Rote Rosen

[Teestunde]

Rote Rosen

Du gehst vor mir her
zwei, drei Schritte weit,
passt immer noch rein
in dein knallenges Kleid,
trägst dein rotes Haar
zum Wirbel gedreht,
dazu diesen Hut,
der dir so gut steht.

Ich hab plötzlich Angst,
dass du mich vergisst,
den Typ, der zwei, drei
Schritt weit hinter dir ist,
dass du einfach gehst,
kein Ruf dich erreicht…
In letzter Zeit nahm
ich vieles zu leicht

Es wär mal wieder Zeit für rote Rosen.
Es wär mal wieder Zeit für roten Wein.
Es wär mal wieder Zeit für ein paar Tage an der See;
wir beide Hand in Hand am Strand allein…
Es wär mal wieder Zeit für große Oper,
und ich hab nur noch Augen für dein Kleid,
verzehre mich vor Sehnsucht, bis der Vorhang endlich fällt;
bis du mich anschaust, zärtlich und bereit.

Vorm Blumengeschäft
bleibst du plötzlich stehn,
als hättest du in
meine Seele gesehn.
Du sagst mit dem Blick:
Verlier keine Zeit!
Wir lächeln uns an
und wissen Bescheid.

Es wär mal wieder Zeit für rote Rosen.
Es wär mal wieder Zeit für roten Wein.
Es wär mal wieder Zeit für ein paar Tage an der See;
wir beide Hand in Hand am Strand allein…
Es wär mal wieder Zeit für große Oper,
und ich hab nur noch Augen für dein Kleid,
verzehre mich vor Sehnsucht, bis der Vorhang endlich fällt;
bis du mich anschaust, zärtlich und bereit…

 

[Teestunde]

"Meine" Komponisten sind allesamt männlich, daher ist (auch) dieser Text für einen Mann geschrieben.

 

[artname]

Teestunde, es ist seltsam: ich beobachte im realen Leben ähnlich wie Du. So ein falsch verstandenes Lächeln könnte auch mich inspirieren. Auch die vorm laufenden TV schlafende Frau sehe ich mit Interesse. Beide Andeutungen illustrieren gut eine etwas in die Jahre gekommene Beziehung.

Ich stell mir jetzt ( eventuell zwangsläufig infolge deiner speziellen Wortwahl, vielleicht aber auch infolge meiner letzten Fernsehserie) unter dem Text einen Streicherteppich vor. Harmonische Wendungen wie in einem Dean Martin Song. Im Video eine Retrokulisse...

So gesehen würde aus der S-Bahn sofort ein Zug. Und schon beginnen sich MEINE Details zu wandeln. Ich bin verlegen, verwundert und geschmeichelt, wenn mich eine sympathische Frau im Zug derart anlächelt. Passiert ja manchmal. Es versetzt mich jedesmal in gute Laune. Oft lächle ich zurück. Auch wenn es sich um ein Missverständnis handeln sollte; die Frau lächelt aus ihrem momentanen Glückszustand meistens ebenfalls zurück. Manchmal kommt es sogar zu einem kleinen verlegenen, aber schönen Wortaustausch. Eine kurzes Glück, das ewig nachhallen kann. Es gibt mir den Glauben an das Gute und Spannende im Menschen zurück.

Käme ich anschließend in mein trautes Zuhause, trüge ich an mir quasi einen verräterischen, fremden Duft. Mein trautes Heim käme mir für Momente zu eng vor. Vermutlich würde ich mit der Fremden im Kopf solange verreisen, bis mich meine Beziehung wieder sanft in die Gegenwart zurück zöge. Irgendwann wäre ich wieder ganz zu Hause. Ganz der Alte. Mit einem kleinen Geheimnis mehr.

Ist das nur mein subjektives Bild? Oder schwingt da eine Menge männlichen Denkens mit?

 

[Teestunde]

@artname

Ist das nur mein subjektives Bild? Oder schwingt da eine ganze Menge männliches Denken mit?

