Rauher singen - Wie geht's?

[hadl]

Hallo

Ich singe in meiner Band hauptsächlich Backgrounds. Meine Stimme ist eher "klar" und wenig rau. Wenn ich probiere rauher zu singen und mehr Power rein zu bringen, fällt mir das doch ziemlcih schwer.

Gibt es da tolle Tipps von den Rockexperten? Außer jetzt vielleicht "Trink Whiskey und rauch mehr!"

 

[cort1983]

Üben, üben, üben ...
Wenn du mit einer untrainierten Stimme versuchst, rau zu singen, wird es sich 1. gepresst anhören und 2. machst du dir damit die stimme kaputt. Bei mir kam die Rauheit erst nach ca. einem Jahr intensiven Gesangsunterrichts. Dann kann man nämlich powern, ohne sich groß anzustrengen ...
Wichtig ist auch, dass das "Reibeisen" nicht hinten im Hals klingt sondern vorne ... lässt sich schwer beschreiben, ist aber so!

Grüße,
Cort

 

[hadl]

ok! Das ist schon klar, dass das dauert. Ich hab Zeit

Gibt es denn evtl gute Internet-Seiten, die Übungen anbieten?

 

[cort1983]

Keine Ahnung, bei mir kam das "einfach so" ... aber sicherlich können dir andere ein paar Tipps bzw. Links geben!

 

[Dave1978]

Es ist von deiner Stimme abhängig ob das auf natürlichem Wege möglich ist oder nicht. Ich singe seit ich 3 Jahre alt bin und entdecke immer wieder neue Facetten meiner Stimme. Auf die Schnelle eine Technik erlernen um wie Joe Cocker zu klingen wird nicht klappen. Wichtig ist, daß du dich beim singen frei und offen fühlst. Hier und da mal einen grenzwertigen Ton nehmen ist auch okay, aber gewöhn dir nicht an die Stimme mit dem Hals anzurauhen und verzichte lieber auf diese Klangfarbe, wenns nicht anders geht.
Du kannst es natürlich auch mit Gesangsunterricht probieren. Speziell für Leute, die erst spät angefangen haben zu singen, kann das hilfreich sein, da ihnen der unbeschwerte Zugang zur eigenen Stimme fehlt.

P.S. Und vergiss um Himmels Willen den Gedanken mit den "Internetseiten". Gesangstechnik kann man sich nicht downloaden. Theorie ohne Praxis bringt gar nichts. Wenn du schon den Weg des Unterrichts bevorzugst, dann bitte auch richtig.

 

[cRUSh]

Vor allen Dingen den einen Tip: Bloss vorsichtig sein. Ist der Stimmapparat durch falsche Übungen mal ruiniert, dann hat man ein Problem. Kaputte [g=422]Gitarre[/g] kann man neu kaufen, eine Stimme nicht.

Ich für mich würde da eher nicht auf Tips aus dem Forum verlassen. Aber ich bin da so wie so extrem. Ich würde mich dabei allenfalls von einem wohlausgewählten Lehrer unterrichten lassen. Mir Tips aus der Literatur dazu zu holen wäre mir ebenfalls zu heiß.

 

[grim]

Hi was cort1983 meint heisst "Hebung". Suche mal nach diesem Begriff.

Vorallem jeden Tag 15 Minuten sachte ohne Anstrengung, Stimmtrainig. Die Stimme ist wie ein Muskel wenn DU dich überanstrengst haste Muskelkater

Freue dich doch über deine cleane Stimme
Gruß

 

[DaddyDufte]

Was meint ihr genau mit stimme kaputt machen?
(Nehmt mich ruhig ran mit fachtermini bin musikalisch und kehlkopf-glottis-anatomiemäßig recht fit)
Klingt mir wie ne leere phrase.
Wäre gut zu wissen wo die gefahr lauert, nich nur für mich!

