frequenzen trennen

[Jotka]

moin miteinander,

mache gerade ein paar grundsaetzliche ueberlegungen
und zwar wie man frequenzbereiche bzw instrumentierung freistellt in einem mix.
ich habe in letzter zeit ein paar dancetracks gehoert/ analysiert und musste feststellen das einzelne instrumente wie "freigestellt" klingen, trotzdem sauber integriert im mix und gefuehlt aber auch nicht zu duenn klingen.
meine frage an euch wie angehen- sicher der eq ist dein freund- gibt es noch andere herangehensweisen?
Lg jk

 

[SymbiontRecordings]

Irgendwie hab ich die Frage nicht verstanden

Willst du jetzt allgemein wissen wie man mixt?

 

[Jotka]

Ok- warte
Es geht um allgemeines mixing ja- aber im detail um diesen effekt der "freigestellten" frequenzbereiche.

Also wenn ich mir aktuelle dancemukke anhoere das sind synths hihats auf einer gewissen weise im mix "isoliert"- sprich klar sauber getrennt vom rest. Dennoch ist der gesamtmix einheitlich sauber und ohne loecher im frequenzgang.
Also meine frage diese freigestellten bereiche/ instrumente- nur ueber den eq oder vlt so ueberlegungen wie "dieser oder jener dynamikprozessor in kombination mit diesem eq auf die highhats ergibt dieses freigestellte ergebnis"

hoffe es wird verstaendlicher
ansonsten suche ich mal beispiele raus

Lg

 

[SymbiontRecordings]

Du sprichst da ein weites Feld an. Man bedient sich für einen sauberen Mix verschiedener Mittel und Werkzeuge. Jede Schallquelle wird wird in der Musik in 3 Dimensionen definiert.
Einmal Lautstärke, Breite (links<>rechts) und Tiefe
Jedes Signal kann bis zur Unendlichkeit frequenztechnisch beschnitten werden aber darum geht es nicht. Man "entzerrt" Signale um sie nicht störend in den Mix zu platzieren. Man hebt dann auch gut klingende Bereiche die charakteristisch für das Element sind an. Das Dynamikverhalten des Elements bestimmt dann wie man es primär wahrnimmt, also Vordergründig oder eher gleichmäßig in Sachen Lautstärke.

Recherchier mal in Sachen Arbeitsweise eines Kompressors und nach den Begriffen Attack und Sustain/Release

Desweiteren gibt es ein sogenanntes Stereo-Panorama. Das sind Unterschiede in Lautstärke, Phasenverlauf usw. bezüglich des linken/rechten Kanals. Auch darüber wurden Bücher geschrieben.

Zu guter letzte kommt noch die Tiefenstaffelung, also die räumliche Platzierung des Instruments nach hinten. Da brauch ich jetzt erst gar nicht anfangen.

Wie war die Frage nochmal?

 

[Jotka]

Hehe- weites feld
Aber ok ich glaube das zb der compressor mit sicherheit in die richtung geht- oder nehmen wir mal einen transienten designer mit beiden tools bin ich in der lage Ueber die transienten das signal zu "formen" und kommt es dabei nicht auch dazu das das signal "plaziert" werden kann und es das im mix als "freigestellt" oder "seinen raum hat" wahrgenommen wird?

 

[SymbiontRecordings]

Ja, das machst du dann mit der räumlichen Ortung. Als Beispiel leicht nach links pannen, so gut wie keinen reverb drauf, höhen etwas anheben, dynamik hoch halten: damit ist das instrument "freigestellt", also im vordergrund (weiß nicht ob du das meinst).

andererseits kann man sachen mittiger lassen, mehr reverb/hall drauf geben (da spielt pre-delay auch eine rolle), mehr kompression und weniger höhen

man bedient sich beim mix bewusst den eindrücken aus der natur...geräusche die weit weg sind haben weniger dynamik und klingen tiefer, lassen sich auch in der x-achse nicht orten

 

[m4d3raIn]

Ein Tipp:

Stell mal ein Mikro in einen großen Raum und lauf darauf zu.
Dann hörst du sehr gut wie man "Tiefe" erzeugt...

