Orchester: Beste Library für Akkord-Drücker

[stefangeidel]

Hallo Leute,

ich bin ja jetzt schon eine ganze Weile im Orchester-Plugin-Geldvernichtungs-Geschäft dabei und habe sowohl ein paar gute als auch ein paar eher schlechte Käufe getätigt.

Oft gibt es Threads, in denen gefragt wird, welches denn nun die beste Library ist. Und in vielen Fällen ist damit gemeint, welche am authentischsten klingt und mit dem Komplexität-Grad, den man sich damit meist unweigerlich einfängt, bekommt man schnell die Antwort, dass man sich möglichst gut mit Orchestern auskennen muss und man ohne Einzelinstrumente, einer ausgefuchsten Orchestration sowie einem intelligenten Arrangement keine wirklich brauchbaren Songs basteln kann.

Hab ich sehr viel Verständnis für und generell befürworte ich auch sehr, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen. Ich würde aber gerne mal ein paar Meinungen zusammenstellen, die einen anderen Ansatz verfolgen.

Anfänger werden häufig mit der Komplexität der Thematik überrannt und das finde ich sehr schade, denn wenn man mal den Einstieg gefunden hat, kann man sich ja mit der Zeit reinfinden und der für mich praktikabelste Ansatz war hier immer, dass der Spaßfaktor die größte Rolle spielt. Mir persönlich macht es immer Spaß, wenn es gut klingt und das tut es am Anfang mit genannten Einzelinstrumenten eben nicht. Und geholfen hat es mir, einen guten Basis-Sound per Akkord zurecht zu legen und dann im Anschluss in Einzelinstrumente auszulagern, worauf ich meinen Fokus legen mochte.

Hier soll es also mal um Erfahrungen gehen, welche Plugins für "ungelerntes" Publikum einfach aus der Dose mit einem - nennen wir es mal - Piano-Dreiklang schon nach einem guten bis amtlichen Orchester klingt.

Ich würde mich freuen, wenn wir die Diskussion über Sinn und Unsinn dieses Ansatzes an anderer Stelle (gerne privat per PM, in einem weiteren Thread oder bei einem Glühwein in Frankfurt ) auslagern können und uns hier nur auf die Plugins und den Erfahrungen damit konzentrieren könnten.

Also lasst mal hören

 

[ModulationMatrix]

Orchester-Plugin-Geldvernichtungs-Geschäft

Bei Daniel James ist es egal welche Library am Start ist, da klingt jeder Akkord geil. Nee, Albion wurde z.Bsp. für diesen Einsatz ausgelegt. Klappt bis auf einige Schwachstellen auch ganz gut.

 

[Violinist]

Habe mir im Zusammenhang mit dem Black Friday "Cineorch" von Cinesamples für wenig Geld geholt.

Da gibt es im Grunde 2 Patches. Einmal tiefe Instrumente und einmal hohe Instrumente. Auf der ganzen Klaviatur sind Dur und Moll Akkorde, auch als Sext- und Quartsextakkorde zu finden. Im Prinzip eine super Sache, klingt wirklich toll. Doch ist man halt auch total limitiert. Es fehlen Vorhalte, Septakkorde etc...Die Stimmführung passt sich auch nicht automatisch an.
Wenn einem gerade nichts einfällt, kann man da zwar wild drauf losspielen, allerdings ist man wie schon gesagt stark limitiert. Letztendlich ein nettes Spielzeug und zur Inspiration prima. Aber arbeiten kann man damit nicht wirklich.

Ist auch immer die Frage wo "Komposition" beginnt und aufhört. Ich persönlich sehe sowas eher kritisch, da fehlt die Individualität. Und genau das braucht man ja in der Filmmusik. Mit Akkord-Verbindungen alleine ist es noch nicht getan. Melodien, Kontrapunkt und individuelle Instrumentierung fehlen halt gänzlich. Sonst würde jeder Regisseur/Filmemacher auf bereits Vorhandes zurückgreifen. Wäre ja auch viel billiger.

