Song Producing: Wann ist "genug?"

[HikariMusik]

Hallo zusammen,

Jeder von uns, der ganz am Anfang steht, kennt das sicherlich: Eine total coole Idee für einen Song, aber nicht die nötige Erfahrung, oder nicht die nötige Technik.
Ihr arbeitet stundenlang an dem Song, und irgendwann seid ihr am Ende eurer Möglichkeiten angekommen, entweder, weil euer Können nicht ausreicht, oder weil ihr nicht mehr aus euren virtuellen Instrumenten herausholen könnt.
Genau hier stehe ich jetzt, und ich brauche mal von euch einen Rat.

Wenn ihr das Maximum an Möglichkeiten, die euch zur Verfügung stehen, ausgeschöpft habt, gebt ihr euch damit dann zufrieden und arbeitet "erstmal" damit (auch wenns wirklich nur nach Demo klingt), oder feilt ihr solange daran rum (egal wie lang es dauert), bis es perfekte Qualität ist, wie man sie von einem Song erwartet, der im Radio läuft?

Weil ich sage mal, der Song, den ich jetzt gerade aufm Tisch habe, ist soweit fertig, aber hier und da denke ich "mit nem besseren VST, oder mehr Skills an der E-Gitarre geht da noch mehr", wobei ich mir natürlich auch Komponisten wie Tuomas Holopainen zum Vorbild nehme....

Eure Meinung würde mich da sehr interessieren.

Grüße

Zero

 

[Saurus]

...Weil ich sage mal, der Song, den ich jetzt gerade aufm Tisch habe, ist soweit fertig, aber hier und da denke ich "mit nem besseren VST, oder mehr Skills an der E-Gitarre geht da noch mehr"...

Wenn man das jetzt selbst mal hören könnte, könnte man Dir vllt. Deine Sorge nehmen.................oder vergrößern

 

[HikariMusik]

Genau da liegt das Problem. Noch denke ich mir "nee, das ist noch nicht reif, wenn ich das jetzt veröffentliche und es klingt scheiße, habe ich keine zweite Chance ..."

 

[oliveramberg]

Ich arbeite an einem Song bis ich ihn OK finde. Dann packe ich ihn mindestens 1-2 Tage weg und beschäftige mich mit einem anderen. Danach höre ich in mir wieder an und entscheide mich dann, ob ich das Teil schreddern will oder weiterarbeite.

Ich lasse es zu, dass nicht alles perfekt ist, wenn das Gesamtbild stimmig ist. Und ich bin fest der Meinung, dass man einen Song zu Tode optimieren kann. Wenn ein Song bei mir nach zwei Tagen nicht klingt .... weg damit.

 

[Lobotomeandyou]

Genau hier stehe ich jetzt, und ich brauche mal von euch einen Rat.

a) stell mal rein (siehe saurus)

b) wie olihintermhügel schrob: erstmal 'ne kurze PAuse einlegen

oder c), was ich manchmal mache und ab und zu weiter bringt (aber auch nicht oft)

Nochmal half-resetten.... du nimmst die Basis des Songs... Drums und Bass.... varierst ggf. an der Bassline was und setzt da komplett was neues drauf, ggf. noch 'ne kleine Tempoänderung. Wichtig: Wähle andere, neue Klangfarben als zuvor.

 

[Hyp]

Mal andere Musiker auf den Track ansetzen - durch Kollaboration oder sich mal von einem Instrumentalisten seine/ihre spontan ersonnenen Variationen und Fortsetzungen zu dem Track vorspielen lassen.

Allgemeiner Tipp:
Parallel an mehreren Songs arbeiten, evtl. auch mit demselben Instrumenttyp parallel in den einzelnen Tracks.
Durch die Beschäftigung mit einem Instrumenttyp parallel in mehreren Track-Umgebungen werden mehr Ideen getriggert, die grauen Zellen müssen bei dem Prozess häufiger umschalten und mehr Verbindungen eingehen. Anders als wenn man einen Track nach dem anderen macht. Man wird auch kaum bereits fertige Tracks nochmal umbauen aufgrund von Impulsen aus neueren Tracks.
Durch die Parallelität arbeitet man unter ständig erweiterterer Perspektive / unterschiedlichen Spielweisen mit einem Instrument. Nicht mit (abträglichem) Multitasking zu verwechseln; die Phasen, in denen man sich nur einem Track zuwendet, können auch 2, 3 Tage lang sein. Hängt natürlich auch vom jeweiligen Arbeitstempo ab.

