Welcher Klassiker-Synthesizer macht solche luftigen, bombastischen Flächen-Sounds? (darf nicht nach 1983 erschienen sein!! )

[Carcinome]

Nur die Fläche... denke, ist sicher sein Jupiter 8 gewesen

Ich denke eher an den Juno

 

[John_Lennon]

Ich kann mich noch gut an seinen Auftritt bei Live Aid erinnern - ich klebte vor meinem winzigen Schwarzweiß-Fernseher in meinem Kinderzimmer. Ich war leicht enttäuscht, dass er Hide and Seek nur auf dem Piano spielte, weil ich den Padsound damals schon geliebt habe.

Howard Jones war der einzige Synth-Mucker damals, den ich als Jungrocker mochte. Der hat später auch bei einigen Princes Trust Konzerten gespielt und zwar auch als Keyboarder der "Band". Auf Youtube gibt es seit kurzem einen Auftritt von einem PT-Konzert von Peter Gabriel, bei dem Howard die Keyboards spielt und zwar ziemlich 1:1 die Studioparts. An den Drums übrigens Phil Collins, eine geile Version.

Die jährlichen Princes Trust Konzerte wurden bei uns damals auf SWF3 in Ausschnitten gesendet, habe ich damals sklavisch mitgeschnitten.

 

[Carcinome]

Frage, ab Minute 1:55, der gitarrenähnliche Solosound... (kurz später wird ein Phaser dazugefahren) ist sicher auch FM?

Den Sound halte ich für'n analogen Sync-Sound. Aber wissen tue ich es nicht

 

[Carcinome]

schaut euch nur seine geile (Hardware) Synthesizer-Sammlung an!!

Spart zumindest die Kosten für 'ne Tapete...

 

[John_Lennon]

Kleiner Tipp noch, wenn du den Sound nachprogrammieren willst:
Lange Releasezeiten wurden ja schon genannt. Der Trick ist aber, Filter Release deutlich kürzer als die Amp-Hüllkurve zu programmieren. Damit bekommt der Sound eine Art natürlichen, hallartigen Ausklingeffekt. Manchmal kann man sich damit den Hall ganz sparen.

 

[John_Lennon]

Frage, ab Minute 1:55, der gitarrenähnliche Solosound... (kurz später wird ein Phaser dazugefahren) ist sicher auch FM?

Nein, das ist auch der Jupiter-8. Der Sound ist auch ein Klassiker, Das ist mit Oszillator-Sync gemacht, evtl. noch ein bisschen Crossmod dazu, was der Jupiter auch gut konnte. Aber der Grundsound ist OSC-sync. Da ist der Trick, dass der gesyncte Oszillator in der Tonhöhe moduliert wird, womit man ihn dann quasi durch die Obertonreihe "fahren" kann. Der Jupiter hatte dafür den berühmt-berüchtigten "Joystick" statt eines Modulationsrads. Das war für Filterfahrten eher gewöhnungsbedürftig, aber OSC-sync konnte man prima damit modulieren.

Ich hatte lange einen Jupiter-6, bei dem konnte man die Modulationstiefe noch mal verdoppeln, dann waren es vier Oktaven (glaub' ich wenigstens, ist lange her). Den Synth konnte man damit noch besser schreien lassen, als den Jupiter-8.

Die trompetenden Elefanten in "it's a shame" von Talk Talk sind aber trotzdem mit dem 8er gemacht worden.

 

[Gelöschtes Mitglied 93172]

Kleiner Tipp noch, wenn du den Sound nachprogrammieren willst:
Lange Releasezeiten wurden ja schon genannt. Der Trick ist aber, Filter Release deutlich kürzer als die Amp-Hüllkurve zu programmieren. Damit bekommt der Sound eine Art natürlichen, hallartigen Ausklingeffekt. Manchmal kann man sich damit den Hall ganz sparen.

Mit VSTis geht das gut. Die Roland Synths in den 80er Jahren boten ja nur wenige mögliche Stimmen (Juno 60 6 Stimmen, Jupiter 8 8 Stimmen). Gerade bei Flächensounds mit längerer Release musste man da Obacht geben. Stimmenklau, Soundabbruch war die Folge bei mehrstimmigen Akkorden.

 

[Gelöschtes Mitglied 93172]

Nein, das ist auch der Jupiter-8. Der Sound ist auch ein Klassiker, Das ist mit Oszillator-Sync gemacht

ja, daran dachte ich vorsichtig auch, war mir aber unsicher. Etwas recht Ähnliches vom Grundsound bekam ich mal mit meinem DX7II hin, so dachte ich noch an das phaserartige nachgeschaltet. Aber du hast völlig Recht, JP 8 Crossmod und Sync! Hatten diesen Sound mit der Obertonmodulation nicht mehr so im Kopf.

