Phasen beim Empfinden von Mixes

[Lobotomeandyou]

Sehe ich auch als das einzige wirkliche Manko des Digitalrecordings.

Immer die Option zu haben, am Track zu optimieren. Auch Monate und Jahre nach der Fertigstellung.

Es passiert mir nicht selten, dass ich heute immer wieder mal an altem, längst fertigem Material rumschleife.

Eigentlich doof.

 

[SOS]

das passiert mir nicht, ist aber auch nicht mein eigenes zeug... nein, mit abschliessen habe ich überhaupt kein problem. im moment, wo mir mein kunde das ok gibt, ich selbst auch zufrieden bin (das findet statt, bevor der kunde es zu hören bekommt) und der masteringmensch meines vertrauens auch nix zu bemängeln hat, ist mein auftrag erfüllt... und dann schraube ich auch nicht mehr dran rum.

aber man hört ja trotzdem später nochmal rein, sei es wenn ein videoclip veröffentlicht wird oder man geht aus neugier mal schauen, was die band so macht oder kommt zufällig beim musikhören darauf etc... und da ist der eindruck eben oft ein völlig anderer. ein komplett anderer fokus. diesen "aus dem off zuhören"-betrachtungswinkel schon während der mixphase zu haben, wäre so meine idee. aber das schaffe ich nie. manchmal habe ich das gefühl, relativ objektiv zu sein und neutral beurteilen zu können, auch anhand von referenzen... aber das stellt sich meist irgemndwie als trugschluss raus.

 

[komalive]

@SOS, wenn du nach Abschluss des Projekts kein Problem hast, wo liegt dann dein Problem,
bzw. welche Frage hast du nun genau?

Ist es nicht so das alle kreativen, die in der glücklichen Lage sind ein "Projekt auch zu beenden",
später dann immer noch das eine oder andere besser gemacht hätten?
Die Situation während der Arbeit an einem Projekt und die des möglichen späteren
"wiederhörens" ist nicht halt nun mal die gleiche...

 

[Akai31]

aber man hört ja trotzdem später nochmal rein, sei es wenn ein videoclip veröffentlicht wird oder man geht aus neugier mal schauen, was die band so macht oder kommt zufällig beim musikhören darauf etc... und da ist der eindruck eben oft ein völlig anderer. ein komplett anderer fokus. diesen "aus dem off zuhören"-betrachtungswinkel schon während der mixphase zu haben, wäre so meine idee. aber das schaffe ich nie. manchmal habe ich das gefühl, relativ objektiv zu sein und neutral beurteilen zu können, auch anhand von referenzen... aber das stellt sich meist irgemndwie als trugschluss raus.

Je laenger masn an etwas schraubt, desto weniger objektiv (gibts das überhaupt?) wird man sein. Da reichen manchmal schon minuten um das beurteilungsvermögen einzuschraenken. Und zeitlicherAbstasnd zur Produktion macht auch nicht zwangslaeufig objektiver.
Und genau dies ist ja auch ein gewichtiger grund ins externe mastering zu übergeben. Allein der Beurteilungsstandpunkt ( weil man unbefangen ans werk geht und ein Projekt im Regelfall auch schon nach einem Tag abgehackt hat) ist ja schon ein komplett anderer als beim mischen.
Und je länger man an einemProjekt arbeitet, desto schlechter ist nicht nur dieses Beurteilungsvermögen, sondern desto schwerer fällt auch das Lösen von Details (die im Sinne des Gesamtprodukts nur bedingt bedeutend sind).
Die gesamte Problematik ist für mich (der eigentlich ausschkliesslich mastert) der Grund solche Sachen wie Stem-Masterings oder super detailierte Mixbewertungen so weit möglich abzulehnen. Die Gefahr das man seinen speziellen Fokus und seine Unbefangenheit (und das sollte ja derGrund sein mich zu buchen) schon vor der eigentlichen Arbeit verliert, ist halt sehr groß und die eigentliche Arbeit wird zwangsläufig drunter leiden. Das kann mE auch nicht mit wachsender Erfahrung ausgeglichen werden, sondern ist einfach der Sache geschuldet.

