Wie nimmt man "dynamische" SängerInnen auf?

[hedelund]

Kuno

Wer will denn zahme Sängerinnen?

Sie sollte sich eventuell abgewöhnen, ihren Kopf beim Singen zu sehr durch die Gegend zu bewegen (sofern das der Fall ist), aber davon mal abgesehen sollte sie genau so singen, wie sie es für richtig hält.
Die Dynamik in den Griff zu bekommen, ist jawohl Job des Engineers.
Wenn der Sänger (bzw. die Sängerin) schon von Anfang an versucht, da irgendwie die Lautstärke gleichmäßig zu halten, klingt's am Ende wahrscheinlich kacke (insbesondere bei Anfängern).

Hi Kuno,
nun will ich mich nicht streiten mit Dir, widerspreche aber trotzdem, weil das was Du sagst einfach so nicht ganz richtig ist. Mit dem Zähmen war es natürlich bildlich gemeint.
Bei Live Darbietungen mag es zutreffen, wenn die Sängerin Gas gibt. Aber wo kann sich jede kleine Band einen Engeneer leisten. Und das ist auch nicht notwendig.
Professionelle Sänger erkennt man daran, indem sie schön den Abstand das Mikros zum Mund mit ensprechenden Bewegungen des Armes ausgleichen. Das ist schon Sache der Sängerin, die nicht einfach unkontrolliert in das Mikro schreien soll, und immer einen Engeneer an ihrer Seite hat.
Da geht jedenfalls auch nicht so viel an Natürlichkeit in der Stimme verloren, als wenn mit allem Möglichen was plattgebügelt wird.
Wichtig ist, das die Sängerin das Gefühl beim Singen bekommt, und vor allem auch merkt, daß genügend Headroom vorhanden ist.
Bei Kontinuität, hat sie das nach spätestens einem viertel Jahr verinnerlicht, und wird es auch selber als sehr gut empfinden.
Das gilt übrigens auch alles für Sänger.
Und ich habe da glaube ich mit meiner Methode schon ein paar Sängerinnen und Sänger gezähmt.
Aber wie gesagt, nur meine Meinung untermauert mit Erfahrung, aber jeder macht das vielleicht ein wenig anders. Letzlich zählt immer das Ergebnis

HL

 

[litoni]

Eine gute Sängerin bewegt sich vom Mikro weg, wenn sie laut singt.

Sowas nervt mich total.

Ich kann die Dynamik technisch doch im Nachgang viel besser handhaben, und zwar so, wie ich es gern möchte.

Mit einer -richtig- schlechten Kette hat man da vielleicht Probleme, aber eigentlich ist doch Rauschen nicht mehr das Thema.

Wenn das ein(e) ungeübte Sänger(in) ist, wird das ganze schwierig, weil hier zu große Pegelsprünge vorhanden sind und dann kommen die Comps in Stress und man hat das Problem mit "Pumpen" . Daher ist es schon ein wichtiges Kriterium beim Aufnehmen des Gesangs mit den Abständen zu variieren. Allerdings mit Maß und Ziel und das ist die Kunst eines(r) guten Sängers(in).

 

[SOS]

der musiker ist für die grundbalance verantwortlich, nicht der engineer! gute bzw. profi musiker zeichnen sich unter anderem doch genau durch diese eigenschaft aus, ihr spiel ist kontrolliert, sie agieren mit der aufnahmekette. sänger spielen mit dem abstand, kontrollieren die s-ausprache, drummer balancieren kick/snare/becken sauber und mixfreundlich aus, trefffen die trommeln perfekt in die mitte oder bewusst eben nicht etc... mit solchen leuten zu arbeiten, macht richtig spass, sie erleichtern einem das leben... da hat man nicht ständig das gefühl: «oh, da muss ich dann noch komprimieren» und «oh, da muss ich dann die snare editieren». es stimmt einfach von anfang an.*

lange rede, kurzer sinn: sitz mit der sängerin zusammen, zeige ihr auf, auf was es ankommt und trainiert das aufnehmen von vocals immer wieder, damit sie lernt, wie sich ihre stimme auf der aufnahme verhält... das ergebnis wird dich/euch überzeugen! und das ganz ohne technik geschraube und irgendwelchen plugins




*bei allen anderen: distressor, optomode, 20 db gainreduction... läuft bei mir

 

[Saurus]

...Professionelle Sänger erkennt man daran, indem sie schön den Abstand das Mikros zum Mund mit ensprechenden Bewegungen des Armes ausgleichen...