Ich hatte lange einen Jupiter-6, bei dem konnte man die Modulationstiefe noch mal verdoppeln, dann waren es vier Oktaven (glaub' ich wenigstens, ist lange her). Den Synth konnte man damit noch besser schreien lassen, als den Jupiter-8.

absolut! JP6 war zwar bauartbedingt dünner, aber konnte dafür anderes. Mein JP8 war dauernd defekt weshalb er leider brach lag, JP6 war nur kurz bei mir, ich war in den 90ern dann doch primär gerne mehr auf Sampling mit meinem Emax II und Emulator 3/6400. Depeche Mode, Massive Attack und sowas halt.

Die trompetenden Elefanten in "it's a shame" von Talk Talk sind aber trotzdem mit dem 8er gemacht worden.

Das wusste ich noch nicht, danke dir! RIP Tim Friese Greene!!! so eine tolle Band...

 

[crayzeee]

GANZ WICHTIG NOCH:

Aus welchen WELLENFORMEN besteht der originale Padsound bei "Hide and Seek" ?

Ich hab im Software Roland Jupiter8 gesehen dass folgende zur Verfügung stehen:

Saw
PWM
Tri
Sin
Sqr

 

[MartyK]

Bekommt man solche schönen Flächen auch mit Soft-Synths hin? Gerade auch deren Wärme?

Auf jeden Fall. Hier mal ein schnell gemachtes Beispiel mit dem TAL J-8

Hier ist zu lesen, dass Howard Jones für den Song "Like To Get To Know You Well" den Roland Juno 60 für Pads eingesetzt hat. Das Lied ist aus dem gleichen Jahr wie "Hide & Seek".
Hier bestätigt jemand, dass bei "Hide & Seek" der Roland Juno 60 für die Pads eingesetzt wurde.

 

[euphoric-feel]

Hier mal zum Probehören des Tal-J8:


View: https://www.youtube.com/watch?v=e_qhO1nRwAo&ab_channel=PacificBase

Das Pad bei 3.28 kommt dem ganzen schon recht nahe, natürlich noch unbearbeitet.

 

[John_Lennon]

Hier bestätigt jemand, dass bei "Hide & Seek" der Roland Juno 60 für die Pads eingesetzt wurde.

Ist auch nicht ausgeschlossen. Das Pad ist gefilterter Sägezahn, das kann der Juno auch. Fehlt halt der zweite Oszillator. Allerdings ist das ein Konzert von 2003, sein 20-jähriges Jubiläum. Daraus würde ich nicht ableiten, dass er die Nummer im Studio in den 80ern auch genauso gespielt hat.

Im Original-Video von 84 spielt er das Pad auf dem Jupiter 8, der Juno steht unbenutzt darüber. Aber auch das muss nichts heißen.

 

[crayzeee]

Ja, das besagte Pad bei 3.28 geht in die richtige Richtung.

@John_Lennon

Du sagst, dass das Sägezahn ist. ..
Hatte es kurz vorher tatsächlich mal mit Sägezahn auf Osc1 und Osc 2 ausprobiert im J8. Bin zwar kein Experte, aber das klang schon ganz gut. Hatte noch bissi Chorus vom J8 dabei. Werde morgen mal noch die Filter Env, Cutoff einstellen wie oben erwähnt wurde. Muss ich bei den Modulationen noch irgendwas mit dem LFO machen um dem Sound noch näher zu kommen oder so? ^^

 

[John_Lennon]

Ja, du willst für diesen Sound Schwebungen bis der Arzt kommt. Vorsichtig die beiden Oszillatoren verstimmen ist der erste Schritt und mit dem LFO modulierst du die Tonhöhe eines Oszillators. Nur einen, denn wenn du beide mit dem LFO modulierst, gibt das gerade keine Schwebung. Damit solltest du recht schnell zum Ziel kommen.

Das hier habe ich auf die Schnelle mal aus dem Init-Patch vom TAL J-8 gebastelt. Das Dimension D von UAD und der 224er Lexicon ebenfalls.

 

[Soundloch]

Mann, muss das damals heiß gewesen sein, als diese Synths rauskamen. Wie Science Fiction.

 

[Blue Murphy]

Daraus würde ich nicht ableiten, dass er die Nummer im Studio in den 80ern auch genauso gespielt hat.

