Orchesteraufnahmen - Hauptmikrofon, Stützen & Trennwände

  • Ersteller ReinerReibach
  • Erstellt am
R

ReinerReibach

Registriert
29.12.03
Beiträge
1.489
Reaktionen
0
Punkte
1.535
Da hier grade recht wenig passiert wollte ich mal in die Runde fragen wie ihr das so handhabt. Jaja, jetzt nichts von "Jede Situation erfordert unterschiedliche Maßnahmen"...ist schon klar, und die passieren dann auch sobald man weiß womit man es genau zu tun hat und/oder beim Soundcheck ist und alles stellt und rückt. Meine fragen sind eher generell:

Was bevorzugt ihr meist bei Orchesteraufnahmen für Hauptmikrofonvarianten? Nutze ihr ein Hauptmikrofon, zB nur ORTF oder mehrere und mischt sie, oder wählt nachher aus?

Wie sieht es mit Stützmikrofonen aus? Habt ihr da zB bei einer klassischen Orchesteraufstellung bestimmte Anzahlen an Stützen pro Stimme, oder wovon macht ihr sowas abhängig? Und wie sieht es bei anderen Orchestern aus, zB Blasorchester. Wie geht ihr hier vor? Bekommen hier auch eigene Stimmen jeweils ein [g=116]Mikrofon[/g] (auch davon abhängig wieviele Leute die Stimmen spielen) oder wie geht ihr grundsätzlich an solche Aufgaben heran?

Was für Mikrofone nutzt ihr für die Stützen? Und vor allem welche Richtcharakteristiken und wie stellt ihr sie auf? Hier liefen mir bisher die unterschiedlichsten Meinungen über den Wg. Von Super-/Hyerniere und möglichst Nah für so wenig Übersprechen wie möglich, bis hin zu möglichst breiter Niere und gerne etwas vom Instrumetn entfernt für angenehmeres Übersprechen und ausgewogeneren Klang der Instrumente.
Groß- oder Kleinmembran, wann und wo?

Wie sieht es mit Maßnahmen zur akustischen Trennung aus, also zB Stellwände? Nutzt ihr sowas? Wenn ja, bei welchen Gruppen kommen die bei euch häufig zum Einsatz. Und was für Stellwände nutzt ihr? Absorbierende, reflektierende, mit oder ohne Sichtfenster oder sogar komplette Plexiglaswände, damit die Musiker sich nach wie vor sehen können? Was sind da euche Gedankenansätze? Hat schonmal jemand mit diesen SE-Reflexiondingern für Kleinmembraner gearbeitet bei Stützen? Bringen die was um zB direkt benachbarte Stimmen aussen vor zu lassen?

Wie sieht es mit Monitoring aus? Hören sich die Musiker selbst oder bekommen sie bei euch Kopfhörer (ja klar, das können schonmal viele sein). Wenn Kopfhörer genutzt werden, wie sieht dann das Routing für die Monitorwege aus? Bekommen die einzelnen Stimmen separate Mixe, kann sich jeder die Gesamtlautstärke einstellen oder können die gar nichts gegeln?
Wie löst ihr so eine Monitoring flut? Per Splitting und eigenem Mix über ein Monitoring pult oder wie?

Und zu guter letzt, über 24Bit brauchen wir uns nicht zu unterhalten, aber mich würde Interessieren, und zwar völlig wertfrei, ob der ein oder andere bei solchen Projekten auf höhere Sampleraten setzt? (Natürlich nur wenn ihr sowas überhaupt mal ausprobiert habt!)

Mikrofonhersteller/Preamps/[g=60]Wandler[/g]/DAWs habe ich jetzt mal aussen vor gelassen, aber wer möchte darf natürlich auch gerne hierzu was sagen.
 
Vorab: Meine Ausführungen beziehen sich auf den Live-Mitschnitt von Orchestern.
Erfahrung mit reinen Studio-Aufnahmen habe ich nicht.

Was bevorzugt ihr meist bei Orchesteraufnahmen für Hauptmikrofonvarianten?
Meist NOS oder ORTF.
Ich werde demnächst mal EBS austesten, da dort Aufnahmewinkel=Achsenwinkel ist. Da siehst du gleich, was du hörst.
Kennst du die Visualisierungsseite von Sengpiel?

Nutze ihr ein Hauptmikrofon, zB nur ORTF oder mehrere und mischt sie, oder wählt nachher aus?
Mehrere Stereosysteme zusammenzumischen ist eher kontraproduktiv.
Wenn du mehrere aufstellst, solltest du dich beim Mix für eines entscheiden.

