Der Songtext-Handwerk-Sammelthread

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Der Liedertexter und Rechtshistoriker Michael Kunze

Aus der gelehrten Gemeinschaft der Rechtsgeschichte in die Freiheit des Liederdichters und zurück: Michael Kunze hätte Professor werden können, schrieb lieber für Udo Jürgens und blieb trotzdem von Wittgenstein inspiriert. Jetzt wird er achtzig.
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Keine Überraschung. Meine eigenen Texte haben da über die Jahre ähnlich angezogen.

Seit den Achtzigerjahren:
Songtexte werden immer einfacher und selbstbezogener
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Songtexte werden immer einfacher und selbstbezogener

Eingängig, persönlich, wütend: Die Musiklandschaft hat sich einer Untersuchung zufolge in den vergangenen 40 Jahren drastisch verändert. Experten sehen darin einen »Spiegel der Gesellschaft«.
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  • Interessant
Reaktionen: Hyp
Find ich überraschend das sich besonders im Rap die Zeilen oder Wörter oft wiederholen und die Texte insgesamt einfacher werden. Den Eindruck kann ich irgendwie gar nicht gewinnen. Aber gut, das liegt sicher auch am individuellen Konsumverhalten. Dennoch hätte ich erwartet das mit steigender Weiterentwicklung der Raptechnik auch die Sprache weiter entwickelt wird. Gerade wenn ich da an Keemo denke, der hat schon echt richtig gute Reime, geht aber auch mal auf wiederkehrende Vokale die er besonders betont, um eine Art Rap Melodie zu erzeugen. Naja wie auch immer, vermutlich eher die Ausnahme...
 
Ja, wirklich interessant und irgendwie auch witzig das Dendemann und vor allem Eminem den Schreibprozess genau so beschreiben, wie ich ihn selbst wahrnehme. Hätte ich gar nicht unbedingt erwartet das bei solchen Wortakrobaten dennoch das Wort oder besser der Reim den Inhalt oder zumindest den weiteren Verlauf vorgibt. Wahrscheinlich macht auch gerade das den Schreibprozess so faszinierend. Am Ende sitzt man da und fragt sich: "wie habe ich das nur gemacht und wo kam das alles her!?" Und man hat nichtmal im geringsten eine Erklärung dafür.
Auch die Sache mit der Betonung ist interessant. Ich würde ja mal behaupten das wir in Deutschland erst seit einigen wenigen Jahren ein Level erreicht haben, bei dem die Vokale, Laute und Betonung so konsequent und bewusst eingesetzt werden, um einen besonderen Flow zu kreieren und neue Reimmuster zu entdecken.
 
Zuletzt bearbeitet:
Show, don't tell geistert ja als Maxime jetzt schon länger durch den Äther. Und ist inzwischen so prominent, dass mich einmal interessieren würde, wie andere das sehen.

artname, der sich ja wenige Monate, nachdem ich mit eigenen Textbeiträgen im Lyrics-Unterforum ausgestiegen bin, ebenfalls daraus zurückzog (warum eigentlich?), hat oft zu Texten angemerkt, dass sie gute oder eben keine guten Bilde in ihm erzeugten. Und dass er entsprechend etwas (nach)fühlen konnte oder nicht. Ich selbst habe ein oder zwei Mal zu Teestundes Texten eine ähnliche Bemerkung fallen lassen.

Der Fokus liegt bei show don't tell auf den Emotionen, die ein Text hervorzurufen in der Lage ist. Ich verstehe das, kann dem aber so absolut nicht folgen. "Tell" hat seine Berechtigung in mehr, als dem schnellen Überbrücken großer Handlungsstränge, wie es in dem zweiten Video heißt: Bei "tell" kreiert der Autor nicht das Bild, sondern den Raum (Toby war glücklich), der mit einem Bild gefüllt werden muss. Ich sehe nicht, dass tell in diesem Falle nachteiliger ist, als show. Im Gegenteil: da bei show das Bild vorgegeben wird, bei tell aber die Abstraktion oder der Raum, in den das Bild eingefügt werden muss, könnte man auch sagen, tell lässt mehr Freiheit.

Natürlich: nur zu erzählen wirkt tatsächlich leblos. Aber nur Bilder zu erschaffen ist meiner Meinung nach auch kein erstrebenswertes Level. Man hört Texten, die vor Bildern überquellen, leicht ihren Schreib-Tutorial-Hintergrund an.
 
Sehr interessantes Thema.
Die Grenze zwischen Show und Tell verwischt ja oft.

Der Thread hier ist ja eher eine Sammlung. Mach gerne mal einen Thread auf, den ich dann hier verlinke.
 
Turquoise schrieb:
Show, don't tell geistert ja als Maxime jetzt schon länger durch den Äther. Und ist inzwischen so prominent, dass mich einmal interessieren würde, wie andere das sehen.
Zum Vergrößern anklicken....

Meiner Meinung nach sagt das zweite Video das, was du auch andeutest:
Dass nicht immer gilt "Show, don't tell", sondern dass beide Ansätze ihre Berechtigung haben und sich typischerweise ergänzen.

Ich würde aber insgesamt in eine andere Richtung denken. "Show, don't tell" ist überhaupt nicht das Mantra oder die Hauptidee, sondern nur das Werkzeug für einen anderen darüber stehenden Gedanken und Ansatz.

Und das wäre für mich das, was im Video wie folgt behandelt wird.

Erzählstimme:
"...Andrew Stanton proposes the 'unifying theory of 2+2'. He says make the audience put things together. Don't give them 4, give them 2+2."

Weiter mit Ausschnitt aus Original-Vortrag:
"...the audience actually wants to work for their meal. ...your job as a storyteller is to hide the fact that you're making them work for their meal. We're born problem solvers, we're compelled to deduce and to deduct because that's what we do in real life. It's this well organized absence of information that draws us in."

Zurück zur Erzählstimme:
"...The key to making your audience care in fiction is to imply your meaning rather than always pointing it out. Readers love the process of discovery and solving puzzles."

In eigenen Worten würde ich es so zusammenfassen:
Es geht darum, Geschichten so zu erzählen, dass Zuseher/Zuhörer/Leser quasi in die Geschichte hineingezogen werden und das gelingt durch die richtige Kombination aus "Show" und "Tell", also dem richtigen Verhältnis aus Erklärungen, die fürs Verstehen als Startpunkt geliefert werden müssen und Rätseln, die erst mal offen bleiben und selber entschlüsselt werden müssen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Da kann ich mitgehen. Mit Beispielen wie dem "show" zum "tell" von "He knows Gwen likes him" aus dem ersten (?) Video leider nicht. Das ist mMn auch keine 2 in 2+2, sondern absurd und lächerlich.
 
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