Überlaufener Markt ? Neue Bands kaum Chancen?

[Hitman]

Hallo allerseits,

mich beschäftigt immerwieder mal ein Thema, wo ich mich frage ob es für junge aufstrebende Künstler und Bands noch lohnt einen "Plattenvertrag" zu unterschreiben, wo es doch schon zigviele Bands in diesem Genre gibt. z.B: kenne ich ein Electro-Duo, die sehr coole Musik live machen, ich mich für diese Band in Hamburg und bei vielen Festivals eingesetzt habe, dass die dort wenigstens nicht mal mit Gage spielen können, um bekannter zu werden.

Mindestens 30 Emails an verschiedene Veranstalter versendet, Anrufe gemacht usw. Letztenendessind zwei Auftritte im Hamburger Raum rausgekommen, einmal im "Freundlich und Kompetent" Hamburg und als Sessionopener im Musikerwohnzimmer Altona.

Davon war ein Gig genau auf die Fußball WM Deutschland-Gana gelegt (als Lückenfüller wahrscheindlich) und der andere Auftritt war mit 50 Euro wenigstens Fahrtkosten angesetzt.
Da war ich schon mächtig stolz drauf, dass die Band mal den Norden unsicher hätte machen können. So ungefähr einen Monat vorher bricht der eine Mann sich den Arm und ich musste letztenendes auch noch den letzten Gig absagen.

Danach habe ich mich noch beim Digitalanalog-Festival für diese Band beworben. Nach ewig langem nichtssagen, kam vor kurzem die Antwort: "Ihr passt leider nicht ins Programm, tut uns leid, uns ist die Entscheidung nicht leicht gefallen"... Schnaub, da kam mir die Galle hoch.. Sich monatelang nicht melden und dann hab ich mir mal die Bands angehört, die dort spielen, da hätte ich selber einiges aussoriert. Ich habe momentan außerdem das Gefühl, dass eh nicht mehr gute Qualität im Fokus steht, sondern einfach immermehr Bullshit releast wird.

Ich kenne mehrere Bands in meinem persönlichen Freundeskreis, die auch mehrere Auftritte hatten, es dennoch aber nichts weiter rausgesprungen ist. Gerade diese Electro-Live-Combo ist so live garantiert noch nicht da, und diese Jungs spielen sehr geilen live Electro, ohne viel Sequenzen vom Band laufen zu lassen, im Gegensatz zu den ganzen möchtegern-Djs, welche so tun, als ob sie gerade mal eben was regeln würden, obwohls nur irgend ein shit Regler ohne Belegung war.

So jetzt hab ich mir mal die Seele vom Leib geschrieben. Meinungen und Kommentare, bzw. die booking-Seite würde mich mal interessieren, wie man vorgeht mit einer noch unbekannten neuen Geschichte.

Mit Gigmit hab ich bisher noch nichts rausbekommen.. EInige Online Sachen sollen ja angeblich helfen, aber wo soll sich denn eine neue Band überhaupt bekannter machen, wenn sie nicht die Möglichkeit bekommen selber zu spielen und vor Puplikum aufzutreten?

Ich hätte gerne Lust mal was eigenes für neue Bands aufzuziehen, eine Bühne, wo neue Musiker wirklich die Möglichkeit bekommen for einer guten Juri zu spielen und ohne groß Werbung zunächst mal Talente zu finden.

Greetz Hitman

 

[Trebel]

Es ist einfach so.

Die Masse möchte möglichst alles, möglichst schnell haben.
Und möglichst nichts bezahlen.

Und das wird immer schlimmer wie es aussieht.

Kennst Du "Queens of Vandalism" ?

Bzw. ist es nur noch eine Queen, sie sitzt jetzt bestimmt nicht mehr an der Kasse,
sondern macht Nachtschichten im Kaufland.

(die sind aus Leipzig, deswegen hört man da immer wieder Stories)

Jedenfalls hab ich die mal in nem Livemittschnitt gesehen.

Die beiden gingen auch ab wie Sau, ein Drop nach dem anderen...

Aber mit der Zeit merkte man, das da nur ein Set ablief und sie sich nur zur Show bewegten.

(soll ja keiner merken, nech)

Naja und nu noch der Gueatta-Way-Skandal vom Tomorrowland.

Was soll man da noch sagen.

Trash ist Scheisse !

 

[holgi]

Live zu spielen und dabei bekannt zu werden ist fast so schwierig, wie ne CD zu veröffentlichen und sich nen Namen zu machen.

