Was rät man einem jungen musikbegeisterten Menschen...

  • Ersteller RudeRudi
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Trotzdem schon mal die Frage vorweg: Was machen die in 10 Jahren?
Eine gute Frage, die ich natürlich so nicht beantworten kann, ich weiß es einfach nicht.
Vielleicht sind sie weiter im Musikgeschäft tätig, vielleicht machen sie was ganz anderes, vielleicht müssen sie zum Sozialamt?
Ich denke als Musiker lebt man auch ein wenig von heute auf morgen, kein Leben für jedermann.
 
Die Frage könnte auch heißen:
Was rät man einem jungen Menschen wenn er heiraten möchte oder einen Kredit für ein Auto aufnehmen möchte?
Kann gut gehen, kann schlecht gehen.
 
Ich denke als Musiker lebt man auch ein wenig von heute auf morgen, kein Leben für jedermann.

Da kann ich dir ein Lied von singen. Kommt einmal so'n Corönchen um die Ecke und *schwupps* vorbei. Und dabei habe ich zumindest in den letzten Jahren an sich auf das etwas solidere Pferd gesetzt, sprich, Kommerzjobs aller Art, das dann auch recht breit gefächert. Helfen tut's nix, mein nächster bestätigter (da um ein Jahr nach hinten verschobener) Gig ist im Juni 2021 - und ob der stattfindet, steht auch noch in den Sternen. Ohne bereits ausgeteilten Covid-19 Impfschutz wohl nicht.
Klar, Ausnahmezustand - aber davon bin ich auch härter als viele andere betroffen, die jetzt schon wieder munter malochen können.

Hatte auch mal eine sog. "Fallhand" (passiert, wenn der Nerv, der sich vom Schulterblatt kommend um den Ellenbogen schlängelt, mal zu sehr gequetscht wird, dann kannste deine Handmuskeln nur noch in Schließrichtung aktivieren). An sich ein Kinkerlitzchen, jede Verstauchung ist schlimmer. Und wenn man dann einen normalen Job als Angesteller hat, freut man sich auch. Gelber Schein, Eierschaukeln, quasi Urlaub, natürlich Lohnfortzahlung. In meinem Fall war's super, das war nämlich anlässlich der CeBit, hatte da einen kleinen Dauerstandjob (jeden Tag 2 Std. Cocktailjazz) und 2 fette Standparties. Ein wirklich sehr warmer finanzieller Regen. Tja, nur leider mit Fallhand absolut nicht zu machen, hat sich ein Vertreter sehr gefreut. Wirklich krank darfst du in dem Beruf absolut nie werden, es sei denn, man ist fest angestellt, das ist aber so gut wie niemand.
Und so'n Pandemiedingens darf auch nicht sein. Jetzt bei der N-Bank um (karge) Almosen betteln und danach vielleicht ALG2 beantragen. Ein echter Traum.
 
Da kann ich dir ein Lied von singen.
Zum Glück ist und bleibt hoffentlich diese Corona Pandemie eine Ausnahmeerscheinung.
Auch als Arzt kann dir die Zulassung entzogen werden, oder als Rechtsanwalt, oder du fällst als Bauarbeiter vom Gerüst, bekommst als Koch eine Lebensmittelallergie...nichts ist wirklich sicher. Ich wünsche Dir, dass du es halbwegs gut überstehst.
Die Band versucht sich derzeit über Wasser zu halten, indem sie persönliche Dinge aus dem Bandalltag versteigert, spezielle Merchandising Artikel anbietet usw., um die finanzielle Notlage bis zum nächsten Gig zu überstehen.
 
keine ahnung ob es schon geschrieben wurde. er sollte sich mit den sozialen medien vertraut machen und sich eine fanbase aufbauen. youtube videos produzieren, instastorys machen und sich generell mit marketing vertraut machen. als influencer hat er dann wenigstens werbe einkommen.
 
Sehr interressante Beiträge hier. Sehr offen und ungeschönt.

