Ich muss zugeben, ich verstehe diese Lautheitsdiskussion nicht. Damit meine ich nicht vom generellen Verständnis, sondern warum Laut generell böse ist und leise(r) eher besser. Anders gesagt, warum soll eine hohe dynamische Range abstrakt besser sein, als eine geringe?
Es kann doch immer nur auf die konkrete Performance und den Song ankommen. Habe ich ein geil performtes Jazz-Stück, dann sollen die Musiker die Dynamik gerne vorgeben, d.h. beim Fortissimo kann der Summenkomp gerne 2-3 dB abfangen, ansonsten hat er nichts zu tun. Auch ein Bolero sollte nicht mit 100 ATÜ loslegen, da das Finale sonst ziemlich öde wäre.
Wenn ich aber ne fette Rocknummer habe oder derben Electro, dann soll das Ding mM von vorne bis hinten killen. zB Death Magnetic klingt anstrengend, aber auf der anderen Seite bereits bei geringer Lautstärke, als würden die Speaker richtig arbeiten - wegen der nicht gerade subtilen Saturation.
Wie andy_g schreibt: schlecht lautgemachte Mixe sind Käse, klar. Aber man kann doch auch das Gute A nehmen. Sprich dezentes softclipping, saturation, Stem-Limiting, parallel processing. Ich geb mir nicht mal Mühe, laut zu sein und komme bei -10 raus.
Die Amis haben mal wieder kein Problem damit. Ich kann mich an keinen Contest der üblichen Verdächtigen erinnern, wo jemals das Thema "Lautheitskorridor" angesprochen wurde. Anything goes dude. Wenn man sich die erfolgreichen Produktionen mal anhört, Rihanna, Gaga, Perry, Nickelback, das EDM Gedöns, Pitbull - das Zeug ist laut, aber mittlerweile oft auch gut laut.
Oder unsere Nachbarn Wanda, die Platte klingt auf der einen Seite irgendwie retro und unaufgeregt, strotzt aber wieder mal vor Decapitatoren und Co.
Das hört man auch beim Pensado / Indaba Contest - eine gesunde Lautstärke ist da am Start. Auch wenn der Spruch von CLA langsam durch ist: Nobody's gonna die. Auch der Mix des geschätzen Asli ist da ganz vorne mit dabei und klingt mM Bombe.
Hier scheint man die Lautheit geradewegs aus ethischen Gründen abzulehen, unappetitlich, unredlich. Frage mich manchmal, ob hier niemand Radio hört, sei es nur um zu hören, was gerade so abgeht. Ein Kumpel von mir macht Post-Production beim Film, also Musik, Schnitt und Co. Da ist jetzt 4K der Standard. Das verbraucht sackviel Speicher und Rechenleistung beim Rendern. Da kann man auch nicht sachen, nee, ist mir zu scharf, ich bleibt bei VHS, das ist gemütlicher, da weiss man was man hat.
Und Vorteil beim Mixcontest?! - Jeder weiss / sollte wissen, dass Laut immer besser klingt und sofort alamiert sein: oh, der ist laut, ich mal mal leise und höre genau hin. Soviel Selbstverantwortung /-Anspruch sollte schon sein.
Und spätestens wenn man für jemand anderes arbeitet bzw. im Pitch ist - wird man dem die ethisch korrekte und biologisch abbaubare Version schicken oder doch eher die Nummer bei der der Pro-L im oberen Drittel rot ist?