Lg

 

[oxo]

alternativen wären die libs von projectSAM mit vor-orchestrieren patches, oder die "baukasten"-libs von sonokinetic (sotto, grosso, capriccio, minimal, usw.). desweiteren solche sachen wie action strings oder action strike von NI.

 

[stefangeidel]

Sehr interessant finde ich übrigens gerade für Einsteiger das One-Butto-Plugin hier:

https://www.projectsam.com/Products/Symphobia-Colours/1439

Konnte es leider noch nicht selbst spielen, aber gerade zum aufbauen von Hintergrund-Akkorden finde ich das Teil auf den ersten Blick genial! Also auch zum absoluten Rough-Sketch.

Und da noch eine Melodie aus einem hochwertigen Einzel-Instrument drüber zu setzen, sollte man ohne viel Zutun hinbekommen

Schade, dass die Demos und der Trailer nur die Legatos zeigen. Die Staccatos sind auch nett gemacht, finde ich. (Hört man im zweiten YT-Video ab ca. Minute 10:05)

 

[magnazeon]

Hintergrund-Akkorden

Wie klingen denn solche Akkorde? Und gibt es auch Vordergrund-Akkorde?
Was ist der Unterschied? Erkläre mir das bitte!

 

[stefangeidel]

Naja ich meine damit, dass ich damit schnell ein Orchester zusammen habe, welches nicht im Vordergrund des Songs steht.

Es ist ja doch oft so, dass man eine bestimmte Melodie im Kopf hat und auch schon ein Instrument der Wahl in der engen Auswahl hat, welches diese spielen soll. Da braucht man nicht immer eine ausgefuchste Komposition drumherum, welche diese Melodie trägt. Und nicht jeder will sich auch damit beschäftigen (müssen).

@magna: Ich glaube zu wissen, worauf deine Frage abzielt. Vergiss aber nicht, dass es hier nicht um komplexe Arrangements gehen soll, wie du sie ja üblicherweise ablieferst und auch beherrschst, sondern um einen Anwenderkreis, der beim Umsetzen seiner Ideen zu einem schnellen (wenn auch nicht ganz so flexiblem oder perfekten) Ergebnis kommen möchte.

Wenn du einen Tipp für ein Plugin hast, welcher den Usern hierbei hilfreich zur Seite stehen kann, bist du gerne und herzlich eingeladen, ihn hier mit uns zu teilen.

 

[oliveramberg]

Die Sonokinetic-Libraries wie bereits von oxo angesprochen sind hier meiner Meinung nach ganz klar vorn, wenn's schnell und schmerzlos gehen soll.

 

[Violinist]

Es ist ja doch oft so, dass man eine bestimmte Melodie im Kopf hat und auch schon ein Instrument der Wahl in der engen Auswahl hat, welches diese spielen soll. Da braucht man nicht immer eine ausgefuchste Komposition drumherum, welche diese Melodie trägt. Und nicht jeder will sich auch damit beschäftigen (müssen).

Ähm, ich glaube du hast da was Grundlegendes missverstanden. Langweilige und statische Akkorde bleiben langweilige Akkorde, egal ob jetzt von einem Klavier gespielt oder von einem Orchester mit gefühlt 150 Ton-Verdoppelungen. Eine Melodie kann dadurch auch nicht besser getragen werden. Instrumentierung ist im Prinzip nur eine Fassade.

 

[magnazeon]

Danke für die Erklärung, Oliver.
Genau das meine ich auch und deswegen fragte ich.

Kurzum für alle, die sich nicht ganz so tief mit dem Thema auskennen, wie Zum Beispiel StefanGeidel:
Es gibt keine Hintergundakkorde!


Entweder ist ein Akkord da, oder nicht.

 

[Realist]

Habe mir im Zusammenhang mit dem Black Friday "Cineorch" von Cinesamples für wenig Geld geholt.

War letztes Jahr auch eines meiner grössten Fehlinvestitionen.

