Du gibst dem Rotwein die Schuld

[Haha]

Du hast die Gedanken, die ich dazu geäußert habe, perfekt in den Text eingeflochten und dennoch die Geschichte nicht völlig umgeschrieben. Genauso hatte ich mir das vorgestellt.
Mir gefällt diese Version sehr, sehr gut, Teestunde!

 

[Teestunde]

Allen kann man sowieso nicht gerecht werden. Der Komponist schrieb mir damals, es wäre besser, wenn ich NICHT so direkt wäre und den Abbruch nur andeute. Artname wollte genau das Gegenteil, was mir auch besser liegt, ich erzähle gern direkt. Dann kamen noch deine Hinweise (Haha), die es auch zu berücksichtigen galt. Nun, mal sehen, wie weit wir kommen, Knutbert wollte sich ja nach dem ersten Song (Sein Schein) an den anderen Texten versuchen. Bin schon gespannt. Oder, falls du nach dem Urlaub Lust hast... LG T.

 

[Haha]

Allen kann man sowieso nicht gerecht werden. Der Komponist schrieb mir damals, es wäre besser, wenn ich NICHT so direkt wäre und den Abbruch nur andeute. Artname wollte genau das Gegenteil, was mir auch besser liegt, ich erzähle gern direkt. Dann kamen noch deine Hinweise (Haha), die es auch zu berücksichtigen galt. Nun, mal sehen, wie weit wir kommen, Knutbert wollte sich ja nach dem ersten Song (Sein Schein) an den anderen Texten versuchen. Bin schon gespannt. Oder, falls du nach dem Urlaub Lust hast... LG T.

Reizt mich schon. Grad gelandet in Palma....

 

[Teestunde]

Nur zu! Ich ändere auch gern noch mal, falls dir noch was auffällt. Den Satz mit dem Werkzeug wollte ich eigentlich wieder rausnehmen. So richtig gefällt er mir nicht. Was meinst du? LG T.

 

[Teestunde]

@EarlGrey: Also das Alter der Person im Text unterzubringen, ist so gut wie undurchführbar. Hier muss ich passen. Ich denk, es kommt schon rüber, dass sie keine 16 mehr ist, da sie ja mit ihrem Freund schon eine ganze Weile "ein Gespann" bildete. In der neuen Version kommt auch das Wort "Karriere" vor, ebenfalls ein Hinweis (keine 16 mehr). Akzeptierst du das? LG T.

 

[artname]

Hallo Teestunde,

das Gute vorweg: du kannst schnell und gut ändern!

Ich hatte allerdings nicht empfohlen, eindeutig zu schreiben, sondern klar. Damit meinte ich vor allem, dass Du Dir über die Gefühle des Mannes Klarheit verschaffst. Mir sind seine Gefühle noch immer unklar. Vorausgesetzt, die Beiden sind ein Paar, dann kann sie doch nicht ungestraft HEIMLICH das gemeinsame Kind abtreiben. Ich habe Verständnis für Abtreibungen, aber nicht hinter dem Rücken des Vaters. Gegen seinen Willen schon, aber nicht ohne vorherige Diskussion.

Also ich würde nach so einem Vertrauensbruch keine Basis mehr sehen. Ich würde den Vater verfluchen, der sich derartig massiv einmischt. Und ich käme mir eher als Opfer der Situation vor, denn als Seelentröster.

Nochmals: Für mich ein Frauentext. Gerade beim Thema Schwangerschaftsabbruch tun sich zwischen Männern und Frauen manchmal Gräben auf, wie sie tiefer kaum sein können! - So gesehen, ist mir der Text nach wie vor zu sehr reflektiert, gibt zu wenig Emotionen preis. Tut mir leid.

 

[Teestunde]

@artname: Also noch eine Runde. Aber vllt. hast du recht und ich sollte den Text besser gleich aus Frauensicht schreiben. Das mit der HEIMLICHEN Abtreibung hab ich mir aber NICHT ausgedacht, so was gibt es wirklich. Hab mal ein Buch darüber gelesen. Aber okay, es ist nicht die Regel, stimmt schon. Das sind Frauen, die nirgends einen Rückhalt haben und ihre Schwangerschaft verdrängen solange es geht. Hier im Text waren beide "ein Gespann" und genau deswegen ist der Freund so entsetzt. Ich bedanke mich erst mal für deine Hinweise und gebe dir Bescheid, wenn ich die "Frauen-Variante" fertig habe. Bis bald! Teestunde
Muss ich mir noch hinter die Ohren schreiben, dass EINDEUTIG und KLAR zwei verschiedene Dinge sind, ich dachte, es ist dasselbe.

