Compressor: die Sinnhaftigkeit/Sinnlosigkeit der Attack-Zeit Einstellung

[LKW-Fahrer]

Da hab ich mir jetzt unter deinem Begriff etwas anderes vorgestellt.
Clipgain bezieht sich auf einen Pegel eines Clips, der aber innerhalb dieses Clips konstant bleibt.
Unter Sampleebene verstehe ich die Bearbeitung einer sehr kurzen Zeitspanne im Bereich einer oder wenigen Mehrfachen der Sampling Rate.
Du setzt anscheinend Clip und Sample gleich?
Das Bild zeigt aber kein Clipgain, dazu müsste an jeder Stelle an der eine Pegeländerung erfolgt ein Schnitt sein, sondern eher eine Pegel (Fader) Automation.
Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, daß mit einer "Rechteck" Bearbeitung weder ein Clipgain noch eine Faderautomation gut klingen kann.
Angenehm klingt es für mich in Melodyne. Teilweise sogar besser als wenn ich in mühsamer Arbeit eine Verlaufskurve per Hand einzeichne.
Wenn ich in PT Clip Gain verwende dann für einen kompletten Satz, Refrain oder Strophe.

 

[rocking.xmas.man]

Das Bild zeigt aber kein Clipgain, dazu müsste an jeder Stelle an der eine Pegeländerung erfolgt ein Schnitt sein, sondern eher eine Pegel (Fader) Automation.

natürlich zeigt das Bild Clipgain, sogar aus Pro Tools - statt eine Auswahl rechteckig hoch - oder runter zu ziehen lassen sich da auch breakpoints setzen und dadurch sinnvolle Verläufe bauen. Das ist ganz normal und super sinnvoll.

 

[LKW-Fahrer]

natürlich zeigt das Bild Clipgain, sogar aus Pro Tools...

Tatsache.
Ja, kann mich schwach erinnern aber habe und werde es wahrscheinlich nie benutzen.
Mir ist eine Automatisationskurve, mit dem Fader geschrieben, wesentlich lieber und dann kann ich sie mit der Hand/Stift immer noch feinjustieren.

 

[NuckChorris]

Ja, aber ursprünglich soll der Compressor die Dynamik einschränken.

Das kann kein (klassischer) Kompressor, ein analoger schon gar nicht. Ein Kompressor verdichtet den Signalanteil nach dem ersten Peak, der über den Threshold geht, egal wie schnell er ist. So lange die Dinger keinen Fluxkompensator eingebaut haben kann der Dynamikumfang ja nur vergrößert werden, wenn alles was nach dem ersten Peak kommt verdichtet wird.

Um das Signal in Gänze in seiner Dynamik zu reduzieren musst du entweder analog in die Sättigung fahren um die Peaks zu schleifen, oder du limitierst.

 

[Mit Senf]

Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, daß mit einer "Rechteck" Bearbeitung weder ein Clipgain noch eine Faderautomation gut klingen kann.

An den Schnittpunkten Crossfades setzen, dann kann man auch einzelne Worter/Silben unauffällig in der Lautstärke anpassen. Oder mal ein Snareschlag oder zB einzelnen Ton vom Bass in der Lautstärke anpassen empfand ich bisher nie als Problem, wenn ich das über Clip Gain mache.

Limiter vor dem Kompressor find ich übrigens auch gut. Die Autogain Funktion im Fabfilter L2 finde ich dafür sehr praktisch. Einfach Gain hoch ziehen, bis er die Peaks absäbelt.

Die, die sich Limiter vor der Kompressor nicht vorstellen können, können ja mal überlegen, was die berühmte 1176+LA2A Kombination so macht.

 

[synthpark]

Das kann kein (klassischer) Kompressor, ein analoger schon gar nicht. Ein Kompressor verdichtet den Signalanteil nach dem ersten Peak, der über den Threshold geht, egal wie schnell er ist. So lange die Dinger keinen Fluxkompensator eingebaut haben kann der Dynamikumfang ja nur vergrößert werden, wenn alles was nach dem ersten Peak kommt verdichtet wird.

Um das Signal in Gänze in seiner Dynamik zu reduzieren musst du entweder analog in die Sättigung fahren um die Peaks zu schleifen, oder du limitierst.