Als Musikschaffender, egal in welcher Position, wird man auch immer von Eitelkeiten getrieben, die das Urteilsvermögen sehr stark trüben können. Die aber letztendlich überhaupt keinen Einfluss haben wie das Projekt draussen ankommt.

Andererseits werden solchen verzerrten späteren Eindrücke auch simple durch technische Bearbeitungen bresdtimmt, auf die du gar keinen Einfluss hattest: video-codecs oder andere Bearbeitungen. Da hab ich schon scvhlimme Sachen beobachtet. Ich kenne auch Bands die versehentlich statt des Masters den Mix beim YT-Clip verwendet haben...

 

[BasementBluesBoy]

Nicht jeder Tag ist gleich, wäre ja auch doof. Wie im Sport manchmal ist man besser drauf mal nicht. Aber für mich ist es immer schon ein Erfolg, wenn ich mit meinen Mitteln an die Pros ran komme, denn die arbeiten in Teams, da kommen mehrere gute Ideen zusammen, die haben Hammer-Equipment und kennen das in- und auswendig. Das muss einen Unterschied machen.

Außerdem hört man, wenn man an einem Song arbeitet nicht nur die Referenz, sondern wahrscheinlich auch ne Menge anderes Zeug aus dem Genre und vergleicht dann natürlich indirekt auch mit diesen Songs, die einem gut gefallen und das unterliegt der Veränderung im Zeitablauf. Ich höre ne Menge Zeug zwischendurch fast ständig und das geht unterbewusst in so einen a/b mit ein.

Bbb

 

[Manoloco]

Für mich funktionieren folgende Fakten; es stimmt nach Abschluss für mich, den Song und die Band. Punkt.

Ein befreundeter Tonmeister hat mir vor Jahren einmal folgendes gesagt: So klingst Du heute, das bist Du heute. Akzeptiere das und dranneblibe dranneblibe (Okay... der letzte Spruch war nicht von Ihm )

Es ist mit jedem Song, mit jedem Mix wie bei einer Geburt. Jedesmal sauspannend den Kuchen aus dem Ofen zu nehmen und zu servieren. Ich mache praktisch kein A/B Vergleich mit aktuellen Sachen ... mit wem auch. Ich mag nicht den Sound einem Standard passend machen, sondern dem Song dienlich sein. Auch bei den x-Ansätzen, welche für einen Mix möglich sind ist das doch sinnlos.

Wen man nach Wochen etwas anders machen würde, so what. Hat man noch genug Gelegenheit für kommende Projekte. Auch witzig, wenn ich "verpatzte" Mixe/Songs nach Jahren höre und die heute eigentlich saugeil finde. So klang ich halt mal. So hat das gepasst. So finde ich mich mal mehr, mal weniger gut damit ab.

Also der übliche, tägliche Wahnsinn, welchem man eigentlich elegant und freundlich gesinnt begegnen kann.

 

[SOS]

wo liegt dann dein Problem, bzw. welche Frage hast du nun genau?

es geht nicht um die beantwortung einer bestimmten frage, sondern mich interessiert einfach, wie andere mit der thematik umgehen. es ist offensichtlich etwas, das die meisten zu beschäftigen scheint.

Für mich funktionieren folgende Fakten; es stimmt nach Abschluss für mich, den Song und die Band. Punkt.

das sehe ich grundsätzlich absolut genauso und soweit ist ja auch alles ok. ich liefere, was gewünscht wird und zum zeitpunkt der ausführung ist das auch richtig. aber man will ja auch weiter kommen und das ist manchmal schwierig, weil es ist ja nicht schlecht qualitativ, sondern einfach nicht dort, wo man meinte damit zu sein.

vielleicht ist es ja auch ein problem von fortgeschrittenen und profis. man merke: es stammen die meisten antworten hier nicht von anfängern. die lernkurve wird immer flacher, die schritte werden kleiner und weniger greifbar. als anfänger biste ja schon zufrieden, wenn der nächste mix nur halb kacka klingt, wie der letzte, weil du endlich den bass nicht 10db zu laut hattest, oder den de-esser entdeckt hast

 

[AWF]

Wo lag bei Michel Jackson und Bruce Swedien das Problem 91 Mixe ( Billie Jean ) zu machen?