 

[artname]

Hallo Teestunde,

ich will hier nicht zum pausenlosen Ändern animieren. Vor allem Dich nicht, da du im Grunde wohl keine großen Schwierigkeiten hast, einen Text zu ändern. Du kannst mit Worten umgehen. Aber das ist nicht alles. Wie steht es mit deinem Gespür für Dramaturgie? Für Konfliktdurchführung?

Lass mich ausholen. Irgendwann hat man eine Text-Idee. Vielleicht entspringt sie einer Beobachtung. Vielleicht einem Musikfeeling. Vielleicht einer Absprache zwischen Texter und Komponist. Vielleicht einem Auftrag...

Manche schreiben dann wild drauf los und warten SO auf die erste brauchbare Zeile. Mancher macht sich zunächst einen Plan,schreibt im Kopf ein Expose...

Ich gehöre zu letzteren. Ich verschärfe im Kopf als erstes die Idee zu einem ausgewachsenen Konflikt. Dann stelle ich mir eine Schlüsselszene vor: der Konflikt auf seinem Höhepunkt. Alle Parteien handeln an ihrem Maximum. Es gibt kein billiges Ausweichen mehr. Es geht um Leben oder Tod. Von mir aus einer Beziehung. (In der Gegenwart sind in den meisten Filmen auf diese Weise Konflikt an Konflikt gereiht. Die Meßlatte für Spannung liegt also immer höher.)

Um diese Szene geht es. Bei Dir tröstet das männliche Opfer des Konfliktes die Täterin. Meine Gefühle sagen: Schlappschwanz!Frauenversteher im negativen Sinne. So würde ich vielleicht einen Spielfilm beginnen, aber nur, um dann 2 Stunden zu zeigen, wie der Held es lernt, sich zu behaupten.

Bei mir würde der Mann erst einmal hinaus in eine stürmische Nacht eilen. Allein! Er würde die verschiedensten Alternativen durchleben, durchleiden. Vielleicht würde er sich betrinken, fremd gehen, was weiß ich. Er muss jedenfalls auf eine extreme Enttäuschug extrem reagieren. Diese Verfehlung stellt ihn mit ihrer Verfehlung wieder auf eine Stufe.

Am Ende entscheidet er sich für eine Alternative: Entweder Trennung, Oder weitere Beziehung mit Konsequenzen. Zum Beispiel, ihren Vater betreffend. Zum Beispiel, die Offenheit der Beziehung betreffend.

Nun fragst du vielleicht: Warum kann er nicht einfach den Sinn der Abtreibung einsehen? Gut, hier meine Antwort: Weil wir Kunst machen wollen. Da geht es sehr stark um Spannungsabfuhr . Psychologie dient zum Auf- und Abbau von Spannungen. Unrecht bewegt die Gemüter. Der Beichtstuhl verschärft in der Kunst die Situation....

Wen ich mir anschaue, was ich bisher geschrieben habe, kommen mir schon 2-3 Liedideen. "Die Empörung", "Die Nacht der Sünde", "das kriegerische Friedensangebot".

Deine Lösung (ER tröstet am Ende SIE) mag nett oder gerecht sein, für Kunst taugt sie in dem Moment wenig. Vielleicht 3 Monate später. Wenn sie ihn verlassen will, er Zeit zum Nachdenken hatte, sich an die Situation gewöhnt hat, kann er besser verstehen ... und verzeihen.

lg

 

[Teestunde]

Du sagst, es lag nur am Wein (FRAUENVARIANTE )

Du sagst, es lag nur am Wein
und ich darf nicht schwanger sein;
es würde gerade so gut laufen.
Du sagst, du hättest mich lieb,
doch brauchst du mich im Betrieb,
ich soll mir nicht die Haare raufen.

Der Eingriff wär nicht der Tod
und dann wär alles im Lot,
das murmelst du wie nebenbei.
Ich hör schon gar nicht mehr hin,
weil ich enttäuscht von dir bin.
Hauptsache, du bist wieder frei.

Bist du kein Mann,
dem man ein Kind zumuten kann?
Wie waren beide ein Gespann.
Nun kommst du mir mit ‚irgendwann‘.
Bist du kein Mann,
mit dem man Wege finden kann?
Da fängt was Wunderbares an!
Das Schicksal klopft von innen an!