Träume soll man leben heißt es, was viele hier auch gemacht und irgendwann mal den Anker geworfen haben, spätestens wenn man Familie gründet oder Kinder bekommt.
Einen 17jährigen dies zu vermitteln kann schwierig werden, denn man ist ja stur und glaubt an sich. Ich bin froh, dass meine Eltern mich damals zur einer klassischen käufmännischen Ausbildung getreten haben, auch wenn mich das damals null intressiert hat. Heute bin ich dankbar, denn Träume können aus der unterschiedlichsten Gründen enden. Krankheit, Unfall, Strukturwandel, Nachwuchs uvm.
Mein Traum war es ein hochwertig ausgestattetes Studio zu gründen und mit gescheiten Leuten zusammen zu arbeiten. Die Ausstattung habe ich damals (beginnend in den 90igern, damals gabs keine UAD, geile Rechner und Co) vom Mund abgespart dh scheiß Klamotten, kein Urlaub, billiges Essen etc zudem jeden Nebenjob angenommen um Extrakohle zu machen neben dem verhassten Vollzeitjob in einer Agentur. Als es dann los ging habe ich das Verdiente gleichfalls wieder investiert während mein Kollege es verlebt hat.
Gescheite Leute waren damals für mich all jene, die schon einen Fuß in der Medienlandschaft und einen gewissen Namen haben. Um die für mich zu gewinnen habe ich jede Menge Süßholzraspeln und Nachlässe eingeräumt die Kunden findend in teuren Nachtclubs, Gallerien und anderen Societyevents wo die Medienlandschaft auftaucht (einen guten Anzug hatte ich dann doch im Schrank).
Wenn man wochenlang mit jemanden zusammenarbeitet bekommt man einen guten Eindruck über dessen wahren Stand, seinen Charakter, seine Verhältnisse samt Zahlungsmoral. Mehr Schein als sein und manchmal noch talentfrei und vollgekokst, unpünklich und Entouragen mitbringend um sich als Macher aufzuspielen.
Von gut bis schlecht war die Spannweite ausgeglichen.
Es gab einen sehr traurigen Fall, wo ein sehr talentierter junger Mann sich als DJ verwirklicht hat, der nun selbst Produktionen deligieren wollte. Anfangs das nötige cash gehabt durch seine Engarements in den Clubs, ständig auf Reisen die Nacht zum Tage machend am Ende von Drogen zerfressen. Den Niedergang haben wir binnen 4-5 Monaten der Zusammenarbeit von A-Z mitbekommen bevor wir die Schnauze voll hatten. Termine für 14:00 wurden dann mit 2 Uhr morgens verwechselt, auf dem Klo Pulverreste gefunden, unkonzentriert und der Gipfel war in unserem Treppenhaus Drogendeals abzuwickeln. Zuvor hatte dieser etwas gemacht, was uns hätte in den Knast bringen können. Er sponsorte einen schönen Mietwagen und lud uns ein in den angesagesten Clubs in München gratis zu feiern und neue Kontakte zu bekommen, nur er habe keinen Führerschein und wir sollten selbst fahren. Lange Rede kurzer Sinn, er hat uns unbewußt zu Kurierfahrern gemacht.
Mein Kollege von damals ist nun Pianist auf der Aida, verdient ohne Trinkgeld 2000 EUR und auch das wird er nicht ewig machen, denn auch wenn dann und wann schöne Länder angesteuert werden. Landgang gibt es nicht immer und dazwischen ist er auf dem Boot gefangen Lieder klimpernd, die er nicht mag.

Träume sind eine schöne Sache aber bitte mit Plan B. Ohne diesen Plan B wäre ich heute Hartz 4 aber ohne meinen Traum Hausbesitzer mit schickem Sportwagen.
 
Klar, Ausnahmezustand - aber davon bin ich auch härter als viele andere betroffen, die jetzt schon wieder munter malochen können.

Sascha, da können wir uns die Hand geben, geht mir in meinem Job auch so. Für Produktionsleiter / Technische Leiter großer Konzerte ist momentan auch alles auf Null. Vor Ende des Jahres wird da wohl nichts mehr laufen. Nicht schön, nicht schön....

Christof M. aus FL ;)
 
Too long, won't watch, aber vielleicht was interessantes dabei:

 
Too long, won't watch, aber vielleicht was interessantes dabei:

Naja. Rick Beato - ich schätze den Typen durchaus. Aber wie soll ich dessen Ratschläge ernst nehmen? Der einzige Ratschlag, den er geben kann, ist: Werde YouTuber.
Ganz ehrlich, der macht selber gar nichts anderes mehr. Wie also will er plausibel Erfolgsrezepte an den Mann bringen? Geht mit den anderen erfolgreichen YouTubern nicht anders. Bis auf bspw. Adam Neely (sehr guter Kanal übrigens, wie ich finde) und vielleicht auch noch Pete Thorn hängen die nur vor'm Rechner und machen Videos.
 
Achso, eines noch: Wenn man in seinem Bereich nicht zu den Top 10 gehört, dann kann man es sich nicht leisten, irgendwas abzulehnen, sofern das auch nur halbwegs im professionellen Bereich angesiedelt ist.
Ich weiß nicht, über welche Acts man hier lächeln mag, aber wenn ein Anruf vom MD Roland Kaisers kommt, ob man in der Band mitwirken will, kann man diesen Job, egal wie scheiße man "Warum hast du nicht nein gesagt?" auch finden mag, nicht ablehnen.
Dito für alle möglichen Kommerzjobs. Ich habe Silvester einen Gig gespielt, da saß plötzlich ein Drummer, der halt ansonsten auch mal mit Cory Henry (einem von mir unfassbar geschätzten Tastendrücker mit internationalem Ruf) spielt. Und der kam für eine normale Silvestergage sogar aus NL angereist.
Es kann sich also niemand aus dem normalsterblichen Bereich leisten, irgendwas abzusagen.

