Werter @tommyk99, ich habe das Gefühl, dass du hier irgendwie sowas wie Absolution suchst.
"Ich kann an sich gar keine Musik machen, aber es ist doch trotzdem ok, wenn ich von generierter Musik profitiere, oder?"
"Hey, sagt doch mal, das ist doch wirklich nicht so schlimm, nicht wahr? Macht doch sowieso mittlerweile jeder!"
"Masse statt Klasse ist doch gar nicht so verwerflich!"
"Na gut, dann eben nicht - aber immerhin kann ich so Erfolg haben und Geld verdienen. Dann ist das doch trotzdem ganz geil, stimmt's?"
Etc.
Und nunja, dann ist das eben der Lauf der Dinge (sieht ja auch absolut so aus).
Aber ausgerechnet in einem Forum, in dem ein doch recht großer Teil der Mitglieder Musik einfach aus Freude am Prozess macht, irgendwem die KI-Nummer schmackhaft zu machen oder sie schönreden zu wollen - da wird's dann absurd.
Wenn wir mal für einen ganz kleinen Moment die finanziellen Aspekte beiseite schieben, dann ist KI-Musik das Allerschlimmste, was der Branche seit langem passiert ist. Umso schlimmer, als es auch noch das Allerunnötigste ist. Außerhalb ganz schnöder monetärer Interessen gibt es exakt *keinen* Bedarf für KI-Musik. Und folglich keinen Grund, sowas trotzdem aus dem Boden zu stampfen.
Gut, ich räume ein, dass es ein paar lustige Sachen gibt, die dabei rauskommen. Und auch ein paar rein musik-theoretisch bzw. -technisch interessante. Aber auch da gibt es keinen wirklich andauernden Bedarf, denn ansonsten hätten sich echte Musiker auch schon vorher ausgiebiger daran versucht, bspw. "Mozart goes Techno" oder "Zappa plays Boney M" aufzuarbeiten. Die Sachen sind aber ganz offensichtlich nur sehr kurzfristig interessant und auch eher unter dem "schau mal an, Menschen hätten das wohl nicht so gut hinbekommen" Aspekt.
Brauchen tut all das genau niemand. Mit Musikmachen hat es auch nichts mehr zu tun. Und darum geht es Musikern nunmal einfach auch. Selbst die meisten Superstars haben nicht mit Musik angefangen, um explizit Superstars zu werden. Sondern weil sie ein Verlangen danach hatten, Musik zu machen und dann daran unbändige Freude empfunden haben.
Mit all dem hat KI einfach exakt nichts zu tun.
Musikmachen ist ferner immer auch eine soziale Angelegenheit gewesen. Klar, es gibt Einzelkämpfer, aber idR ist Musik oftmals damit verbunden, irgendetwas gemeinsam zu schaffen. Oder eben auch nur als Künstler ein (meinetwegen auch extrem kleines) Publikum zu finden, um zu sehen, ob man just dieses Publikum mit seiner Herzensangelegenheit erreicht (man vergebe mir die Schwulstigkeit).
Auch damit hat KI nichts zu tun. Im Gegenteil, KI-Musik macht sich da gerade auf, über lange Zeit gewachsene Gefüge im Handstreich zu erledigen (gut, da haben auch noch andere Institutionen ihre Finger im Spiel, aber KI spielt eine immer größere Rolle).
Das lässt sich übrigens für alle kreativen Bereiche fast genauso sagen. Dem Produzenten und dem Publikum ist es vielleicht absolut recht, einen Bogart-Clone zu sehen, wie er Marilyn Monroe flachlegt. In aktuellster 3D-Technik natürlich. Aber das, was zumindest ursprünglich mal hinter einem Film stand, das ist einfach komplett weg.
Ja, das nennt man Kultur. KI ist keine Kultur.
Das reicht jetzt aber auch mal.
