren. Die Tatsache, dass es ein banales Detail ist, wird nur danach wichtig, beim drauffolgenden "Schock", wenn das LI wieder "erwacht" und sich denkt, was hab ich da nur gemacht, das passt ja gar nicht zusammen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Sehr schön gesagt @Andaraginga. Es gibt eine rätselhafte Verbindung zwischen konkreten Details und abstrakten Sehnsüchten: Sie passen sich scheinbar mühelos an! Weil unsere Gefühle keine Abstraktionen verstehen, sind sie hungrig nach sinnlich wahrnehmbaren Details. Und nach klaren Bekenntnissen zum Leben.

Es gibt keine frustrierenden Details, sondern nur frustrierte Köpfe.
 
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Nicht ganz. Was zeigt dein Beispiel denn jetzt? Dass die zwei Texte so nicht verglichen werden können oder dass bei einem von beiden irgendwas besser ist?
Ich wollte damit zeigen, dass die Wirkung ins Komische umkippen kann, wenn die Aufzählung von "Banalitäten" in der Strophe in einer weiteren "Banalität" im Refrain gipfelt, wenn also weder Strophe noch Refrain die "Atombombe" thematisieren, sondern diese irgendwo unter ferner liefen ganz am Ende, fast wie in einem Nebensatz auftritt. Der Refrain mit dem Fächer setzt dann einen falschen Fokus.

Wenn im Lied irgendein Detail übergenau beschrieben wird, dann ist fast immer irgendwas im Busch ;-)

Sehe gerade, noch raffinierter ist ja The day before you came (ABBA) eine einzige Aneinanderreihung alltäglicher unwichtiger Details. Aber präsentiert als "bestimmt hab ich das alles genau so gemacht, aber erinnern kann ich mich nicht mehr".
Weil, diese Variante gibt es ja auch. Einschneidendes Ereignis mit dem Ergebnis, das man wie in Trance agiert und scheinbar nichts mitkriegt.
Aber genau das macht mMn Dein Text nicht, weil er die Aneinanderreihung der alltäglichen Dinge in der Strophe zusätzlich verschlüsselt. Das geht schon los mit "ich stand, lag am Boden". Für mich klang das nach Christian Morgenstern (langsam schnelle, geradeaus um die Kurve). Es wurde nicht klar, in welche Richtung (dramatisch, psychedelisch, komödiantisch, somatisch etc.) das zu verstehen ist. In diesem Stil geht es weiter.
Die vorläufige "Auflösung" des Mysteriums besteht dann darin, dass das LI ein Eis gegessen hat... Hmm... Der Umstand, dass es um eine im Sterben liegende Mutter geht, bleibt viel zu lange im Verborgenen.
Ich denke durchaus, dass es Genres gibt, in denen man das ohne Weiteres so machen kann. Aber eher nicht in einem Songtext. Das finde ich wie gesagt zu verkopft. Songtexte müssen wie Musik etwas unmittelbar eingängiges haben. Ein Rätsel, das noch einmal verrätselt wird . . . weiß nicht...
Wenn es um das Rätsel ansich ginge, würde es wahrscheinlich wieder funktionieren. Aber hier soll ja das Rätsel Mittel zum Zweck sein, um eine größere psychologische Tiefe zu erreichen. Und das finde ich schwer. Jedenfalls so, wie es momentan umgesetzt ist.

Bei meinem Eis essen hab ich auch überlegt irgendeine Zeile zu finden wie "weiß nicht mal mehr welche Sorte/welcher Laden..."
Das wäre meiner Meinung nach ein guter Weg gewesen.


man muß nur über das Thema "Fakenews" nachdenken. Behauptungen, die falsch sind oder nicht konsistente Fakten werden künstlich verbunden und... hinterlassen große praktische Wirkungen. Man kann mit ihnen politisch... aber auch künstlerisch Menschen manipulieren.
Die Behauptung, etwas sei "Fakenews" erfüllt ja selbst meist die Merkmale von "Fakenews" und ist ein probates Mittel, Denkvorgänge zu manipulieren. Denn der Fakenews-Vorwurf impliziert / suggeriert, derjenige, der "Fakenews" sagt, wüsste, wie es sich tatsächlich verhält. Und das ist in aller Regel nicht der Fall. In Wahrheit tappen alle meistens im Dunkeln.
 
Zuletzt bearbeitet:
der lügner spricht ich lüge nicht
die wahrheit kommt niemals ans licht
weil es keine wahrheit gibt
wer das anders sieht der lügt
 
der lügner spricht ich lüge nicht
die wahrheit kommt niemals ans licht
weil es keine wahrheit gibt
wer das anders sieht der lügt
Soll das ein Bonmot sein? ;-) Falls ja, würde ich da noch mal drüber schauen.

