Geheimnis eines besonderen Refrains

[jet2]

würde gerne wissen, ob ihr ein geheimnis habt, wie ihr einen refrain so gestaltet, dass er besonders wird
und sich von dem rest des songs abhebt.
so dass er im vergleich zur strophe zb. nochmal richtig einen drauflegt.

habe hier ein beispiel, bei dem ich gerne rausfinden würde, warum mich der refrain so fesselt,
dass ich kaum aufhören kann, mir das stück immer wieder anzuhören.



hier finde ich die strophe fast langweilig, dann kommt der break, der einen aufrüttelt - ein pause wo es kurz ruhig wird und
eine starke spannung aufgebaut wird - dann ein - meiner meinung nach - abgefahrener refrain.
das besondere dabei ist, das der kontinuierlich aufbaut und gleichzeitig tonal nach unten geht, was ich ungewöhnlich finde.
am ende hat man das gefühl, dass es nochmal hochgeht und der refrain wiederholt werden soll - aber dann bricht es plötzlich ab.
und genau das ist vielleicht der grund, warum ich danach das stück immer noch einmal mehr hören möchte.


bringt bitte gerne eure eigenen song-beispiele ein und erklärt vielleicht, was der refrain eures songs so besonderes hat,
dass er euch so fesselt.

 

[SilentWarrior]

Kurz und einfach:

Kontraste

Höre dir die Stimme in der Strophe an und dann im Refrain.
Wie ist das Frequenzbild? Die Räumlichkeit?

Auch sehr beliebt: den Refrain breiter und lauter mischen.

Aber meist sind es Kontraste die einen wachrütteln.

 

[DanielaX]

Also für mich sind es die Drums die so richtig loslegen und die Melodie. Eigentlich gibts doch auch einen Akkordwechsel oder?

Ich kann dir eventuell noch ein Beispiel von mir zeigen was die Strophe darstellen soll und anschließend sowas wie der Refrain. In diesem Genre, ohne Gesang. Das Prinzip ist aber das Gleich. Irgendwie möchte man doch ans Ziel .

Tasty

Ab 0:30 -> 0:53
-> 1:00

(bisschen Werbung für mich)

 

[muffy]

Vielleicht auch einen Tonart Shift? Bei Metal gibt es ja den diabolischen Geheimtrick auch mal Dur reinzuwerfen.^^

 

[Entone]

bringt bitte gerne eure eigenen song-beispiele ein und erklärt vielleicht, was der refrain eures songs so besonderes hat,
dass er euch so fesselt.

Ich finde den hier harmonisch sehr gut gemacht. Im Kern ist es ein Mainstream-Rocksong. Aber die Harmonien und der Aufbau führen dazu, dass es einfach besser ist als vom Durchschnitts-Dödel.

 

[jet2]

Ich finde den hier harmonisch sehr gut gemacht. Im Kern ist es ein Mainstream-Rocksong. Aber die Harmonien und der Aufbau führen dazu, dass es einfach besser ist als vom Durchschnitts-Dödel.

bei dem macht es meiner meinung beim ersten refrain vor allem das schlagzeug
beim zweiten der chorus, der dazukommt
und beim dritten die zusatzharmonien

 

[andy_g]

Ich finde den hier harmonisch sehr gut gemacht. Im Kern ist es ein Mainstream-Rocksong. Aber die Harmonien und der Aufbau führen dazu, dass es einfach besser ist als vom Durchschnitts-Dödel.

Sehr Beatles like...

Ist definitiv nicht nur das Arrangement der Instrumente sondern auch die Harmonie des Songs. Will heißen das klingt auf der Akustik Gitarre schon.

 

[Mike3000]

Alle spielen lauter, der Sänger geht dann doch noch einen Ton höher als in der Strophe, alle anderen singen auch noch mit (bzw. ein Chor des Sängers in Aufnahmen). Und wie schon oben erwähnt kommt ein Wechsel von Moll zu Dur oder umgekehrt, auch gut.

