Hello - Adele: Reverb?

[TheTick]

Hi Leute,

hab gerade den neuen Track von Adele gehört. Gefällt mir gut. Abgesehen davon würde mich interessieren, wie ihr denkt, dass der Reverb gemacht wurde. Kann sein, dass das etwas total standardmäßiges ist, aber irgendwie fasziniert er mich.

http://vevo.ly/G5tGFU

Lied startet 0:44. Das erste "Hello" hat einen super dichten Hall. Danach scheint der Hall automaitisiert leiser und/oder weniger dicht zu. Seht ihr das auch so? Ist das ein Delay drin, dass den recht dumpfen Hall befeuert?

LG
TT

 

[AWF]

Das sind mehrere Hall Sends.

Der große Hall kann alles mögliche sein.

Hat einen hörbares PreDelay und kommt mir leicht moduliert vor.

Bei den trockenen Parts scheint es mir ein Kompressor zu sein. Also nach dem Hall liegt ein Kompressor mit Sidechain Input der Vox Spur. Immer wenn sie singt drückt es den Hall nach hinten und wenn sie aufhört füllt dieser wieder die Löcher mit Hall.

 

[TheTick]

AWF, danke für deine Rückmeldung. Meinst du, dass bei den nassen Parts (sprich erstes "Hello") ein normaler Hall und der lange Hall zusammenarbeiten und bei den darauffolgenden Parts der lange Hall abgeschaltet wird und zusätzlich der normale Hall während des Singens geduckt wird?

 

[AWF]

So meine ich das.

Der grosse Hall wurde automatisiert und nur für dieses Hello verwendet. Und der andere Raum wird geduckt. Also Kompressor nach Hall schalten und von der Stimme steuern lassen.

Hier mal Beispiel von so einer Kette.

Ohne Kompressor und mit Kompressor abwechselnd und 1mal Stimme trocken.

Man merkt das ohne Kompressor die Stimme nicht intim wirkt, weil der Hall viel Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Mit Kompressor ist es angenehmer obwohl der Raum schon recht groß gewählt ist, aber es stört nicht. Auch hören die Stellen zwischen dem Gesang nicht so "leer" an. Die Hallfahne verbindet die Parts, wie eine Überleitung.

Und trocken klingt halt trocken und leblos.

Ist nur auf die schnelle, aber ich denke das zeigt den Vorteil mit dem Kompressor. Ein kürzerer Raum hätte es auch getan, aber gut...



Genau den Klang von Adele zu treffen benötigt viel Zeit und ein anderer Hall (HOFA z.B. mit Modulation, oder Softube Tsar?...ich habe keines das passt).

 

[Steffi_Weigelt]

Genau den Klang von Adele zu treffen benötigt viel Zeit und ein anderer Hall (HOFA z.B. mit Modulation, oder Softube Tsar?...ich habe keines das passt).

Ich habe etwas ähnliches schon einmal mit dem tc System 6000 gemacht, kann aber nicht mehr sagen, welchen Algorithmus ist dafür verwendet habe. Könnte NonLin2 gewesen sein...

 

[m_tree]

Ich höre das etwas anders:

Der Hall ist extrem dumpf und lang, möglicherweise ist die Nachhallzeit der Bässe noch gesteigert.
Und ich denke nicht, dass da mit Kompressor und Sidechain gearbeitet wurde. Eher höre ich, dass Direktsignal und Hall extrem voneinander getrennt sind, der Hall ist ganz hinten und die Stimme ganz vorn. Neben der extremen Höhendämpfung auf dem Hall, einem langen Pre-Delay und weichem Einschwingverhalten, könnte da mit geschickten Routings getrickst worden sein, bzw. Parallelkompression. Will heißen, dass der Hall mit dem unkomprimierten Signal gefüttert wurde, was die Stimme noch weiter vom Hall entkoppelt und vorne bleiben lässt. Ggf. ist der Hall auch separat mit sehr langer Release Zeit komprimiert. Z.B. bei "a thousand times" bei ungefähr 2:30 ist zu deutlich zu hören, dass der Hall gleichzeitig mit der Stimme lauter ist und die Stimme nach hinten rutscht. Klingt für mich nach Parallelkompression und unkomprimiertem Signal auf dem Hall - nicht nach Sidechain. Wegducken klingt anders.

