Moin
Ich finde es sehr gut, dass du dich aktiv dransetzt, deine Songblockade zu lösen. Über die Methode kann man sich streiten, aber anscheinend hat sie dir insoweit geholfen, dass du nach 10 Jahren wieder einen Song fertiggestellt hast. Meinen Glückwunsch! Die Erkenntnis, dass man seine Zeit mit Loopfrickeleien verschwendet hat, dass man etwas dagegen tun muss und dass man auch radikal und strukturiert denken muss, ist wirklich lobenswert. Viele kommen gar nicht so weit, sondern geben entnervt auf. Du bist jetzt so vorgegangen, dass du dir sehr strenge Regeln gesetzt hast und dann auch tatsächlich alles durchgezogen hast. Zum Song will ich nicht viel sagen. Klar ist kein Meisterwerk rausgekommen, aber es ist ein Song. Es geht ja auch darum, dass du am Ende des Tages mit dir selbst zufrieden sein kannst.
Wichtig finde ich, dass du jetzt den Song als abgeschlossen betrachtest, und nach der selben Methode 4 weitere Songs schreibst. Das Feedback kannst du ja mal mitnehmen und in deinem nächsten Song verarbeiten.
Dann machst du ein schönes Cover und stellst dein Album selbstzufrieden in die Glasvitrine.
Witzigerweise kenne ich das Problem der Songblockade gar nicht. Ich spiele momentan in einer Zweimanncombo. Das bedeutet, dass auch mein Compagnon Songs schreibt und wir uns gegenseitig befruchten. Da wir alle Songs live spielen, gibt es das Loopproblem gar nicht. Ich denke immer, das geht doch alles ganz einfach: Song schreiben, optimieren, fertig.
Und zu dem Problem mit den hohen Qualitätsansprüchen und dem Zu-Tode-Optimieren: Es gibt da ein paar ganz einfache Regeln:
1) Ändere nur dann einen Part, wenn du bereits ein Ergebnis / eine klare Vision im Kopf hast. Wenn du also im Grunde schon weisst, wohin die Reise gehen wird. Ansonsten widme dich anderen Baustellen.
2) Akzeptiere jedes Ergebnis, das nicht schlechter als der vorherige Sound ist. Wenn du einen Part geändert hast und der Meinung bist, es ist nicht besser geworden, aber auch nicht schlechter, dann ist das okay. Schliesslich hast du lange gebastelt, du solltest das Ergebnis ehren und schätzen. Rede dir ein, dass es doch irgendwie besser ist.
3) Mach das beste aus dem Track. Du bist mit dem Synth immer noch nicht zufrieden, aber dafür kannst du ja vielleicht die Bassdrum noch besser hinkriegen. Der Song ist nicht besonders originell, aber du kannst ja wenigstens das Arrangement straffen, damit er kurzweilig ist. Oder das Tempo anziehen, damit es tanzbar ist. Oder ein besonders witziges Solo einfügen.
Ich hab noch einen Kritikpunkt für dich: Du hast in den 8 Tagen zu viel Zeit verschwendet, deine Pluginordner aufzuräumen. Man muss nichts wegwerfen und löschen, sondern einfach nur geistig hinter sich lassen. Presets sind auch okay! Und auch eine riesen VST Sammlung! Alles nur Mittel zum Zweck und IMHO noch nie Teil deines Problems. Dein Problem war, dass du 5 Tage aufgeräumt und philisophiert und 3 Tage gemacht hast. Zukünftig musst du nur noch 3 Tage "machen"
lg
bird
