Wo ist das Geld in der Musikindustrie?

[Amerikaner]

Das Thema Musik boomt wie nie zuvor.
Ständig Releases, das meiste ist Durschnitt, einiges gut, weniges richtig gut.
War früher auch so, aber da bekamen Musiker Geld statt TopDaumen bei Facebook.

Ich frage mich, wer eigentlich das Geld heutzutage mit Musik macht?
Sind das Plattformen wie Soundcloud, Software Entwickler, die SAE??
Sind es die Studios, die Hardwarefirmen?

Was denkt/wißt ihr darüber?

 

[DerGipfel]

Öha - ein weites Feld. Mein lokaler Instrumentendealer macht vor Weihnachten immer noch gutes Geschäft mit Keyboards für Einsteiger ...

 

[Bonzo3000]

Hm, ich würd's mal mit Recordingequipment-Verkauf versuchen.

 

[sts]

War früher auch so, aber da bekamen Musiker Geld statt TopDaumen bei Facebook.

Nun ja, ich wage zu behaupten, dass es früher (wann war eigentlich "früher"?) nicht wenige Musiker gab, die weder das eine noch das andere bekommen haben.

Vielleicht ist das Geld ja bei denen, weil sie rechtzeitig umgeschult haben. Jetzt haben sie Geld und Daumen.

 

[Hyp]

Das Geld konzentriert sich wie eh und je bei den Supererfolgreichen, und der Rest verteilt sich mehr in die Breite als früher, weil die Leute heute mehr Musik kennenlernen über's Netz als früher im heimischen Plattenladen, der nur von bestimmten Vertrieben beliefert wurde.
Das heißt, mehr Leute bekommen Geld, aber alle weniger.

Geboomt hat aber der Live-Sektor, Konzerte und Festivals - da fließt mehr Geld hin als früher.

 

[tomric]

Ich denke, daß bei Künstlern vor allem in den ersten erfolgreichen Jahren alle anderen mehr daran verdienen als sie selbst als da wäre Plattenfirma, Produzenten, ggf. noch etwaige Songwriter, usw.

 

[m_tree]

In der Musikindustrie gibts zig Berufszweige und Firmen, die alle Geld damit verdienen.

Ich würde erstmal die Frage stellen, um was es überhaupt geht. Um die wirklich großen Fische, wo die richtig dicke Kohle fließt? Oder den Hobbymusiker, der sich Equipment und Instrumente kauft und für n paar Kröten ab und zu ein bisschen covert?

Mal von einem "großen Fisch" ausgegangen - bspw. ein Album Release mit ein paar Millionen Verkäufen, mindestens einem Nr. 1 Hit, ein paar Singles usw. ... würde ich sagen, dass das Label verhältnismäßig am meisten Gewinn macht. Also auf die Mitarbeiter Anzahl und den Arbeitsaufwand bezogen.
Geld kommt dann hauptsächlich durch Album bzw. Song Verkäufe (egal wie/ wo), Radio und TV, Konzerte / Tour und Merchandising und sonstigen Kleinkram rein.
Allerdings muss natürlich erstmal investiert werden, bevor Geld reinkommt. Die Musiker müssen sich in Ruhe auf ihre Sache konzentrieren können, aber müssen von was leben. Produzent, Studio und alles was noch so kommt will bezahlt werden. Das Album muss gestaltet und in vermutlich großer Stückzahl gepresst werden, die Werbe Maschinerie muss zum Laufen gebracht werden usw.

Neben dem Label (inkl Produzent etc.) und den Musikern gibts dann - denke ich - viele kleinere Fische, die alle mit dran verdienen (wie da die Gewichtung ist kann ich absolut nicht sagen) .. Reihenfolge ist jetzt vollkommen willkürlich.
- Generell Tontechniker, egal ob Studio oder Live
- Radios und sonstige Medien
- Werbung und Gestaltung
- Merchandising
- Roadies und sonstige Helferlein
- im weitesten Sinne natürlich auch Instrumenten- und Tontechnik-Hersteller, Bühnenbau, Presswerke, Bus Unternehmen (Tour), CD Läden, Online Verkaufs Plattformen und haste nich gesehn ...
- GEMA und andere vergleichbare Vereine in anderen Ländern
- und wahrscheinlich noch vieles mehr ...

Glaube das ist mittlerweile so vielschichtig, dass man das schlecht beschreiben kann.
Und die Rahmenfrage stellt sich natürlich wieder. Ich hab mich jetzt wie gesagt auf einen größeren Fisch bezogen. Aber auch nur in dem Rahmen gehts wirklich ums große Geld, denk ich.

 

[Rektum]

Helene Fischer macht Werbung für Wurst. Auch ein Weg, dass Geld reinkommt, wenn man bekannt ist.

EDIT: Nee, die macht Werbung für Butter. Na ja, Werbung halt.

