Die eigene Perspektive

[artname]

Danke, holgi!

 

[Turquoise]

Ich würde es auch so sehen, dass der Text noch in dem mehr oder weniger unfertigen Zustand des Erstentwurfes ist.

Wenn es mein Text wäre (was es nicht ist - deshalb meine Kritik bitte nicht zu sehr zu Herzen nehmen), würde ich folgendes wahrscheinlich noch mal anpacken:

- überlegen, ob die Polizei wirklich arm (dran) i.S.V. zu bedauern ist, wenn sie zu jeder Schweinerei muss, immerhin ist genau das ihre Aufgabe, sie macht ja keine Sozialarbeit, sondern soll die staatliche Ordnung aufrecht erhalten

- ballern durch schießen ersetzen, weil ballern tut man wirklich eher Drogen etc., die dann aber idR nicht ins fremde Blut

- Fresse durch etwas anderes ersetzen, weil es Nachts meist Geräusche sind, die einen stören, weniger die Erscheinung; außerdem finde ich den plötzlichen Einbruch der Vulgärsprache etwas seltsam - als würde eine Diakonisse sagen, ich muss mal scheißen...

- Milliarden spart / nie bezahlt klingt nach Steuerbetrug; das ist meist ein Fall für die Steuerfahndung, die nicht zur Polizei, sondern zum Finanzamt gehört (aber da bin ich mir nicht ganz sicher; würde also noch mal nachschauen)

Zwischenbemerkung: Warum so kritisch? Weil ein Text im besten Fall für lange Zeit Gültigkeit haben sollte und ich vermeiden wollen würde, dass mir irgend so ein Klugscheißer später ankommt und sagt, das ist aber falsch, weil blah blah...

- der Teil mit der weißen Flagge sagt mir jetzt erst mal nichts, den bringe ich nicht mit dem Rest zusammen

- ich verstehe nicht, ob es ironisch gemeint ist, dass die eigene Perspektive unveränderbar sein soll; beim Rest sehe ich die Ironie schon

- die erste Strophe zum Journalisten bemüht ein historisches Bild des Journalismus (das ich auch bevorzuge); heute ist Journalismus idR eher Public Relations, d.h. politische /ideologische Lobbyarbeit; wird sogar so gelehrt an den Hochschulen

- die nächste Strophe zum Jouralismus gefällt mir, die hat wirklich was Wilhelm-Buschiges, ist wahr, witzig und fast wie ein BonMot, nur würde ich nicht sagen "auf irre Art", sondern "meist irgendwo"

Grüße

 

[sts]

Ich hoffe, ich verstehe dich richtig, aber du hast mich noch nicht überzeugt.

Du mich auch nicht, weder mit dem einen noch mit dem anderen Argument. Es ist aber sicher nicht der Kern des Texts, insofern besteht auch keine ganz dringende Notwendigkeit, sich hier zu einigen.

 

[artname]

Hallo @Turquoise , auf deine Reaktion habe ich diesmal neugierig gewartet!

Und freue mich über ihren Inhalt! Eigentlich stimme ich all deinen Assoziationen und Erklärungsversuchen uneingeschränkt zu. Steuersünder werden nicht von der Polizei verhaftet? Das muss ich mal prüfen. Mein stellenweise rüder Tonfall ist gewollt! Meine Bauchschmerzen sind eben eher nicht intellektueller Art! Deshalb habe ich schnell gereimt, um möglichst viel persönliches Charisma einzufangen! Die Polizei wird nachts mE meistens zu persönlichen Handgemengen gerufen. Die weiße Flagge weht mE zur Zeit auf der ganzen Welt Die meisten Menschen setzen momentan wohl auf einsichtiges Verhalten! Ich sehe wie du den Übergang zur Public Relation, zur verdeckten Lobbyarbeit und finde das das in meinen Zeilen wieder. - Irgendwann schreib ich sicher wieder detaillierter



Beide Strophen sind natürlich NUR in Verbindung mit dem Chorus in meinem Sinne zu verstehen. Und da haben wir die Situation, dass die Betroffenen Schwerstarbeit zu leisten haben bei ihrer Arbeit, die einzig gültige Wahrheit zu verteidigen!

Aber so sehr mir mein ironischer Einfall grimmiges Vergnügen bereitet, fühle ich mich nur in der scheinbaren Sicherheit der künstlerischen Freiheit wohl. Auf alle Betroffenen kommen mE in der Realität harte Zeiten zu. Und so liegt auch in meinen einleitenden Bedauern ein gehöriger Schuss ehrliches Mitgefühl!

