Doch, mit etwas Aufwand gehts. Kommt allerdings erstens auf den Song an und zweitens darauf, wofür du das brauchst.
Ich habe genau das mal gemacht, mit wirklich guten Ergebnissen. Hier mein Bericht:
Der Plan war, das Musical Chicago aufzuführen, doch wie immer fehlte es an Geld, und wie immer haben das Leute organisiert, die nicht wissen dass man für eine Musicalproduktion ein gewisses Budget und im Idealfall auch Musiker braucht.
Jedenfalls sind die Leute an mich herangetreten mit folgenden Worten: "Du bist doch Tontechniker, wir haben hier eine [g=420]CD[/g], kannst du uns da bitte den Gesang rausnehmen?"
Ich habe gesagt: "nein das geht nicht, aber ich kann euch für soundsoviel Geld Playbacks machen". Haben sie gesagt: "naja, das ist uns zuviel." Also haben wir einen Kompromiss gemacht, der wirklich sehr gut funktioniert hat:
Die Leadstimme wollten sie draußen haben, den Chor aber drinnen. Das hat bei lauteren, fetzigen Nummern recht gut funktioniert das "rauszufiltern", bei ruhigen Nummern dagegen war es unmöglich. Also habe ich von den ruhigen Nummern komplette Playbacks gemacht, die ganz lautstarken komplett als Karaoke-Versionen gelassen und die dazwischen halt teilweise durch Samples ergänzt. Charaoke-Versionen herstellen funktioniert im Prinzip, man muss es allerdings selbst machen und sollte sich nicht auf irgendwelche Funktionen irgendwelcher Plugins oder Programme verlassen, weil man dann selbst die nötige Kontrolle verliert.
Und so funktionierts:
Übrigens funktioniert das Ganze nur wenn die Vocals direkt in der Stereomitte sind. Alles was runtherum ist wird immer bleiben, so blieb bei mir letztlich also der Stereohall der auf der Stimme war übrig (gute Möglichkeit um zu untersuchen welcher [g=108]Hall[/g] verwendet wurde!). Und der Chor blieb auch, was ich aber ohnehinn wollte.
Und: Bei mir ging es um eine Livebeschallung (wobei auch der Mitschnitt wirklich nicht schlecht geworden ist), das ist trotzdem noch was anderes als Studioqualität (vor allem ist es mehr oder weniger Mono)
Also:
Du lädst den gewünschten Song in dein Audioprogramm, undzwar den linken und den rechten Kanal seperat auf eine Mono-Spur. Beide spuren müssen absolut mittig gepannt sein.
Jetzt machst du bei einer Spur eine Phasendrehung.
Ergebnis: Alle Signale, die in der Mitte der Mischung waren, löschen sich jetzt komplett aus (wie gesagt, der [g=108]Hall[/g] bleibt natürlich)
Jetzt ist allerdings auch der [g=118]Bass[/g], die Basedrum und mehr oder weniger auch die [g=149]Snare[/g] verschwunden.
Also nimmst du eine der beiden Spuren und kopierst sie auf einen dritten Kanal. Hier gehst du mit dem EQ drann und schneidest oben alles ab soweit bis der Gesang möglichst komplett draußen ist, [g=118]Bass[/g] und Basedrum aber noch da sind.
Ich habe dann noch die beiden oberen Spuren auf einen [g=183]Bus[/g] geroutet und ein leichtes Links-Rechts-Delay reingesetzt, um einen Pseudostereoeffekt zu erzeugen. Dies vor allem deshalb um live die Sänger dazwischen platzieren zu können. Die Bassspur blieb natürlich in der Mitte.
Das Ergebnis ist wie gesagt je nach Song verschieden. Es hängt einerseits von der Tonlage der Stimme und der Mischung (Panorama, wieviel [g=108]Hall[/g]) ab als auch davon inwieweit z.B. die [g=149]Snare[/g] wichtig ist. Ich habe bei manchen Songs einfach ein paar Dinge die verlorengegangen waren mit Samples dazuprogrammiert, das hat ganz gut funktioniert. Allerdings würde man so z.B. ein verlorenes Saxofonsolo auch nicht wirklich hinbekommen.
Es funktioniert aber trotzdem gut, vor allem dann wenn ein Sänger / eine Sängerin drübersingt, die das halbwegs exakt tut.
Aber ganz raus bekommt man den Gesang trotzdem nicht, also wenn nicht jemand anderer drübersingen sollte hört man immer noch irgendwo im [g=108]Hall[/g] den ursprünglichen Gesang.
PS: Falls das jemanden interessiert kann ich gern mal ein Hörbeispiel hochladen