Der Grund ist simpel, die Musikindustrie beackert seit Jahren den Livesektor um entgangene Gewinne bei CD Verkäufen zu kompensieren, demnach gibt es jede Woche drei Festivals und das 8 Monate lang, so scheint es...

Der Markt ist im Eimer, die Massen gehen zu Events (Festivals) und das nicht mehr der Musik wegen, das Drumherum usw ist der Aufhänger.

Der Umbruch den wir hier erleben ist episch, in 10 Jahren (oder so) wird man darüber berichten als das, was es ist, eine Zeit der Neuorientierung.

 

[Kollege]

Der Umbruch den wir hier erleben ist episch, in 10 Jahren (oder so) wird man darüber berichten als das, was es ist, eine Zeit der Neuorientierung.

Jetzt muß man erstmal der Internetking sein, dann gibts (vielleicht) Auftritte...

 

[Guitar_TT]

Jetzt muß man erstmal der Internetking sein, dann gibts (vielleicht) Auftritte...

mit kreischenden Teenies und "Stars", die musikalisch eigentlich eher in die Biotonne gehören. Aber wer einmal bekannt ist kann ja fast jeden Scheiß verkaufen. Schade drum.

 

[Mike3000]

Ich lese ja gerade "Die Kunst des klaren Denkens", da fällt mir ein Besipiel aus dem Buch dazu ein, das auch auf den Erfolg mit der Musik zutrifft:

Hinter jedem Bestseller (mit dem der Autor richtig Asche verdient) stehen 100 Bücher die den Autoren gerade mal ein Beibrot einbringen. Hinter jedem dieser 100 Bücher stehen jeweils 100 Bücher, die sich kaum verkaufen. Hinter jedem dieser 100 Bücher stehen jeweils wieder 100 Bücher, die der Verlag nie veröffentlicht hat --- und hinter diesen 100 jeweils wieder 100 die es nie aus der Schublade des Autors geschafft haben ... sad but true.

 

[Hitman]

Live zu spielen und dabei bekannt zu werden ist fast so schwierig, wie ne CD zu veröffentlichen und sich nen Namen zu machen.

das sehe ich zwar etwas anders, übers Internet bekannt zu werden läuft ja heute so, man kauft sich über einschlägige PR-Agenturen Youtube oder Facebook Likes und buttert zunächst übelst viel Geld rein, nur dass die Leute schonmal denken: "Wow so viele Facebook-Likes."
Da ist für meine Meinung nach schonmal der Wurm drin.

Geil war auch diese Meldung hier:

http://www.zeit.de/digital/internet/2012-09/facebook-profile-fake-loeschaktion

 

[Tmny]

Ich hatte immer das Gefühl, Newcomer werden bekannter wenn sie nicht nur Musiker sondern auch Comedians sind. Gleichzeitig Seriös und Witzig rüberzukommen ist aber auch nicht gerade einfach.

 

[holgi]

Live zu spielen und dabei bekannt zu werden ist fast so schwierig, wie ne CD zu veröffentlichen und sich nen Namen zu machen.


das sehe ich zwar etwas anders

Ich präzisiere mal meine Aussage

Durch die LiveMusikKultur heute, die bedeutet; das 12 Bands je 20 Minuten Auftritt bekommen, und der Headliner 45 Minuten, hat man inflationär viel "um die Ohren".

Die Leute sind satt von den vielen neuen unbekannten Bands im Vorprogramm, zum einen, zum anderen gibt es kaum noch Events zum "Entdecken", vor 20 Jahren war das anders, man ging in einen Club und hörte Band XY, fand die interessant und kümmerte sich um CDs.

Bei uns gibt es solche Clubs nicht mehr, lediglich Festivals mit 15 Bands, Beginn 13 Uhr, Schluss 23 Uhr, nervtötend inflationär.

 

[Dogge]

Hey!

Vielleicht bringen dir die Videos ja was?

http://www.bandologie.de/rock_the_biz.php

LG

Mucky

 

[Bonzo3000]

Ich finde nicht, dass sich großartig was geändert hat. Auch früher gab es nur eine Handvoll Großer unter zigtausenden "Amateuren". Entscheidend sind Vitamin B und Glück in manchen Fällen auch Können und im Idealfall kommt alles drei zusammen. Nimm die zigtausend Amateurfussballer, die alle von der großen Karriere träumen. Leider spielen nur 11 Leute bei der WM auf dem Platz.

It's a long way to the top if you wanna rock'n'roll...

 

[Beatback]

Was bringt es denn immer nur auf die erfogreichen Bands zu gucken?

Man macht Musik doch nicht des Geldes wegen, oder ist das euer Antrieb?
Es ist doch schön wenn auch ein kleines Publikum eure Songs gerne hört.