 

[tro]

meine frage an euch wie angehen- sicher der eq ist dein freund- gibt es noch andere herangehensweisen?
Lg jk

Ich denke EQ ist nur ein Mittel von vielen. SymbiontRecordings hat es schon richtig hergeleitet und bezieht sich vor allem auf die Mixing-Phase. Ich würde noch hinzufügen wollen:

Der saubere Mix beginnt schon bei der Wahl der verwendeten Synths und Samples. Wenn sich da zwei Elemente von Beginn an beißen, wird es nur schwer oder gar nicht möglich sein, sie sauber verschmelzen zu lassen.
Nachdem Mixdown sollte alles so klingen wie man es sich vorstellt. Was dann alles komplett vereint sollte durch Mastering geschehen.
Ich kann jetzt nur _meine_ Vorgehensweise schildern: Durch die Verwendung von Bandsättigung, Multibandkompressor und Limiter verdichtet sich der Mix so wie du es beschrieben hast. Hat man im Mixdown alles richtig gemacht, entsteht nur ein einheitliches Bild, wo alle Elemente frei stehen und dennoch klingt der Mix einheitlich.

Ich hoffe das hilft,
lg

 

[RefinedRough]

Richtiges Layering ist auch nicht zu verachten im elektronischen Bereich. Ich mache es öfters so, dass ich für 1 Sound eigentlich zwei nehme, die unterschiedliche Frequenzbereiche (Oktaven) abdecken und die halt schon aneinander anpasse.

Ein sehr grosser Teil eines aufgeräumten Bildes entsteht eigetnlich durch das Schrauben an den Synthies.. einfach wild irgendwelche Presets zusammenballern führt nur schwer zu einem sauberen Klang.

 

[Jotka]

@m4 es geht mir gerade nicht um den aspekt hall/ raum- der sicherlich das ganze auch klarer abgrezen kann- es geht mir und das davor

@refined was versucht du mit deinem layering zu erreichen- vermutlich ein breiteres klangbild- ist dieses element das du layerst leichter zu integrieren- vlt auch im ergebnis das du weniger einzelelemete benoetigst und somit mehr "raum" hast?

@tro - MB limiter und bandsaettigung dann auf die summe oder wie gehst du vor? und wie haelst du deine kick sauber wenn du saettigung faehrst ( verzerrung?)
und warum MB anstatt compressor/ was versuchst du zu erzielen?

Lg jk

 

[tro]

Ich nutze ein Plugin, bei dem man vier Bänder frei einstellen kann und dann die Sättigung für jedes Band einzeln ansteuern kann. Dann gibt es bei Saturation-Plugins auch meist mehrere Modi (Tube, Tape, ...) welche auch alle unterschiedlich klingen. Muss man Mix für Mix unterschiedlich sehen. Bei Bandsättigung auch nicht übertreiben, sonst kommt es schnell zu Verzerrung.
Der Multibandkompressor arbeitet dann auch auf den vier eingestellen Bändern. Und hier hat man dann mehr Freiheit. Das Subband (20-120 Hz) hat meist andere Attack/Release-Zeiten als die Höhenbänder, um z.B. die Kick nicht kaputt zu komprimieren. Bei sowas muss man viel herumexperementieren und es kommt auch immer auf den Mix an.
Meine Erfahrung ist, wenn ich einen einfachen Kompressor auf den Master-Bus lege, bin ich nie vollends zufrieden. Ist auch Geschmackssache..

 

[LordOfMixing]

Im elektronischen Bereich wird während des Produzieren schon gemixt.

Sobald man eine Bassdrum hat wird schon geschraubt. Es werden auch Lowcuts grosszügiger angewendet wie bei Rock oder Pop.

Im Prinzip möchte man Bassdrum hörbar alleine stehen haben. Alles andere sollte sich unterordnen.

Hihats haben locker bei 1kHz manchmal einen Lowcut.