Nochmal: Ich denke, es geht hier nicht um Live- sondern "Studio"-Aufnahmen und dann wäre es doch eher ungewöhnlich, wenn ein/e Sänger/in während der Aufnahme das Mic in der Hand hält.

 

[MountainLime]

Es ist prinzipiell die Aufgabe einer Sängerin ihr "Instrument" zu beherrschen.Dazu zählt- neben der Aussprache, Gefühl und Intonation-auch die Lautstärkenkontrolle der Stimme durch Varieren des Abstandes zum Mikrofon.
Sowohl Sänger als auch Techniker sollte die Funktion und Aufgabe eines Mikrofons verstehen; die Verbindung zum Hörer.
Der Techniker muss eben jene Performance dann möglichst unverändert bzw. passend abgreifen-recorden-; ohne dass das Gefühl und die tonalen Eigenschaften des Sängers darunter leiden.

Prinzipiell ist auch der Ansatz, "fix it in the mix" humbug.
Wärend der Aufnahme muss alles stimmen.Im mix wird nur noch das korrigiert und angegangen was während der Aufnahme nicht möglich war.
Kompression während dem Recording (inkl unverändertem Backup) ist ein sehr gangbarer Weg.

Lg Ml

 

[birdseedmusic]

Moin

Also wie ich das mitbekommen habe, ist AnterD selber noch recht weit am Anfang. Da jetzt der Sängerin mit irgendwelchen Belehrungen zum Thema Bewegung beim Singen zu kommen, wäre glaube ich absolut kontraproduktiv für das Ergebnis. Es macht dann eher mehr kaputt. Die gute Laune, die Selbstsicherheit der Sängerin - der Spaß! Man sollte hier einfach verschiedene Dinge entspannt und mit Freude ausprobieren, und zur Not lässt man sie zappeln vorm Mikro und fängt mit einem ultratiefen Kompressor die Dynamik wieder ein.

lg
bird

 

[hedelund]

Saurus

Nochmal: Ich denke, es geht hier nicht um Live- sondern "Studio"-Aufnahmen und dann wäre es doch eher ungewöhnlich, wenn ein/e Sänger/in während der Aufnahme das Mic in der Hand hält.

hedelund

Ich schreibe die ganze Zeit von Situationen im Studio. Dort muß der Sänger halt mit Kopf und Oberkörper den Abstand leicht korrigieren. Auch hier gilt wieder, das es alles eine Sache der Übung ist.

Ausserdem ist es nicht so ungewöhnlich im Studio mit dem Mikro in der Hand, und sogar auch im Sitzen zu recorden.
Wenn einer nicht gut singen kann, ist es sowieso egal in welcher Haltung er es versucht, dann sollter er erst einmal tüchtig üben.

HL

 

[SOS]

Da jetzt der Sängerin mit irgendwelchen Belehrungen zum Thema Bewegung beim Singen zu kommen, wäre glaube ich absolut kontraproduktiv für das Ergebnis

garantiert nicht! sie haben ja zeit, es ist die sängerin seiner band, die er selber aufnimmt, so wie ich das verstanden habe. es ist doch sinnvoller und vor allem einfacher, das problem an der wurzel anzugehen und erstmal zu lernen zu aufnahmegerecht zu singen. bevor man mit technik, die man ja auch noch nicht versteht und beherrscht, rumspielt... das hat nichts mit «belehren» zu tun, sondern mit «solidem basis lernen». ich sage ja: sie sollen das gemeinsam erarbeiten und üben. wenn sie schon die möglichkeit und die zeit dazu haben. wie ein kompressor funktioniert kann man dann auch noch später lernen...

 

[birdseedmusic]

Moin

Bin ich ja ganz bei dir.. will nur eben verhindern, dass Sätze fallen wie "Ach Jessica, so kann ich nicht arbeiten. Du hampelst hier am Mikro rum. Werd erstmal professionell. Jetzt zeigt dir der Papa, wie es richtig geht, und dann machst du erstmal deine Hausaufgaben. Und in zwei Jahren machen wir dann den ersten Take für das Demo"

Ist ja noch nicht mal so, dass ich mir so das ausdenke. Ich hab vor Jahren mal mit meiner Ex-Band ein Demo aufgenommen, und während der Gesangsaufnahme passierte original folgende Szene: Der Tontechniker sagte dem Sänger: "Björn, du singst völlig ohne Gefühl in der Stimme. Du bist hier echt der Schwachpunkt der Aufnahme." - um dann zehn Sekunden später mit der Faust gegen die Monitorboxen zu schlagen, weil seine Karlotte seit Jahren schnarrte, und er das nur duch regelmässiges Gegenhauen für ein paar Minuten unterdrücken konnte. Da fiel mir dann nix mehr ein

lg
bird

 

