(UA)David gegen Goliath

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Moin, wollte nur mal kurz meine Eindrücke der letzten Wochen teilen, bei der es um eine erste Evaluation meines evtl. neuen Studiosetups ging.

Seit 2017 betreibe ich im Studio Antelope Audio Goliath. Nun ist 2024 und es sollte mal wieder etwas frischen Wind in die Bude kommen. Da ich von den UAD Native Plugins wirklich mehr als überzeugt bin – ursprünglich sollten sie eigentlich nur ein paar Waves Plugins ersetzen –, war die logische Konsequenz: Apollo... x8p... zwei sollten es schlussendlich werden, da ich 16 Basis Preamps brauche (plus ein paar Neve, API und SSL Preamps) plus ein Twin quasi als Monitoring-Controller (und quasi DSP Power-Booster), da ich bisher ein TC BMC-2 betreibe via S/PDIF.

Als liess ich UADavid gegen Goliath antreten und um es kurz zu machen: Goliath wurde seinem Namen in allen Belangen gerecht und rauchte David sowas von in der Pfeife... die Apollos sind ohne Direct Monitoring nicht zu brauchen, da reden wir von Roundtrip Latenz gegen 10ms bei 44.1… was jede Built-In Karte in einigermassen aktuellen Macs locker macht. Goliath aus dem Jahre 2017 macht auf meinem ebenfalls kürzlich erworbenen Mac Studio M1 Ultra unglaubliche 1.8ms RTL!

Mir wurde doch in der Werbung etwas von annähernd Null-Latenz erzählt! Ja aber halt nur mit Direct Monitoring und nur Eingangslatenz ist gemeint... aha... ich konnte/kann Direct Monitoring nicht leiden und oft schlicht nicht brauchen, so wie ich gerne arbeite (das müssen wir hier nicht diskutieren, ist so und wird sich nicht ändern).

Ja, und was ist mit der DSP Power? Alles schön und gut, die Plugins sind geil, keine Frage... aber das stemmt der Mac Studio Ultra locker nativ und mit Goliath in ebenfalls unhörbaren Latenz Bereich wie via Direct Monitoring via UA Console! Sprich bei einem (für mich) typischen Recording Setup mit Plugins locker unter 5ms. Und das voll integriert in eine Logic-Pro-Session. Keine Zweitsoftware notwendig.

Goliath hat übrigens erstens tatsächlich saugeile Preamps eingebaut und bietet zudem auch DSP bzw. FPGA Preamps und Tools, die sich qualitativ nicht verstecken müssen vor UAD und tatsächlich mit annähernd Null-Latenz (2 Samples!) laufen und das auch ohne Direct Monitoring! Die anfänglich etwas buggy anmutende Software ist mittlerweile auch absolut stabil.

Anschlusstechnisch ist Apollo x8p ein schlechter Witz... die 8 Line-Inputs können nicht simultan zu den Preamps genutzt werden... irgendwie steht das dann auch nicht sehr prominent irgendwo tief im Manual oder in Foren. S/PDIF Fehlanzeige. D.h. da wäre ich dann plötzlich bei 2 x Apollo x8p + Twin + 8-Kanal ADAT Wandler für die Line Ins der anderen Preamps um einigermassen mein gewohntes System zu haben, aber mit einem Bruchteil der Anschlussmöglichkeiten und dem Kompromiss des Direct Monitoring. Kostenpunkt rund 7000.–

Es ist nun so, dass ich die Apollos bereits nach einem Monat wieder verkaufe, wohl mit einigem Verlust, aber da bin ich selbst Schuld. Zwar bin ich eigentlich überzeugt vom Handling, Console ist geschmeidig, das flutscht alles nice, die Plugins sind bekanntermassen gut, aber es gibt für mich mindestens zwei absoluten K.O. Kriterien, die ich in meiner Naivität tatsächlich übersehen hatte in den Vorabklärungen bzw. irgendwie auch recht gut versteckt werden von den Marketing Leuten bei UAD.