Und hast Du das jetzt einfach mal so pro forma eingeworfen? Oder soll sich das auf meinen Beitrag beziehen?
 
Mir gings auch zuerst einmal wie der Turquoise mit dem Unterschied, dass ich eine erste Wahrnehmung hatte: schlechtes Gewissen.
Die zweite war: Ohnmacht.

Interessant, dass diese beiden Elemente - ausgehend von dem tragischen Ereignis - vordergründig waren.
Erst danach … kam die Trauer.

Aus einer nicht näher bekannten eigenen Sigmund-Freud-Deutung von mir, dem Hellgay, ergibt sich daraus eine menschliche Logik, die besagt, dass sich Mutter und LI nicht besonders nahe standen oder nicht zu tiefe(re)n Gefühlen fähig waren.

Wenn ich mir vorstelle, dass meine Mutter stirbt, würde ich - und da bin ich mir sehr sicher - Gott weiß was anderes tun, zb Schreien und Heulen gleichzeitig (ähnlich wie der Neymar beim Fussball, obwohl da noch unzählige Purzelbäumchen noch dazu kommen müssten), aber ich würde keinesfalls ein Eis essen.

Sehr vielschichtig, wie die Leute mim Tod (oder mit dem Moment kurz danach) umgehen, finde ich.

Den Rest seh ich wie die Turquoise.
Mehr oder weniger.

Auf jeden Fall gekonnter Text, wobei ich auf die Abschlackungs-Idee von Turquoise hören würde.
Aber wer bin ich schon? :heul:

Ich hoffe, ich erlebe die Vertonung noch, ansonsten dann NACH meiner Vacation. :)
 
Lieber @helge1973

helge1973 schrieb:
Wenn ich mir vorstelle, dass meine Mutter stirbt, würde ich - und da bin ich mir sehr sicher - Gott weiß was anderes tun, zb Schreien und Heulen gleichzeitig (ähnlich wie der Neymar beim Fussball, obwohl da noch unzählige Purzelbäumchen noch dazu kommen müssten), aber ich würde keinesfalls ein Eis essen.

Das LI ging VOR dem Tod ein Eis essen. Im Begleittext heißt es: Als die Mutter starb, war ich nicht da! Was bitte darf man VOR dieser Situation essen - was nicht?
 
Das LI ging VOR dem Tod ein Eis essen.
I know.

Ich wollte nur schreiben, wie ICH das zunächst (falsch) verstanden habe und welche Gedankengänge sich daraus ergeben haben (ich fand diese interessant, da - in der Tat - sehr viele Menschen, sehr anders mit so einer Situation, umgehen).

Aus meinem (falschen) Schluss ableitend, ergeben sich viele Möglichkeiten, wie man mit der Trauer oder dem kurzen Moment danach umgeht.

Ich dachte, es wäre klar, was ich meine und dass ich das zuerst falsch verstanden/gelesen habe.
Ich entschuldige mich in aller Form für mein diffuses Schreiben.

:verbeug:
 
Sorry @helge1973, DAS hatte wiederum ICH falsch verstanden. :verbeug:

Ich beispielsweise erfuhr vom Tod meines Vaters erst, nachdem es für einen Abschied zu spät war und grämte mich darüber ein halbes Leben lang. Ein Grund mehr, mich von dem Text berühren zu lassen....
 
Sorry @helge1973, DAS hatte wiederum ICH falsch verstanden.
Du musst Dich für überhaupt nix entschuldigen, ich habe den Bezug echt blöd geschrieben.

Ich beispielsweise erfuhr vom Tod meines Vaters erst, nachdem es für einen Abschied zu spät war und grämte mich darüber ein halbes Leben lang.

Auch hier interessant, wie verschieden die Leute damit umgehen: MICH hat der Tod meines Vaters in keiner Weise berührt - und das macht mir heute noch Angst.
Zwar hatten wir auch ein zerrüttetes Verhältnis, aber nunja … nicht einmal Freude, Erleichterung, Hass, Wut, Trauer, gar nix … umso interessanter finde ich, wie die Leute mit dem Moment danach umgehen.

Als mein Lieblings-Onkel gestorben ist, hat meine Tante das mitten beim Staubsaugen bemerkt, ist kurz zu ihm gegangen - und hat dann (kein Scheiss!) erst einmal zu Ende gesaugt, bevor sie überhaupt i-jemanden informiert hat.

Und genau DARUM ging es MIR.
 

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