Und noch Stunden nachdem ich diese im Grunde neutralen Zeilen schrieb, fühle ich ein seltsames Mitgefühl mit allem Leben, das immer und überall seine Probleme regeln muss! Ich bin nicht mehr der Jüngste. Wahrscheinlich erlaube ich mir deshalb diese ironische Sentimentalität


Die eigne Perspektive
ist immer wahr und gut
Das ist ja der Betrug,
das ist ja der Betrug
Die eigne Perspektive
ist unveränderbar
Nur Narren streiten wie
die Narrn jedesmal

Die eigne Perspektive
ist immer wahr und gut
Das ist ja der Betrug,
DAS ist ja der Betrug
Die eigne Perspektive
ist unverwechselbar
Nur Narren machen sich
zum Narren jedesmal

Danke für deine ausführliche Kritik. ich werde sie noch mehrmals lesen...und vielleicht noch weiter reagieren!

 

[artname]

Lieber sts, neben Philosophie bin ich momentan sehr mit dem Zusammenspiel und den Gemeinsamkeiten von Tönen und Worten beschäftigt. Beides war gerade sehr präsent in meinem Hinterkopf, als ich obigen Text schrieb!

Wenn du es dir also zeitlich leisten kannst, mir weiter zu widersprechen, würde ich mich freuen!

 

[Turquoise]

Auf alle Betroffenen kommen mE in der Realität harte Zeiten zu.

Ah, es ist ein Kommentar zur Gegenwart.

Gut, dass Du das noch preisgegeben hast.

Ich habe mir letztens auch überlegt, ob ich etwas dazu sagen möchte. Es ist ein (ebenfalls!) Textentwurf herausgekommen, den ich nebenan in einem eigene Thread mal einstelle. Würde mich freuen, wenn Du da auch was dazu sagen würdest.

Übrigens: dass ich zuletzt einige Texte sehr metaphernreich und weniger konkret als früher schrieb (dieser ist auch so en Versuch), ist auch eine Folge der Auseinandersetzung mit Dir.

 

[SoulFrontier]

Die eigne Perspektive
ist immer wahr und gut

Das ist ja der Betrug,

Würde ich ändern in:
und doch nur Selbstbetrug

Ansonsten guter Ansatz!

 

[artname]

Lieber Soulfrontier, das wäre mE nicht konsequent zu Ende gedacht. Das Schimpfen auf die Anderen ist doch unübertrefflich einfach und angenehm! Ich will doch gar nicht reflektieren! - ich will fluuuuuuuchen!!!!

 

[Beatback]

@Beatback , Herzlichen Dank für die generelle Zustimmung. Eine Zustimmung ist manchmal viel, viel mehr als keine!

Das ist so wie mit den C Demos, da reichen mir auch "nur" 70Leute die meiner Meinung sind.
Wenn die Anderen alle schlafen, muss man Sie lassen....

 

[artname]

Hi @Beatback , Dachte zunächst "C-Demo" wäre eine wertende Metapher..

Nun lese ich, dass das ein Testverfahren ist, um zu erfahren, ob grundlegende Infos rüberkommen. Ja - das hier ist ein C-Demo!

Und mir wird klar, dass die in Frage stehende Zeile:

Egal ob einer ballern tut
ins eigne oder fremde Blut

eine wichtige Rolle für mich spielt. Ich machte bisher einen großen Bogen um den Stil von W. Busch. Klang mir langeZeit zu dilettantisch gereimt!

In der Zwischenzeit habe ich aber so viele auf Qualität schielende Reime gelesen, dass es mir übel wird. Denn oft ist das Ergebnis gepflegter Reime einfach nur geistiger Dünnschiss!

Und nun habe ich längst begriffen, dass gedrechselte Reime selten diskutiert werden, weil man nicht intolerant oder geistlos wirken möchte. Wohingegen Kindersprech schnell von dem als dilettantisch empfunden wird, dem gerade danach ist. Ich allerdings fühlte beim Schreiben, dass mich diese (tatsächlich dem Reim geschuldete Zeile) plötzlich zwang, über ihren Inhalt länger nachzudenken. Und ich hatte plötzlich eine kindlich naive Freude daran... Mach was dagegen!

Übrigens kassierte Busch zuerst Absagen wegen Infaltilität der Reime, bevor er gerade mit derartig naiven Reimen einer der meist gelesenen Autoren der dt. Literatur wurde. Nicht dass ich mich Busch fühle, aber man kann dessen Reimtechnik ja auch mal hinterfragen.