Da kann sich nun jeder sein eigenes Bild Fazit ziehen, vielleicht hilft es jemandem bei der Entscheidungsfindung, der ähnliche Ansprüche oder Preferenzen hat, vielleicht hilft es, nicht in die selben Fallen zu tappen... wie auch immer... für mich ist damit das Thema UAD DSP System jedenfalls definitiv und verdammt schnell vom Tisch. Schade.

Aber das schöne ist, dass ich nun weiss, was ich an Goliath habe und einfach dabei bleibe und mich eigentlich sehr glücklich schätzen kann. Manchmal braucht es etwas Abstand um zu erkennen, was man hat ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
ich fand Deinen Bericht ja sehr interessant. Ich stand ungefähr zur gleichen Zeit, als Du Dein Goliath gekauft hast vor einer ähnlichen Situation. Wir hatten / haben 3 Prism Orpheus in einer Daisychain gehabt und plötzlich ist einer gestorben. Da war der Goliath zunächst mal ganz vorne was Ausstattung etc.. anging. Allerdings haben wir so viel Negatives über Produktpflege und Treibersupport gehört / gelesen, dazu kam dann plötzlich (nachdem der Goliath als ultimatives HighEnd angekündigt war, kurze Zeit später der Goliath HD und ich meine noch ein weiteres Modell, so dass wir die Idee mit Antilope wieder verworfen haben und statt dessen dann ganz modular vorgegangen sind. Sprich RME interfaces (Digiface USB für ADAT Wandler und Digiface AVB für Multichnannel AVB), Wandler von Prism und RME und Preamps nach Wahl :) Eigentlich bin ich heute damit ziemlich glücklich.
Aber schön zu hören, dass der Goliath am Ende doch ein tolles Gerät ist.

Etwas offtopic: Die Kombination M1 (Ultra) und RME sorgt übrigens auch für seehr niedrige Latenzen. Die 1,5 ms, die bei Dir gelesen habe schaffe ich mit unserem M1 Ultra nicht aber 3 ms Roundtrip und 1,5 Ausgang schaffen wir auch problemlos :)
 
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Danke für den Bericht.
Zwischendurch wollte ich auch mal Antelope haben aber PC und diese Kisten, da liest man immer komische Sachen und das Freischalten des Interface über Account finde ich irgendwie nicht vertrauenswürdig.
Bei UAD mit den Latenzen, das war schon immer so ein Problem. Es kommt immer der Spruch, dass man halt die DSPs bemüht um latenzfrei zu sein. Ist ja auch schön und gut aber bei einem Interface für 3000,- und mehr fühle ich mich verarscht.
 
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Habe mein Apollo deshalb auch abgestoßen. 30+ ms RTL bei 64er Buffer, come on.
 
das funktioniet nur mit Direct Monitoring
aber ist das nicht logisch? Das ist doch das Ding dieser Interfaces, der interne quasi lastenfreie Mixer, mit UAD Plugins. Und eben, dass man Plugins in der Session auch auf dem DSP berechnen lassen kann.
 
Naja, man wird ganz klar geködert mit: Last- und Latenzfrei. Die "Abers" kommen dann später zuhause... wo bitteschön habe ich hier etwas überlesen?

 
Den Text könnte ein Jurist geschrieben haben. Der würde sagen, nein, im Hinblick auf die Latenzen ging es ausschließlich um den (nahezu) latzenfreien Betrieb der Plugins. Was der Round Trip ist, bzw. die Latenz zwischen Interface und Computer - das schreiben wir natürlich nicht hin.^^
 
wo bitteschön habe ich hier etwas überlesen?
nahezu Null-Latenz, unabhängig von der Größe des Audiobuffers.

Vielleicht liegt aber auch an mir, weil ich auch nicht auf die Idee käme, das anders zu verstehen.
 
ich glaube, dass die Aussage nahezu 0-Latenz schon von allen hier richtig verstanden wurde, im Sinne, dass das nur mit dem UA DirectMixer geht. Unverständlich ist nur, dass es im normalen DAW Betrieb wohl so unverschämt schlechte Latenzzeiten hat...
 