Dann wurde doch Mix Nr. 2 genommen. Klang Nr.2 am nächsten Tag nicht gut und dann wieder doch?
Oder lag es daran das Quincy Jones mit neutralen Ohren die Entscheidung traf?

 

[holgi]

@awf

Erfolgreiche Menschen, egal was ihr Handwerk darstellt, ob Kunst, Wirtschaft, haben vor allem eine sehr wichtige Eigenschaft:

Sie machen.

Weniger erfolgreiche Menschen, zB ich, denken zu viel nach.

 

[verflixte13]

Erfolgreiche Menschen, egal was ihr Handwerk darstellt, ob Kunst, Wirtschaft, haben vor allem eine sehr wichtige Eigenschaft:

Sie machen.

Weniger erfolgreiche Menschen, zB ich, denken zu viel nach.

@holgi... schöner ansatz!

... auch wenn ich keine erfolgreichen kenne, die nicht auch viel
nachdenken ... aber eines können sie -->

sie können die künstlerische "tat", von der aufarbeitenden
"reflexion" trennen ... *oder anders formuliert -->

es braucht zum schöpfen immer auch das quentchen
subjektiver naivität ... und wer in dieser phase zu viel denkt,
und hier gebe ich dir recht! der verbaut sich neue möglichkeiten,
an die er zuvor niemals hätte denken können ... LG

 

[AWF]

Naja...Holgi ist doch selbstständig, also macht er auch. Blödes Beispiel irgendwie oder?

Aber es geht ja nicht um "Machen" sondern warum es heute so klingt und morgen wieder so. Das war ja bei 91 Mixen sicherlich der Fall.

 

[SOS]

ich kenn das irgendwie... waren bei mir zwar vielleicht nur 10 mixes, aber jedesmal kam ich auf einen der ersten zurück. deshalb lasse ich das sein bzw. mache immer von mix 1 bzw. roughmix, der meist schon während dem tracking nach und nach entsteht, einen bounce und referenziere damit. aber selbst da kann es sein, dass ich mir im direkten vergleich heute sicher bin, eine deutliche verbesserung zum mix 1 gemacht zu haben, morgen dann aber wieder auf mix 1 zurückgreife.

 

[holgi]

Naja...Holgi ist doch selbstständig, also macht er auch. Blödes Beispiel irgendwie oder?

Nene, wir reden ja von Stars (Jackson) und nicht von Durchschnittstypen wie ich einer bin.

Ich habe ne Menge Skrupel und Bedenken was meinen Broterwerb betrifft, da schwingt immer auch der Schiss vor nem Konkurs mit

Die ganz erfolgreichen Typen lassen sich von solchen Bedenken nicht aufhalten, sicher fallen auf diesem Weg mehr auffe Schnauze als am Ende sichtbar sind.

 

[verflixte13]

Naja...Holgi ist doch selbstständig, also macht er auch. Blödes Beispiel irgendwie oder?