 

[PaRaDoX]

Hab öfter gelesen das nur ein Profi merkt wenn der Song fertig ist oder man nix mehr machen muss ... Formvollendung habe ich schon einmal mitbekommen nur mit diesem Synonym trennen mich da noch ein paar Lichtjahre deswegen will ich dieses Wort immer vergessen ...Parallele Projekte sind echt gut um ein Augenblick Ebbe für den Vorgänger zu schaffen und nüchtern nochmal durchzuhören

 

[Moiterei]

Genau da liegt das Problem. Noch denke ich mir "nee, das ist noch nicht reif, wenn ich das jetzt veröffentliche und es klingt scheiße, habe ich keine zweite Chance ..."

Nein, jeder fängt ja mit Schrott an, 'ne zweite (und auch 'ne tausendste) Chance gibt's trotzdem immer.

 

[Programchange]

Ich für mich handhabe es so :
Keine Idee ist es Wert, liegen zu bleiben, zu Gunsten von subjektiven Empfindungen.
Idee ausproduzieren mit den Mitteln der Möglichkeiten und danach neue Idee ausdenken.

10 Jahre später eventuell nen Rebooth wenns denn unbedingt sein muss....

Liebe Grüsse

 

[Hyp]

Und das Stück immer mal in anderer Umgebung hören im Wechsel mit anderer Musik.
Dies insbesondere, wenn man merkt, nicht zielgerichtet zu arbeiten, z.B. nicht in der letzten halben Stunde gezielt etwas umgesetzt zu haben.

Ein anderer Raum, eine andere Abhöre, andere Musik zur Neutralisierung des Ohrs, keinen Bildschirm vor der Nase (an dem man den Songverlauf evtl. auch noch visuell verfolgt beim Hören, was den Geist einschränkt, etwas anderes zu denken als was er gerade sieht und der visuellen Abbildung des Tracks nach erwartet).

Für mich ergibt sich dadurch eigentlich nach und nach immer alles, was noch zu machen wäre an einem Track, und auch das Ende.

 

[Lobotomeandyou]

Und das Stück immer mal in anderer Umgebung hören im Wechsel mit anderer Musik.

Dies insbesondere, wenn man merkt, nicht zielgerichtet zu arbeiten

Halte ich jetzt eher für kontraproduktiv.

1. könnte man den Fokus dabei verlieren

und

2. unbewusst fließt einem da ggf. mehr davon in dem eigenen Track mit ein als einem lieb ist.

würde schon größere Abstände zwischen dem Hören der Tracks lassen.

 

[Nachtschicht]

man kann zumindest mal verinnerlichen, dass "zu tode schrauben" ein deutlich populäreres problem ist als "nicht fertig machen".

und: raushauen ist praktisch *immer* besser als nichtraushauen. wer nix veröffentlicht, bekommt kein feedback und lernt nix dazu, und wer sich mit dem gedankengang rumschlägt, erst dann was zu veröffentlichen wenn er das rad neu erfunden hat, der setzt sich selber so sehr unter druck dass er letztlich niemals irgendwas rausbringen wird.

 

[Hyp]

Lobo

1. Den Fokus hat man ja schon verloren, wenn man nicht zielgerichtet arbeitet.
(Bei weniger zielgerichteten Experimentierphasen hat sich bei mir ein innerer Detektor bewährt, wann eine Pause mehr bringt... Kann aber auch reine Experimentier- und Lernphasen empfehlen, ohne dabei an einem konkreten Track zu bauen.)

"Immer mal" bedeutet für mich am Ende eines Tages vor'm Schlafengehen. (Oder am Anfang des nächsten Tags mit frischeren Ohren .. häufig auch im Auto.)

2. Die andere Musik zur Hör-Neutralisierung kann ruhig völlig andere sein. Also wenn man Metal macht, kann man auch New Age und Reggae nehmen.

 

[RK79]

Kein Musikstück wird jemals komplett fertig sein, behaupte ich mal

 

[Hyp]

Kein Musikstück wird jemals komplett fertig sein, behaupte ich mal

Also die allermeisten meiner Stücke aus den letzten 10 Jahren sollen genau so sein, wie sie sind, wenn ich sie mal für fertig erachtet habe. Da stelle ich nicht nachträglich Änderungsbedarf fest.
Aber mancher klassische Komponist hat tatsächlich über Jahrzehnte hinweg Werke Überarbeitungen unterzogen...

