"berührt" ... euch das? ;-)

  • Ersteller NinaEins
  • Erstellt am
@artname: Hallo und sehr herzlichen Dank für Dein gewissenhaftes Feedback.

ich hab noch keine klare Meinung.
ein gutes Zeichen ;)


Ein von der Form her minimalistisch angelegter Text stellt hohe Ansprüche an sein Publikum... und die Autoren. Da muss jedes Wort sitzen! Sowohl formal wie auch inhaltlich.
Das wird mir durch diesen Thread besonders bewusst. Richtig.


Was besagt zum Beispiel: "Ganz langsam erweckt die Zweifel und Tat"? Wie es im Text geschrieben(!) steht, klingt es grammatikalisch falsch und dazu noch unsinnig.
Nachvollziehbar.

Wenn ihr im Schema bleiben wollt, ginge mMn: "ganz langsam erweckt: / (die) Lust auf die Tat." Die Zweifel sind sowieso ab dem Refrain prominent hervorgehoben.
vielen Dank für den konkreten Hinweis. So ginge es auf jeden Fall besser.


Das wirkt formal geschludert. Das Strophen-Versmaß lautet bei Euch (-=unbetont, x= betont):

-X--X / -X--X / -X--X / -X--X //


Der Reim ist hier immer männlich (x) und nicht weiblich (x-). Die Wurzel-Strophe hingegen hat folgende Metrik:

-X-X- / -X--X / -X --X-/ -X--X //


Jede Zeile hat hier ein anderes Metrum. Dazu kommen plötzlich zwei weibliche (x-) Endreime. - Das bringt mehr Unruhe ins rhythmische Empfinden, als mancher meinen mag.

Puh... ich knie mich mal rein. Habe den Hinweis verstanden... werde mehr an der Metrik (im allg.) arbeiten müssen und hoffe, dass ich in der Lage sein werde, das Prinzip zu verinnerlichen, um hoffentlich in mittelfristiger Zukunft intuitiv "richtig" zu texten. Denn wenn ich zu viel Kopf (bewusst) einschalte, verkrampfe und blockiere ich leicht... und das geht dann (bei mir) letzlich auf das Gefühl, den Ausdruck.
Danke, dass du mich im Detail auf die männlichen und weiblichen Reime an diesem konkreten Beispiel aufmerksam machst.


Ich würde sie mal versuchsweise wegnehmen. Zumal es auch noch eine verwirrende 3. Strophe ist
weniger ist manchmal mehr ;) werde den Versuch wagen, die Strophe wegzulassen.


Euer songschema lautet nämlich:

s/s/s/ R/ s/s/ R/ b/ R/ s/s

na gut, ist ja nur ein Angebot... bei einer evtl Vertonung könnte der Musiker das Schema variieren.
aber ok... auch das sollte ich im Hinterkopf haben.


Manch Stein mit einem Schritt, / hin zum Abgrund rollt. / Scheinbar hat das Glück / viel mehr Wert als Gold //
Danke auch hier wieder für deinen konkreten Vorschlag, den ich als Autorin im ersten Moment inhaltlich noch nicht so gut annehmen kann, aber der auf jeden Fall wieder eindrucksvoll die metrischen "Qualitätsunterschiede" zeigt.


Also, formal ist in Eurem Text mMn noch ne Menge Unordnung. Was bei einem minimalistisch angelegten Text irritiert! Aus meiner Sicht sollte ein kurzzeiliger Text wie ein ewig wiederholbares Mantra wirken!
plausibles Fazit... ich gehe mal in mich und versuche daran zu wachsen.




Ich meine, psychologisch kann ich das Ganze durchaus nachvollziehen. Aber ein Künstler sollte sich weniger durch Sachwissen als durch Wagemut auszeichnen. Das Publikum erwartet kein perfektes Psychogramm, sondern wohl eher Unterhaltung mittels kühner Phantasie.
Ist das zwingend so - auch jenseits des mainstreams? oder kann es hierbei auch um Geschmacksfragen gehen?



Und damit abschließend zur Bridge: die sollte ja eigentlich noch mal einen neuen Akzent anbieten. Tut sie aber nicht. Sie betont lediglich die Vorzüge des Angeschmachteten. Die sollten jedoch von der ersten Zeile an in DIESEM Text klar sein. Also würde ich hier den Zweifeln eine letzte Chance bieten, zu Wort zu kommen. Natürlich erfolglos

oh, schade... gerade die Bridge schien doch recht gut anzukommen. Ich denke mal darüber nach. Denn vordergründig sollte es um die Zerrissenheit des LI gehen, weniger um den Angeschmachteten, der weniger als "Anschmachtungsobjekt" zu verstehen ist, sondern vielmehr als eine "Tür" zum eigenen "Ich" (wahrscheinlich habe ich mich damit gerade selber disqualifiziert :D)

Also, nochmals DANK für deinen wertvollen Input und die Zeit, die du dir genommen hast.
Liebe Grüße

Nina
 
Hallo Nina,

danke für dein sorgfältig zitierendes Feedback. Ich könnte mich wirklich hinreichend verstanden fühlen, wäre da nicht dieses:

wenn ich zu viel Kopf (bewusst) einschalte, verkrampfe und blockiere ich leicht... und das geht dann (bei mir) letztlich auf das Gefühl, den Ausdruck.