Dadurch das am Schluss noch mal ordentlich komprimiert wird auf der Summe, schmelzen die dünnen Sounds zu einem vollen Sound zusammen.
Alles bleibt aber doch irgendwie separiert und sauber. Hat man zuviele tiefe Frequenzen in den Spuren, dann wird es nur matschig.

Eine solche Mastering Chain kann so aussehen:

EQ (Lowcut)
Dynamic EQ um Resonanzen zu bearbeiten
M/S EQ um Mitten und Seitenkanal getrennt zu bearbeiten
Sättigung
M/S Kompression oder nur normale Buss Kompression
Limiter oder auch Multiband-Limiter

Man darf nicht den Fehelr wie bei Club Production machen, am Ende alles laut zu bekommen nur mit Hilfe der Mastering-Chain.

Fährt die Bassdrum den Kompressor zu hart an, dann versuchen die Bassdrum etwas auszudünnen und dafür lauter fahren um es auszugleichen.

So geht man durch die Spuren bis es passt. Viele Top Producer kennen ihre Mastering-Chain schon gut genug das sie von Anfang an wissen wie dünn sie etwas fahren müssen, damit es hinterher nicht zu Problemen kommt.

Zum Beispiel:

Lowcut der Bassline bei 60hz.
Locwcut bei Hihat 1000hz
Clap 200-300hz

So in etwa merkt man sich das mit der Zeit.

 

[Jotka]

Danke lord

Deine ausfuehrungen decken sich mit meinen beobachtungen- verschiedene tracks abgespielt auf der pa in club sind maechtig sauber und ausgeglichen- zuhause abgehoert stelle ich fest das der maechtige bass bereich einen sehr hohen lowcut oder shelf haben muss weil eigentlich duenn- aber im kontext vollkommen in ordnung

koenntest du bitte detaillierter auf das beispiel deiner mastering chain eingehen was du mit welchen tools erreichen willst?

Und waere bei so einer herangehensweise auch ein dramatischeres ausduennen noetig?

danke fuer deine ausfuehrungen lg jk

 

[LordOfMixing]

koenntest du bitte detaillierter auf das beispiel deiner mastering chain eingehen was du mit welchen tools erreichen willst?

Kann ich:

1) Lowcut bei 40 Hz (selten bei 30Hz), aaaaber mit 6dB Flankesteilheit und nicht 36dB oder ähnliches
Damit halte ich den Bassbereich sauber und tight. Zuviel Bass kann alles schwammig klingen lassen.

2) ich suche mit meinem Sonalksis DQ1 erst mal statisch nach Resonanzen im unteren Mittenbereich, habe ich welche gefunden, dann schalte ich auf dynamisch um und versuche diese zu kontrollieren.
Resonanzen können im Club böse dröhnen.

3) M/S EQ. Bei mir ist es der Linear Phase von T-Racks. Manchmal möchte ich im Seitenkanal nochmal etwas Lowcut betreiben, hier aber auch nich extrem Steilflankig.
Dann möchte ich oft die Cymbals betonen, damit diese etwas schöner herausstechen.

Im Mittenkanal möchte ich eher Korrekturen vornehmen. Das kann eine Clap sein die etwas mehr 2,5 kHz (nur Beispiel Frequenz) benötigt oder auch die Bassline die etwas mehr 900hz vertragen könnte.

Alle Eingriffe sind aber minimal. Also keine 5db Anhebung oder Absenkung, wenn ja, dann ist was im Mix falsch mit dieser Spur.

4) Sättigung. Obertöne machen einen Track lauter ohne das gleich ein Limiter eine in die Fresse bekommt.
Hier ist es unterschieldlich. Manchmal ist es Alloy2 oder auch der Clipper von T-Racks.
Auch die Warmth Funktion vom Sonnox Dynamics kann gut sein.

Eine Tap Maschine Emulation habe ich nicht, würde ich gerne noch testen irgendwann.

5) T-Racks Quad Image. Hier schalte ich den Bassbreich unter 100 Hz auf Mono. es gibt viele Tools die das können. Manchmal mache ich auch die Höhen etwas breiter.