 

[the_Emre]

Bei physischen Medien (aktuell 2/3 der Umsätze, neben digital und streaming): Verkäufer (Amanzon, Saturn, MediaMarkt), Vertrieb, Verlag/Label, Künstler, GEMA - mit einer Viel zu Weniger Verteilung in dieser Reihenfolge, natürlich je nach Label und Größe/Wichtigkeit des Künstlers.

Daher ist für einen Künstler die CD zu verkaufen ganz gut aber Merch und Konzerte machen es erst komplett, außerdem ist Kontinuität auch wichtig.

Also einmal Top Ten Hit ist nicht so viel wert wie konstante Chart Präsentz, wie zum Beispiel der überwiegend "belächelten" Volksmusiker welcher nicht nur Wochen und Monate, sondern teilweise übers Jahr Verteilt konsantant in den Charts sind... oder eben Last Christman

In der Industrie sind es überwiegend die Major Label welche auch viel Einfluss und Geld haben. Die Verteilung weltweit liegt ganz klar in der USA dann kommen Japan und Europa.

Im Grunde genommen ist der Musik-Markt an sich auch nicht so verkehrt, in Bezug auf Instrumente, Hardware, Studios etc. aber die Frage war ja nach Industrie, also Kommerz.

Also am Ende des Tages wenn es um Geld geht bist du entweder Sony, Universal, Justin Biber oder sein Manager.

mfg
-Emre-

 

[Erikorder]

Guter Vorposter, man könnte aus auf die Formel bringen, je künstlerischer, desto mieser bezahlt. So kann man das auch als Seitenhieb auf Mainstream-Künstler sehen, die ja nur erfolgreich(er) sind, weil sie sich viel stärker der industriellen Wertschöpfung unterwerfen (Adorno grüßt). Die GEMA ist ja das beste Beispiel, wie schief die Gelderlöse erwirtschaftet und vor allem verteilt werden.

Ich kenne viele aus dem Tontechnik-. und Marketingbereich, die vom Kuchen auch schon kaum was abbekommen, das große Geld bleibt wie üblich bei den Großen hängen, als Majorlabels und Co.

 

[Rektum]

Wie gut läuft eigentlich der legale Download?
Für eine gute PR haben die Labels aber schon Kohle verdient, weil ohne PR geht gar nix.
Wenn die das richtig pushen, hat ein Künstler am Ende viel mehr davon.

 

[Amerikaner]

Wie gut läuft eigentlich der legale Download?

Das kann gut laufen. Generell sind Leute wieder viel eher bereit für die Musik die sie gerne hören zu zahlen.
Den längeren Verdienst haben hier aber Seiten wie bandcamp, die sich ihre Prozente nehmen und obendrein wahrscheinlich noch mit Daten handeln.

Mal von einem "großen Fisch" ausgegangen - bspw. ein Album Release mit ein paar Millionen Verkäufen, mindestens einem Nr. 1 Hit, ein paar Singles usw. ... würde ich sagen, dass das Label verhältnismäßig am meisten Gewinn macht.

Gutes Beispiel. Aber je größer der Erfolg einer Band ist umso mehr Leute ziehen sich das illegal. Das wissen die Labels und verkaufen mittlerweile mehr ein bestimmtes Image. Klamotten und so Kram.

Geboomt hat aber der Live-Sektor, Konzerte und Festivals - da fließt mehr Geld hin als früher.

Hauptsächlich in die Taschen vom Veranstalter

 

[birdseedmusic]

Moin

http://www.musikexpress.de/news/meldungen/article552174/die-40-bestverdienenden-musiker-2013.html

Ihr müsst amerikanischer Country-Star werden, dann rollt der Rubel!

lg
bird

EDIT: Okay, Rubel ist im Moment nicht so die harte Währung

 

[DerGipfel]

Wie gut läuft eigentlich der legale Download?

Für die Anbieter, die großen Acts und die großen Labels okay, denke ich.

 

[Ari]

Aber je größer der Erfolg einer Band ist umso mehr Leute ziehen sich das illegal.

Wenn du Einzelmenschen zählst, mag das stimmen.
In Prozent gesehen glaube ich das eher nicht!

Denn Erfolg kommt durch Verkäufe. Und von weniger bekannten oder Indie-Bands wird prozentual gesehen viel viel mehr gesaugt, als tatsächlich gekauft.




Wenn es um die "Musikindustrie" geht und nicht um Musik, dann würde ich auch ganz klar sagen, das Geld geht dahin, wo es immer und immer wieder Produkte im Vintage-Look gibt. Nee ohne scherzhaften Shice! Das zieht die Leute (Siehe Forum) immer noch so derart an, dass auch neue, aktuelle Produkte immer wieder gern in "alt" rüberkommen und sich das verkauft wie warme Butter...ähm Semmeln.