Bevor ich einen Mix mache, lese ich stets bei Wikipedia nochmal über alle Plugins nach. Und da steht:

und wenn der Compressor das für die Anfangsspitzen nicht schafft, hilft man halt nach. Das war Gegenstand der Diskussion. Und da nehm ich einen Limiter NACH dem Compressor, wegen der eckligen Spitzen. Ist aber nicht immer nötig. Für langsam anschwellende Signale eh nicht. Außerdem erledigt das ein Summenlimiter. Aber klar ist, der Compressor schränkt die empfundene Dynamik ein.

Klar, du kannst mit langem Attack die Anfangsphase betonen und sogar die Dynamik erhöhen.
Aber den Fall wollnwa ja hier nicht haben, sondern sone dicke Wurst erzeugen.

 

[rocking.xmas.man]

Mir ist eine Automatisationskurve, mit dem Fader geschrieben, wesentlich lieber und dann kann ich sie mit der Hand/Stift immer noch feinjustieren.

Und da sind wir bei den Features die ich an Pro Tools so geil finde: Clipgain kann man auch per Hand/Stift justieren - oder Clipgain oder Lautstärkeautomation ineinander umwandeln oder zueinander addieren usw.

 

[LKW-Fahrer]

Und da sind wir bei den Features die ich an Pro Tools so geil finde:...

Ha! Vielleicht sollte ich die Neuerungen doch mal nachlesen. Ist eventuell doch was dabei was ich brauchen könnte.
Merci!

 

[LKW-Fahrer]

Die, die sich Limiter vor der Kompressor nicht vorstellen können, können ja mal überlegen, was die berühmte 1176+LA2A Kombination so macht.

Vor allem wenn man damals dann noch mit guter Sättigung auf das Band ging war das schon ein guter Sound.
Heutzutage brauch ich da ein paar mehr Plugins um da hinzukommen.
Limiter (kurze Release) - schneller Kompressor - langsamer Kompressor - Limiter (lange Release).

 

[Entone]

Clipgain bezieht sich auf einen Pegel eines Clips, der aber innerhalb dieses Clips konstant bleibt.

Eine gute DAW kann beides.

Unter Sampleebene verstehe ich die Bearbeitung einer sehr kurzen Zeitspanne im Bereich einer oder wenigen Mehrfachen der Sampling Rate.
Du setzt anscheinend Clip und Sample gleich?

Ja, ich meinte Sample untechnisch.

Das Bild zeigt aber kein Clipgain, dazu müsste an jeder Stelle an der eine Pegeländerung erfolgt ein Schnitt sein, sondern eher eine Pegel (Fader) Automation.
Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, daß mit einer "Rechteck" Bearbeitung weder ein Clipgain noch eine Faderautomation gut klingen kann.

Doch. I.Ü. hättest Du bei Deiner Vorstellung einer Clipgain-Bearbeitung ja auch einen rechteckigen Schnitt vom einen Clip zum anderen. Bei dynamischen Signalen wie Gesang fällt das nicht auf.

 

[TheEar]

Das kann kein (klassischer) Kompressor, ein analoger schon gar nicht. Ein Kompressor verdichtet den Signalanteil nach dem ersten Peak, der über den Threshold geht, egal wie schnell er ist. So lange die Dinger keinen Fluxkompensator eingebaut haben kann der Dynamikumfang ja nur vergrößert werden, wenn alles was nach dem ersten Peak kommt verdichtet wird.

Um das Signal in Gänze in seiner Dynamik zu reduzieren musst du entweder analog in die Sättigung fahren um die Peaks zu schleifen, oder du limitierst.

Nicht persönlich nehmen, aber doch, das kann ein Kompressor. Diese Art von Regelungstechnik gibt es, auch schnell genug, sogar in Echtzeit. Bevor ein Signal (selbst im Hochtonbereich) nennenswert den Threshold überschreitet, kann ein Kompressor schon Einregeln. Ein 1176 hat eine Einregerungszeit von 20 μs, da hat selbst 20kHz noch keine Maxima erreichen können. (Und den 1176 würde ich schon "Klassiker" nennen)

Im digitalen Raum ist es ohne Probleme möglich, einen Kompressor zu programmieren, der ohne Rücksicht auf Zeitkonstanten sofort zupackt. (Das ist sogar einfacher, als einen zu programmieren, der Zeitkonstanten befolgt, weil man dann nämlich den Envelope-Follower weglassen kann). Hier ist es auch kein Ding, einen Kompressor zu programmieren, der bereits einriegelt, bevor es zum zur Threshold-Überschreitung (hier wurde es Transienten genannt) kommt. Besonders im digitalen bin ich mir absolut sicher!