 

[Kollege]

Weil ich sage mal, der Song, den ich jetzt gerade aufm Tisch habe, ist soweit fertig,

dann ist er auch fertig. so würde ich es sehn und was neues anfangen.

 

[Lobotomeandyou]

Für mich isses viel schlimmer, dass die digitale Musikproduktion immer Zugriff und Editiermöglichkeiten auf den Mix bietet. Ich verplemper immer wieder Zeit damit, altes Mixmaterial nochmal optimieren zu müssen.
Stehn ewig im Netz und hört keine Sau mehr, aber da ist halt immer der Drang, was optimieren zu müssen. Bescheuert - aber isso.

Es wäre schön, einfach mal wirklich was abschließen zu können.

 

[TonyPizza]

" Song Producing: Wann ist "genug?" "

...wenn die Forelle zuckt.

 

[verflixte13]

Jeder von uns, der ganz am Anfang steht, kennt das sicherlich: Eine total coole Idee für einen Song, aber nicht die nötige Erfahrung, oder nicht die nötige Technik.
Ihr arbeitet stundenlang an dem Song, und irgendwann seid ihr am Ende eurer Möglichkeiten angekommen, entweder, weil euer Können nicht ausreicht, oder weil ihr nicht mehr aus euren virtuellen Instrumenten herausholen könnt.
Genau hier stehe ich jetzt, und ich brauche mal von euch einen Rat.

Wenn ihr das Maximum an Möglichkeiten, die euch zur Verfügung stehen, ausgeschöpft habt, gebt ihr euch damit dann zufrieden und arbeitet "erstmal" damit (auch wenns wirklich nur nach Demo klingt), oder feilt ihr solange daran rum (egal wie lang es dauert), bis es perfekte Qualität ist, wie man sie von einem Song erwartet, der im Radio läuft?

Weil ich sage mal, der Song, den ich jetzt gerade aufm Tisch habe, ist soweit fertig, aber hier und da denke ich "mit nem besseren VST, oder mehr Skills an der E-Gitarre geht da noch mehr", wobei ich mir natürlich auch Komponisten wie Tuomas Holopainen zum Vorbild nehme....

Eure Meinung würde mich da sehr interessieren.

Grüße

Zero

@Zero

nun, meiner meinung nach mangelt es nicht an dem "gear"-gerummsel,
das ja mittlerweile bei vielen in rauen massen zur verfügung steht,
wenn man nicht zu potte kommt, sondern, an der selbstüberschätzung,
die oftmals auch keine prioritäten setzen kann.

und hier kann ich ja gerne bei mir selbst als beispiel bleiben ...

einige jahre habe ich versucht die songs nicht nur zu schreiben,
sondern, auch das vor-arrangement zu führen, dann auch noch
zu mixen u.s.w. ...

ergebnis: --> halbgares gewurstel mit hohem frustfaktor.

erkenntnis: --> mir eingestehen, dass ich nicht alle instrumente
selbst einspielen kann, meine arrangements höchstens
notiz-/atmo qualitäten haben... und zum echten mix-mann,
da bin ich einfach nicht geschaffen ... PUNKT!

außerdem, auch nur meine meinung: --> ... 98 prozent der songs
scheitern nicht daran, weil man nicht das nötige equipment/technik hätte,
sondern daran --> dass die songs schlicht und einfach nichts taugen.

und das sollten sich manche "endlos-schrauber" vielleicht auch
einmal selbstkritisch neben ihr spiegelbild schreiben ...

zumindest bevor sie eine erneute kaufspirale anschieben ... LG

 

[chrisspeed]

Wenn du nie einen Song fertig bekommst, investierst du auch weniger Zeit in ein neues Projekt.

Daraus ergibt sich wieder weniger Erfahrung, die man braucht, um ein Urteil zu fällen, was fertig ist und was nicht

Versuche es doch mit Deadlines. Setz dir ein Ziel, mache es soweit fertig und lasse los. War es im Nachhinein schlecht, egal, das nächste wird besser!
Das ist wahrscheinlich der schwierigste Prozess, aber lohnt sich meiner Meinung nach.....