Und größer gesehen bzw. in andere Richtung als Studio betrachtet, da boomt der Live-Sektor im Produktbereich. Man kennts ja selbst, was für teilweise uralte Geräte und Mischer und Anlagen und Boxen überall stehen und verotten. Da ist die halbe Welt gerade dabei um- bzw aufzurüsten. Wirklich von Stadion, über Kino, bishin zu Kirchen.

Man kann sich vorstellen.. oder auch nicht... das ist ein gigantischer (wenn nicht der größte) Markt!

 

[Latenz]

Sind das Plattformen wie Soundcloud, Software Entwickler, die SAE??

Soundcloud hat letztes Jahr 29 Millionen Dollar VERLUST gemacht.

Softwareentwickler verdienen nicht schlecht, wenn das Plugin gut ankommt und mit Dongle geschützt ist.

Der Musiker verdient an den Downloads kaum was, eher durch Liveautritte oder Djing.

Unterm Strich würde ich aber einfach ein anderes lukratives Geschäft aufmachen und das Musikzeug nur hobbymäßig betreiben.

 

[Amerikaner]

Wenn es um die "Musikindustrie" geht und nicht um Musik, dann würde ich auch ganz klar sagen, das Geld geht dahin, wo es immer und immer wieder Produkte im Vintage-Look gibt. Nee ohne scherzhaften Shice!

Seh ich wie du.

Und größer gesehen bzw. in andere Richtung als Studio betrachtet, da boomt der Live-Sektor im Produktbereich.

Aber wahrscheinlich auch der Heimsektor. Digitalpiano mit angeklebtem Laminat + Heimorgel mit 3 Demoliedern.

Soundcloud hat letztes Jahr 29 Millionen Dollar VERLUST gemacht.

Hab ich auch gelesen. Wie eine solche Zahl zusammenkommen soll, versteh ich allerdings nicht.

Unterm Strich würde ich aber einfach ein anderes lukratives Geschäft aufmachen und das Musikzeug nur hobbymäßig betreiben.

vernünftig. Lukrative Geschäfte gehen aber sicher auch im Musik bereich... wo auch immer

 

[sixstringwarrior]

Das Thema Musik boomt wie nie zuvor.

Sicher? Mir kam es nie irrelevanter vor.

Ständig Releases, das meiste ist Durschnitt, einiges gut, weniges richtig gut

Das heißt aber nicht, dass es boomt. Es heißt einfach nur, dass man dank Internet die geballte Masse an Kleinst-Releases ebenso mitbekommt wie den Mainstream.

War früher auch so, aber da bekamen Musiker Geld statt TopDaumen bei Facebook.

Naja, diejenigen die jetzt gar keines bekommen hätten wohl auch früher kein Land gesehen. Problematisch ist die Geschichte am ehesten für die Personen, die einen Großteil ihrer Zeit für Musik aufwenden und deshalb nur einem kleinen Nebenerwerb nachgehen können. Die habens im Moment ganz schwer.

Ich frage mich, wer eigentlich das Geld heutzutage mit Musik macht?

Es gibt weniger Cashflow in der Musikbranche. Alle backen kleinere Brötchen als vor 10 - 20 Jahren. Grundsätzlich kann man schon Geld verdienen an verschiedenen Schnittstellen. Wobei Ehrenamtler, Praktikanten, arbeitslose Idealisten und Hobbyisten einen breiten Teil der Musiklandschaft ausmachen. Am ehesten verdient man heute wohl am Künstler statt mit ihm.

 

[Dodo_I]

Ein Aspekt, der in diesen Thread passt wie auch in jenen ( https://recording.de/Community/Forum/Songwriting/Musiktheorie/188189/Thema_1.html ) ist wahrscheinlich auch folgendes:

Die Möglichkeiten, professionell klingende Musik zu produzieren ist unglaublich billig geworden.
Und auch die Möglichkeiten, sich zu präsentieren sind durch das Internet allein inzwischen soooooo vielfältig geworden.
Früher trennte allein schon die Studioausstattung die Spreu vom Weizen, und die Gabe, einen A&R-Manager zu überzeugen.

Nun stellen sich hier in diesem Forum ein paar viele Vor-Sich-Hin-Musizierende hin und fragen im Prinzip:
"Warum verdiene ich zum Teufel noch mal nicht so viel Kohle wie der Bohlen, obwohl doch meine Musik genauso gut klingt/produziert/viel besser komponiert ist ..."



Klar, das ist extrem überspitzt formuliert und sicher auch nicht die Intention Eurer Frage ...

... aber wenn man mal ganz ehrlich ist ...

 

[Latenz]

Meine erste Dancesingle in den 90ern hat mir einen nagelneuen Benz beschert

Nur die Singleverkäufe wohlgemerkt, ohne Compilations und GEMA!!!

Heute wären das vermutlich 1000 Downloads... also irgendwas um die 500 Euro Einnahmen.

Unter den Umständen mach ich dann lieber was anderes