Hallo motifxsuser!
Habe auch lange überlegt, etwas in diesem Bereich zu studieren, genau wie du wollte ich auch in den Bereich Songwriting/Producing (ich bin im Bereich (deutscher) Pop/Rock unterwegs).
Wie man an meiner Formulierung schon hört studiere ich jetzt aber doch (erstmal) was anderes (ich hatte auch schon immer ein Favel im Bereich erneuerbare Energien/Umweltschutz/etc. - und so studiere ich jetzt VWL und werde mich dabei auf Energiewirtschaft, Umwelt, etc. spezialisieren).
Die Berufsaussichten könnten wohl kaum unterschiedlicher sein...
Was ich festgestellt habe ist, dass es wohl ein ziemliches Überangebot an Musikern gibt. Auch im Bereich Producing hat man es schwer: Durch private Bildungsstätten wie SAE (auch hier gibt es ja viele, die danach gerne als Musikingenieur+(künstlerischer) Produzent arbeiten wollen), Deutsche Pop und Konsorten gibt es ein Überangebot an Menschen die auf diesen Markt strömen, gleichzeitig brechen aber Arbeitsplätze in Tonstudios weg, weil immer mehr Amateur- und semi-professionelle Bands wie wir auf den Geschmack des "Homerecordings" kommen. Auch anderen Medienbranchen sind überlaufen und auch hier hat man nicht zu viel Geld, sodass du auch als Jingle-Produzent, etc. in der Film-/Werbebranche schwer hast.
Und im Bereich Songwriting meinte mal ein Dozent zu mir, dass es momentan keinen einzigen Songwriter in Deutschland gibt, der ausschließlich vom Songs schreiben lebt. (Bestimmt gibt es einige, die es theoretisch können, aber man sieht daran ganz gut, dass man, wenn man als Songwriter tätig sein will, zweigleisig sein sollte.) Diese Kombination Songwriter + Produzent, die du ja anscheinend gerne machen würdest, die ich ja auch machen wollte und die viele andere auch machen, halte ich eigentlich für ganz gut, da man für das eine auch immer etwas von dem anderen verstehen muss (ein Songwriter muss auch wissen, wie er seinen Song aufnimmt, ein Produzent muss auch an einem Song arbeiten können (mindestens am Arrangement, evtl. aber auch an Komposition oder Text selbst)). Außerdem kann man natürlich mit dieser Personalunion viel machen (wenn du auch noch ein paar Instrumente beherrscht und vielleicht sogar singen kannst), kannst du deine Songs theoretisch ganz/größtenteils alleine machen, brauchst evtl. nur einen Sänger, der das Lied singt.
Auch mit Ausbildungen in diesem Bereich habe ich mich lange beschäftigt. Ich gehe mal davon aus, dass du Abitur hast bzw. dein Abitur machst. Denn dazu würde ich dir auf jedenfall raten, denn nur damit stehen dir alle Türen offen. Ein Fachabitur reicht für viele Sachen nicht aus!
Dann rate ich dir zu einem Studium mit staatlich annerkanntem Abschluss, also einem Bachelor (später möglichst noch einen Master). Bei privaten Abschlüssen hast du nichts, wenns in der Musikbranche nicht klappt, mit einem Bachelor bist du Akademiker und kannst notfalls als Musiklehrer arbeiten oder in einen ganz anderen Bereich gehen, da du einen staatlich anerkannten Abschluss hast, ist der auch woanders was wert. Ob du das nötige Kleingeld für eine prvate Uni hast (mit staatl.anerkanntem Abschluss) musst du selber wissen, ich würde eine staatliche Hochschule aber bevorzugen, da die Unis nicht darauf angewiesen sind, dich als ihren Geldgelber in den Prüfungen bestehen zu lassen.
Meiner Meinung nach ist die Popakademie in Mannheim die unangefochtene Nummer 1 ein Deutschland, was moderne Musik angeht. (Nicht zu verwechseln mit der Akademie Deutsche Pop!!!) Hier studiert man den Studiengang "Popmusikdesign" und setzt sich einen Schwerpunkt, für dich wäre wohl der SChwerpunkt "Producing" interessant (Songwriting geht nur in Verbindung mit Gesang als Schwerpunkt "Singer-Songwriter"). Das ganze ist eine staatliche Hochschule mit dem Abschluss Bachelor of Arts. Ich war zweimal da, hab mit einigen Dozenten und Studenten gesprochen und viel über die Uni gelesen. Aber selbst hier habe ich erfahren, dass die meisten Absolventen später mindestens nebenbei als Musiklehrer arbeiten, wie das speziell bei den Produzenten aussieht, weiß ich nicht. Ein weiterer Nachteil ist, dass die nur ca. 7% ihrer Bewerber annehmen, man kommt also schwer rein.
Was ich auch gut finde ist der Studiengang "Musik und Medien" in Düsseldorf und "Komposition, Musik- und Studioproduktion" in Groningen (Holland). Außerdem ist natürlich das Berklee College in Boston eine tolle Adresse, wenn man es finanzieren kann. Nach Bosten kannst du z.B. auch über das Music College in Freiburg kommen, hier musst du allerdings ein Instrument studieren und kannst die erst im dritten Jahr auf Musikproduktion und Songwriting spezialisieren.
Was ich auch toll finde, ist der Studiengang "Keyboards und Music Production" in Münster, aber hier studierst du schwerpunktmäßig Keyboard, Musikproduktion, Sounddesign.
Ob du das machen willst oder nicht, musst du selber entscheiden. Klar ist natürlich, dass du es dir mit einem anderen Beruf einfacher machen könntst (was z.B. ein gewisses monatliches Einkommen angeht) und dass du in der Musikbranche nicht immer nur Sachen machst, die dir Spaß machen. Nur lass dir nicht von irgendwelchen Leuten hier oder in einem anderen Forum, die sich selber nicht getraut haben in die Musikbranche zu gehen, einreden, dass man ja als Musiker ein sooo menschenunwürdigs Leben führt... (ich will jetzt hier keinen angreifen, ich habe auch außer dem Eingangspost keine anderen Post in diesem Thread gelesen - nur gibt es in solchen Threads leider meistens viel zu viele Leute, die einem von etwas abraten, was sie selber gar nicht kennen)
Wenn du Musik studieren willst, aber trotzdem nicht das ganz große risiko eingehen willst, kannst du auch überlegen, neben Musik noch etwas anderes zu studieren. Falls es dann in der Musik (erstmal) nicht richtig klappt, kannst du in die andere Branche wechseln und Musik als gehobenes Hobby oder vielleich semiprofesslionell als Nebenjob oder so ausüben.
Ich hoffe, dass ich dir ein bisschen helfen konnte.
lg Jonathan