Wie produziert man bei Vocals den "Doubling Effect"???

[Ennui]

Was man auch nicht vergessen darf: Auch bei Vocalign-Plugins bzw. Prozessen sollten die gedoppelten Aufnahmen schon so tight wie möglich sein, sonst kann es zu unnatürlichen Glitches kommen, wenn man es so tight wie bei Ava Max haben will. UND: Die Töne sollten exakt übereinstimmen, also schön hart Tonhöhenkorrektur verwenden, das ist bei Ava auch gut hörbar.

Was du übrigens noch probieren kannst ist ein sehr kurzes Delay auf die Vocal-Spur legen mit sehr geringem Feedback. So hat Marilyn Manson schon die Leute raten lassen, ob er doppelt einsingt oder nicht.

 

[Graham]

Oder - ohne die Referenz gehört zu haben - das hier:

Damit habe ich letztens einen HipHopper zufrieden gestellt.

https://www.waves.com/plugins/reel-adt#butch-vig-billy-bush-reel-adt

 

[holgi]

Doppelt Einsingen, dann zurechtschneiden, zurechtrücken, viel Arbeit investieren, so machen es die Profis
die Herausforderung hierbei ist, das man es nicht als x-mal eingesungen wahrnimmt, und somit der durchschnittliche Hörer glaubt, das der Künstler dieses irre Gesangsorgan besitzt was ihn so gigantisch klingen lässt
und wir Semis nun wieder glauben, das es an irgendeinem Plugin liegen muss, und werden darin bestärkt von den Herstellern dieser Plugins weil uns die Kohle so herrlich locker sitzt, ab und an

 

[LM18]

Erstmal eine Vermutung, vielleicht liege ich auch falsch. Immerhin bin ich auch nur ein Anfänger

Die Doubles klingen einfach unglaublich indentisch zu der zentrierten Lead Vocal Spur. Würde deshalb vermuten, dass es sich dabei um eine duplizierte Spur handelt.

Ich habe nämlich auch bereits versucht die Lead Spur mehrmals einzusingen, allerdings klingt selbst dies einfach nicht wie gewollt. Ich hoffe somit, dass es eine Technik gibt, welche ein professionelles Doubling ermöglicht.

Klassisch wird einfach die Spur nochmal gesungen, was ein trainierter Sänger einfach im 1 x 1 Baukasten kann.
Und nicht nur einmal - da gibt es in den Produktionen keine Grenze nach oben.

Vor den digitalen Zeiten hat man sich dann mit einem Bounce-Plan die jeweiligen Takes zusammenkopiert bis es gepasst hat.

Digital nimmt man Vocalign als Vorbild und nimmt dass was in der DAW angeboten wird.
In Cubase gibt es eine Alignfunktion dafür.
Aber wenigstens halbwegs getroffen einen zweiten Take einsingen sollte es schon wert sein.

Die Doubler-Plugins sind klanglich eher sowas wie randomisierte Chorusmodulationen und einem natürlichem Chorussing/Beating unterlegen.
Ich würde immer natürlich doppeln, triplen, quadrupeln, ausrichten und unter die LV legen.

Das ist ja gerade mal der Extra Meter den man da gehen muss und keine Extra Mile...

 

[Gast92251]

Vocalign ist das Stichwort.
Es werden für diesen Soundstil IMMER mehrere Gesangsspuren aufgenommen. Rest ist komplett Nachbearbeitung und Effektierung.

Manche DAWs haben so ein Alignment gleich mit an Bord.

 

[Gast92251]

 

[Graham]

Das ist ja gerade mal der Extra Meter den man da gehen muss und keine Extra Mile...

Wenn man keine Kontrolle über den eigenen Gesang hat ist es ein Extra Lichtjahr.

Dann ist die Chance auf 2 deckungsgleiche Takes gegen 0.

 

[Gast92251]

Ich find ja leichte Schwebungen und minimale Timingdifferenzen viel natürlicher.
All das total glattbügeln und alignen nimmt schnell die Seele eines Songs.
(Musikstilabhängig) gut, soll ja auch seelenlose Musik geben.