6) M/S Kompression. Hier höre ich rein wie beim normalen komprimieren. Fällt mir z.B. auf das die Snare zu stark hervorsticht, dann komprimiere ich das Mittensignal etwas.
Es geht nicht um Lautheit, sondern mehr um Dynamik Kontrolle.

7) Limiter bzw. Multiband Limiter. Manchmal auch erst Multiband Kompression um den Bassbereich noch zu verdichten.
Mit Limiter möchte ich die lautheit erzielen, aber ohne zu grosse klangliche einbusen.
Komme ich nicht auf die gewünschte Lautheit, dann muss ich an den einzelnen Spuren wie schon beschrieben schrauben.

Ich persönlich bin kein grosser Lautheitsfreak, aber ich weis das manche DJ zu faul sind am Knopf zu drehen. Dann lieber etwas lauter und das Stück wird aufgelegt anstatt leiser und nicht aufgelegt.

 

[Jotka]

Danke lord fuer deine ausfuehrungen

kannst du bitte vlt noch ein paar saetze zu dem duennen sound, platz im mix und deine vorgehensweise im mastering sagen.
sprich kann es unter umstaenden erstrebenswert sein einen sound weit auszuduennen um platz zu schaffen und dann im mastering die illusion von fuelle aber raum im fg zu schaffen- oder ist das eine falsche annahme von mir?

Lg jk

 

[Jotka]

Ich lass mal diesen fred nochmal kurz aufleben weil...

ich hol mal kurz aus also mache jetzt schon Recht lange musik vor 3 jahren habe ich mich entschieden geld in die hand zu nehmen und mir ein kleines bedroom studio aufzubauen.

als verfechter des autodidaktischen habe ich mich in diese 3 jahre wie ein einsamer schriftsteller durch die musikproduktion und dem anschliessenden mixings gearbeitet.

musikproduktion fiel mir nicht schwer da ich in den 90 zigern als metaler an der gitarre unterwegs war.

so dann noch das mixing- muehsam wars viel trial und error- vor ein paar monaten habe ich mir ein paar mal ueberlegt den ganzen kram an den nagel zu haengen- da ich zu keinem zufriedenstellenden ergebnis kam.

mein bruder sagt immer "wir haengen zu tief drinnen" soviel lebenszeit muehe und geld- also weitermachen

nun zu dem grund meines posts-

ich habe wohl in den letzen 3 tagen vlt 8 h geschlafen-
Und ich habe ein ERGEBNIS!
Und auch eins das zufriedenstellend ist-

so ich komme mal zum schluss- nach 3 jaehriger ausbildung bin ich nun soweit etwas als fertig zu sehen und ich bin dankbar- endlich!

ich habe vor 3 jahren begonnen mit vlt 10 skizzen davon 3 brauchbare- und heute ist es die immer noch genau die gleiche anzahl.
ja ich habe in diesen 3 jahren nur an diesen 3 tracks gearbeitet- absurd aber meine philosophie war und ist fertig machen- komplett.

nun wie bereits gesagt heute ist es soweit 1 track nach 3 jahren und ich bin zufrieden- zufrieden verstanden zu haben das das mixing wie kuchen backen ist- der boden das fundament die fuellung die creme und der streusel und die kirsche oben drauf fertig.

So. Nun zum eigentlich grund meines posts- vielen dank an alle hier die zum erfahrungsautausch teilgenommen haben denn dieser fred ist die quelle meines fortschritts und erfolgs.

Danke an lord refined m4 symbiont und tro- in der summe hat alles funktioniert- layering, hallraeume, multibandkompressor, und die auseinandersetzung und ausfuehrungen von lord.

danke fuer eure inspiration um fertig backen zu koennen- ich stell mal die tage das ergebnis rein- sicher wird nicht fertig sein aber zumindest mal praesentabel.

danke und liebe gruesse- und ans forum natuerlich auch

 

[chenbro]

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[Jotka]

Warte...

 

[Anarchy]

Mich auch.....

 

[chenbro]

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