Gruß

 

[Dave1978]

Ich rück jetzt mal nicht mit Fachtermini, sondern mit meiner persönlichen Erfahrung an. Wenn ich Kehlkopflastig gesungen habe, dann habe ich erstmal Schmerzen. Wenn ich bei der nächsten Probe trotzdem Gas gebe, obwohl die Schmerzen nicht weg sind, habe ich stärkere Schmerzen. Da ich auch noch Raucher bin und auch so gerne mal rumschreie wenn ich unterwegs bin, oder eine Rechnung bekomme, verwandelt sich der raueh Hals auch mal in eine Entzündung. Nach dem Gig im Dezember wars so schlimm, daß ich vom Gaumen bis zu den Bronchien entzündet war und erstmal mit Antibiotika flachlag.

Ergo - die Parts mit Groweln und Kreischen werden ab nun bei den Proben weitesgehend unterlassen, da ich diese Techniken nicht stimmschonend durchführen kann.

Von irgendwelchen Stimmbandverrenkungen bin ich bislang verschont geblieben, auch wenn ich in der Vergangenheit oft ziemlich übertrieben habe. Meine Stimme ist über die letzten Jahre allerdings geringfügig tiefer und rauher geworden (so geringfügig, daß es ausser mir kaum jemand merkt), was mir im grossen und ganzen aber eigentlich ganz gut gefällt. Trotzdem empfehle ich es niemandem so zu machen wie ich, da Menschen unterschiedlich robust sind und jeder selbst herausfinden muss, ob er für das letzte bischen Geilheit ein Risiko eingehen möchte.

 

[cRUSh]

Ich bin jetzt auch kein Stimmgesundheitsexperte und kann nur das wiedergeben was meine Gesangslehrerin mir erzählt hat. Es ist beispielsweise wohl so, dass sich durch Überanstrengen der Stimme Knötchen auf den Stimmlippen bilden können. Dies kann dann dazu führen dass diese nicht mehr kontrolliert geöffnet und geschlossen werden können. Selbst ein zu häufiges räuspern kann zu Schäden führen (das war für mich als Raucher immer eine der Lieblingsbeschäftigungen, sehr zum Ärger der Lehrerin)...

 

[bensummerfield]

Sag mal bitte ein kommerzielles Liedbeispiel, das zeigt, wie du singen willst. Es gibt da nämlich zich verschiedene Arten, "rauh" zu singen...

 

[hadl]

Vielleicht Foo Fighters. Also nicht Joe Cocker-rauh, sondern eher dieses rockige rauh.

Bei mir klingts halt mehr nach....Sascha oder so...

 

[bensummerfield]

Also der Foo-Fighters Sänger presst und schreit (auf eine ungesunde Art und Weise) soweit ich das beurteilen kann.

Wenn wir das hier mal zammen durchgehn:



- Anfang gehaucht / geflüstert
- Danach stinknormal gesungen
- Refrain dann Mischung aus normal Singen und "Pressen"
- Endrefrain (z.B. 3:43 - 3:53) dann pures Schreien, wie wenn man einen cholerischen Anfall hat


Wenn du z.B. mal hier live schaust



Hörst du nochmal genauer, dass der Bursch einfach gerne brüllt
Er lässt z.B. auch längere Töne komplett weg, setzt stattdessen am Ende vom Ref immer nen kurzen Schrei an.
Ich vermute jedoch, dass er den Song so nicht 10 mal nacheinander locker runtersingt bzw. -schreit.
Davon abgesehen ist meiner Meinung nach auch nicht jeder zum "Rock-Brüller" geboren / geschaffen. Die Frage ist, ob du allgemein ne seichte Stimme hast und einfach nicht der "Brüll"-Typ bist, oder ob du einfach nur noch nicht richtig "ausbrichst" beim Singen.

Gut wäre jetzt, wenn du uns mal n Lied zeigst, wo du versuchst, rockig zu singen.

 

[cort1983]

Ich gehe stark davon aus, dass er den Song so nicht 10 mal nacheinander locker runtersingt bzw. -schreit.