Du meinst, deine Gefühle sollte Deinen Text schreiben? Kluge Worte finden? Seine Form organisieren? Die unterschiedlichsten Spieler klar in Szene setzen? Ich sage mal: Nichts ist unmöglich...
...aber wage die Antithese: Wenn mich meine Gefühle unkontrolliert schreiben lasse, werden meine Texte total widersprüchlich, unklar, kompliziert. Attribute, welches hier mMn mehrfach gegen den Text verwendet wurde.

Meine Erfahrung (weniger meine Gefühle) sagt mir: Popmusik will eigentlich immer nur EINE Attitüde wieder geben. (Im Gegensatz zu einer Sinfonie, die ja der Wiedergabe unterschiedlichster Gefühle dient.) Warum also sollten die stets verwirrten Gefühle, und nicht der kühle Verstand den AUSDRUCK für die jeweils gewollte Musikattitüde FORMen? Was vergebe ich mir, wenn ich eine Situation aus einer emotional klaren Perspektive schreibe? Heute als der Verwirrte, morgen als der Kühle, übermorgen von mir aus als der Tatendurstige? Die Umgebung wird auch bei mir stets widersprüchlich bleiben. Aber mein Grundgefühl, meine Attitüde, muß von dieser Widersprüchlichkeit nicht dominieren werden. Kannst Du mich in diesem Punkt verstehen?

Ich möchte nur zu gern dem Thorsten oder Popnapp zurufen: "Irrtum! Poesie und Pop sind kein Widerspruch!" Aber das setzt schon voraus, dass die Komponisten im Text IHREN vertrauten, einfachen roten Faden finden, musikalisch ent-wickeln können.

Außerdem: Was können fremde Feedbacker eigentlich positiv für DEINE Gefühl tun? Außer vielleicht, sie zu streicheln :D

Lg

Ach ja, da war noch eine konkrete Frage an mich:

Ich meine, psychologisch kann ich das Ganze durchaus nachvollziehen. Aber ein Künstler sollte sich weniger durch Sachwissen als durch Wagemut auszeichnen. Das Publikum erwartet kein perfektes Psychogramm, sondern wohl eher Unterhaltung mittels kühner Phantasie.
Ist das zwingend so - auch jenseits des mainstreams? oder kann es hierbei auch um Geschmacksfragen gehen?

1. Handelt es sich dMn hier um einen Text jenseits des Mainstreams?
2. Ich meine, gerade ein Spartenpublikum will SEINE Attitüde knall hart bekommen. Ohne Wenn und Aber.
3. Nichts was ich hier schreibe, will mehr sein, als mein eigener Geschmack.

Wenn dich DAS beruhigt ;-)
 
@artname: Verfluchter Drecksrechner... mir ist soeben meine (ausführliche) Antwort an dich abgeschmiert... hole ich nach, sobald ich Zeit UND Nerven habe.

Sorry, aber schon mal vielen Dank für dein erneutes FB.

Liebe Grüße
Nina

Ps: kennt ihr diesen Mist... wenn plötzlich ALLES weg ist?
smil61.gif
 
@artname: nun erneuter Anlauf, aber etwas knapper. ;)

danke für dein sorgfältig zitierendes Feedback. Ich könnte mich wirklich hinreichend verstanden fühlen, wäre da nicht dieses:

wenn ich zu viel Kopf (bewusst) einschalte, verkrampfe und blockiere ich leicht... und das geht dann (bei mir) letztlich auf das Gefühl, den Ausdruck.

ich hab's geahnt und tatsächlich gezögert, diese Zeilen zu schreiben ;)


Solange ich das Handwerk nicht intuitiv beherrsche, wird mich Selbiges stets derart viel Konzentration kosten, dass ich nicht in der Lage sein werde, gleichzeitig einen Zugang zu meinen Gefühlen herzustellen...
Aber das ist nur mein Empfinden!!! Mein Körper, mein Kopf, mein Herz. Ich hoffe also, dass ich schnell in eine technisch intuitive Routine komme ;)


Du meinst, deine Gefühle sollte Deinen Text schreiben?
Nein.

