Die Aufnahmen, um die es bei den Beatles geht, sind nicht Stereo, sondern Dual Mono, also ausschließlich mit den Instrumenten/Stimmen auf jeweils einem Kanal. Das hatte damit zu tun, dass an den REDD Konsolen ein Panning der Tape Returns nicht vorgesehen war. Die Mehrzahl der Aufnahmen waren Aufnahmen "klassischer Musik", oft von Rundfunk-Orchestern. Hier wurde mit einem Stereo-Mikrofon gearbeitet und auf zwei Spuren aufgenommen. Aufgrund der Laufzeit- und Intensitäts-Unterschiede bei der Mikrofon-Aufnahme stellt sich der Stereo-Effekt automatisch ein, wenn diese zweikanalige Aufnahme später wiedergegeben wird. Deshalb musste kein Panning erfolgen. In der Pop-Musik hingegen war das anders. Hier wurde nun eine Instrumentengruppe auf eine Spur aufgenommen, der Gesang auf eine zweite Spur. Nur so war es überhaupt möglich, später noch die Lautstärke im "Mixdown" anzupassen. Da allerdings die Tape Returns kein Panning besaßen, landete schließlich die Stimme auf der einen Seite und die Instrumente auf der anderen Seite des Stereo-Panoramas. Durch technische Tricks gelang es George Martin bei einigen Aufnahmen, die Stimme in die Mitte zu zwingen. Bei vielen alten Beatles "Stereo"-Aufnahmen liegen allerdings die Stimme und ggf. im Overdub-Verfahren aufgenommene Instrumente auf einer Seite und die Backings auf der anderen Seite. Was später dann so als "Stereo" verkauft wurde, sind ausschließlich Remaster-Versionen, bei denen durch psychoakustische Effekte und Hall versucht wurde, eine stereophone Version zu erstellen. Mit diesen Versionen wurde aber niemand so richtig glücklich. Die Beatles haben damals noch gar nicht so sehr an Stereo gedacht, da eine Stereo-Anlage Luxus war und Musik fast ausschließlich monophon konsumiert wurde. Hört man sich die Dual Mono Aufnahmen der Beatles monophon an, ist ja auch alles prima. Viele Beatles-Fans schwören allerdings auf die Dual Mono Aufnahmen, da diese eine hohe Kanaltrennung besitzen und in einem guten Raum angehört eine ungeheure Tiefe und Prägnanz entfalten. Die späteren pseudo-stereophonen Aufnahmen hingegen sind meistens verhasst.
Dass kurze Zeit später tatsächlich diese Dual Mono Aufnahmen als "Stereo-Aufnahmen" vermarktet wurden, hatte damit zu tun, dass man ja den Käufern von Stereo-Anlagen, die sündhaft teuer waren, etwas bieten musste. Oftmals wurde dann z. B. absichtlich Ping-Pong-Stereo gemischt, indem man Instrumente oder die Stimme hat zwischen den Lautsprechern hin und her springen lassen. Warum? Damit man den Effekt überhaupt wahrnimmt. Richtiges Stereo mit Laufzeit- und Intensitätsunterschieden gab es zunächst nur beim Rundfunk und bei Aufnahmen klassischer Musik. Mit dem Aufkommen der Mehrspur-Technik mit acht Spuren und der schnellen Verbreitung bei Popmusik-Aufnahmen gab es schließlich die Notwendigkeit, per Panorama-Regler einen Stereo-Eindruck (Intensitäts-Stereophonie) erzeugen zu können.
Zurück zum Thema: Manche Produzenten nutzen heute den "Beatles Effekt" gezielt, um mal kurzzeitig Aufmerksamkeit zu schaffen. Das ist das, was ich meinte. Deshalb kann man mit solchen extremen Panorama-Positionen auch heute noch arbeiten und sie - feinfühlig dosiert - durchaus gewinnbringend einsetzen. Interessante Fakten zu den REDD Konsolen findet man u. a. hier:
http://www.phaedrus-audio.com/FABs.htm