ABER dann kann alles plötzlich auch mal anders funktionieren, wie z.B. in "Girl, you´ll be a woman soon" von Neil Diamond bzw. Urge Overkill. Da ist der Refrain eher eine Reduktion ggü. der Strophe und kommt vielleicht deswegen gefühlvoller rüber - und ich meine, da ist der Ref defintiv tiefer gesungen:

 

[stereolli]

Kontraste

Als ich irgendwann mal damit angefangen habe Songs zu writen, bzw. mir zu dem damaligen Stadium jemand sagte "Nimm deine Ideen doch mal auf", fiel in Gesprächen zum Thema Songwriting eigentlich immer eins, bzw. blieb mir dies im Kopf: "Der Song darf nicht langweilig gestrickt sein / Parts sollten sich nicht 1zu1 wiedeholen".
Daran versuche ich mich zu halten. Und wenn es auch nur bedeutet, dass in der Refrainwiederholung ein zusätzliches Element eingebaut wird.
Zudem sagte mal jemand, im Refrain müsse die "Sonne aufgehen", was wohl einen Aha-Effekt beim Hören beschreiben soll.
"Kontraste" finde ich sehr gut umschrieben, falls man sowas denn überhaupt pauschal kann.
Den Refrain hebe ich gerne per Backgroundgesängen, zusätzlichen Flächensounds oder Tempowechsel hervor. Oder alles zusammen

 

[Graham]

Der älteste Trick, vorm Chorus kurz vom Gas gehen, dann haut er mehr rein.

 

[stereolli]

kurz vom Gas

Diesen Winter komponiere ich haufenweise Bridges. Die Refrains kommen dann im Sommer 23 dazu.

 

[mWermut]

würde gerne wissen, ob ihr ein geheimnis habt, wie ihr einen refrain so gestaltet, dass er besonders wird
und sich von dem rest des songs abhebt.
so dass er im vergleich zur strophe zb. nochmal richtig einen drauflegt.

habe hier ein beispiel, bei dem ich gerne rausfinden würde, warum mich der refrain so fesselt,
dass ich kaum aufhören kann, mir das stück immer wieder anzuhören.



hier finde ich die strophe fast langweilig, dann kommt der break, der einen aufrüttelt - ein pause wo es kurz ruhig wird und
eine starke spannung aufgebaut wird - dann ein - meiner meinung nach - abgefahrener refrain.
das besondere dabei ist, das der kontinuierlich aufbaut und gleichzeitig tonal nach unten geht, was ich ungewöhnlich finde.
am ende hat man das gefühl, dass es nochmal hochgeht und der refrain wiederholt werden soll - aber dann bricht es plötzlich ab.
und genau das ist vielleicht der grund, warum ich danach das stück immer noch einmal mehr hören möchte.


bringt bitte gerne eure eigenen song-beispiele ein und erklärt vielleicht, was der refrain eures songs so besonderes hat,
dass er euch so fesselt.

Hi @jet2,

das ist eine interessante Frage..

..für mich haben die Stellen ‚my way‘ und ‚fire‘ den größten Aha-Effekt bzw Wiedererkennungswert..

‚my way‘ beendet die Strophe..nach einer plakativen Melodie-Pause..instrumental werden Muster des Chorus angedeutet (die Vorhalt-Noten)..

..‘fire‘ hat phonetisch als auch von der Bedeutung her einen hervorstechenden Charakter..

..wo wir schon beim Text sind..der Chorus ist vom Wortklang her quasi zweigeteilt..zuerst klingt es hell..see, fire, when, behind, refined..dann kommen eher dunkle Vokale..how, cold, of our uncompromising, future, sun..

..yin yang mäßig referenzieren sich die Chorus-Teile gegenseitig durch die Wörter thoughts und das auffällige ..promising..

..der Chorus benutzt viele Wörter, die ein ‚f‘ nutzen..vermutlich eine Spielerei..