Wenn das Geld und der grosse Erfolg nicht im Vordergrund stehen, macht man viel ungezwungener Musik!

 

[richie]

Auch wenn es etwas unpopulär, arrogant oder vermessen klingt , aber wie bitte schön kann man erwarten, dass man auf einer Einkaufstraße, wo schon 30 Pommes Buden stehen, meint eine eigene Pommes Bude zu eröffnen und dann erwartet, dass man mit der auch noch Gewinn einfährt?

Ich mache mir die Sache natürlich jetzt da sehr einfach, da ich selber nicht in dieser Situation bin und mich eher für die sichere Variante entschieden habe.
(von daher kleines Sorry!)

Mit Qualitität ALLEIN kommt man nicht weit, war aber früher meines Wissens aber genauso. Man musste auch damals irgendwie aus der Masse rausstechen. Doch haben wir mittlerweile ein deutliches Überangebot, wo aber auch gleichzeit (nicht unbedingt proportional) die Qualität immens gestiegen ist.

 

[musicdevil]

Ist zwar nun auch schon knapp 15 Jahre her, aber wir (Band) haben damals einfach ne Demo CD produziert und diese in allen möglichen infrage kommenden Lokalitäten beim DJ abgegeben.
Noch nen Bierchen spendiert, bissel "gekratzt" und dann haben die meisten auch unsere Lieder gespielt (war Diskotauglich mit Gesang). Die Leute haben dann bei ihm nachgefragt was er da gerade gespielt hätte, haben es sich wieder gewünscht und so wurden wir auf dieser Schiene langsam bekannt.
Logisch gabs dann auch mal "Bekannte" die absichtlich zum DJ hin gegangen sind um sich das zu wünschen und welcher DJ mag schon sagen "hab ich nicht"

Anfangs haben wir überall live gespielt, in fast jeder kleinen Kneipe und jedem Stadtteilfest usw. vor Ort. Auch Autohauseröffnungen und all so nen Kram. Mit der Zeit (eigentlich nur paar Monate) mussten wir aber schon einige Anfragen absagen und nahmen überwiegend die besseren Angebote.
Und dann gings so langsam los, dass wir hier (regional) in so gut wie jeder großen Disko auftraten.
Sind da einfach hin gegangen, haben mit dem Chef gequasselt, oder wurden direkt eingeladen.

Wenn wir dann in so nem größeren Laden spielten, kümmerte sich immer der Veranstalter um die Werbung (Plakate, Handzettel usw.), wir hatten da keine Kosten.
Wir waren auch regelmäßig in der lokalen Zeitung, ebenfalls kostenlos, da diese "Newcomer aus der Region" förderten, genauso wie das Radio, wo wir kostenlos für uns werben durften.
Wir haben dann halt auch Werbung für Zeitung und Radio usw. bei unseren Konzerten gemacht.

Ständig haben wir irgendwelche "wichtigen" Leute kennengelernt. So konnten wir kostenlos ein Studio nutzen und waren bei dem hier größten Konzert- u. Künstlerdienst unter Vertrag.
So gings dann auch langsam mit "überregional" los usw.
Alles komplett ohne Plattenfirma, da es uns noch nicht um CD Verkäufe, sondern um Konzerte ging. Wir brannten die Scheiben halt selbst

Man hat uns eigentlich ziemlich von allen Seiten her gefördert. Waren auch paar "schwarze Schafe" drunter, aber überwiegend lief alles positiv. Man muss sich halt kümmern und wohl auch irgendwie "gut" sein.
Ich glaub nicht, dass dies heutzutage viel anders funktioniert, bzw. nicht funktionieren würde.
Natürlich nicht mit irgendwelcher reinen Elektromukke.
Wenn wir dann noch das Medium "Internet" genutzt hätten (war da aber noch nicht so wie heute).

 

[zettberlin]

Auch wenn es etwas unpopulär, arrogant oder vermessen klingt , aber wie bitte schön kann man erwarten, dass man auf einer Einkaufstraße, wo schon 30 Pommes Buden stehen, meint eine eigene Pommes Bude zu eröffnen und dann erwartet, dass man mit der auch noch Gewinn einfährt?

Verdammt richtig!

Ein erster Schritt könnte sein, ganz besonders gute Pommes mit ganz speziellen Saucen zu bieten, eine andere Idee wäre, es mal mit Doppel-Chili-Betonpizza mit Glasscherbenbelag zu versuchen

Mal im Ernst: jeder, der heutzutage nicht Musik genau so macht, wie er/sie es will und sich dabei den Teufel um irgendwelche "Märkte" und Zielgruppen" schert, ist selber schuld.