...wie gesagt: nix für ungut. Wollte das nur mal entwirren...

 

[LKW-Fahrer]

Wollte das nur mal entwirren...

Ich denke gerade dadurch hast du für Verwirrung gesorgt.
Ein 1176 ist kein Kompressor im klassischen Sinne.

Es gibt keinen analogen Brickwall Limiter.
(jedenfalls kenne ich keinen der mit Pre Delay arbeitet)
Und nur der garantiert einen Threshold der nicht überschritten wird.

 

[andy_g]

Es gibt keinen analogen Brickwall Limiter.
(jedenfalls kenne ich keinen der mit Pre Delay arbeitet)
Und nur der garantiert einen Threshold der nicht überschritten wird.

Gibt es schon....

Kompressoren/Limiter → EMT 266 / X

EMT 266 / X Transienten-Limiter Mit Hilfe des Transienten-Limiters EMT 266 X ist es möglich, eine absolute Begrenzung auch steiler Anstiegsflanken (Transienten) und kürzester Pegelspitzen zu erreichen. Gegenüber seinem Vorgänger EMT 266 zeichnet er sich durch die Steigerung der Gesamtdynamik...

emt-archiv.de

 

[rocking.xmas.man]

Es gibt ein paar analoge limiter mit delay line - von adt zum Beispiel, bei uns im Studio stand mal eine Weile irgendein solches Gerät rum, da hab ich leider den Hersteller vergessen. Und jetzt recht frisch auf dem Markt und deshalb beworben als wäre es der erste seiner Spezies der hum devices laal.

Die 20 mikrosekunden entsprechen übrigens etwa einem sample bei 48KHz. Eine ein-sample-lange Spitze ist sehr gut als Klick wahrnehmbar. Wird aber in Hardware vielleicht dann eh noch durch den ausgangsübertrager weitgehend weggeschliffen?

 

[LKW-Fahrer]

Gibt es schon....

Hab ich mir schon gedacht, deswegen auch meine Einschränkung, aber wer, ausser als Sendelimiter, hat solche Teile zu analogen Zeiten tatsächlich benutzt?
War ja auch nicht nötig.

 

[andy_g]

Hab ich mir schon gedacht, deswegen auch meine Einschränkung, aber wer, ausser als Sendelimiter, hat solche Teile zu analogen Zeiten tatsächlich benutzt?
War ja auch nicht nötig.

Ganz ehrlich, ich hatte mal so einen aber.... braucht man nicht wirklich.
Wenn man den EMT auf dem Drumbus überfährt pumpt es sehr musikalisch was aber eine Zweckentfremdung ist.

 

[NuckChorris]

Nicht persönlich nehmen, aber doch, das kann ein Kompressor. Diese Art von Regelungstechnik gibt es, auch schnell genug, sogar in Echtzeit. Bevor ein Signal (selbst im Hochtonbereich) nennenswert den Threshold überschreitet, kann ein Kompressor schon Einregeln. Ein 1176 hat eine Einregerungszeit von 20 μs, da hat selbst 20kHz noch keine Maxima erreichen können. (Und den 1176 würde ich schon "Klassiker" nennen)

Im digitalen Raum ist es ohne Probleme möglich, einen Kompressor zu programmieren, der ohne Rücksicht auf Zeitkonstanten sofort zupackt. (Das ist sogar einfacher, als einen zu programmieren, der Zeitkonstanten befolgt, weil man dann nämlich den Envelope-Follower weglassen kann). Hier ist es auch kein Ding, einen Kompressor zu programmieren, der bereits einriegelt, bevor es zum zur Threshold-Überschreitung (hier wurde es Transienten genannt) kommt. Besonders im digitalen bin ich mir absolut sicher!

...wie gesagt: nix für ungut. Wollte das nur mal entwirren...

Deswegen ja auch mein Hinweis auf eine klassische analoge Kompressorschaltung, ohne lookahead und pipapo. Und alles gut, was soll ich hier persönlich nehmen, ist doch nur ein kollegialer Austausch.