Symphony Nr. 2, in Gm (v0.9)

[TheRoot]

Hallo Freunde,

hierbei handelt es sich um eine nicht öffentliche Pre-Release. Ich suche Feedback nur in den Bereichen Orchestrierung und Komposition. Nichts zum Mix oder zur Mischung, ist ja nur der Sibelius Export.


Vorgeschichte:
Nach meinem letzten orchestralen Stück habe ich mich ein wenig geärgert. Primär da mir die Instrumentierung nachher nicht mehr gefiel. Als ich mich an die Arbeit für dieses Stück gemacht habe, ist mir schnell aufgefallen, dass die Orchestrierung wieder haargenau die gleichen Probleme wie vorher hatte. Also habe ich meinen Arbeitsablauf vollends umgeschmissen.

Vorher habe ich die Komposition für 4 Stimmen (SATB) mit 4 Klavierspuren in Sibelius geschrieben und dann im Sequenzer orchestriert.

Jetzt habe ich alles direkt in der Sibelius Orchester Patitur ausgeführt.


Würde mich sehr über ein paar Gedanken von euch freuen. An die Virtualisierung mache ich mich in 1-2 Wochen; da ich seit dem 26.03 ununterbrochen hieran arbeite und es nicht mehr hören kann.



LG Dr. Eam



P.S.: Wer findet die Zitate?

 

[Locis]

Hallo Oliver,

auch ich mußte Dein Stück mehrmals hören. Also erstmal: Da steckt viel Arbeit dahinter und es sind Dir auch schöne Themen eingefallen. Insgesamt ist das ein tolles Stück.

Ein paar Kritikpunkte von mir. Das erste Mal fand ich den Einstieg zu heftig, zu schnell. Eine Art langsame Einleitung bevor es richtig losgeht wäre "songdienlich". Nachdem das Thema in den Bläsern (Oboe, Klarinette) vorgestellt wurde, klingt der Streicherpart schon nach "Durchführung" die Beruhigung ist schön. Der Spannungsaufbau auch. Der UmPa-Teil wirkt auf mich deplaziert (Du hast das Wort stringent bei mir verwendet). Ich frage mich woher kommt der Tarantella-Teil? Welche Motivation seht dahinter? An sich ist der nicht schlecht, aber er passt (für mich) nicht. Dann wieder Beruhigung - das kannst Du gut. Spannungssteigerung wieder schön, diesmal vielleicht etwas ungeduldig, würde mir da mehr Zeit nehmen. Dann Reprise ist schon gleich als Coda angelegt, wirkt dadurch auch etwas kurzatmig, als ob man schneller fertig werden will.

Mir fehlt an diesem Satz das zweite Thema (Dein erstes Thema wäre ein Prima zweites Thema, also fehlt das erste Thema). Wenn Du das Tarantellamäßige am Anfang in ein Thme verpacke könntest, würde auch das erneute Auftauchen motiviert sein. Also was würde ich ändern? Langsame Einleitung hinzufügen. Quasi eine Spannungssteigerung zu einem noch nicht vorhandenem Thema, das verwandt ist mit dem Mittelteil. Dann ein ordentliche reprise (kann auch kurz sein) und DANN die Coda.

Ich hoffe, Du kannst mit den Punkten etwas anfangen

 

[Dodo_I]

Also nur musikalisches?

Der Einstieg ist etwas rätselhaft: Du beginnst mit einem "Tusch", brichst dann ab und baust neu auf.
Da finde ich den Tusch irritierend. Ohne ebendiesen hätte es eine schöne Steigerung, die ja von den Streichern wunderbar getragen werden bis hin zu den Fagotten.

Der Teil ist auch sehr schön orchestriert. Gut, die Spiccato bei 2:03 müssten etwas dezenter, aber das kommt ja noch.

Hier sind die tiefen Streicher etwas statisch - nein, legt sich wieder im Verlauf ...

Schöne Steigerung und auch feiner "ungarischer" Abgang der Streicher .
Den Abgang der Bläser dann (Moll-TL) finde ich dann nicht sooo harmonisch, zumindest solltest Du sie bis zum Grundton hinunterspielen (mit dem F als vorletzten Ton), und die Abschläge dann nicht so harsch - aber das kommt ja noch

Der Teil ab 3:15 (meint Locis diesen mit dem Tarantella-Teil?) erschließt sich mir auch nicht, weil er nicht zu dem Teil danach zwingend führt. Der kann eigentlich gleich an den o.g. Abgang.

Ah, dann noch etwas Epic. Sehr fein !
Wunderbar !

Wenn dieser Tarantella-Teil raus wäre, dann hätte man auch nicht das Gefühl, bei dem Stück wären einfach ein paar Teile zusammengeklebt, sondern es hätte eine Stringenz in sich.


Tja, viele würden gerne so Musik machen. Du kannst es

 

[ModulationMatrix]

Wow, man hört echt die viele Arbeit die da drin steckt. Musikalisch kann ich da nichts groß kritisieren. Schönes abwechslungsreiches Stück!

Bis auf einige Streicherartikulationen und das fehlende Round Robin klingt das Sibelius Orchester auch gar nicht mal so schlecht.

 

[TheRoot]

Hach, da geht man eine Runde mit seinem Hund; isst zu Abend und freut sich währenddessen über die eMails, welche ausschließlich voll mit hervorragenden Kritiken sind. Da werde ich mich gleich morgen wieder an den Rechner setzten.

