Strategische Investitionsfrage: Professionelle Album-Produktion?

[Satricon]

Was mich mal kurz interessiert - ihr redet von 8000 € Budget - was habt ihr den vor oder sind die Preise bei euch so krank ?

500 CD gepresst + Booklet etc kosten je nach Ausführung um die 600-800 € bleiben also knapp 7000 € fürs Studio ? Bissel sehr hoch angesetzt denke eher so 1500-2000 ist realistischer


Grüße

 

[Instrumentenfreak]

8 Tage Studio für 1200,-€? Wo bekommt man denn sowas? Bei uns kostet ein Studiotag mit Techniker mindestens 300,-€ und das sind schon Kampfpreise weils hier so viele Studios gibt...

Wenn keine Nachfrage besteht, muss man sich diese erschaffen. Das geht durch verschiedene Konzepte. Werbung bringt im schlimmsten Fall nur die Information, dass eine CD vorhanden ist von einem Künstler, den ich nicht kenne. Warum sollte man dafür Geld ausgeben?

Ihr habt nach der CD Produktion noch ein paar Tausender übrig. Die könnt ihr in allgemeines Marketing investieren...dann braucht ihr auch viel weniger klassische Werbung um Alben zu verkaufen

Ideen:
"share with a tweet" - bietet euren Fans einen kostenlosen Download an, dafür dass sie Eure CD-Werbung teilen/tweeten. Dadurch erreicht ihr auch Leute, die euch nicht direkt kennen. Kosten: ein Song gratis verschenkt.

Facebook-Werbung: Was müsste man Euch bieten, damit ihr auf eine Werbeanzeige clickt? Einen gratis Song? Die Bandgeschichte? Ein Wohnzimmerkonzert? Backstagekarten?
Überlegt, was ihr geben könnt damit im Gegenzug eure Freunde/Follower eure Werbung an ihre Freunde/Follower empfehlen.
Auf keinen Fall:
"Unsere neue CD ist fertig. Kaufe sie jetzt."
Besser:
"Kennst du schon meine Band XYZ?
Mit diesem Link bekommst du den ersten Song gratis als Download."

Ich persönlich würde zu Hause vorproduzieren um im Studio so wenig wie möglich Zeit zu verplempern. Natürlich alles auf Video aufnehmen und damit die Fans "anfüttern". Man hat schon vor der Fertigstellung so viel Zeug, das man "verkaufen" kann ... die Zielgruppe lässt sich dadurch schon jetzt erweitern. Ein CD-Verkauf ist nur die Spitze des Eisberges.

Ich mache grade eine Art Marketing-Kurs mit. Wenn sich jemand dafür interessiert, kann er/sie mich gerne anschreiben. Ich gebe dann den Link zum 14-Tage-Gratis-Kurs gerne weiter. Momentan sind wir bei Tag 4

 

[EC2]

Die könnt ihr in Marketing investieren...dann braucht ihr auch viel weniger Werbung um Alben zu verkaufen

Das...werde ich mir ausdrucken. Made my day!

 

[Instrumentenfreak]

Sollte ich mir diese Phrase eventuell schützen lassen?

 

[EC2]

Klasse dass du das nicht als despektierlich aufgefasst hast - so war es auch gar nicht gemeint. Und ja, einen Versuch wäre es wohl wert.

 

[echoRausch]

Der Marketing-Kurs ist als solches natürlich zweckmäßig und gut.

Aber: selbst wenn alle den Links folgen - die Musik muß überzeugen. Und wer weiß wirklich, wo er steht?



Einfacher und billiger kann man das nach wie vor durch Konzerte herausfinden. Und man hat durch den direkten Kontakt mit den "Verbrauchern" auch eher die Möglichkeit, ohne namhaften Produzenten an seinem Sound zu feilen und Songs zu verbessern. "Im eigenen Saft schmoren" zu vermeiden.

Da würde ich im Zweifelsfall lieber Kohle investieren, um dafür eine Plattform zu schaffen. Sprich, im Falle von wenigen interessierten Veranstaltern lieber selber aktiv werden und Veranstaltungen organisieren.

Auch da kann ich FB & Co. gut nutzen.

Die Gefahr ist heute sehr groß, dass ich mit meinen Investitionen Schiffbruch erleide, weil ich vielleicht unberechtigt meinen Sound für geil halte.