Du sprichst von fehlender Zeit,
wärst noch nicht wirklich bereit,
willst deine Leute nicht enttäuschen.
Du sagst tatsächlich: Sei brav!
Bin ich für dich nur ein Schaf?
Ich träume nachts von Herzgeräuschen.

Am Spielplatz komm ich fast um
und sitz vor Trauer ganz krumm,
weil du ein Leben annullierst.
Dank für den Heiligenschein,
so unentbehrlich zu sein!
Kann’s sein, dass du es nicht kapierst?

Bist du kein Mann,
dem man ein Kind zumuten kann?
Wie waren beide ein Gespann.
Nun kommst du mir mit ‚irgendwann‘.
Bist du kein Mann,
mit dem man Wege finden kann?
Da fängt was Wunderbares an!
Das Schicksal klopft von innen an!

Der Eingriff wäre der Tod
und nichts mehr wäre im Lot;
brauchst du das schriftlich oder wie?
Egal, wie du dich beklagst,
egal, was du mir noch sagst,
ermorden werd‘ ich das Kind nie!

 

[artname]

Hallo Teestunde,

in der Zwischenzeit denken wir beide darüber nach, ob wir nicht die Diskussion im PF weiter führen sollten. In dieser Art arbeite ich zum Beispiel mit einem meiner ältesten Partner zusammen. Da brauchen wir manchmal für eine Song durchaus einige Wochen und 10, 20 Varianten.Das Großartige an diesem Komponisten ist, daß auch ER viele neue Angebote macht.

Teestunde, die wichtigste Zeile im neuen Text ist für mich:

Ich hör schon gar nicht mehr hin,

DAS kann ich mühelos nach voll ziehen. Warum soll sie sich seine Argumente stundenlang anhören? Sie spürt, daß ihre Interessen mit Worten weg gepustet werden sollen. Normalerweise müßte sie nun über Trennung nachdenken. Oder wenigstens darüber, ob sie ihm jemals wieder vertrauen kann. Denn da ist ja noch die Entscheidung, für oder wider das Kind!!! Ist sie schon so unabhängig, die Entscheidung zu treffen?

Ihre Diskussion im Text läßt mich daran zweifeln. Sie setzt sich mit seinen Argumenten aus einander, als wären diese fast wichtiger als die eigenen. Was sind die eigenen Argumente? Ihr Alter? Ihre Sehnsucht nach einem Liebesersatz? Ihre Sehnsucht, auch mal zu bestimmen?

Hm... auch dieser Text ist für mich noch auf dem Wege. Aber DAS ist bei meine Arbeitsweise kein Drama!

 

[Teestunde]

Uff! Jetzt muss ich (leider) los. Ich werde die nächste Variante per PM an dich senden, wenn sie (vorläufig) fertig ist. IHRE Argumente hab ich bisher noch gar nicht ausgearbeitet. Die Frage, ob sie sich gegen seine überhaupt durchsetzen kann, wird mich erst mal eine Weile beschäftigen. Bis bald! LG T.

 

[artname]

Hallo Teestunde,

ja tu das. Bis dahin ein großes Kompliment. So stelle ich mir kreative Zusammenarbeit vor: immer am Text, kein Schmollen oder gar Nachtreten, der offensichtliche Versuch, die Argumente des Co-Partners zu verstehen.

Ich verstehe ja auch deine Situation. Denn wir sind ja Foristen auf Augenhöhe. Meine Argumente sind zwar momentan, wenn man sich mit dem Schreiben beschäftigt, durchaus "modern". Aber was ist schon Mode?! Die Zeitung von heute ist morgen die Älteste. - Wir müssen unserer individuellen Prägung folgen. Ob wir nun wollen oder nicht! - Und der nächste Zeitgeist steht bereits vor der Tür, schüttelt sein weises Haupt über meine kruden Ansichten.

Immer wieder Neues! Wann hört das endlich auf?...

Lg

 

[MamaMuuht]

@artname

Der Zeitgeist von heute ist morgen ein Schreckgespenst.

Danke für die Inspiration....

 

[artname]

Danke, Jörg.

Lächeln Danke für die Inspiration....

Jaja, die Dramaturgie eines Textes, Bezüglich Filmen, Romanen und Erzählungen gibt e darüber Hunderte Bücher. Aber bezüglich dem Gedicht oder gar Songtext schweigt der Blätterwald. Und so leiste ich mir einen eigenen, analogen Theorieansatz. Danke für Deine Zustimmung.