Gleich vorweg an alle drei: Danke für eure Zeit und das Feedback! Tatsächlich habt ihr mehrere Dinge genannt, die mir zwischendurch in den Sinn kamen, an die ich mich aber irgendwann gewöhnt hatte. Sehr gut!


Also, der (willkürlichen) Reihe nach:

klingt das Sibelius Orchester auch gar nicht mal so schlecht.

Das ist das Symphonic Orchestra, welches mittels Playback Konfiguration in Sibelius geladen wurde

Ressourcensparend und gut zum Arbeiten.

Das erste Mal fand ich den Einstieg zu heftig

Der Einstieg ist etwas rätselhaft

Stimmt. Ich war zwischendurch am überlegen ob ich den wieder rausschmeiße, hab es für mich dann aber mit Kontrast begründet. Funktioniert also nicht wie gedacht, werde ich abändern müssen.

Der UmPa-Teil wirkt auf mich deplaziert (Du hast das Wort stringent bei mir verwendet). Ich frage mich woher kommt der Tarantella-Teil

Okay, das ist Schade. Ich werde an der Einbettung arbeiten müssen. Zur Motivation: Die strukturelle Idee basiert auf dem Prinzip Ruhe-Bewegung-Ruhe welches den meisten Musikalischen Ideen zugrunde liegt. Das Thema für den Tantella teil ist eine Abwandlung des (bisherigen) Hauptthemas. (Und ich wollte was zum "Mitnicken" haben, quasi der "Narr" im Theater)

Langsame Einleitung hinzufügen. Quasi eine Spannungssteigerung zu einem noch nicht vorhandenem Thema, das verwandt ist mit dem Mittelteil. Dann ein ordentliche reprise (kann auch kurz sein) und DANN die Coda.

Das sind tatsächlich alles Punkte, die ich unterschreiben kann. Bei 3:15 habe ich sogar von der tonalen Progression Platz (D Min / Maj als Dominante von Gmin) gelassen, um einen weiteren Part einzufügen; wollte aber erst nicht über 6 Minuten kommen. Viele konzentrieren sich ja nichtmal 2 Minuten. Ich habe gerade am Klavier schon eine Themanotiz angefertigt, welche in Bb Maj stehen wird und vortäuscht, dass es ein fröhliches Stück wird. Die Zuhörer werden sich wundern

Den Abgang der Bläser dann (Moll-TL) finde ich dann nicht sooo harmonisch

Du meinst ab 3:03? Eventuell liegt das an dem Vocing des Gmin9 Akkords. Muss ich mir nochmal angucken.

sondern es hätte eine Stringenz in sich.

Tatsächlich reflektiert sich die Zerstreutheit des Kompositionsprozesses in dem Feedback. Wenn man bedenkt, dass das Stück ursprünglich bei 3:15 anfing und als Präludium für ein Streicherquartett gedacht war; danach der Anfang geschrieben wurden, dann der Climax, dann der Buildup und dann der Tanz in der Mitte...

Tja, viele würden gerne so Musik machen. Du kannst es

Das ist sehr nett von dir, dass weiß ich zu schätzen.

Ich setzte mich morgen wieder an die DAW und werde weiter daran arbeiten. Vielen Dank euch, das ist gut wenn man mal neutrale Ohren geliehen bekommt. Daher habe ich jetzt den Thread-Titel auch entsprechend angepasst.

 

[mofox]

Mal wieder sehr fesselnd.
Bin zwar alles andere als ein Kenner auf diesem Gebiet, aber das klingt für mich einfach rundum schlüssig und auch wertig. Sorgt gut für Atmosphäre.
Ansonsten schließlich ich mich allem bisherigen Lob an.

 

[Hyp]

Macht auf mich den Eindruck wie Filmmusik zu einer längeren vielgestaltigen Szene, in der die Musik also ständigen Wandel begleitet. Die ruhigsten Parts ab 1:45 und 3:50 haben z.B. (für den nicht analysegeübten Klassische-Musik-Hörer) nichts miteinander zu tun, man befindet sich da jeweils in ganz anderen Szenarien.
Trotzdem natürlich starke Leistung, so ein Werk.

Mich würde hier wie bei dem aktuellen Präludium-Stück von Locis mal interessieren, ob es jemals im Forum solche Musik, die auf steter melodischer/harmonischer Progression beruht, von Leuten ohne musiktheoretischen Hintergrund gab..

 

[TheRoot]

Danke euch beiden! Tatsächlich sitze ich wieder seit Montag 8 Uhr am Rechner und schreibe. Die Inputs waren sehr gut. Alleine die Einleitung mit dem ersten Thema macht schon weitere 40 Sekunden aus.

@Mofox: Schön, dass es gefällt. Es wird sich aber noch Einiges ändern

@Hyp: Ja, das stimmt wohl. Daran werde ich noch Arbeiten. Es ist immer gut zu hören, wie etwas wirkt. Absurderweise bin ich immer fanatisch erpicht auf Kohärenz, allerdings ist das bei meinen Klavierstücken weitaus einfacherer als hier.

Zu deiner Frage: Ich kann dir meine Stücke von vor 3-4 Jahren zeigen, als ich gerade wusste, dass es Harmonien gibt. Damit ist aber niemandem geholfen.

Der Link ist jetzt tot, da ich meinen Input habe und bei Zeiten wieder hierhin zurück kehren werde.

 

[TheRoot]

Edit: Hat sich erledigt. Ich virtualisiere das jetzt.