Wie sieht es mit Stützmikrofonen aus?
Bei klassischer Orchesteraufstellung verwende ich Stützen nur für Solisten.
Da muss es dann auch keine Hyperniere und möglichst nah sein, da ich sie im Mix nur in den Solo-Parts hochziehe.

Falls ein Flügel dabei ist, steht der meistens schon etwas extra. Ich nehme ihn mit zwei Mikrofonen nach diesem Muster (Abb. 5) ab.

Wie sieht es mit Maßnahmen zur akustischen Trennung aus, also zB Stellwände?
Nein.

Wie sieht es mit Monitoring aus?
Mir wäre noch nie der Gedanke gekommen, ein Orchester mit Monitoren auszustatten.
Orchestermusiker, sind es gewohnt, auf ihre Umgebung zu hören.
Den Gesamteindruck muss der Dirigent steuern.

Und zu guter letzt, über 24Bit brauchen wir uns nicht zu unterhalten, aber mich würde Interessieren, und zwar völlig wertfrei, ob der ein oder andere bei solchen Projekten auf höhere Sampleraten setzt?
Höher nicht, macht meines Erachtens auch keinen Sinn.
Aber ich habe mal nicht aufgepasst und mit 16 [g=395]Bit[/g] aufgenommen.
Als ich es mittendrin bemerkt hatte, wollte ich daran nichts mehr ändern, sondern habe den [g=284]Headroom[/g] etwas verkleinert, was mir allerdings an zwei lauten Stellen [g=99]Clipping[/g] eingebracht hat. Isotope-RX sei dank, dass ich die Aufnahme doch noch retten konnte.
 
@petaod

Danke für dene Antworten!
Meinst Post sollte eigentlich nicht den Eindruck erwecken das ich wissen wollte wie man sowas macht, sondern einfach mal einen Meinungs/Erfahrungsaustausch wie ihr das so macht, denn man kann immer was neues lernen und ausprobieren, wenn es sinnvoll erscheint und man vielleicht selbst nicht drauf kam. Daher der Thread hier.

Und ja, EBS nutze ich persönlich sehr oft (eben auch aus den von dir genannten Gründen), vor allem wenn es schnell gehen muss, bei Livemitschnitten etc.
Klar, bei solchen mitschnitten stelle ich natürlich auch keine Trennwände etc auf, bzw Stütze nur Solisten. Aber bei Studioaufnahmen, da würde es mich eben interessieren wie da die Leute hier rangehen die auch solche Aufnahmen machen.
Zum Monitoring, ich habe alleine schon aus Kostengründen usw. noch nie über ein solches Monitoring nachgedacht und sehe das auch wie du. Mir liefen aber auch schon des öfteren Bilder etc. über den Weg, oder hier und da der ein oder andere die zuminest erzählten sowas zu machen. Daher meine Frage. Vielleicht hat ja Wolfgang in der hinsicht Erfahrungen?

Ich selber habe das mal mit 88khz probiert und vorher schonmal die gleichen Leute im gleichen Raum mit 44,1 aufgenommen. Aber hier muss ich sicher noch mehrfach probieren bis ich mir da ein Urteil bilden kann.
 
ReinerReibach schrieb:
...Aber bei Studioaufnahmen, da würde es mich eben interessieren wie da die Leute hier rangehen die auch solche Aufnahmen machen.

Da wuerde ich erst mal unterscheiden was fuer ein Besetzung das Orchester hat ( Blas, Streich, Symphonische...), was das Ergebnis sein soll ( also eher eine "klassische" Aufnahme in voller Besetzung oder Filmscoring in voller oder reduzierter Besetzung, oder...), wieviel Zeit zur Verfuegung steht und letztendlich wie der Raum klingt.

Es gibt da schon ein paar Geschichten die sich lohnen auszuprobieren aber nur wenn Zeit und der dementsprechende Raum vorhanden ist.

Auch ist es eine grundsaetzliche Frage ob konventionell in Stereo oder/auch in Surround aufgenommen werden soll.
 
> Wie sieht es mit Monitoring aus? Hören sich die Musiker selbst oder
> bekommen sie bei euch Kopfhörer (ja klar, das können schonmal viele sein).

Aus der Perspektive eines (klassisch symphonischen) Orchestermusikers: Kopfhörer sind in großen Ensembles Gift und unnütz. Die [g=184]Balance[/g] eines Klangapparats ergibt sich aus einer über Jahrzehnte antrainierten Fähigkeit, seine eigene Lautstärke konstant und flexibel der gehörten Restbalance anzupassen... Kopfhörer verändern die akustischen Eigenschaften da deutlich zu stark. Macht also null Sinn.

