Stromsparen schädlich fürs Equipment?

[tomric]

Einen einfachen Laptop (um ein Beispiel zu nennen!) würde ich nicht tage-/wochen-/monatelang durchlaufen lassen wollen.

Ist mit SSDs mittlerweile auch relativ unproblematisch, aber natürlich sind die Geräte dafür nicht ausgelegt... deswegen mache ich mir auch keinen Kopf um meine Rechner. Einschalten, wenn ich arbeiten möchte und Ausschalten, wenn ich für den Tag fertig bin... wie bei meiner Kaffeemaschine

Für (teuere) Outboards und analoge Konsolen dürfte es besser sein, wenn diese durchlaufen. Neben evtl. auftretenden Defekten durch Einschaltspitzen ist es nicht gut für die Platinen, wenn diese mehr oder weniger oft abkühlen und wieder auf Temperatur kommen.

 

[Gast92251]

Sorry.
Das hat mit Luxus aber sowas von garnix zu tun!
Sondern:

Du hast - wieder einmal - mein Posting nicht mal ansatzweise verstanden.
Mein Vergleich war auf den immensen technischen Hintergrund bezogen und den einhergehenden Stromverbrauch, man denke auch an die Wärmeentwicklung und die zusätzlichen Kühlungssysteme uvam. - und genau das war in alten reinen Analog-Zeiten signifikant HÖHER als heute (!)
Ergo: Studios sind heute sparsamer und umweltschonender denn je. Und das ist der große Vorteil der Digitalsierung (!)


Dass Ökodenken und sinnvoller Umgang mit Ressourcen heutzutage ELEMENTAR WICHTIG ist, steht ja wohl außer Frage. (...)

.

 

[notebynote]

Und das ist der große Vorteil der Digitalsierung

Ach, wenn es doch so wäre, wir hätten weniger Probleme. Leider ist das genaue Gegteil der Fall, unser Strombedarf ist WEGEN der Digitalisierung gestiegen und das nicht, weil diese weniger Strom verbraucht (was ja stimmt), sondern weil die Nebeneffekte alles in die Höhe treiben (mehr Geräte, mehr Produktion, mehr Entsorgung...)

 

[tomric]

Leider ist das genaue Gegteil der Fall, unser Strombedarf ist WEGEN der Digitalisierung gestiegen

Insgesamt bin ich da bei Dir, vor allem der überflüssige Kram a la IOT, Smarthome und Industrie 4.0 sorgt für vollkommen unnötigen Stromverbrauch, aber auch die schiere Werbeflut und dadurch notwendiger Ausbau bzgl. Bandbreiten trägt dazu bei. Ausgangspunkt war jedoch der Kram bei uns zu Hause, bzw. im Studio und da ist der Verbrauch heute deutlich geringer als früher.

Wenn ich mich allein an ein größeres Studio hier in der Gegend erinner, wo man für den Maschinenraum (E Serie SSL-Rack, Sony Dash, Studer 820 usw.) schon eine extra Klimaanlage benötigte, mal abgesehen vom Stromverbrauch der alten Konsole incl. Computer und einem Haufen Sideracks voller Geräte und das Ganze lief dann aus bereits genannten Gründen rund um die Uhr durch, selbst wenn mal längere Zeit keiner gebucht hatte... dagegen fällt es nicht ins Gewicht, wenn ein moderner Rechner unter Last ein paar Watt mehr an Strom aufnimmt, als damalige Geräte, die i.d.R. mit 250 Watt Netzteilen auskamen.

Früher hatte man zu Hause statt effizienter LED-Panels ein oder zwei CRTs stehen, dazu kam dann i.d.R. ein Pult, ggf. ein paar externe Sounderzeuger, Hallgeräte, Kompressoren, usw... selbst im kleinen Rahmen hat das wesentlich mehr Netzlast produziert.

 

[muffy]

Ein bisschen OT, aber vielleicht ne nette Anekdote - der Vater eines Freundes ist Radiologe und wenn die ein neues MRT (das hat einen immensen Elektromagneten) hochgefahren haben, mussten die das bei den Stadtwerken anmelden und über Tage langsam hochfahren, da es sonst den Block ausgeknocked hätte.

 

[brausebaer]

Hey,

ich kann aus techischer Sicht noch ein paar Aspekte beisteuern:

1) Ob das Einschalten von Geräten eine nennenswerte Belastung darstellt, hängt vor allem davon ab, wie sie gebaut sind. Insbesondere alte Röhrenmonitore waren da empfindlich, aber da mussten dann auch Spannungen von einigen tausend Volt aufgebaut werden, was eine gewisse Belastung darstellte. Man kann heute mit geringem Aufwand Schaltnetzteile aufbauen, die sich auch vor 50.000 Schaltspielen nicht nass machen. Blöd ist, dass man das den Geräten nicht ansieht.

2) Zu Servern wurde ja schon einiges gesagt. Solche Geräte, die im Dauerbetrieb laufen, sind meist redundant gebaut. Häufig gibt es mehrere Lüfter, die sich bei Ausfall gegenseitig ersetzen, z.T. doppelte Netzteile, manchmal Doppel CPUs, Daten liegen immer redundant vor: wenn da eine Komonente ausfällt bekommt der user nichts davon mit und im Hintergrund wird die Ersatzkomponente vollautomatisch eingebunden. Das ist eine völlig andere Situation als bei einer DAW.

3) Die Lebensdauer eines Gerätes ist in aller Regel durch die eingebauten Elkos und deren Betriebsbedingungen gegeben: je höher die Ladespannung und Temperatur, desto kürzer die Zeit, bis die Dinger ausgetrocknet sind. Damit: kein Betrieb => geringste Belastung => großte Lebensdauer (übrigens als Faustformel, um mal ein Gefühl dafür zu bekommen: 10 Grad Temperaturerhöhung am Elko halbieren seine Lebensdauer...)

3) Die Ausfallrate (% der Geräte /1000 Stunden) hängt ebenso von der Belastung aller Bauteile ab => kein Betrieb => kleinste Ausfallrate

4) Das Netz ist nie frei von kurzen Überspannungsimpulsen, die werden irgendwo durch andere Verbraucher) (z.B. Kühlschrank, Waschmaschine,...) aber auch durch externe Einflüsse (z.B. Sekundärauswirkungen von Blitzschlägen) verursacht. Geräte müssen so gebaut sein, dass sie die in gewissem Umfang vertragen können. Dazu werden Spannungsbegrenzer (meist Varistoren) eingesetzt. Die wandeln diese Impulse in Wärme um. Blöderweise werden sie bei jedem Beschuss ein klein wenig geschädigt. Wenn genügend Schüsse absorbiert wurden, wird das Bauteil niederohmig und verursacht einen Kurzschluss. Dann muss es abgeschaltet werden. Entweder ist damit auch das Gerät selbst defekt oder aber ab da schutzlos gegen Überspannungen, so dass die nächsten Ereignisse ungehindert das Gerät beschießen können und oft kurz darauf den Exitus verursachen. Daher: Gerät nicht am Netz => keine Möglichkeit das Gerät zu schädigen.

Sorry für den langen Vortrag. Ich wollte nur ein paar Gründe für das Abschalten nennen, die bislang nicht erwähnt wurden. Eine finale Empfehlung kann ich auch nicht geben. Bei mir wird jedenfalls abgeschaltet - bin bisher gut damit gefahren.

Gruß, brausebär