 

[Satricon]

8 Tage Studio für 1200,-€? Wo bekommt man denn sowas? Bei uns kostet ein Studiotag mit Techniker mindestens 300,-€ und das sind schon Kampfpreise weils hier so viele Studios gibt...

Deswegen frage ich ja was die Studios bei Ihm so kosten - Bei uns sind die Preise pro Tag auch im Bereich 250 € - bei mehreren zusammenhängenden Tagen gibt es meist nachlass - Wir sind so auf 175 €/ Tag gekommen (waren doch bloß 7 Tage ^^)

Werbung geht über die Sozialen Medien etc mit bissel Aufwand auch ohne Geldeinsatz - Anzeigen in dem Sinne interessieren mich als potentieler Käufer auch nicht wirklich.

Internetradios zb sind ein sehr guter Weg sich bekannt zu machen.

 

[tomric]

Habt ihr denn mal wieder einen groesseren Gig, bei dem es sich lohnen koennte, dass da jemand einen Mehrspurmitschnitt macht (vorausgesetzt ihr seid live fit genug) ? Wenn ich mir bspw. die Tower of Power Livescheibe von 98 anhoere und dagegen dann die Studioversionen...

 

[jp334]

Hallo Sinus,

gute Fragestellung
Nicht leicht zu beantworten, weil viel auch von Euren Ambitionen und Erwartungen abhängt.

Auf Basis Deines Posts kann ich Folgendes sagen:

a) Kein Investment mit PayBack-Erwartung. Kommerzieller Erfolg lässt sich nur bedingt planen, damit sind auch Businesspläne hinfällig. Investiert nur Geld, welches Ihr wirklich "übrig" habt und keinem! weh tut.

b) Kein Investment in "professionelle" Musik-Produktionsschritte. Ist heute alles selbst mit Home-Recording-Mitteln zu machen (mit gewisser Einarbeitung)

c) Versucht die 3 Songs mit der "kommerziellsten" Ausrichtung so gut wie möglich als MP3 zu produzieren, das Forum hier kann bei der Auswahl und Qualitätsbewertung helfen. Diese Songs kann man dann auch bei iTunes einstellen.

d) Marketing: hier spielen Social-Media inklusive YouTube die dominante Rolle. Hier müsst Ihr Euch engagieren und die Fan-Basis erweitern. Mit der Anzahl der Fans (Likes) kommen die anderen Sachen von alleine. Ein cooles Video ist immer hilfreich.

e) Es gibt auch genügend Plattformen, auf der sich Newcomer-Bands präsentieren. Einfach mal umschauen.

Viel Erfolg
-jp

 

[Saurus]

...a) Kein Investment mit PackBack-Erwartung...

Payback?

 

[jp334]

typo, sorry.
-jp

 

[EC2]

b) Kein Investment in "professionelle" Musik-Produktionsschritte. Ist heute alles selbst mit Home-Recording-Mitteln zu machen (mit gewisser Einarbeitung)

Insbesondere an diesem Punkt bin ich grundsätzlich anderer Auffassung. Ich meine, klar, Demos für den internen Gebrauch könnt ihr übers Homerecording abbilden, keine Frage. Aber wenn ihr Ambitionen habt mit eurer Musik durchzustarten, dann stellt erst einmal sicher, dass ihr das bestmögliche Produkt habt, bevor ihr in dessen Vermarktung investiert. Natürlich steigen die Erfolgschancen durch eine konsequente Markenpflege, heutzutage wie bereits vollkommen richtig angemerkt vornehmlich über Social Media, und da kann man die Fans auch frühzeitig mitnehmen.

Doch das Wichtigste dürft ihr nicht vergessen:

Euer Markenkern ist der Song. Nur der Song.

Nicht die Anzahl an YT- oder Twitter-Followern, lustige Konzerte mit anschließendem Stuhlkreis oder ein geiler Sound mit nix dahinter. Eine gescheite Produktion, die, wie hier bereits mehrfach angedeutet wurde, gar nicht teuer sein muss, kann aus einem sehr guten Song ein echtes emotionales und energetisches Feuerwerk machen. Und das sollte euer Ziel sein, wenn ihr schon über so ein Budget redet.