 

[TheTick]

@m_tree:

Bis zum Punkt Parallelkompression kann ich dir folgen. Ein Signal erscheint ja im Mix weiter hinten, wenn die Höhen gedämpft sind und es vom Originalsignal per Pre-Delay abgetrennt wird.

Aber warum würde hierzu ein Signal helfen, das unkomprimiert den Hall füttert? Je nachdem wie es eingesungen wurde, könnten doch auch Gesangsabschnitte lauter sein, die nach Kompression nicht mehr so arg rausstechen? Das würde ja dann eher zu einem lauteren als leiseren Hall führen. Oder wie meinst du das?

@AWF:

Das Beispiel ist recht drastisch, aber geht doch in die Richtung. Was bei Adele auffällt ist ja, dass sie nur bei "Hello", wo halt Platz dahinter ist, diesen dicken Hall auffährt und nicht bei den Passagen danach.

 

[AWF]

Was bei Adele auffällt ist ja, dass sie nur bei "Hello", wo halt Platz dahinter ist, diesen dicken Hall auffährt und nicht bei den Passagen danach.

Genau, da wird es automatisiert und ich denke es ist einfach ein separater Send mit diesem Hall.
Da ist , wie ich weiter oben schon erwähnte, ein auffälliges Predelay.

 

[RefinedRough]

Jo da wurde viel Automatisiert denk ich. Auch abgesehen vom Hall - hört euch mal die Drums an, die sind per Filter ständig in Bewegung. Sau geil gemacht

 

[Beatback]

Man kann so etwas auch gut in Guitar Rig 5 bauen!
Einfach GR 5 in die Vocal Chain am Ende reinhauen.


Dazu nimmt man den Modifier Input Level der dann das Dry/Wet des Reverbs steuert.
Im Modifier kann man dann nachher noch nach belieben die Attack und Decay Zeit zum Songkontext einstellen.
Guitar Rig ist für mich immer noch sehr schön mit seinem modularen Aufbau, genau richtig dafür.
Für den Reflektor bekommt man schöne IRs von bekannten Hallgeräten.
In meinem Beispiel habe ich noch zusätzlich ein Spring Reverb zum Reflektor IR mit dem Splitter dazu gemischt.

 

[Gast92251]

Oha... Ich konnte in Teilbereichen doch ziemliche Intonationskorrekturen (Melodyne/Autotune/VariAudio o.ä.?) feststellen. Natürlich ist das leider nicht..
Wobei die tolle Gesangsstimme der Adele wirklich was kann, aber darum geht es hier ja nicht.

 

[TheTick]

Ich bin da aber auch ganz froh drum, denn der Hänger bei (we could've had it) ALL im Refrain von "Rolling in the deep" finde ich ziemlich schlimm.

@rdkd
Kannst du eine Passage benennen, wo deiner Meinung nach getunt wurde? Ich arbeite ab und an mit einer Sängerin zusammen, bei der ich auch in ungetuntem Zustand ständig das Gefühl habe, Artefakte zu hören

 

[Beatback]

Ganz störend ist mir da nichts aufgefallen, ich finde die Nummer wirklich gut gemacht.
Sie hat einfach eine schöne Stimme.
Wir sind ja hier im Chartsbereich, das ist wie im Photobusiness, da wir hier und da ordentlich aufpoliert.
Mich stört es definitiv nicht.

Aber hier gings ja ums ducked Reverb nicht war

 

[Gast92251]

@The Tick: auch ich arbeite mit Sänger/innen zusammen, mache viel Voc-Editing. Ich hör da halt irgendwas Komisches, was für MICH nicht ganz natürlich klingt. Vielleicht sind auch meine arschteuren Boxen kaputt oder einer der Künstler steht auf dem Schlauch, äh, Kabel. Alternativ ggf. der Kompressionsalgo dieser Videoplattform. Wer weiss. Aber es geht hier ja um was ganz anderes und streiten sollen wir uns ja nicht laut Forumregel. Sonst werd ich gesperrt.