..die Strophenzeilen enden allesamt mit einer Betonung..im Chorus wird dies an zwei Stellen durchbrochen..(fire, future)..

..die Strophenzeile sind Schnipsel-artige einzeilige Statements..der Chorus formuliert flüssig über mehrere Zeilen hinweg..eine Art Verdichtung..sowohl textlich als auch melodisch..

..melodisch bleibt die Strophe eher auf Akkordtönen..der Chorus hat an der markanten ‚fire‘-Stelle einen Vorhaltton, also einen Ton den unsere Hör-Erwartung zu einem Akkordton aufgelöst haben möchte..und dieser Erwartung entspricht der Song..

..genug erstmal..das tolle ist ja, dass man all das schaffen und nachempfinden kann, ohne sich einen Gedanken darüber zu machen..

..ein besonderes Gimmik ist auch noch im Text enthalten, eine Referenz auf den TE
>>
I'm not there yet [X2]
<<

Viele Grüße, m

 

[mWermut]

..die eingestreuten Tonartwechsel zwischen F-Dur und G-Moll sind schon ein Geniestreich..

 

[ollo123]

Also für mich sind es die Drums die so richtig loslegen und die Melodie.

Genau! Wenn man den Song bei Youtube so durchskipped fällt auf, dass bei dem Refrain wirklich plötzlich vieeel mehr Schlagzeug dazu kommt. Davor ist es ja eher so ein gefilterter Beat der im Hintergrund rumplätschert und dann kommt im Refrain das Schlagzeug dazu. Das macht natürlich schonmal einen riesen Unterschied aus.

 

[holgi]

es müssen Gefühle angeregt werden, egal wie, und das wird idR auch nicht bei jedem gleich funktionieren
ich finde unterhaltsame Strophen im Zusammenspiel mit grossartigen Refrains ebenso wichtig, oder dynamische Sprünge, zB von schnell zu langsam, laut zu leise usw

nur ein geiler Refrain und der Rest ist Murx greift bei mir auch nicht

 

[stereolli]

Es gibt auch Parts, die einen Song abwerten, weil er nicht ins Gesamtbild passt. Selten, aber wenn man too much wanted, kann es übers Ziel hinaus sein.
Dann lieber Standard maken.
Ein von mir gern genommenes Beispiel ist Bed of Nails von Alice Schminke Cooper. Eigentlich ein sehr geiler stumpfer 80er Rocksong ohne viel SchiSchi. Bridge mit dem Intro fast das geilste. Was aber garnicht geht : Die Strophe. Also ich zumindest finde die im Kontext zum Rest echt kacke.



Da nützen auch irgendwie geile Parts nichts, wenn es zwischendurch weh tut

 

[jet2]

Hi @jet2,

das ist eine interessante Frage..

..für mich haben die Stellen ‚my way‘ und ‚fire‘ den größten Aha-Effekt bzw Wiedererkennungswert..

‚my way‘ beendet die Strophe..nach einer plakativen Melodie-Pause..instrumental werden Muster des Chorus angedeutet (die Vorhalt-Noten)..

..‘fire‘ hat phonetisch als auch von der Bedeutung her einen hervorstechenden Charakter..

..wo wir schon beim Text sind..der Chorus ist vom Wortklang her quasi zweigeteilt..zuerst klingt es hell..see, fire, when, behind, refined..dann kommen eher dunkle Vokale..how, cold, of our uncompromising, future, sun..

..yin yang mäßig referenzieren sich die Chorus-Teile gegenseitig durch die Wörter thoughts und das auffällige ..promising..

..der Chorus benutzt viele Wörter, die ein ‚f‘ nutzen..vermutlich eine Spielerei..

..die Strophenzeilen enden allesamt mit einer Betonung..im Chorus wird dies an zwei Stellen durchbrochen..(fire, future)..