Daher kann ich nur meine Empfehlung wiederholen, in die Qualität des Songs zu investieren und ggf. externe Leute um euch zu versammeln, die euch im kreativen Prozess nach vorne bringen.

 

[recplay]

b) Kein Investment in "professionelle" Musik-Produktionsschritte. Ist heute alles selbst mit Home-Recording-Mitteln zu machen (mit gewisser Einarbeitung)

Insbesondere an diesem Punkt bin ich grundsätzlich anderer Auffassung. Ich meine, klar, Demos für den internen Gebrauch könnt ihr übers Homerecording abbilden, keine Frage. Aber wenn ihr Ambitionen habt mit eurer Musik durchzustarten, dann stellt erst einmal sicher, dass ihr das bestmögliche Produkt habt, bevor ihr in dessen Vermarktung investiert. Natürlich steigen die Erfolgschancen durch eine konsequente Markenpflege, heutzutage wie bereits vollkommen richtig angemerkt vornehmlich über Social Media, und da kann man die Fans auch frühzeitig mitnehmen.

Doch das Wichtigste dürft ihr nicht vergessen:

Euer Markenkern ist der Song. Nur der Song.

Nicht die Anzahl an YT- oder Twitter-Followern, lustige Konzerte mit anschließendem Stuhlkreis oder ein geiler Sound mit nix dahinter. Eine gescheite Produktion, die, wie hier bereits mehrfach angedeutet wurde, gar nicht teuer sein muss, kann aus einem sehr guten Song ein echtes emotionales und energetisches Feuerwerk machen. Und das sollte euer Ziel sein, wenn ihr schon über so ein Budget redet.

Daher kann ich nur meine Empfehlung wiederholen, in die Qualität des Songs zu investieren und ggf. externe Leute um euch zu versammeln, die euch im kreativen Prozess nach vorne bringen.

+1

 

[Nachtschicht]

auch +1

 

[Blechklotz]

jeb 1+

 

[Burkie]

1. wenig bekannt sind, es 2. eigentlich keinen "freien" Markt für Soul/Funk Musik gibt und damit 3. nach Sättigung unsere Fanbase kein Absatz in Aussicht wäre.

Hallo,



sind eigentlich eure Stücke so herausstechend, dass man die unbedingt als Studioproduktion zuhause hören will?

Ich meine, wenn irgendwo ein Amateur-Grunge-Band spielt, geht man halt hin und wird Fan. Aber für zuhause kauft man sich doch die echten Alben der echten Bands, also das Original von Nirvana.

Als Live-Bank konkuriert man mit den anderen Kapellen aus den Nachbardörfern. Als Album-Band konkuriert man aber mit den Weltstars.

Deutsch-Fun-Punk z.B. hört man live von der Kapelle aus dem Nachbardorf, als Album aber kauft man sich die Toten Hosen oder die Ärzte.

Wollen eure Fans überhaupt Alben von euch haben?

Sollen überhaupt CDs gepresst werden? Sind die CDs einmal gepresst, ist alles so festgelegt. Was aber macht ihr mit den CDs, wenn einer aus der Band austeigt? Oder gefeuert wird? Dürfen die CDs dann noch weiter verkauft werden? Wollt ihr das dann überhaupt noch? Hinterher hat jeder von euch 100 CDs einer nicht mehr existenten Band im Keller stehen...

 

[sixstringwarrior]

-> Gibt es einen nachhaltigen Mehrwert von professionellen Aufnahmen für wenig bekannte Bands wie uns, den wir übersehen? Finanziell bringt es ja erstmal nichts...

Nein, sobald man professionelle Strukturen einbindet, kostet das Geld und das ist in aller Regel für immer verloren.

-> Wie langfristig denkt ihr mit euren Investitionen in Projekten/Bands? Es gibt ja eine Vielzahl an Künstlern, die erst mit einem viel späteren Album (bspw. erst zehn Jahre nach Bandgründung) öffentlich wahrgenommen wurden. Es scheint da nach meinen Beobachtungen eine gewisse Vorlaufzeit zu geben...