Ich sage mal: Nichts ist unmöglich...
alter Zyniker ;)


Wenn mich meine Gefühle unkontrolliert schreiben lasse, werden meine Texte total widersprüchlich, unklar, kompliziert. Attribute, welches hier mMn mehrfach gegen den Text verwendet wurde.
wie bewiesen an meinem Songtext, s.o.


Die Umgebung wird auch bei mir stets widersprüchlich bleiben. Aber mein Grundgefühl, meine Attitüde, muß von dieser Widersprüchlichkeit nicht dominieren werden.
großartig differenziert dargestellt. Augen geöffnet.


Ich möchte nur zu gern dem Thorsten oder Popnapp zurufen: "Irrtum! Poesie und Pop sind kein Widerspruch!" Aber das setzt schon voraus, dass die Komponisten im Text IHREN vertrauten, einfachen roten Faden finden, musikalisch ent-wickeln können.
Ich lerne bei recording fast jeden Tag dazu. Dass die Komponisten der Schlüssel zu allem sind, beginne ich langsam zu begreifen.


Außerdem: Was können fremde Feedbacker eigentlich positiv für DEINE Gefühl tun? Außer vielleicht, sie zu streicheln
das wäre doch ganz schön... bitte, streichelt meine Gefühle. ;)


1. Handelt es sich dMn hier um einen Text jenseits des Mainstreams?
ich nahm es an.

Ich meine, gerade ein Spartenpublikum will SEINE Attitüde knall hart bekommen. Ohne Wenn und Aber.
Ist gebongt.

3. Nichts was ich hier schreibe, will mehr sein, als mein eigener Geschmack.

Wenn dich DAS beruhigt
ja, danke... sehr ;)


Alles Liebe
Nina
 
Liebe Nina,

Charmant, hellwach und und viel sagend geantwortet. Danke für Dein Vertrauen! :) ich geb dir völlig Recht: man sollte sich weiterbilden ODER texten. Beides zur gleichen Zeit behindert sich massiv.

Am besten schreiben, bis der Arzt kommt. Generell auf Selbstheilung setzend. Gelegentlich, ärztlichen Ratschlägen trauend, einige Abläufe versuchsweise verändernd. Und lebenshungrig genug, bei anhaltenden Symptomen den Arzt des Vertrauens zu wechseln. ;-)

Und noch was: Du hast mit Jörg mMn einen ungewöhnlichen Text geschrieben. Als ich ihn gestern Nacht überarbeitet habe, fühlte ich mich mehrfach in sehr spannende Perspektiven versetzt. Wirklich! Lange (aber praktisch ergebnislos) dachte ich zB über dein Wurzelbild nach! Ich kann auch das partielle Lob von Butcher oder Teestunde GUT nachvollziehen!

Auch die leise Art, wie du mich Ernst (und auf die Schippe) nimmst, sagen mir: DU hast sehr viele Vorausetzungen für eine gute Autorin! Nach meinem Geschmack ;-)


Das wars eigentlich :)

Wenn du noch Lust und Zeit hast, abschließend 2 Impressionen..

--------------------------------------

1. Beispielsweise die Forderung, plakativer zu schreiben, habe ich erst nach vielen Jahren des erbitterten Widerstandes begriffen. Irgendwann belehrten mich aber meine Mißerfolge endgültig, daß...

...den Betrachter eines Plakates nicht das Können seiner Gestalter interessiert, sondern zu 99% nur das Produkt oder Event, wofür die Macher bezahlt werben. Je bescheidener sich ein Plakatgestalter mit JEDEM Detail seiner Werbung nur einem EINZIGEN Grundgedanken verpflichtet fühlt, um so leichter und nachhaltiger greift vermutlich das fertige Plakat nach den gestressten Passanten und Autofahrern. Stell dir ruhig mal deine Lieblingsplakate vor...;-) oder hinterfrage dich kritisch, wofür genau dein Text "werben" will. Ursprünglich werben wollte.

2. Viel lerne ich auch von Filmkomponisten. Die haben echt einen interessanten Job. Gerade wenn man ihre Musik gar nicht mehr wahrnimmt, haben sie am Besten gearbeitet...

(Unlängst dürfte ich wieder mal einige Rohschnitte mit der vertonte Szene vergleichen. - Eine Bettszene kommt langsam in Schwung...banale Dialoge... Plötzlich geht der Mann ins Bad...greift nach etwas Unsichtbaren ... kommt zurück... Das erotische Spiel wird heftiger... bis die Frau ihm plötzlich zärtlich auf die Nase küsst und sich umdreht... SCHNITT...