Unverständlich ist nur, dass es im normalen DAW Betrieb wohl so unverschämt schlechte Latenzzeiten hat...
Wenn ich mische oder Bands aufnehme, stelle ich nicht einmal die Buffer Size der DAW um (die steht seit Jahren auf dem höchsten Wert). Seit knapp 15 Jahren arbeite ich mit Apollos und frage mich gerade, in welchem Szenario ich eine niedrige Buffer Size in der DAW brauche.
 
Na ja, wenn man die Aufnahme selber macht und man womöglich auch noch ein etwas komplexeres Setup hat mit mehreren Monitorwegen ist das schon sehr komfortabel das aus der DAW gleich zu machen. Wenn man dann aber 30 ms Latenz hat (aus meiner Sicht geht alles über 10 ms nicht mehr) ist das schon problematisch. Aber alles was ich schreibe basiert nicht auf eigenen Erfahrungen... ich weiß nicht welche Latenzzeiten das Apollo hat.... Das hat jemand anderes. geschrieben...
 
Ich fände große Latenzzeiten übrigen auch zum Mischen nicht sooo toll.Ist zwar nicht wirklich kritisch. Aber wenn ich am Controller den Fader "ride" (ich hasse denglisch :)) möchte ich eigentlich schon, dass ich sofort höre was passiert und nicht erst eine halbe Sekunde später...
 
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Na ja, wenn man die Aufnahme selber macht und man womöglich auch noch ein etwas komplexeres Setup hat mit mehreren Monitorwegen ist das schon sehr komfortabel das aus der DAW gleich zu machen.
Nachvollziehbar. Dann musst du aber vermutlich eh dicke Plugins, die z.B. 40ms Latenz bringen, ausschalten oder?
 
Nachvollziehbar. Dann musst du aber vermutlich eh dicke Plugins, die z.B. 40ms Latenz bringen, ausschalten oder?
Ja, aber so etwas habe ich ohnehin kaum. Vor allem nicht beim aufnehmen. Die schlimmsten Pluginlatenzen haben bei mir die iZotope RX Plugins, die bei mir aber nur im Editing genutzt werden...
 
Cubase hatte lange Zeit das Problem, daß Automationen ab 512 Samples Buffer nicht rund liefen und beim Mixdown holperten. Soviel zum Thema hohe Buffersize.
Ich verstehe nicht wo das Problem ist Treiber zu programmieren, die auf dem Level eines RME laufen oder zumindest in die Nähe kommen?
 
Es ist nun so, dass ich die Apollos bereits nach einem Monat wieder verkaufe, wohl mit einigem Verlust, aber da bin ich selbst Schuld.
Hier vorher fragen wäre billiger gewesen. ;)
Ich gehöre auch zu der Fraktion, die ihr Apollo wegen 10+x ms RT Latenz abgestoßen hat. Der nahezu latenzfreie Betrieb der UAD Plugins ist ja schön und gut. Aber wehe Du willst mal ein anderes Plugin oder VSTi monitoren.
 
30 Tage Rückgaberecht oder schon zu spät?
 
Ihr habt schon die Input Delay Compensation ausgeschaltet? Die haut in der Standardeinstellung nochmal 200 Samples Buffer auf den Input. Und im Control Panel Extra Buffering angeschaltet lassen macht dann nochmal + 64 Samples.
Wenn ich hier bei mir unter Logic schaue komme ich bei 32 Samples und 96kHz auf 2ms Roundtrip mit meiner Apollo X4.
Bei 44.1 sind es 4.6ms Roundtrip. Mit den unnötigen (warum auch immer standardmässig aktivierten) 264 Samples Extra Buffer der obigen Einstellungen sind es 9,1 ms. Das wäre mir auch zu viel.
 

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