Nein!

[Klauski]

Nein!

Der Schlag
trifft mein Gesicht
etwas zerbricht
zersplittert
mehr weiss ich nicht
wie wenn’s gewittert
Donnerhall
In meinen Ohren dröhnt
der laute Knall
mein Schutzengel
in freiem Fall
das Fundament erzittert
wankt
kein Gleichgewicht

Nein!

Ich weiss nicht
ob du weisst
was es heisst
allein zu sein
mit diesen Schwein’n
und wenn Du schreist
kriegst Du eins rein
und keiner der dir hilft,
zurückgelassen, ganz allein
nur diese Grimassen,
die nicht von dir lassen
dich immerzu befassen

Nein!

Egal, ob ich fleh’ und bitt’
ich sprür' die Tritt
der Strudel reisst mich mit,
dreht sich zu schnell
viel zu hell
durchströmt mich
Licht
unendlich grell
wie ein Stroboskop
der Teufel tobt
ich stell mich tot
dröhnende Musik
donnernder Bass
unsagbar grob
ohne unterlass
und ich gebäre Hass

Nein!

Ich werd verrückt
der Typ
hält mir die Kehle zugedrückt
und grinst verzückt
minutenlang
halt ich den Atem an
krall meine Fingernägel lang
in seine Haut
mein Herz pocht laut
es rauscht mein Blut
in meinen Adern staut
sich Wut
ich ring um Luft
und ohne Macht
verlier
ich mich
und spür
den nächsten Schlag

kein Kampf
ich lieg verkrampft
im Dreck
das weisse Kleid
zerrissen in der Eck
ob ich verreck?
Schmerz hämmert
gegen meine Schädeldeck’
taktlos himmelwärts


Nein

ich bin nicht bereit
aufzugeben
werde alles geben
ich will leben
und werde nie verzeih’n
Nein! nie verzeih’n
hörst Du mich schrei’n
Nein!


ich geh
die Zeit
schein still zu steh’n
und keiner hört mein fleh’n
wem kann ich noch vertrau’n?
- wem?
Die Scham hat alles ausgelöscht
Fragen über Fragen
auf dem Seziertisch
Weinen Klagen
tausend Zweifel
die an mir nagen
ich kann nicht mehr
vertrau’n
keinem mehr
in die Augen schau’n
dreh mich weg,
hört er endlich auf,
der Traum?

Nein!

 

[ModulationMatrix]

Ja, starker Tobak. Ich will mal nur eine Sache anmerken, dass mir diese reimtechnisch bedingten Wort-Kürzungen (Tritt, Schädeldeck) hier irgendwie sehr sehr unpassend erscheinen, weil da eine ganz deutliche harte Alltagssprache mit so gekünstelten dichterisch anmutenden Worten kollidiert. Wenn es geht würde ich das irgendwie umschiffen.

 

[SoulFrontier]

Ja, steckt erkennbar viel Arbeit drin!
Ich finde es soweit gelungen mit Ausnahme der ganzen Passage mit Dreck, verreck...Schädeldeck (hää?)
Das kann man aber schnell beheben.

Was mich interessiert was beabsichtigst Du, wer ist Dein Adressat?
Betroffene werden es wohl kaum lesen/hören wollen, potentielle Opfer haben eh schon mehr oder weniger Angst davor, denen hilft das eher nicht.

Täter, auch potentielle lässt es kalt vermute ich.

Oder? Ich weiß es nicht, sind nur Fragen, die sich mir beim Lesen stellen.
Hast Du denn mit Frauen/Mädchen gesprochen, die Opfer sind? Ohne das würde ich mich an so einen Text, auch noch in der ich Form niemals wagen. Und falls geschehen, es sagen denn Betroffene?

p.s. Ich höre gerade Sia mit “alive“ und für mich ist das ein starker Song zum Thema, der aber Kraft gibt und Hoffnung und so (nur so?) macht imo ein Text dazu Sinn.

 

[Klauski]

@ModulationMatrix

deutliche harte Alltagssprache

yes, da hast Du ganz klar recht,
aber das ist nicht meine Sprache
und
das Thema geht ja nicht nur den Personenkreis an, der sich dieser Sprache bedient. hm

Was mich interessiert was beabsichtigst Du, wer ist Dein Adressat?
Betroffene werden es wohl kaum lesen/hören wollen, potentielle Opfer haben eh schon mehr oder weniger Angst davor, denen hilft das eher nicht.

@soulfronier Das hätte ich auch gedacht aber

ich bin von einer Rapperin angeschrieben worden, ob sie meinen Angst-Text verwenden dürfte und ob ich mir vorstellen könnte über das Thema Vergewaltigung einen Text zu machen. Wobei ihre Sprache "deutliche harte Alltagssprache" ist und das dürfte schon eher das Problem sein.

 

[ModulationMatrix]

@ModulationMatrix

deutliche harte Alltagssprache

yes, da hast Du ganz klar recht,
aber das ist nicht meine Sprache
und
das Thema geht ja nicht nur den Personenkreis an, der sich dieser Sprache bedient. hm

Das war auch kein Kritikpunkt, falls du es so verstanden hast. Die Kritik war nur dass sich harte Sprache und einige lyrisch anmutende Wörter überhaupt nicht gut mischen für mein Empfinden.