 

[oliveramberg]

Hier mal eine kurze Hörprobe. Es handelt sich um eine Skizze für einen Track eines Filmsoundtracks. Budget extrem klein. Zwei Stunden Musik produzieren. Da hilft es halt ungemein, wenn man hinten schon mal was krachen lassen kann. Und das relativ fix. Wenn Zeit keine Rolle spielt, kann man selbstverständlich alle Runs und Pattern auch selber zusammenschustern.




https://soundcloud.com/oliver-amber...n=oliver-amberg/sets/faust-soundtrack/s-gdanE

 

[ModulationMatrix]

Sonokinetic DaCapo finde ich z.Bsp. auch ziemlich gut vom Preis-Leistungsverhältnis her, aber obacht, stacccato mit nur 2 Round Robins. Das klingt ziemlich scheiße. Entweder man maskiert es im Arrangement oder es ist solo quasi nicht nutzbar.

 

[ModulationMatrix]

@Oliver/magna: ich denke Stefan will auf so Sachen wie NI Action Strings hinaus, da drückt man ja einen Knopp und es kommt eine tolle String Sektion raus. Albion hat das auch, so einen Phrase Builder, da muss man nur noch den Akkord drücken und es kommt eine rhythmische Figur in gebrochenen Akkorden raus.

 

[stefangeidel]

Dass ich mit dem Thread hier nicht versuche die Orchester-Puristen zu überzeugen ist mir auch bewusst. Anscheinend drücke mich mich aber so unverständlich aus, dass das nicht bei allen anzukommen scheint.

Wie dem auch sei - es sind ja schon ein paar konstruktive Vorschläge gekommen Danke dafür!

 

[Violinist]

Ich glaub es geht gar nicht darum, dass man dich nicht versteht was du willst. Ich weiß ja was du willst. Geile Orchester Arrangements ohne theoretisches Hintergrundwissen in Windeseile durch Knopfdruck. Nur das gibt es nicht. Da reichen ein paar Akkorde zu drücken nicht aus. Es fehlt die Stimmführung und der Kontrapunkt. Da betrügt man sich nur selbst wenn man sich immer einredet, dass es nur auf den Sound ankommt.

Man muss kein Beethoven sein um das zu machen. Der wichtigste Faktor ist die Zeit. Komponieren auf Knopfdruck geht nicht.

 

[magnazeon]

Das sehe ich auch so.

 

[ModulationMatrix]

Ich glaub es geht gar nicht darum, dass man dich nicht versteht was du willst. Ich weiß ja was du willst. Geile Orchester Arrangements ohne theoretisches Hintergrundwissen in Windeseile durch Knopfdruck. Nur das gibt es nicht. Da reichen ein paar Akkorde zu drücken nicht aus. Es fehlt die Stimmführung und der Kontrapunkt. Da betrügt man sich nur selbst wenn man sich immer einredet, dass es nur auf den Sound ankommt.

Man muss kein Beethoven sein um das zu machen. Der wichtigste Faktor ist die Zeit. Komponieren auf Knopfdruck geht nicht.

Seh ich nicht so. Für quick and dirty gibt es das schon. Nicht jede Komposition muß Kontrapunkt und filigran ausgearbeitete Stimmführung haben, das ist totaler Quatsch. Irgendein Ostinato, noch mit ner Steigerung der Velocity versehen, am Ende Bumm Päng, das reicht oftmals.

Kommt alles immer auf den Anwendungsfall an.

 

[magnazeon]

Das mag sein, aber das ist dann trotzdem kein Hintergrundakkord.

 

[Dodo_I]

Es fehlt die Stimmführung und der Kontrapunkt. Da betrügt man sich nur selbst wenn man sich immer einredet, dass es nur auf den Sound ankommt.

Ja, leider. ich habe minimal von Sonokinetic. Und zunächst fand ich das auch klasse.
Doch schon nach ganz kurzer Zeit merkt man dann doch, wie eingeschränkt man ist, wenn immer das gleiche Pattern durchtackert.

Allerdings kann man ja jetzt bei den neueren Libraries von Sonokinetic die Midi-Daten der Patterns quasi "rausziehen".
Wenn das wirklich gut funktioniert, dann hat man ja eigentlich das, was man braucht. Schnell eine "fertig arrangierte" Begleitung, die man dann individualisieren kann.