Man kann sich nur selber die Freude machen, genau die Musik zu spielen, die man hören möchte und dann kann man noch hoffen, dass es da draußen auch noch ein paar andere mit dem gleichen Interesse gibt, die das auch hören wollen.

 

[Trebel]

@ musicdevil

Klingt wie ein Traum.

Mir wurde auch schon geraten ein Existenzgründer zu werden, weil ich so viel kreatives mache.

Also hin zum Gewerbeamt, 35 Euro für den Schein...

Naja weil ichs nicht mit der Bürokratie hab, hat das Finanzamt mir auch meine komplettes Hartz4
zurückgehalten, weil ich mich nicht gemeldet hab.

Ok, überall 0 eingetragen... hin ok... paar Tage später nochmal 15 Euro für das
Kündigen des Gewerbes...

Fazit: Eine Erfahrung reicher und 50 Euro ärmer

(meine gesammten Erfahrungen bewegen sich in diesem spektrum)

Bsp. noch die jährlichen Gebühren an Soundcloud 80 Euro

Ich kriege von alten Leuten nur gesagt, das ist Brotlose Kunst
und ich soll was machen wo man Geld verdient und nicht ausgibt.

Trotz allem Elends halt ich aber daran fest, weil meine Seele darin steckt.

 

[Mike3000]

übers Internet bekannt zu werden läuft ja heute so, man kauft sich über einschlägige PR-Agenturen Youtube oder Facebook Likes und buttert zunächst übelst viel Geld rein, nur dass die Leute schonmal denken: "Wow so viele Facebook-Likes."
Da ist für meine Meinung nach schonmal der Wurm drin.

...genau das wissen viele Leute ja auch schon.

Und wie es auch mal Farin Urlaub so schön beschrieb, kann man durchaus bekannt sein, und gleichzeitig nicht erfolgreich!

Naja, und wie sich hier ja auch wieder herauskristallisiert, machen wir Musik zunächst aus Freude an der Sache .. .und wenn dann mal ein paar Euronen übrig bleiben ist es das "Bonbon".

 

[cherry50]

Es hat aber noch eine ganz andere Ursache, und ich glaube mir ein Urteil erlauben zu dürfen ,weil ich alle Varianten durch habe und immer noch im Geschäft bin.

Eigene Band, nach der Wende singender DJ, Männer Schlager Duo, wieder alleine als DJ, und jetzt mit einer Frau als Schlager Gesangs Duo mit Party Disco.

Es ist einfach die einseitige Orientierung der Bands. Alle hängen sich ne Klampfe um und wollen Rock Musik bzw Hardrock machen.

Ja und davon gibt es in der Tat genug, und meistens auch noch qualitativ nicht so gut.

Die eigentlichen Partys aber, werden viel zu wenig mit guten Bands bedient, die in der Lage sind vielseitig zu sein, um echtes Feeling verbreiten.

Ich kenne auch einige bei uns in Gegend, die sich freuen, wenn sie mal irgendwo umsonst auftreten dürfen. Viele haben mal gerade 3-4 Auftritte im Jahr.

Als ich noch ne Kneipe mit Saal hatte, gab ich auch einer Schülerband die Gelegenheit dort zu proben und aufzutreten.
Nach einem halben Jahr war das beendet, weil sie meinten alles schon drauf zu haben, und sich überhaupt nicht bemühten mal intensiv unter Anleitung zu proben. Die spielten vom Sound her nicht miteinander, sondern gegeneinander.

Gibt bestimmt auch sehr gute Einsteiger, wollte auch nur aus eigenem Erleben was schreiben.
Die Meisten werden das ganz anders sehen, aber Rockbands gibt es in der Tat genug, und das will einfach den ganzen Abend bis in die Nacht keiner hören.

Lg Cherry50

 

[musicdevil]

@Trebel
Ne andere Band aus meiner Heimatstadt hat nen ähnlichen (anfänglichen) Werdegang und ist mittlerweile international bekannt, zumindest über Deutschlandgrenzen hinaus.
Konzerte in Amerika, Russland usw. und waren auch mal im TV bei Stefan Raab (Bundesvision Song Contest). Ging hier auch ganz klein los, hab ich alles miterlebt.
Die haben sich auch langsam hoch gespielt. Ist halt auch viel "Klinkenputzen" bei.
7 oder 8 Alben haben die glaub ich nun schon und zig EP´s usw.

 

[Trebel]

Und produzieren die massentaugliche, Stimmung machende Lieder ?

Oder so melancholischen Kram, wo man nachdenken muss ?