..die Strophenzeile sind Schnipsel-artige einzeilige Statements..der Chorus formuliert flüssig über mehrere Zeilen hinweg..eine Art Verdichtung..sowohl textlich als auch melodisch..

..melodisch bleibt die Strophe eher auf Akkordtönen..der Chorus hat an der markanten ‚fire‘-Stelle einen Vorhaltton, also einen Ton den unsere Hör-Erwartung zu einem Akkordton aufgelöst haben möchte..und dieser Erwartung entspricht der Song..

..genug erstmal..das tolle ist ja, dass man all das schaffen und nachempfinden kann, ohne sich einen Gedanken darüber zu machen..

..ein besonderes Gimmik ist auch noch im Text enthalten, eine Referenz auf den TE
>>
I'm not there yet [X2]
<<

Viele Grüße, m

hey mwermut,

danke dir herzlich für deine sehr interessante analyse!
das sind, glaube ich, entscheidende inhaltliche aspekte, die du da genannt hast, die hand in hand mit der musik gestrickt sind:
der text bezieht sich meiner interpretation nach, wie so viele lyrics bei katatonia, auf die auseinandersetzung mit dem tod.
in diesem fall geht es, denke ich, um die frage der schuld, die jemand, der lebensmüde ist, mit sich herumträgt.
er ringt mit sich und zwischendrin kommt immer die hoffnung durch
geh nicht weg - ich bin noch nicht da (am ende)

zum schluß steht eine frage, die das lyrische ich nicht auflösen kann und es erkennt den tod als eine kompromisslose zukunft:
wie kalt ist die sonne?
musikalisch drückt sich das so aus, als würde die option eines neuanfangs abrupt erstickt.
die strophe nimmt am ende des refrains einen neuen anlauf und bricht dann ab.

klar, bei einem herausragenden stück gehen text und musik hand in hand.
das stück transportiert hier musikalisch das, was die lyrics ausdrücken wollen.

und danke dir auch für die beobachtung mit der referenz auf mich (war mir gar nicht aufgefallen)

lg u

 

[gyn]

Kontraste

jepp, genau das ist es, egal, wie es bewerkstelligt wird. Anderes Arrangement, andere Tonart, lauter, leiser (gibt's auch), Moll - Dur - andere Gewichtung der Spuren. whatever. KONTRAST ist das Stichwort.

 

[Gast92251]

Eigentlich ja eh sonnenklar: der Refrain sollte immer das stärkste Element eines Songs sein.
Nun, ich bin ein großer Anhänger von guten schönen passenden Melodieführungen - denn dann nimmt es den Hörer auch mit und ein Song bleibt im Kopf auch hängen. Tonartwechsel wurde schon genannt. Spannungsaufbau ist einfach immer elementar wichtig!

Es reicht eben absolut nicht, wie so oft heutzutage von so vielen "Künstlern" (ich sage absichtlich nicht Musiker dazu) praktiziert, nur einfach ein paar Spuren zu muten/de-muten oder einen Filter auf- und zudrehen oder nen Riser vor dem Chorus reinzudroppen, nur um auf Songlänge zu kommen und damit ein Arrangment "interessanter" zu gestalten.... (...)

Mein persönlicher Tipp hierzu: es hilft ungemein, Instrumente zu beherrschen......

Rechner aus! nur Piano resp. Gitarre an!
Akkorde lernen, improvisieren, komponieren, Songs analysieren....

Weg von dem ganzen trendy Mausgeklicke. Weg vom drag/drop Loops/Pattern-Hingeschiebe.
Weg vom ewigen Plugins und Samples raussuchen, bis mal was wo passt....
Auf Wesentliche konzentrieren!
Denn ein guter Song funktioniert auch wunderbar auf einem Klavier oder einer Gitarre.

 

[Sascha Franck]

Höre dir die Stimme in der Strophe an und dann im Refrain.
Wie ist das Frequenzbild? Die Räumlichkeit?

Hat mit dem Songwriting aber quasi gar nix zu tun.