Als ich noch jung und knusprig war, hab ich manchmal erlebt, wie ein offenes Lächeln Männer unsicher macht. Nicht bei jedem ist man willkommen im Kopfkino.
Ich wollte halt eine Geschichte, wo die Sehnsucht nach der eigenen Frau stärker wird beim Anblick eines fremden Lächelns. Nichtsdestotrotz wäre ich auf deinen Text sehr gespannt.

 

[artname]

Liebe Teestunde, es kommt mMn auf die Lebensumstände an. Als Single würde das Lächeln einer schöne Frau sofort meinen Jagdinstinkt wecken. Ich würde eventuell nervös, im wahrsten Sinne des Wortes fickrig... Das würde vermutlich die Poesie des Momentes zerstören... Beide würden wie auch immer die Jagdszene zu Ende bringen...

Als Mann in einer festen Beziehung weckt die Situation in mir etwas Wehmut, etwas Begehren... aber auch die sanfte Ruhe gebundener Hände. Nicht jagen zu wollen, zu müssen, zu dürfen...

Ich vermute, jeder Leser wird diesen Text aus seiner Beziehungsweise-Situation heraus empfinden.

 

[Teestunde]

Ich vermute, jeder Leser wird diesen Text aus seiner Beziehungsweise-Situation heraus empfinden.

Hoffentlich.
Jagdinstinkte hab ich früher eher aus Versehen geweckt. Das konnte direkt peinlich werden, denn man empfindet das nicht unbedingt als Kompliment. Meine Maus aus der ersten Strophe wäre uU auch peinlich berührt gewesen, wenn das LI auf ihr völlig anders gemeintes Lächeln so reagiert hätte.
Ich wollte Aquarelltöne, kein Ölgemälde.

die sanfte Ruhe gebundener Hände.

Mein LI empfindet seine Hände übrigens nicht als gebunden. Seine Frau als die eigentliche Geliebte zu zeigen, darauf kam es mir an.

 

[artname]

Was in meiner Antwort mitschwingen soll, ist: ICH kann mir schwer vorstellen, dass ein Mann keine Lust hat, sich zu fragen, warum eine sympathische Frau ihn anlächelt. Auch kann ich mir nicht vorstellen, dass dieses kurze, missverstandene Abenteuer eines Männerkopfes sofort romantische Töne in seine etwas eingeschlafene Beziehung bringt. Um dich beim Wort zu nehmen: Das ist für mich irgendwie ein Ölgemäldemotiv in Wasserfarbe... Mal schauen, was die anderen meinen.

Schade. In meiner "sanften Ruhe gebundener Hände" schwingen nicht nur Fesseln mit, sondern eben auch die Wohlgefühl, aneinander gebunden zu sein. Spricht man nicht davon, gebunden zu sein? Ich kann nichts für die Zweideutigkeit von Worten, aber ich nutze sie gern aus. Naja, Geschmackssache und typenabhängig.

 

[MamaMuuht]

@Teestunde

Ja, ich finde den Text gut! Ich hab jetzt nur mit einigen Handgriffen den Text etwas mehr an Alltagssprache angepasst. Hoffe ich jedenfalls.
Die Zeilen mit der Rakete waren irgendwie etwas drüber, fand ich.
Platz, noch was vielleicht wesentlicheres zu erzählen?
Natürlich nur Ideen, Ideen...
Jaha, und der Titel ist leider auch nicht sooo der Bringer?
Auch mal ein anderer Vorschlag. Unüberlegt, Unausgewogen.
Sprang mich aber an...

Passt übrigens metrisch zum Teil auf " Bye, Bye" von Cro.Und die Eingangsszene ähnelt sich etwas.


Zeit für rote Rosen

Ich schau beiseite, als sie wieder lächelt,
weil mich das doch ziemlich irritiert.
Ich bin nicht in der Laune, mich zu fragen,
warum sie wohl so offen kokettiert.
Die S-Bahn hält und sie springt auf den Bahnsteig
zu einem Mann mit einem Blumenstrauß.
Aha, dem galt ihr Lächeln. Denk an uns zwei
und möchte nur noch schnell zu dir nach Haus.