Lg

 

[Teestunde]

Jetzt ist mir eine Pointe eingefallen, ich hab sie dir gemailt, falls sie so geht, können wir den Text ja hier zur Debatte stellen. LG T.

 

[Haha]

@Teestunde
Die Frauenvariante ist Dir ja erstaunlich schnell gelungen. Ich hab zu dieser Variante ein eher schwieriges Verhältnis, weil sie nichts mehr mit dem gemein hat, was mir persönlich passiert ist. Und das war ja das, was mich bei dem ersten Text aus den Socken gehauen hat. Diese Erste Variante hatte ich bisher noch nirgends gefunden, in irgendeinem Songtext, allerdings gab es kürzlich einen TV Beitrag darüber, daß die " männervariante" gar nicht so selten vorkommt, wie man gemeinhin denkt.
Aber artname hat natürlich recht mit dem Einwand, daß die Wandlung des Opfers zum Tröster im Song sehr schnell, zu schnell, passiert. Das ist ein langwieriger Prozess, 3 Monate sind da stark untertrieben. Diese Große Zeitspanne in einem Songtext dramaturgisch umzusetzen ist natürlich eine große Herausforderung. Bei Filmen machen sie das mit Rückblenden bzw. Dem Gegenteil . Ob das in einem Song geht, weiß ich gar nicht.
Ich denke, du solltest die Variante, die Deinem Gefühl am nächsten kommt, wählen. Lass Dich dabei nicht zu sehr vom Feedback beeinflussen.

 

[Teestunde]

@Haha: Für deine Vertonung kannst du doch die Männervariante nehmen. Ich ändere dir das Ende gerne noch mal, wenn dir die Wandlung vom Opfer zum Tröster zu schnell geht. Dann bleibt es eben erst mal bei der Anklage. Ich schick dir "deine" Version per PM, damit wir hier nicht alles verstopfen mit lauter verschiedenen Varianten. Schönen Urlaub noch! LG T.

 

[Teestunde]

Was sind die eigenen Argumente? Ihr Alter? Ihre Sehnsucht nach einem Liebesersatz? Ihre Sehnsucht, auch mal zu bestimmen? (artname)

Also gut, einfache Sprache, weg von komplizierten Reimen...Alles auf Anfang. LG T.


Der Termin

Da fängt was Wunderbares an.
Das Schicksal klopft von innen an.
Und du sagst nur, das darf nicht sein,
schiebst es auf mich und zu viel Wein;
fragst frech, was kostet der Termin?
Als ginge es ums Zähneziehn.
Klar gibst du mir drei Tage frei,
doch bitte ohne Heulerei!

Was da entsteht,
es kann nicht um sein Leben flehn.
Darf es das Licht der Welt nicht sehn,
nur weil’s im Job grad vorwärtsgeht?
Was da entsteht,
verschwindet ohne einen Laut,
bevor sein erster Morgen graut,
wenn man den Weg tatsächlich geht.

Du lachst nur über meine Wut
und sagst: Wenn du’s behältst, mach’s gut!
Kaum fängt was an, ist auch schon Schluss.
Erkläre mir, warum ich muss!
Ich war zu lange viel zu nett,
im Job und nachher auch im Bett.
Mit einem Schlage wird mir klar,
dass es noch nicht mal Liebe war.

Was da entsteht,
es kann nicht um sein Leben flehn.
Darf es das Licht der Welt nicht sehn,
nur weil’s im Job grad vorwärtsgeht?
Was da entsteht,
verschwindet ohne einen Laut,
bevor sein erster Morgen graut,
wenn man den Weg tatsächlich geht.

Was da entsteht,
es wär das Beste von uns zwei'n;
doch du bist kalt und hart wie Stein
und bleibst bei Nein.

 

[Haha]

@Teestunde
An der Variante "Der Termin" gefällt mir ganz besonders gut, daß im Mittelpunkt das ungeborene, unerwünschte Leben steht.
Genau das stand/steht auch in meinem Song letztlich im Mittelpunkt, weshalb mein Songtitel auch "Kleine Seele" lautet.
Aber auch insgesamt gefällt mir Dein Text hier sehr gut!

 

[Teestunde]

@Haha: Ich hab versucht, Allgemeingültigkeit in den Text hineinzubringen, damit auch andere Frauen sich darin wiederfinden. Mal sehen, ob und wie der Text ankommt. Er ist ja nun ein ganzes Stück weg von dem, den ich zuerst hier eingestellt habe. Ich weiß (noch) nicht, ob der offene Schluss Anhänger findet. Wir werden sehen. LG Susanne