 

[TheTick]

Ich wollte mich nicht streiten. Es war eine tatsächlich ernstgemeinte Frage, wo du was hörst, da mich das einfach interessiert. Mal ausnahmsweise ein Post ohne doppelten Boden Und mein Beispiel mit meiner Sängerin war damit natürlich irreführend, da du es sicherlich so verstanden hast, als dass ich deinen Schrieb in Zweifel ziehen wollte. Dem war aber nicht so.

 

[Gast92251]

Mein Posting hiervor war rein ironisch gemeint. Aber auch das hatte ja nichts mit dem eigentlichen Thread zu tun. Kurz: ich mag natürliche Stimmen, leichte Schwebungen, ein kleines Hineingleiten auf die anvisierte Tonhöhe darf mal dabei sein, es sind mir halt sympathische "Fehler", die einen Song erst aufwerten und interessant machen. Bei Adele klingt es, und ich habe ihre Stimme/Alben schon viele Jahre im Kopf aka. Ohr, in diesem Falle hier irgendwie anders. Aufgrund ihrer Sangeskünste und ihrer Stimmenformation glaube ich nicht, dass das alles real ist. Klingt mir zumindest nicht danach, auch wenn es sehr gut gemacht ist und den meisten sicher nicht auffällt. Ich höre an einigen Stellen, insbesondere Übergängen, etwas, was mir nicht echt zu klingen scheint. Ihre Stimme würde ohne diese Korrektur/Anpassungen anders agieren, und Live wäre Adeles Voice eh anders. Nur meine Meinung. Kommen wir lieber wieder zum eigentlichen Threadthema. Eine großartige Künstlerin!

 

[m_tree]

Aber warum würde hierzu ein Signal helfen, das unkomprimiert den Hall füttert? Je nachdem wie es eingesungen wurde, könnten doch auch Gesangsabschnitte lauter sein, die nach Kompression nicht mehr so arg rausstechen? Das würde ja dann eher zu einem lauteren als leiseren Hall führen. Oder wie meinst du das?

Die Kompression soll dafür sorgen, dass leise Passagen weniger leise immer Verhältnis zu den lauten und damit weiter "vorne" sind. Hall sorgt allerdings dafür, dass das Signal diffuser wird und tendenziell nach hinten rutscht.
Wird der Hall mit dem unkomprimierten Signal gefüttert, ist er bei den leisen Passagen leiser, als wenn er mit dem komprimierten gefüttert wird. Der Hall arbeitet also nicht "gegen" die Kompression, sondern sorgt weiter dafür, dass die leisen Parts nicht untergehen.
Dafür wirken laute Passagen "heftiger" durch lauteren Hall, obwohl sie nicht mehr viel lauter als die leisen sind. Dadurch bleibt auch mehr "Tiefe" erhalten.

Es lohnt sich generell sich mal mit Parallelkompression zu beschäftigen. Das wird auch "Aufwärts" Kompression genannt, weil im Prinzip die lauten Passagen nicht runtergedrückt, sondern die leisen lauter gemacht werden (im weitesten Sinne). Eine Kombination aus Abwärts (Direkt-) und Aufwärts Kompression ist nach meiner bisherigen Erfahrung eine sehr coole Sache, vor allem beim Gesang.

Wie schon gesagt kann ich mir vorstellen, dass das bei dem Song auch so gemacht wurde. Evtl. wurde der Hall dann noch sehr sachte und mit extrem langer Release komprimiert, während der Gesang selbst aggressiver komprimiert wurde. Hört sich für mich jedenfalls so an.

 

[TonyPizza]

und es vom Originalsignal per Pre-Delay abgetrennt wird.

obacht

 

[TheTick]

? Mehr Input bitte

 

[TonyPizza]

Stell dir einen Raum vor. Am Ende des Raums steht ein Drumkit an der Wand, Jetzt treffen alle Reflexionen ungefähr zeitgleich bei die als Hörer am anderen ende das Raums ein.

Ziehst du nun die Schallquelle (Kit) näher zu dir ensteht ein Pre-Delay, hauptsächlich durch die Entfernung zur rückwärtigen Wand.

Also, um so näher die Schallqualle desto höher das (natürliche) Pre-Delay.