Welcher Akkord ist das?

[synthpark]

Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass man mit solchen gesampelten Chords transponiert (!) Chords abspielt, welche normalerweise gar nicht möglich wären?!

Du hast dann Quintparallelen oder Quartparallelen, und die sind megaverpönt .

 

[synthpark]

Nicht mal ansatzweise. Ich würde behaupten, dass sich 95% aller gängigen Poptitel ganz strikt innerhalb einer sehr traditionell verwendeten Funktionsharmonik abspielen.

Mit freitonal meine ich, daß du einfach beliebig die Harmonien wechseln kannst, es gibt Dur und Moll, aber so strenge Modulationsabläufe sind nicht zwingend. Hier wechseln die Harmonien einfach zur Tritonus, also zB von C auf Fis und zurück.

 

[Sascha Franck]

Mit freitonal meine ich, daß du einfach beliebig die Harmonien wechseln kannst, es gibt Dur und Moll, aber so strenge Modulationsabläufe sind nicht zwingend. Hier wechseln die Harmonien einfach zur Tritonus, also zB von C auf Fis und zurück.

Ich kenne auch etliche Nummern, die sich mit den Analysemitteln der Funktionsharmonilk nur schwer darstellen lassen - bzw. auf die man im "funktionsharmonischem Duktus" nur schwer kommen würde. Ich sehe das von daher selber auch nicht vorwiegend als Kreativnummer sondern nutze es eher zum sortieren. Und analysieren lässt sich damit eben fast alles. Einiges zwar nur über Umwege, der meiste Kram aber ziemlich einfach.
Und wenn man dann eine Sache analysiert hat, ist es ferner noch ein, hm, sagen wir; Werkzeugkasten. Ich weiß dann eben immer, wo was liegt und welches Tool ich in einem gewissen Rahmen benutzen kann. Eben wirkilich so wie mit einem Werkzeugkasten, aus dem ich für eine Schraube einen Schraubenzieher greife, für einen Nagel einen Hammer.
Dass es womöglich gelegentlich kreativer sein mag, auch mal eine Schraube mit einem Hammer reinzudreschen, weil man die Verwerfungen der Trockenbauwand apart findet (und ja, das meine ich ganz im Ernst, wenn auch im übertragenen Sinne), steht ja nicht in Frage.

Und ja, bevor es jemand sagt: Ich weiß selber sehr gut, dass man sich dadurch auch gerne mal in ein eingeengtes Sichtfeld begibt. Denn es ist eben dann leicht, für die Schraube den Schraubenzieher und nicht den Hammer zu verwenden. Aus genau dem Grund gibt es ja auch sehr viele Kompositionen, die dieselben Akkordfolge benutzen. Ist auch wirklich nicht leicht, sich von diesen Regularien frei zu machen, wenn man sie einmal in den Schädel reingebimst hat - von daher verstehe ich auch jede Kritik an der Funktionsharmonik. Man muss eben für sich entscheiden, ob man Musik machen will, die sich in diesen Rahmen fügt, oder ob man eher darüber hinausgehen will. Und dann muss man eben unter Umständen "the extra mile" in Kauf nehmen.

Für mich persönlich, als in erster Linie mit Live-Spielerei Geld verdienender, ist es ein quasi absolut unverzichtbares Handwerkszeug geworden, und auch im Lehralltag ist so ein Regelwerk natürlich immens hilfreich, denn "mach doch einfach, was du willst" ist einfach zu weit gefasst.

 

[Sascha Franck]

Ist dann übrigens wirklich so, wie es Miles Davis (und vermutlich auch einige andere) mal sagte: Lern den ganzen Scheiß und dann vergiss es wieder! Was natürlich aller Wahrscheinlichkeit nicht wortwörtlich gemeint war, sondern eher so, dass man sich eben trotzdem gerne mal abseits von ausgelatschten Pfaden bewegen sollte. So funktioniert Kunst ja auch ganz allgemein (zumindest dann, wenn man auch ein Publikum will - und selbst dann, wenn man nur sein eigenes Publikum ist), man bringt bekannte Sachen, die den Konsumenten abholen und liefert dann eben irgendwelche womöglich unerwartbaren "Huch!" Momente, je nach Anspruch mal mehr, mal weniger.