Das ist der Punkt. Die Studioversion klingt für mich sowieso stark gelayert, da spielen nicht nur zwei Synthesizer. Definitiv nicht! Und er hatte ja auch noch den Pro-One Mono-Synth als 12-Step-Sequenzer. Zusammen mit einer 8-Spur-Bandmaschine konnte man auch 1983 schon ziemlich viel machen.

Und auf den Konzerten, was man sich zumindest auf Youtube anschauen kann, scheint er auch häufiger in der Wahl seiner Synths zu variieren - bis auf den Jupiter 8 (und der Tatsache, dass er offenbar Synths von Roland bevorzugt). Nichts genaues weiß man also nicht. Heutzutage spielt er Hide und Seek übrigens auf dem E-Piano oder Klavier:


View: https://www.youtube.com/watch?v=15-61RSFejc

 

[Blue Murphy]

Ach, und jetzt habe ich auch den Artikel wieder gefunden, aus dem ich das eine oder andere Detail aufgeschnappt habe:

Synth-Pop-Legende Howard Jones im Interview

Ich hätte nie gedacht, dass ich in meinem Leben jemanden treffen werde, der 1985 beim wohl legendärsten Konzert, dem Live-Aid im Londoner Wembley Stadion, vor über 70.000 Konzertbesuchern und 2,9 Milliarden Menschen weltweit an den Bildschirmen aufgetreten ist. Nach meinem Treffen mit Howard...

www.keyboards.de

 

[crayzeee]

Vielen Dank erstmal an John_Lennon für das eingespielte Beispiel. Großartig. - Hatte ich schon erwähnt, dass ich bei Hide and Seek vor Allem die dramatischen Momente bzgl. der Pads sehr mag. Also wenn sie sich episch steigern.
Das eingespielte Bsp. wirkt irgendwie etwas anders, nüchterner als bei HJ.
Wahrscheinlich weil die Releasezeit kürzer ist. Ist denn dort tatsächlich Hall drauf? Das hatte ich nicht richtig verstanden.
Auf jeden Fall werde ich deine Hinweise und die der anderen morgen anwenden. ^^
Im Tal Video sieht es übrigens bei 3.28 so aus, als wenn dort die Oscillatoren beide auf Pulsweitenmodulation, anstatt auf Sägezahn, eingestellt sind, die zudem moduliert wird.
Das muss ich morgen auch mal an dem besagten RolandCloud J8 ausprobieren.

 

[jet2]

wollte mich mal outen, dass ich zwar überhaupt kein fan der 80er musik war und bin, aber dass dieses lied bei mir ganz besondere erinnerungen und gefühle ruft. damals habe ich auf einer party eng mit einer tollen frau dazu getanzt. kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen...

ich habe das stück immer sehr gemocht und eigentlich die anderen howard jones stücke auch.
die synthesizer von damals haben natürlich einen legendären sound - aber ich finde auch die klavierversion von 2020 klasse!
sorry für den offtopic....

 

[crayzeee]

wollte mich mal outen, dass ich zwar überhaupt kein fan der 80er musik war und bin, aber dass dieses lied bei mir ganz besondere erinnerungen und gefühle ruft. damals habe ich auf einer party eng mit einer tollen frau dazu getanzt. kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen...

ich habe das stück immer sehr gemocht und eigentlich die anderen howard jones stücke auch.
die synthesizer von damals haben natürlich einen legendären sound - aber ich finde auch die klavierversion von 2020 klasse!
sorry für den offtopic....

Also ich habe sehr oft bei 80er Jahre Musik den Eindruck, dass dort i.d.R. eine Reihe von Perfektionisten am Werk waren, da die Produktionen meistens sehr exzellent ausgearbeitet sind. Klar, war man damals ziemlich eingeschränkt bzgl. der Möglichkeiten, aber diese Liga in der Ausarbeitung (Musiktheorie etc.)und des Aufwandes wurde danach kaum noch erreicht - wenn überhaupt. Damals war ja auch noch viel mehr Geld dafür vorhanden. Ich rede hier von der Mainstream/Charts-Musik. Heutzutage ist das Niveau nicht mehr so besonders, abgesehen von den Texten und den besseren technischen und klanglichen Möglichkeiten. Heutzutage müssen sich halt die meisten auch mehr oder weniger alleine durchschlagen. Damals ging das bestimmt vor der Veröffentlichung erst durch mehrere Musikexperten-Instanzen bzgl. der Perfektionierung der Produktion, Komposition etc.