Und dann nochwas: Man muss daran Spaß haben! Ja, das gilt auch für Walzer, Rumba, Foxtrott und "Warum hast du nicht nein gesagt?". Das heißt übrigens *nicht*, dass man die Musik geil finden muss, aber man muss bei der Ausführung Spaß haben. Dann muss ich den Walzer eben als bezahltes Üben von Dreiklangsumkehrungen ansehen - ist doch super! Dass man auch qualitativ die beste Leistung bringt, zu der man in der Lage ist, versteht sich von selbst. Sich also anlässlich einer schütteren Dorffestmucke hemmungslos zu besaufen, nur weil ohnehin alle besoffen sind und man spieltechnisch nicht an's Limit muss, funktioniert nicht. Es sei denn, man will Zeit seines Lebens bei solchen Jobs hängenbleiben. Genauso muss man eben seine Parts mehr oder minder überzeugend spielen, gescheiten Sound machen und einfach generell bühnenkompatibel sein.

Die Hand, die einen füttert, zu beißen, will da wirklich wohlüberlegt sein (ich habe das 2-3 Mal gemacht, in einem Fall bereue ich es aber durchaus - in den anderen allerdings nicht).

Als VA-Techniker sind zwar einige Punkte nicht ganz so relevant, aber vom Prinzip isses nicht so doll anders.
 
Ich weiß nicht, über welche Acts man hier lächeln mag, aber wenn ein Anruf vom MD Roland Kaisers kommt, ob man in der Band mitwirken will, kann man diesen Job, egal wie scheiße man "Warum hast du nicht nein gesagt?" auch finden mag, nicht ablehnen.
Fun fact und kein Witz, ich bekam vor einigen Jahren einen Anruf ob ich bitte sofort als Gitarrist bei Matthias Reim einsteigen kann und will.
War ernst gemeint. Als Ersatz für den Gitarristen.
Der große Witz an der Sache ist, ich bin überhaupt kein Gitarrist, okay ich spiele eine super Rhythmus Gitarre, aber ich verkacke Dir garantiert jedes noch so kleine solo :D

Ich hätte nur ja sagen müssen und gut genug spielen können dann wäre ich mit denen auf Tour gegangen.
 
das interessante ist, dass alle die ich kenne, die es "ins business" geschaft haben (inkl. mir), eine solche frage nie stellten, sondern es einfach getan haben... im umkehrschluss könnte man nun behaupten, dass alleine diese frage zeigt, dass man nicht aus leidenschaft handelt und man unsicher ist... und dann bleibt nur zu sagen: lass es sein! es ist kein business, bei dem man einfach eine ausbildung macht und dann mal schaut wie's so läuft, sondern da muss von anfang an herzblut dabei sein. der rest kommt.
 
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@SOS So ist es. Stimme dir voll zu.
 
das interessante ist, dass alle die ich kenne, die es "ins business" geschaft haben inkl. mir, eine solche frage nie stellten, sondern es einfach getan haben... im umkehrschluss könnte man nun behaupten, dass alleine diese frage zeigt, dass man nicht aus leidenschaft handelt und man unsicher ist... und dann bleibt nur zu sagen: lass es sein! es ist kein business, bei der man einfach eine ausbildung macht und dann mal schaut wie's so läuft, sondern da muss von anfang an herzblut dabei sein. der rest kommt.
Ahoi, ich verstehe ziemlich gut was Ihr meint...
Btw. Besagter junger Mann würde mich ja auch nicht fragen, - es war dessen Vater, der sich eben so seine Gedanken macht... ;)
 
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Fun fact und kein Witz, ich bekam vor einigen Jahren einen Anruf ob ich bitte sofort als Gitarrist bei Matthias Reim einsteigen kann und will.[...]
Ich hätte nur ja sagen müssen und gut genug spielen können dann wäre ich mit denen auf Tour gegangen.

Tja, ob du auch deine Gage bekommen hättest... (ich hab' aus dem Dunstkreis ein paar Stories gehört).
 
Also wenn Du wirklich Künstler*in bist, stellt sich diese Frage nicht. Ein*e Künstler*in muss einfach tun,was sie tut. Freiberufliche Musiker haben im Schnitt in Deutschland ein Einkommen von ca 1.200 Euro im Monat laut Statistik der Künstlersozialkasse. Sänger*innen und Komponist*innen geht es etwas besser.

Lass doch bitte diesen Geschlechter-Buchstabensalat weg.
Damit ist niemandem gedient.
 
Fun fact und kein Witz, ich bekam vor einigen Jahren einen Anruf ob ich bitte sofort als Gitarrist bei Matthias Reim einsteigen kann und will.[...]
Ich hätte nur ja sagen müssen und gut genug spielen können dann wäre ich mit denen auf Tour gegangen.

Tja, ob du auch deine Gage bekommen hättest... (ich hab' aus dem Dunstkreis ein paar Stories gehört).
Seine finanziellen Probleme sind ja kein großes Geheimnis.
 

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