[komalive]

Moin

Bin ich ja ganz bei dir.. will nur eben verhindern, dass Sätze fallen wie "Ach Jessica, so kann ich nicht arbeiten. Du hampelst hier am Mikro rum. Werd erstmal professionell. Jetzt zeigt dir der Papa, wie es richtig geht, und dann machst du erstmal deine Hausaufgaben. Und in zwei Jahren machen wir dann den ersten Take für das Demo"

Ist ja noch nicht mal so, dass ich mir so das ausdenke. Ich hab vor Jahren mal mit meiner Ex-Band ein Demo aufgenommen, und während der Gesangsaufnahme passierte original folgende Szene: Der Tontechniker sagte dem Sänger: "Björn, du singst völlig ohne Gefühl in der Stimme. Du bist hier echt der Schwachpunkt der Aufnahme." - um dann zehn Sekunden später mit der Faust gegen die Monitorboxen zu schlagen, weil seine Karlotte seit Jahren schnarrte, und er das nur duch regelmässiges Gegenhauen für ein paar Minuten unterdrücken konnte. Da fiel mir dann nix mehr ein

lg
bird

Jo, oder Fotos machen mit einem unerfahrenen Model und nach dem erstem Foto in die Kamera schauen und die Stirn runzeln, den Kopf schütteln und entäuscht guggen... das baut jedes Model auf!

Belehrungen sind nicht angebracht, aber man kann durchaus freundlich und
vor allem motivierend Tipps geben und zum ausprobieren anregen...

 

[AWF]

Man stellt sich hinter der Sängerin, bindet ein langes Seil um ihren Kopf und zieht immer sie weg, bei den lauten Stellen und tritt ihr dann in den Rücken wenn sie wieder leiser singt, damit sie wieder näher am Mikro ist.

Oder:

Belehrungen sind nicht angebracht, aber man kann durchaus freundlich und
vor allem motivierend Tipps geben und zum ausprobieren anregen...

Ich denke das ist der richtige Weg

 

[komalive]

Man stellt sich hinter der Sängerin, bindet ein langes Seil um ihren Kopf und zieht immer sie weg, bei den lauten Stellen und tritt ihr dann in den Rücken wenn sie wieder leiser singt, damit sie wieder näher am Mikro ist.

Quasi die mechanische Variante eines Vocal Riders...

 

[Kuno]

Wenn sie mal laut mal leise singt und nie den Abstand zum Mikro ändert, dann muss der Engineer das Ganze so pegeln, dass die lautesten Stellen nicht clippen. Problem hierbei, dass evtl. bei den leisen Stellen dann viel Rauschen etc. mit aufgenommen wird. Wie gesagt, Homerecording und meist schlechte Räume, schlechte Kette.

So leise kann die gar nicht singen, daß Rauschen hier zu einem Problem würde.
(Es sei denn, wir reden hier von irgendeiner Billo-AllInOne-USB-Lösung.)
Gerade im HR-Bereich, wo es nun nicht darum geht, eine HighEnd-Produktion abzuliefern.

Professionelle Sänger erkennt man daran, indem sie schön den Abstand das Mikros zum Mund mit ensprechenden Bewegungen des Armes ausgleichen. Das ist schon Sache der Sängerin, die nicht einfach unkontrolliert in das Mikro schreien soll, und immer einen Engeneer an ihrer Seite hat.

In ganz besonders lauten Passagen dezent Abstand zu nehmen, ist sicher nicht verkehrt.
Ich hatte das mit dem "Zähmen" am Anfang so verstanden, daß ihr meintet, sie solle versuchen, gleichmäßig laut zu singen. Und sowas kann nur im Desaster enden.

So oder so bin ich aber trotzdem der Meinung, daß man selbst große Dynamik-Variationen ohne Probleme per Automation und Kompressor ausbügeln kann.
Ich sehe da ehrlich gesagt das Problem nicht.

 

[SOS]

Man stellt sich hinter der Sängerin, bindet ein langes Seil um ihren Kopf und zieht immer sie weg, bei den lauten Stellen und tritt ihr dann in den Rücken wenn sie wieder leiser singt, damit sie wieder näher am Mikro ist.

das ganze könnte man via spannungsgesteuertem seilwindenmotor machen... und eine feder, die an der stirn und/oder dem kinn festgetackert wird, zieht dann wieder zurück... verschiedene federn, für verschiedene rücklaufzeiten! muss man halt vorab ausprobieren... ist halt leider destruktiv... et voilà der physical kompressor ist geboren!