Es wär mal wieder Zeit für rote Rosen.
Es wär mal wieder Zeit für roten Wein.
Es wär mal wieder Zeit für ein paar Tage an der See;
wir beide Hand in Hand am Strand allein.
Es wär mal wieder Zeit für große Oper,
und ich hab nur noch Augen für dein Kleid,
verzehre mich vor Sehnsucht, bis der Vorhang endlich fällt;
bis du mich anschaust, zärtlich und bereit…

Du schläfst schon, als ich in dein Zimmer trete,
hast mir sogar noch Essen hingestellt.
Ich frag mich, ob ich das auch für dich täte,
du lächelst im Traum aus anderer Welt.
Sogar mein Kuss vermag dich nicht zu wecken.
Wann trug ich dich zuletzt so in dein Bett?
Ich zieh dich aus und hülle dich in Decken,
dein leises Seufzen macht mein Glück komplett.

Es wär mal wieder Zeit für rote Rosen.
Es wär mal wieder Zeit für roten Wein.
Es wär mal wieder Zeit für ein paar Tage an der See;
wir beide Hand in Hand am Strand allein…
Es wär mal wieder Zeit für große Oper,
und ich hab nur noch Augen für dein Kleid,
verzehre mich vor Sehnsucht, bis der Vorhang endlich fällt;
bis du mich anschaust, zärtlich und bereit…

 

[Teestunde]

@artname

Mal schauen, was die anderen meinen.

Bin auch gespannt.
Es ist ja nicht allein das Lächeln. Auch der Blumenstrauß, der ihn daran erinnert, dass es mal wieder Zeit wäre, der eigenen Frau Rosen mitzubringen. Und dass ein von der Arbeit heimkehrender, sicherlich sehr müder Mann sich eher auf zu Hause freut, statt im Kopf irgendwelchen Abenteuern nachzuhängen, ist für mich eigentlich nachvollziehbar. So habe ich das zum Beispiel erlebt, wenn mein Mann mich sehr spät abends noch vom Gastspielort anrief, weil er nach der Vorstellung nur noch Sehnsucht hatte nach zu Haus.

 

[MamaMuuht]

http://youtu.be/huBNgxolXFo

 

[Teestunde]

@Mama
Mist, jetzt, wo ich los muss, geht es hier so spannend weiter.
Das Lied hör ich mir nachher noch in Ruhe an.
Nach dem ersten Lesen deiner Version:
Er tritt ins Wohnzimmer, wo sie vor dem Fernseher eingeschlafen ist. Wenn das Ganze in ihrem Zimmer spielt, wundere ich mich, warum sie sich nicht gleich ins Bett gelegt hat. Nur so als erste Überlegung.
Bis nachher erst mal!

Doch noch schnell: Der Song hat eine prima Grund-Idee. Erinnert entfernt an "Der Reigen" von Schnitzler (glaub ich).

 

[artname]

Hallo Teestunde,

Dein Kommentartext erzählt mir eine andere Geschichte. Da freut sich ein müdes ICH nach einem Arbeitstag mit all seiner Fremdheit auf sein partnerschaftliches DU. Unterwegs sieht es ein frisches Glück. Das erinnert das ICH daran, dass es sich an sein Glück schon allzu sehr gewöhnt hat.

Also, warum erzählst du DEINE Geschichte nicht? Und zwar unisexuell. So dass Männlein wie Weiblein ihr Vergnügen daran haben können? Warum begibst du dich unnötiger Weise in die Gefühlswelt eines männlichen LIs?

Jörg, dein CRO-Beispiel bestätigt mMn 100%ig, was ich über männlichen Empfindungen denke. Ich finde den Song gut. Obwohl mir der weibliche Part spekulativer vorkommt. Aber eben noch glaubwürdig. Aber dein Beispiel spricht nicht unbedingt für Teestundes Kombination der Zug- und Homestory.

 

[Teestunde]

@Mama

Ich schau beiseite, als sie wieder lächelt,
weil mich das doch ziemlich irritiert.

weil mich das doch gewaltig irritiert...

Ich frag mich, ob ich das auch für dich täte,
du lächelst im Traum aus anderer Welt.

Du lächelst, ganz entrückt in deine Welt...

So gefällt es mir metrisch besser. Bis nachher! (Endlich! Verdammt!)