Aber es geht ja nicht um "Machen" sondern warum es heute so klingt und morgen wieder so. Das war ja bei 91 Mixen sicherlich der Fall.

hm ... eigentlich geht es darum, dass einer mal den mut hat
von seinen eigenen (hör)zweifel zu erzählen ... und diese sind immer,
egal von wem, berechtigt! ... denn der selbstzweifel ist die keimzelle
des wachstums und/oder der bereitschaft sich weiter zu entwickeln.
(so lese ich das zumindest ... )

sicherlich erwartet man von einem "mischer"/tontechniker, dass er
die grundlagen seines métier versteht ... und bis hier hin ist es ein handwerk!

aber, ab dann, da braucht es mehr als das, um sich auf eine neue band,
neue aufnahmen so einzulassen, dass etwas neues aus diesem
gemeinsamen prozess entsteht ...

meiner subjektiven meinung nach, da werden diejenigen tontechniker,
OHNE selbstzweifel, also reine handwerker, nur von musikern gesucht,
die entweder gar keine ahnung haben ... oder aber --> enorm viel ahnung,
so, dass sie NUR den handwerklichen erfüllungsgehilfen brauchen ...
und ansonsten --> soll er seine klappe halten und einfach nur funktionieren.

*will eigentlich sagen ... --> mir ist ein tontechniker lieber, der zwar einerseits weiß
was er da "handwerklich" tut, aber trotzdem bereit ist sein bisheriges wissen
(seine hörgewissheit) während der gemeinsamen arbeit "erweiternd" in frage zu stellen ...

und da gehört es eben auch dazu, dass man nicht nur an unterschiedlichen
tagen/phasen unterschiedlich hört (das ist doch völlig normal!?... ) ... sondern,
auch jedesmal etwas anderes bei unterschiedlichen musikern/bands. LG

 

[synthpark]

Wo lag bei Michel Jackson und Bruce Swedien das Problem 91 Mixe ( Billie Jean ) zu machen?

Dann wurde doch Mix Nr. 2 genommen. Klang Nr.2 am nächsten Tag nicht gut und dann wieder doch?
Oder lag es daran das Quincy Jones mit neutralen Ohren die Entscheidung traf?

schöne Legenden

 

[SOS]

kann ja sein, dass sich mix 21 von mix 20 nur unterscheidet, dass die kick 1db lauter ist und sonst nix usw... die haben sicher nicht 91 mal von vorne angefangen. von daher würde sich das ziemlich relativieren. würde auch erklären, warum quincy fragte, was sie eigentlich so lange tun. vielleicht haben die sich in einfach solchen kleinen scheissdetails verirrt, die kein schwein hört bzw. nicht relevant waren, obwohl es schon lange gut war... aber das gibt natürlich stoff für eine schöne geschichte, wenn man das bisserl übertreibt

 

[AWF]

Fakt ist: Sie haben nicht bei Mix 1 oder 2 aufgehört, unabhängig davon wo die Unterschiede waren.

 

[der_wahre_Noplan]

Bei mir gibt es 3 wiederkehrende Phasen, die mich zur bedeutsamsten Persönlichkeit in der Musikgeschichte gemacht haben.

1. Phase: Ich mache einen Mix,
2. Phase: Ich finde ihn scheiße.
3. Phase: Ich lag damit richtig.

 

[AWF]

1. Phase: Ich mache einen Mix,
2. Phase: Ich finde ihn scheiße.
3. Phase: Ich lag damit richtig.

Du vergisst Phase 4:

man macht einen zweiten Mix und der ist dann auch wieder Scheisse

 

[RonB]

Bei mir gibt es 3 wiederkehrende Phasen, die mich zur bedeutsamsten Persönlichkeit in der Musikgeschichte gemacht haben.

1. Phase: Ich mache einen Mix,
2. Phase: Ich finde ihn scheiße.
3. Phase: Ich lag damit richtig.

Leider konnte ich nur einmal den "Danke" Knopf betätigen. Analog Deiner beschriebenen 3 Phasen wäre 3maliges nur gerecht.

Aber zur Sache. Mir geht das nicht anders. Wenn ich mir vorstelle, dass hier viele sind, wo ja beruflich einiges abhängt, krieg ich Schlottern in die Knie. Wäre das bei mir so, ich würd immer jemand anderes, dem ich natürlich voll vertrauen muss, das machen lassen. Klar, das kostet. Es wäre mir das wert.