Ohh, wenn du dich da mal nicht täuschst ... Ich war bis jetzt bei zwei Konzerten dabei und habe so ziemlich jedes Live-Video inkl. DVD zig mal gesehen - der Dave kann brüllen ohne Ende! Ich frage mich auch, wie er das macht, denn wenn man sich mal die Tour-History anguckt, kommen einem echt Zweifel! Fast jeden Tag ein Konzert, und das über Jahre hinweg! Und ich hatte nie das Gefühl, dass Dave sich schont! Klar kommt ab und zu mal eine Ballade bzw. ein ruhigeres Stück, aber der Großteil der Songs wird durchgepowert!
Angeblich hat er das Schreien von Kurt Cobain gelernt ... aber nichtsdestotrotz wird das ganz und gar nicht gesund für die Stimmbänder sein.
Ich denke aber, dass Sänger in dieser Größenordnung auf Tour stets einen professionellen "Vocalcoach" (ich hasse dieses Wort!) am Start haben, der vor einem Gig die Stimme richtig warm macht und danach gewissermaßen "heilt". Anders würde das wohl kaum gehen ...
Gegenbeispiel: Die Beatsteaks mussten die halbe Tour absagen, weil Arnim mit einer Zyste auf den Stimmbändern ausgeschaltet ist und der Arzt ihm absolute Ruhe verschrieben hat! Also weder Gigs spielen, noch viel Reden, noch Rauchen, noch Alkohol ... der arme Kerl

Grüße,
Cort

 

[bensummerfield]

Ich war bis jetzt bei zwei Konzerten dabei und habe so ziemlich jedes Live-Video inkl. DVD zig mal gesehen - der Dave kann brüllen ohne Ende!

Nicht schlecht. Aber klar, jeder hat ne andere Schmerzgrenze.

 

[dobatman]

Google mal "The Zen of screaming Melissa Cross" ...

 

[Tomtaste]

Was meint ihr genau mit stimme kaputt machen?
(Nehmt mich ruhig ran mit fachtermini bin musikalisch und kehlkopf-glottis-anatomiemäßig recht fit)
Klingt mir wie ne leere phrase.

Es ist beispielsweise wohl so, dass sich durch Überanstrengen der Stimme Knötchen auf den Stimmlippen bilden können. Dies kann dann dazu führen dass diese nicht mehr kontrolliert geöffnet und geschlossen werden können.

Hallo,

hier mal ein paar links

http://de.wikipedia.org/wiki/Sängerknötchen
http://www.med.nyu.edu/voicecenter/images/laryngitis1.jpg
http://www.aok.de/bund/tools/medicity/diagnose.php?icd=4242
http://www3.ndr.de/ndrtv_pages_std/0,3147,OID718288,00.html

grundsätzlich kannst Du die Stimmbänder schon wie ein Instrument betrachten. Der Klang und eben auch die Rauheit haben etwas damit zu tun, wie die Luft an den Stimmbändern vorbeigeblasen wird und welche Spannung die Spannung die Stimmbänder haben. Daraus resultieren die Schwingungen in einer bestimmten [g=349]Frequenz[/g], Obertöne und Lautstärke.

Die Bewegung der Zunge, Lippen und Mundöffnung verändern den Resonanzkörper, können also die Klangfarbe und Lautstärke beeinflussen, nicht aber die Rauhheit. Wie das also mit dem Reibeisen vorne im Hals funktionieren (Cort1983) soll, ist mir völlig schleierhaft.

Grundsätzlich gilt, wenn Du nach der Probe eine rauhe Stimme hast, wurden die Stimmbänder überansprucht. Rauhe Stimme nach der Probe bedeutet praktisch immer Entzündung durch mechanische Überbeanspruchung. Anatomisch bedeutet dass, durch den Entzündungsreiz wird die Durchblutung gesteigert, dh. die Blutgefäße werden im Durchmesser größer, damit schwerer. Die Blutgefäße werden auch durchlässiger, so dass es im umliegenden Gewebe zu vermehrter Wassereinlagerung (Ödem) kommt. Der schwingende Teil wurde schwerer und dicker, dadurch ist die Klangfarbe verändert und der hörbare Beweis der Überbeanspruchung ist vollbracht.

Die Kunst wird also sein, so zu schreien, dass keine Überbeanspruchung entsteht, also leise schreien? oder eben doch die Luft in einer bestimmten Art an den Stimmlippen vorbeipressen, also hinten im Hals. Ob man das erlernen kann oder ob es überhaupt ohne Überforderung des Stimmapparates möglich ist, da habe ich keine Ahnung.

viel geschrieben, wenig geholfen,
Tomtaste