 

[Teestunde]

@Klauski

ich bin von einer Rapperin angeschrieben worden, ob sie meinen Angst-Text verwenden dürfte und ob ich mir vorstellen könnte über das Thema Vergewaltigung einen Text zu machen. Wobei ihre Sprache "deutliche harte Alltagssprache" ist und das dürfte schon eher das Problem sein.

Also ich empfinde es durchaus als deutliche harte Alltagssprache, was du da schreibst.

 

[Gast92251]

Jein!

 

[sanoor]

Mich befällt ein gewisses Unwohlsein wenn ich den Text lese. Eine Frau, die ihre eigene Vergewaltigung beschreibt, wobei der Text sich weitestgehend mit der Beschreibung des Vorganges an sich und nur zweitrangig mit den emotionalen Vorgängen beschäftigt. Dazu kommt die wortgewaltige poetische Sprache, die mir für die Beschreibung des Vorganges aus Sicht der Betroffenen ziemlich unpassend erscheint. Ein Opfer, dass in blumiger Sprache beschreibt, dass es z.B nach Tritten von zu hellem stroboskopartigem Licht durchströmt wird....kann mir kaum vorstellen, dass ein Opfer von Gewalt das als eine angemessene Darstellung dessen empfinden kann, was da in ihm/ihr vorgeht. Kann mir auch nicht vorstellen, dass sich das Opfer während einer Vergewaltigung Gedanken darüber macht, ob das weiße Kleid zerrissen in der Ecke liegt. Glaube auch nicht, dass eine Frau im Moment der Vergewaltung Hass oder Wut gebiert......kommt mir wie die Projektion einer eher typisch männlichen Reaktion vor. Todesangst, Entsetzen und Verzweifelung dürften es vielleicht eher treffen. Ich bin mir sicher, du bist mit besten Absichten an den Text rangegangen, aber irgendwie bist du da in gefährliche Fahrwasser geraten.

 

[SoulFrontier]

+1 sanoor

Ich verstehe auch nicht die Intention. Und wegen den Schilderungen der Gefühle und Gedanken des Opfers während der Tat, das kann ich mir halt auch nicht vorstellen, deshalb ja meine Fragen an Klauski.

Wen soll denn Dein Text erreichen und mit welcher Absicht?

Wenn Texte über solche Gewalttaten, dann doch besser nur andeuten, da kann jeder sich schon selber sein eigenes Erleben einfügen, dafür aber die Konzentration und Schwerpunkt auf Mut und Beistand.

Siehe als Beispiel Sia alive, schon erwähnt.

 

[Klauski]

Also ich empfinde es durchaus als deutliche harte Alltagssprache, was du da schreibst.

@ teestunde:
Nunja, ich habe beispielsweise einen Raptext von ihr gehört und ich würde ihn vorsichtig gesagt als „nicht jugendfrei“ bezeichnen.

Mich befällt ein gewisses Unwohlsein wenn ich den Text lese. Eine Frau, die ihre eigene Vergewaltigung beschreibt, wobei der Text sich weitestgehend mit der Beschreibung des Vorganges an sich und nur zweitrangig mit den emotionalen Vorgängen beschäftigt. Dazu kommt die wortgewaltige poetische Sprache, die mir für die Beschreibung des Vorganges aus Sicht der Betroffenen ziemlich unpassend erscheint. Ein Opfer, dass in blumiger Sprache beschreibt, dass es z.B nach Tritten von zu hellem stroboskopartigem Licht durchströmt wird....kann mir kaum vorstellen, dass ein Opfer von Gewalt das als eine angemessene Darstellung dessen empfinden kann, was da in ihm/ihr vorgeht. Kann mir auch nicht vorstellen, dass sich das Opfer während einer Vergewaltigung Gedanken darüber macht, ob das weiße Kleid zerrissen in der Ecke liegt.

@sanoor,
Ich denke das ist eine ganz subjektive „Sache“. Da wird es kein generelles Nachempfinden geben.
Ich weiß nicht, ob Du schon mal in Ohnmacht gefallen bist, ich hatte jedenfalls bei einer schmerzhaften Nachuntersuchung nach einer Ohren-OP einen Ohnmachtsanfall und war für eine unbestimmte Zeit bewusstlos und das war schon krass, was man da so empfindet. Vor allem ist der Weg zurück in die Realität ein beklemmendes Gefühl weil man vieles nicht auf die Reihe bekommt weil da einfach Gedächtnislücken sind. Und man versucht anhand der Menschen, des Ortes und der Dinge, die man tatsächlich sieht, sich zu erinnern und die Zusammenhänge wiederzufinden.

Todesangst, Entsetzen und Verzweifelung dürften es vielleicht eher treffen.

Das habe ich eigentlich versucht wiederzugeben, das ist mir dann wohl nicht ganz gelungen.

Wen soll denn Dein Text erreichen

@soulfrontier: Ich bezwecke damit keine konkrete Absicht, es ist meine Sicht einer Vorstellung was eine Frau in einer solchen extremen Situation durchgemacht hat. (Mitleid?) Aber können Worte das überhaupt beschreiben?

und mit welcher Absicht?

Es ist sicher kein Text um Geld zu verdienen.