 

[stereolli]

Die Doubles klingen einfach unglaublich indentisch zu der zentrierten Lead Vocal Spur.

hattest du mal einen richtig guten Sänger vor dem Mic ?
Genau der kann sowas nämlich.

 

[Gast92251]

Wenn man keine Kontrolle über den eigenen Gesang hat ist es ein Extra Lichtjahr.

Deswegen verbringen heutzutage nicht gerade wenige Leute die allermeiste Zeit beim Geraderichten von talentlosen Sängern und Musikern, die ihre Instrumente und Stimmen nicht wirklich beherrschen. Geht ja alles. Photoshop für Audio halt.
Gut, die Bearbeitungszeit mit Melodyne, Vari Audio, Autotune usw. könnte man auch fürs Üben nutzen. Aber wer hat da heute noch die Geduld und Nerven zu...

 

[Entone]

Newsflash: mit sehr guten Produzenten kann jeder singen.

 

[speedtom]

Revoice Pro 4 kann übrigens auch Double Takes künstlich von einem Take produzieren:

Revoice Pro 4 - Overview - Synchro Arts

Tighten, tune, sync or double vocals in Pro Tools, Logic Pro, Studio One, Cubase, FL Studio and Ableton Live. AAX, VST and AU.

www.synchroarts.com

"Instantly create natural-sounding mono and stereo double tracks with the Doubler"

Demo gibt es auch hierfür.

 

[Nachtschicht]

Hey Recording.de Community,

ich möchte mich insbesondere in meiner Vocal Production verbessern und bitte euch um eure Hilfe.

Ich möchte den "Doubling Effect", der euch mit Sicherheit aus vielen Pop Hits bekannt ist, an meinen Vocals (hauptsächlich im Chorus) anwenden. Bisher bin ich damit leider nicht sonderlich erfolgreich gewesen, es klingt ziemlich roboterhaft und unnatürlich. Außerdem entsteht ein ungewollter "Phasing Effect", der das ganze noch unnatürlicher klingen lässt.

Versucht habe ich dies bisher mit zwei Methoden:

1. Waves Doubler Plugin - Habe dort jede mögliche Tricks und Einstellungen ausprobiert, jedoch klingt es auch hier wie oben beschrieben.

2. Manuell die Lead Vocal Spur dupliziert, auf L und R geteilt und die Spuren minimal mit einem Delay Versehen (10ms und 20ms). Auch hier klingt es einfach nicht wie gewünscht.

Als Vorbild sehe ich hier insbesondere die Vocal Production von Ava Max. Unter dem Link findet ihr die Studio Acapella Version von Sweet But Psycho. Dort hört man an vielen Stellen (insbesondere im Chorus) den gewünschten Effekt. Ich bin mir sicher, dass der Großteil dieser Doubles keine anderen Aufnahmen sind. Anders gesagt, der Produzent hat die Lead Vocal Spur genommen und die Spur professionell gedoppelt, ohne dass es unnatürlich klingt.

Link: Sweet But Psycho Studio Acapella

Habt ihr irgendwelche "Insider" Tipps und Tricks, wie professionelle Produzenten diesen Effekt schaffen?

Ich würde mich sehr freuen, wenn mir jemand helfen kann. Freue mich auf eure Antworten!

Euer Baltazaar

das beispiel ist ganz klar durch erneutes einsingen gedoppelt, und zwar sowohl an den plakativen als auch diskreteren stellen.

generell gilt das für locker über 90% aller "amtlichen" popproduktionen, und das hat auch seinen grund: die menschliche methode ist jeder form künstlicher doppelung haushoch überlegen. sie macht breiter und fetter als künstliche alternativen, weil es eben wirklich unterschiedliche signale sind. sie ist tighter und richtiger als künstliche alternativen, da letztere den doppelungseffekt zwangsläufig über timing- und tonhöhenschwankungen herstellen müssen, während ein echter zweiter take so genau wie man nur möchte auf den ersten draufeditiert werden kann und trotzdem allein ob der milliarden winziger unterschiede im spektrum trotzdem immer noch nach doppelung klingt.