Dirigent mit Kopfhörer: Jein. Bei Ton-zu-Bild-Produktionen oft notwendig; ansonsten überflüssig. Klick halte ich für eine absolute Seltenheit bei klassischen Orchesterstudioproduktionen.
 
Brocken schrieb:
Klick halte ich für eine absolute Seltenheit bei klassischen Orchesterstudioproduktionen.


Nicht unbedingt.

Manchmal ist es ganz hilfreich wenn man beim ausbessern das Originaltempo wenigstens als blinkende LED hat.

Nachdem 3 - 4 ten mal Einsteigen in die selbe Passage veraendert sich das gefuehlte Tempo doch um ein paar [g=45]Bpm[/g] die beim Schnitt Probleme bereiten koennen.
 
Absatz falsch gesetzt: Klick fürs Orchester halte ich für eine absolute Rarität. Optische/akustische Krücken für den fuchtelnden Hampelmann nicht.
 
@Brocken

Mit den Kopfhörern habe ich es bisher auch immer genauso gehandhabt, nämlich gar nicht. Jedoch habe ich eben von einigen Leuten mitbekommen das sie eben soetwas anscheinend doch einsetzen zB für Ton zu Bild produktionen oder eben kleinere Ensembles. Daher meine Frage, ob da jemand von euch Erfahrungen mit so einer Sitaution hat, ich habe soetwas bisher nämlich immer vermieden bei solchen Aufnahmen, da ich es auch nur so kenne das sich die Orchestermusiker eben untereinander orientieren und ich da Kopfhörer für fehl am Platz halte, aber es könnte ja sein das jemand anders arbeitet oder schonmal in Situationen kam in denen er anders arbeiten musste, daher meine Frage.

Für den Klick beim Dirigenten war ich beim schneiden auch schon hier und da mal sehr dankbar.
 
> doch einsetzen zB für Ton zu Bild produktionen oder eben kleinere Ensembles.

Klar. Wie gesagt - in großen Ensembles, die eigenständig den Gesamtklang produzieren, machen Kopfhörer keinen Sinn. Dasselbe gilt für kleine Ensembles (Streichquartette, -quintette, Oktette, kleine Kammerensembles), sofern sie nicht in einen bestehenden Hintergrund integriert werden. Kopfhörer werden erst notwendig, wenn das Quartett o.ä. Musik begleitet, die nicht live parallel gespielt wird (z.B. eine Popballade o.ä.). Da muss aus Koordinationsgründen der KH her.

Will sagen: Wenn jemand die Auferstehung von Mahler einklopft, dann wird keiner Kopfhörer verteilen. Und wenn das Emerson Quartett Shostakovich aufnimmt, genauso wenig. Aber wenn ein kleines Ensemble Popstreicher hinzufügt, dann macht's absolut Sinn.
 
ReinerReibach schrieb:
Und zu guter letzt, über 24Bit brauchen wir uns nicht zu unterhalten, aber mich würde Interessieren, und zwar völlig wertfrei, ob der ein oder andere bei solchen Projekten auf höhere Sampleraten setzt?

Nein.

Kleine Anekdote am Rande: Orchesteraufnahme in der Tschechei fuer einen Score.
Englischer Aufnahmeleiter, deutscher Dirigend, tschechisches Orchester.

Vorgaben: 96kHz, keine Overdubs.

Insgesamt 54 Mikros am Start und alle einzeln aufgenommen.

Problem: Pult konnte nur 48 Kanaele in 96!

Also umgeschaltet auf 48kHz.

Aufnahmeleiter kommt nach der ersten Probe rein um es sich anzuhoeren und sieht den Synchroniser auf 48 stehen (bloedes Teil das es auch noch so ne grosse Anzeige hat!) und fragt mich warum wir in 48 aufnehmen, er moechte aber in 96 aufnehmen. Basta!

Ich konnte jetzt schlecht sagen: Geht nicht! Weil, geht nicht, gibt´s nicht bei einem Aufnahmeleiter!
Und schon gar nicht wenn es nicht sein Problem ist!

Aber Wolfgang ist ja nicht dumm und stellt den Synchroniser auf 96kHz!

Solange man den Wert nicht mit Enter bestaetigt wird der Wert auch nicht uebernommen (gutes Teil!).

Aufnahmeleiter kam nach dem naechsten Stueck rein, hoerte es sich an und sagte: Das klingt doch schon ganz anders!

Alle waren zufrieden und wir machten mit 48 weiter. :D
 

Ähnliche Themen

Robertl
Antworten
12
Aufrufe
8K
Florian Hoffmann
Florian Hoffmann

Oft gelesene Themen

Zurück
Oben