 

[Teestunde]

@artname

Warum begibst du dich unnötiger Weise in die Gefühlswelt eines männlichen LIs

Hab gehofft, dass Sadru den Text vllt gebrauchen kann.

 

[artname]

Teestunde, du verstehst mich noch immer nicht. Ein männlicher Texter muss nicht wie eine Sängerin fühlen, um über Gefühle schreiben zu können. Er kann sachlich eine faszinierende Situation schildern. Oder er schreibt aus der ICH-DU-PERSPEKTIVE. Schau doch mal, wie differenziert Frank Ramon das bei Annett Louisan, Ina Müller oder der Schöneberger gelöst hat. Ich kann mich da an eine Menge Songs aus der Ich-Perspektive erinnern. Das ist mMn kein Zufall.

Du verquickst hier spekulativ neutrale Situationen mit angeblich männlichem Denken und Fühlen, nur um..... die Gefühle einer Autorin zu schreiben. Du bist gespannt, wie ich es lösen würde? Hier mal der Schnellschuss eines Anfangs

Wieder so ein kalter Tag
Glatt wie Marmorstein
Ich seh dich schlafen
unterm gelben Deckenlicht.
Und der Fernseher läuft,
Der Wein im Glas riecht schal
Und du willst ins Bett
aber nie ohne mich.
Doch ich sitz hier im Zug
Und etwas weiter dieses Paar
O Mann wie albern sie sind
O Mann wie albern wir warn
Erinnerst du dich ...

Ich krieg Lust auf Palmenblätter
Wellenkronen und dich
Ich krieg Lust auf schmale Pfade
Tiefe Schluchten und dich
Ich krieg Lust auf nackte Wände
Nackte Böden und dich
Ich krieg Lust dich anzusehen
Unterm gelben Deckenlicht.


Lg

 

[Teestunde]

@artname
Erstaunlich, was du herausliest. Deine Situationen sind für mich kurz vor trostlos: kalter, leerer Tag, gelbes Deckenlicht, Weinglas riecht schal... Hilfe!
In meinen Augen will mein LI nur aus einem ganz normalen Alltag raus, wenigstens für die Dauer einer Opernvorstellung und die anschließende gemeinsame Nacht. Oder eben ein paar Tage am Strand, außerhalb der (teuren) Saison.
Kann sein, dass ich dich nicht verstehe. Aber du verstehst mich auch nicht.
Wenigstens inspiriert es dich.

 

[artname]

Ja. Richtig. Liebe braucht Konflikte, um sich wieder neu zu entdecken. Aber du verstehst mich etwas zu dramatisch. Wein riecht auch dann schal, wenn man nur übern genüsslichen Nippen einschläft. Naja. Du hattest mich gefragt...

Aber Deine Antwort lässt mich vermuten, dass dich auch nicht so interessiert, warum dein Mann dich aus der Ferne anrief. Mich in meinem Textanfang schon. Misslungene Tage erhöhen immer die Sehnsucht auf meine Partnerin. Schöne Tage hingegen vergehen für mich im Flig.

 

[Teestunde]

Ich wollte dich nicht kränken. Andererseits kann/will ich meine Verteidigungshaltung nicht aufgeben, weil ich an diesem lieben, harmlosen Charakter hänge.

 

[artname]

Ja. Richtig. Liebe braucht Konflikte, um sich wieder neu zu entdecken. Aber du verstehst mich etwas zu dramatisch. Wein riecht auch dann schal, wenn man nur überm genüsslichen Nippen einschläft. Gelbes Deckenlicht hat für mich 0brigens etwas Warmes. schon seltsam, was uns wie empfinden lässt.... Naja. Du hattest mich gefragt...

Aber Deine Antwort lässt mich vermuten, dass dich auch nicht so interessiert, warum dein Mann dich aus der Ferne anrief. Mich in meinem Textanfang schon. Misslungene Tage erhöhen bei mir immer die Sehnsucht auf meine Partnerin. Schöne Tage hingegen vergehen im Flug. Diese Tage wünsche ich jedem Menschen. Auch meiner Partnerin.

 

[Teestunde]

Wieso interessiert es mich nicht, warum mein Mann mich anrief? Wie kommst du darauf?