Erfolg mit Musik ist nicht planbar. Unternehmerische Gedankengänge helfen bei Einzelentscheidungen, sollten aber nicht auf das gesamte Projekt angewandt werden. Euer Produkt lebt von dazu konträren Musiker-Attributen: Authentizität, Spaß und Spontanität. Dafür solltet ihr eure Energien aufwenden. Bleibt sichtbar, sucht und ergreift Gelegenheiten - spielt oft und gerne live und verkauft dort was ihr habt.

-> Größer gedacht: Ab welchem Investitionsvolumen (in Werbung) rentiert sich eine professionelle Album-Produktion? Oder: Rentieren sich professionelle Aufnahmen für wenig bekannte Bands überhaupt, bzw. ab welchem Stadium?

Unabhängig von der Investitionskraft floppen mehr als 90% der Label-Releases im Sinne einer Reinvestition. Professioneller Anspruch im Eigenvertrieb passt zweimal nicht zusammen, vor allem wenn die Band nicht einem zuvor professionellen Umfeld entspringt. Wenn ihr das so durchziehen wollt, seht es als Investition ins Hobby an. Andere Leute kaufen sich anderen Kram als Statussymbol. Kann man machen, wenn man weiß, dass das Geld nie zurück kommt und darüber auch nicht traurig ist. Andernfalls würde ich zu DIY, gepaart mit o.g. Spielfreudigkeit im Livesektor raten.

 

[Instrumentenfreak]

Naja, hauptsache man macht irgendwas anstatt immer nur zu sagen dass man mit den Profis "eh nicht mithalten kann".
Wer schon von vorn herein so rangeht, hat bereits verloren.

 

[EC2]

Nein, sobald man professionelle Strukturen einbindet, kostet das Geld und das ist in aller Regel für immer verloren.

Im Internet wimmelt es tatsächlich nur so von Bands, die fünfstellige Beträge für Albumproduktionen ausgegeben haben - und besagte Alben nicht einmal als kostenlosen Download loswerden. Natürlich kann man Erfolg mit Musik kaum planen. Nur hat euch hier meines Wissens niemand dazu geraten, alles auf eine Karte zu setzen.

Ab einem bestimmten Level kommt man halt um Investitionen kaum herum. Ihr spielt ja wahrscheinlich auch nicht auf billigen Heimorgeln, Ukulelen aus Fernost und Farbeimern. Also, warum nicht auch einen vernünftigen - und in Relation zu euren sonstigen Ausgaben stehenden - Betrag in die bestmögliche Präsentation eurer Kunst investieren?

Es kommt alles darauf an, welche Ambitionen ihr habt. Wenn es euch reicht in eurem eigenen Saft zu kochen, und nach dem Minimax-Prinzip zu verfahren (minimaler Aufwand für maximalen Erfolg), dann ist das völlig legitim.

Ich bin jedoch nach wie vor der Meinung, dass das Wichtigste ist, dass ihr danach strebt, den besten Song der Welt zu schreiben. Und zwar jedes Mal. Und wenn euch dann noch jemand dabei hilft, die besten Songs aus eurem Opus auszuwählen und diese auf die beste, d.h. zu euch als Individuen am besten passende, Art und Weise in Musik zu übersetzen, die die richtigen Emotionen beim Hörer auslösen (denn genau das sollte die künstlerische Aufgabe eines Produzenten sein), dann habt ihr zwar immer noch keine Garantie auf Erfolg, doch seid ihr dann vielen anderen Künstlern wahrscheinlich ein gewisses Stück voraus.

 

[-sinus]

Danke für die vielen Posts! Meine Meinung hat sich dadurch bestätigt/gefestigt.

Wir haben uns jetzt erstmal für eine weitere Möglichkeit entschieden, die wir noch nicht bedacht hatten: Wir werden versuchen professionelle Aufnahmen über staatliche Förderungen zu bewerkstelligen. Es gibt hier bei uns (Ö) ein Programm, das auf Antrag staatliche Radio-Sende-Studios inkl. Techniker zur Verfügung stellt. Die Bewerbung dort wird unser nächster Schritt sein. Wir werden das Gesparte erstmal noch zur Seite legen, und versuchen auf diesem Weg zu professionellen Aufnahmen zu kommen. Ihr habt mich in der Vorgehensweise bestätigt, dass erstmal ein paar gut produzierte Songs zu Promo- und Organisationszwecken mehr Sinn machen, als ein ganzes Album. Danke für euer Feedback!!