 

[Gelöschtes Mitglied 79485]

Ich recorde eine Mezzosopranistin als Sängerin einer Rockband. Die Positionierung im Mix finde ich kompliziert. Ich hätte die Stimme an einigen Stellen gerne lauter. Wenn ich die Spur anhebe, haut sie mir an entsprechenden Stellen ins Clipping und in die Wandler.

Die Sache mit dem Kompressor habe ich bereits gelesen.

Und das: https://recording.de/Community/Foru...ording_und_Mikrofonierung/194806/Thema_1.html
auch schon.

Wäre die Verwendung eines dynamischen Mikrofones ein Lösungsansatz?

 

[MountainLime]

Dynamische Mikrofone mögen nicht so empfindlich sein wie Kondenstatoren, doch ich würde-wie schon angesprochen- eher der Sängerin ein entsprechendes Training empfehlen;davon abgesehen clippen wird es vermutlich trotzdem.
Job einer Sängerin: Singen. Dazu gehören auch die solche banalen Dinge, wie Lautstärkenkontrolle
Sie muss Dir entsprechend entgegenkommen; dann gehst Du den Rest des Weges.
Pegel so ein, dass es an den lautesten Stellen >nicht clippt< und noch einige db Headroom bleiben.
Ein guter Tipp ist: bewege dich im Bereich von -18db. Peaks mögen dann bis zu -8db hinaufreichen-was solls- und im dem Sweetspot bist Du dann auch durchgehend sehr nahe.

Lg ML

 

[AnterD]

Also Leute vielen Dank. Ich bin nicht dazu gekommen alles zu lesen, aber hier seht ihr mal einen Vergleich. Folgendes Stück habe ich letzten Freitag aufgenommen, also ohne eure Tipps!

https://soundcloud.com/we-dont-screw-up/dyrt



Und dieses hier heute, mit euren Tipps. Ich finde es klingt schon viel besser. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die Gesasngsstimme im Vergleich zum andern nicht sonderlich dynamisch ist.

https://soundcloud.com/we-dont-screw-up/freedom



Lasst konstruktive Kritik regnen!

 

[Navar]

Ich versuche einfach mal meine spontanen Eindrücke dazu zu schreiben.

Mix 1:
Hier fängt die Problematik beim restlichen Mix an. Die Stimme sitzt ganz klar dahinter, sowohl was Räumlichkeiten, Verhältnisse usw. angehgt. Vorne ist vor allem der Bass, der alles zubrettert und für mich auch nicht gut mit dem Bassdrum Sample funktioniert, dass relativ pappig ist. Dann sind da zwischendurch einige Elemente in der Mitte, die auch durchaus mal außen dürfen, gerade bei so einem Song in dem immer mal ein neues Instrument eingeführt wird, darf man da auch ruhig mutig sein. Ich persönlich finde, dass die Instrumentierung auch schon etwas drüber ist, ich finde, dass dem Stück etwas weniger Aufregung gut stehen würde.
Für mich ist hier nicht der Gesang das Problem sondern der Rest.

Mix 2:
Hier passen die Räumlichkeiten etwas besser. Der Bass ist wieder viel zu viel. Was ich leider nicht verstehe ist, wie man eine Gitarre so schief hinbekommt. Wenn das Absicht sein soll, dann ist es zu wenig, wenn nicht, dann unbedingt vorher stimmen und sauber spielen. Entschuldige bitte wenn das vielleicht etwas hart klingt, aber die fällt komplett aus dem Rahmen. Auch hier darf die Gitarre gerne auch mal aus der Mitte raus, dann kämpft die nicht so mit den Vocals.

Es ist natürlich schon so, dass Gesang und Arrangement eine Einheit bilden, spontan fällt mir kein Beispiel ein, in denen sehr volle Arrangements mit verhaltenen Vocals gut funktionieren, weil sie hinterher mixtechnisch hoch gebracht wurden. Auch die Instrumentierung folgt natürlich einer Dynamik und die Gefahr gerade bei der Verwendung vieler Samples und VST Instrumente ist, dass man unter Umständen vergisst, dass man auch hier für die Dynamik verantwortlich ist.
Bei beiden Arrangements findet Dynamik in der Instrumentierung hauptsächlich durch hinzufügen und später vielleicht wieder weglassen von neuen Instrumenten statt. Da ist zumindest für meinen Geschmack noch eine Menge Luft nach oben und die Vocals werden es dir danken.