..."schon tausend mal gesehen!" stöhnte ich. Und kippte dann mit der Musik fast aus dem Latschen. Zuerst die erwarteten lasziven Streicher....mit einem fernen Piano-Thema... Im Bad nur noch das Piano...zurück im Bett wütender, treibender Slow-Blues, basierend auf dem Pianothema.... Eingeleitet - und JETZT kommt die geniale IDEE - von einem einzelnen, langsam nach nach unten gleitenden Posaunenton, den man von schwarzen Brassbands kennt, bevor sich der Trauerzug unter heißen Rhythmen in Bewegung setzt. Ein einziger Ton ... und eine heiße Bettszene wird zum Trauerspiel)

Immer wieder staune ich, wie gerade unspektakuläre, aber klare Bilder tolle Musiken wecken... das Endprodukt zählt. Verstehst du? Der Komponist wird meist benötigt, wenn der Rohschnitt nach Würze verlangt... DIe Sprache darf nie alles erzählen wollen, sie muss für das Mitleid des Komponisten Platz ein kalkulieren : "Na da werden wir mal dem armen Regisseur (Texter) etwas unter die Arme greifen. Sonst wird det nüscht mit seinem eijentlich janz netten Einfall!"...:D

Echt erstaunlich, wie gute Komponisten von scheinbar nichtssagenden, plakativen Textentwürfen die Fusswippe bekommen... und von zu scheinbar aussagekräftigen tote Augen :D

Immer wieder komme ich als Musiktexter zu folgendem Credo: überleg, was du eigentlich sagen willst, sag weiter nix als DAS und vertrau deinen (langjährigen) Komponisten.

lg
 
@artname:
smil46c5f898ce9c7.gif
 
@artname:

Charmant, hellwach und und viel sagend geantwortet
Seele streicheln geht doch ganz einfach ;) Danke


man sollte sich weiterbilden ODER texten. Beides zur gleichen Zeit behindert sich massiv.
puh, dann konnte ich mich ENDLICH verständlich machen. Dem Herrn sei Dank :)


Am besten schreiben, bis der Arzt kommt.
mach ich :D


Und noch was: Du hast mit Jörg mMn einen ungewöhnlichen Text geschrieben. Als ich ihn gestern Nacht überarbeitet habe, fühlte ich mich mehrfach in sehr spannende Perspektiven versetzt. Wirklich! Lange (aber praktisch ergebnislos) dachte ich zB über dein Wurzelbild nach! Ich kann auch das partielle Lob von Butcher oder Teestunde GUT nachvollziehen!
Ich freue mich, dass du dich eingehend mit dem Text befasst hast, ja geradezu Freude an der Arbeit daran zu haben schienst... Langes Nachdenken ohne Ergebnis sowie partielles Lob deuten jedoch nicht gerade auf ein eindeutiges Fazit hin.

Auch die leise Art, wie du mich Ernst (und auf die Schippe) nimmst, sagen mir: DU hast sehr viele Vorausetzungen für eine gute Autorin! Nach meinem Geschmack
Also... alles ist offen... sie bemüht sich weiterhin ;)


Wenn du noch Lust und Zeit hast, abschließend 2 Impressionen
IMMER! Vielen Dank, freue mich immer über Eindücke persönlicher Erfahrungen, ganz besonders von dir als "Kollege" ;)

Beispielsweise die Forderung, plakativer zu schreiben, habe ich erst nach vielen Jahren des erbitterten Widerstandes begriffen.
Wegen meines beruflichen Hintergrunds ist mir das Prinzip bekannt... die plakative Umsetzung ist auf dem neuen Fachgebiet wahrscheinlich noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen.

Viel lerne ich auch von Filmkomponisten
du hast bereits zuvor auf die Inspiration des Films generell hingewiesen, insbesondere auf den Schnitt, analog dazu begleitet natürlich die Musik eine Szene und setzt wirkungsvolle Akzente.

DIe Sprache darf nie alles erzählen wollen, sie muss für das Mitleid des Komponisten Platz ein kalkulieren : "Na da werden wir mal dem armen Regisseur (Texter) etwas unter die Arme greifen. Sonst wird det nüscht mit seinem eijentlich janz netten Einfall!"
;)
Ich werde über die Bedeutung dessen nachdenken. Danke.


Immer wieder komme ich als Musiktexter zu folgendem Credo: überleg, was du eigentlich sagen willst, sag weiter nix als DAS und vertrau deinen (langjährigen) Komponisten.
reduce to the max ;)

Liebe Grüße und Merci

Nina
 
@All: überarbeitete Version des Songtextes im Startpost...

Würde mich über neues Feedback dazu freuen.

Vielen Dank und liebe Grüße

Nina
 

Ähnliche Themen

moonbooter
    • Danke
  • Artikel
Antworten
3
Aufrufe
2K
moonbooter
moonbooter
moonbooter
    • Danke
  • Artikel
Antworten
0
Aufrufe
45K
moonbooter
moonbooter

Oft gelesene Themen

Zurück
Oben