gute sänger singen dir das in der tightness und intonation wie in deinem beispiel als einen first take nach dem anderen ein. für weniger erfahrene gibts dann eben die verschiedenen tools, ob man das nun mit vocalign, melodyne, daw-eigene lösungen oder einfach nur handarbeit im editor macht ist letztendlich unerheblich.

aber selbst wenn das aufwand ist: es ist *viel* einfacher und viel weniger arbeit, eine menschliche doppelung präzise genug auf die leadvocal "draufzueditieren", als es umgekehrt arbeit ist, mit 3762394 tontechnischen waffen aus einer leadvocal eine glaubwürdige, künstliche doppelung zu erstellen, die dann doch immer irgendwo bisschen suboptimal klingt. kann man da, wenn man wirklich alle waffen im arsenal zückt, was anhörbares künstlich machen? kann man schon: timing nicht statisch und auch nicht zyklisch per LFO versetzen, sondern von hand "durcheinandereditieren". tonhöhen nicht statisch rauf oder runter sondern mal so und mal so. intonationskorrektur mit anderem ansprechverhalten drauflegen. formanten bisschen verschieben, damit das spektrum bisschen abweicht. eq bisschen verschrauben. undsoweiter.

aber dann hat man am schluss mehr arbeit als wenn man einfach einen zweiten und dritten take bisschen draufeditiert hat, es ist als prozess deutlich komplizierter und benötigt mehr tontechnische erfahrung, und das ergebnis klingt trotzdem bisschen schlechter, weil eben doch immer eine "verwandheit" des signals übrigbleibt. insofern ganz klar eine methode, zu der man nur greift, wenn man nur eine spur hat und keinen zugriff mehr auf den vocalisten. wobei man selbst dann im zweifel auch einfach nen anderen vocalisten die doppelung singen lassen kann - solange die doppelungen sich in doppelungsüblicher lautstärke hinter die leadvocal stellen, kommt man da mit erstaunlich unterschiedlichen stimmen davon, ohne dass das gehör es im kontext der musik bemerkt.

insofern, ein hurra für berufsanfänger, und jetzt viel spass beim üben

 

[boogie2266]

Mehrfach einsingen ist sicherlich immer die beste Lösung, aber natürlich nicht einfach.
Aber es gibt ja -oben schon beschriebene- Bearbeitungstools

Ansonsten zum Doppeln immer empfehlenswert, je nachdem welcher Effekt gewünscht ist, Waves Reel ADT

 

[Glutamatjunkie]

Wenn ich Vocals tracke, sind es meist an die zwanzig Takes. Für die Hauptstimme je nach dem sind es drei, vier Takes die am Ende bleiben. Wenn man tight auf den Punkt singen kann braucht man nicht alignen aber man kann, wenn man das nicht kann muss man alignen. Mit einer Vocal Spur wird das nix. Für den Chorus hab ich dann meist mehr als zwölf Takes.
Nah am Mic, Meter weg und manchmal auch weiter weg. Vorausgesetzt man hat den Platz. Dann kommen noch Takes wo die passende Terz, Quinte oder nur Oktave gesungen wird. Wenn ich faul bin kommt der Pitch zum Einsatz. Zum Schluss noch einige Ad Libs und sowas wie uuuh, aaah...

 

[jet2]

 

[Gast92251]

Waves Reel ADT

Was macht dieses Plugin eigentlich genau?
quasi langsame LFO Verstimmung und Timingversatz?
Und könnte man das nicht auch mit anderen Plugins oder gar Bordmitteln hinbekommen?

 

[Entone]

wenn man es so tight wie bei Ava Max haben will

 

[Nachtschicht]

perfektes beispiel. ein arsch voll arbeit, und am schluss klingts so schlecht, dass er sich selber kaum traut, es wirklich signifikant im mix hochzupegeln


eine echte doppelung links und eine rechts, und es kloppt all diese verrenkungen klanglich in die tonne.

q.e.d.

 

[Graham]

soll ja auch seelenlose Musik geben.

Ich als seelenloser Hörer bin von beseelter Musik immer sehr irritiert.

könnte man das nicht auch mit anderen Plugins oder gar Bordmitteln hinbekommen?

Der ADT hat zufällige Schwankungen.