Hi,
zunächst mal: natürlich hat jeder Recht.
Mischen ist IMMER Geschmackssache und es gibt kein richtig oder falsch, solange am Ende alle glücklich sind!
Hier trotzdem ein paar Details. Zur Anregung – nicht als Befehl

:
1.) Zur SSL Geschichte und dem Stellenwert des SSL-[g=183]Bus[/g]-Comps
In der guten alten Zeit wurden entsetzlich viele Hits auf SSL gemischt – speziell auf der 4000er Serie. Und obwohl die EQ’s und Comps dieser Konsolen sehr gut waren (sind sie eigentlich bei jeder Konsole mit ähnlichen Preisschildern), fand die Kaufentscheidung aus anderen Gründen statt – die Dinger waren halt zufällig bei der automatisierten Konsole dabei.
Im Workflow dieser Zeit wurde die Summe nach dem Mixdown auf Band zum Mastern gegeben. Tape hat aber ein paar – inzwischen vergessene – Nachteile: nach unten hin Rauschen und nach oben hin Sättigung. Man brauchte also ein möglichst hoch ausgesteuertes Signal, ohne in die Sättigung zu kommen.
Egal wie gut man sich mit legalen Mitteln an die Grenze herangemischt hat, wenn gar nichts mehr ging konnte ein ganz vorsichtig in der Summe plazierter Comp noch mal 1 – 2 db herausholen.
Warum der Konsolen [g=183]Bus[/g]-Comp dafür überhaupt je benutzt wurde, lag ganz schlicht am Arbeitsanfall und der daraus resultierenden Geschwindigkeit. In der Blütezeit der Pop-Musik wurde z. B. in der Powerstation in NY in drei Schichten gearbeitet. Jeder dahergelaufene Student konnte sich dort in den 80ern gutes Geld verdienen, indem er zu irgendeiner Tages- oder Nachtzeit da reinspazierte und für einen beliebigen, vor Erschöpfung bewusstlosen Ton-Ing, die Session fertig machte. Bei so einem Tempo ist für Gefühle kein Platz und da der Konsolen-Comp eigentlich ganz okay war, musste dieser öfter für den letzten Schliff herhalten als esoterische 19“-Sachen, die in der Regel – wenn man sie mal brauchte – entweder kaputt, in Gebrauch oder an einen Studenten verliehen waren. Außerdem erwies er sich im Laufe der Zeit als angenehm „farblos“ und unauffällig.
Mit dem Auftauchen digitaler Aufnahmegeräte war der Grund für diesen letzten Comp also eigentlich nicht mehr gegeben, aber nichts ist so beständig wie ein Provisorium – was es ursprünglich einmal war.
2.) Zur Renaissance des SSL-[g=183]Bus[/g]-Comps
Die Marketingleistung der Firma Waves (eine der Powerstation SSL ist übrigens nach Israel verkauft worden

) – und neuerdings auch SSL selber – ist um so höher zu bewerten, da hier ein Produkt gehyped wird, über dessen Existenz man sich zu der damaligen Zeit kaum bewusst war. Heute ist es so, dass die Mix-Busse jeder SSL die ich kenne – das wären so zwischen 30 und 40 – ziemlich standardisiert mit bestimmten externen Comps zusammen gepatcht sind. Die Busse! Stereo [g=183]Bus[/g] ist clean – man braucht da ja nichts mehr bei dem abartigen [g=284]Headroom[/g] der digitalen Medien.
Über die Headline „glue the mix together“ hab ich schon viel gelacht – auch zusammen mit den Leuten, die das angeblich gesagt haben. Man hat da wirklich geschickt ein Zitat aus dem Zusammenhang gerissen und einem Produkt damit eine Relevanz gegeben, die es eigentlich nie hatte. Der Einsatz des Summen-Comps in den 80ern war damit begründet, dass man es nicht und unter gar keinen Umständen hörte. Ein Mix, der nur von einem [g=322]Compressor[/g] zusammengeschweißt wird, war damals und ist heute ein Mix für die Tonne. Man macht eigentlich aus dem Unvermögen der Leute ein Verkaufsargument. Das ist ganz großes Kino!
@ azari
„studios mit ssl-pulten benutzen beim mischen auch immer den summenkompressor“
Beim Mischen, ja. Wobei ich in den letzten 10 Jahren verschärft die Beobachtung mache, dass, sobald ich ihn auf die Drums haue, irgendein Typ mit schütteren, langen Haaren „Bon Jovi rocks“ brüllt.
Selbst wenn das in 60% der Fälle nur Spaß ist: klingt schon ein bisschen nach „Disco“ und sauberem „Hair-Rock“ – nichts gegen lange Haare, aber gepflegt müssen sie sein
@ weapon x
„Frequenzselektive [g=183]Bus[/g]-Kompression“ findet beim mischen statt. Bedeutet, die Busse mit zusammenpassendem Material zu beschicken, z. B. [g=118]Bass[/g]-Drum & [g=118]Bass[/g] etc.. In der verschärften Variante geht das in parallele [g=183]Bus[/g]-Kompression über (Ein [g=183]Bus[/g] mit gut angefahrenem Power-Comp und parallel dazu einer mit dem cleanen Signal). Damit lässt sich komprimiertes Signal und natürliches Signal prima mischen, bis eine optimale [g=184]Balance[/g] gefunden ist. Nur für’s Protokoll und damit es keine Missverständnisse gibt: die einzelnen Signale in den Kanälen sind natürlich vorher nach belieben bearbeitet worden.
Wenn man jetzt seine Mix-Busse beschickt hat, z. B. mit BD/[g=118]Bass[/g], Drums, Gitarren, VOX, Pads oder wie auch immer (es gibt jeden Bus zweimal, also zum Beispiel Drums mit heftigem Comp und Drums „nackt“) macht man eigentlich nichts anderes als einen Stereo-Bus Comp über alles drüber zu radieren – nur sehr viel kontrollierter und besser einstellbar. Der Comp für [g=118]Bass[/g] wird sich in den Einstellungen immer vom Comp für die Akustik-[g=422]Gitarre[/g] unterscheiden – warum also beides über einen jagen?
Das ist nicht viel komplizierter als früher, die Ergebnisse werden aber deutlich besser und – wichtig für die jungen Leute – mächtig viel lauter ein.
Man kann auf diese Weise einen Mix basteln, der beim Mastern fast nicht mehr komprimiert werden oder lauter gemacht werden muss und als Mix schon druckvoll und transparent klingt. Mit azaris oder weapons Comp Einstellungen und einem dezenter Limiter ist das Ding fast schon Presswerk-fähig.
Da es gerade bei dem einen oder anderen klingelt: Genau! Funktioniert wie ein sehr individueller und mächtiger Multi-Band-[g=322]Compressor[/g] … aber VOR der Stereo-Summe und damit mit allen Einstellmöglichkeiten, die später gerne S c h e i ß e klingen.
Wer’s gerne noch komplizierter mag oder gleich in der Oberliga mitmischen will (endlich ein witziges Wortspiel – und was für ein Brüller) kann das ganze auch in der Hard-Core Version probieren: Manche Instrumente reagieren gut auf eine Mischung von Comps mit verschiedener Charakteristik. Man kann daher z. B. den [g=118]Bass[/g] auf einen 1176 [g=183]Bus[/g] und gleichzeitig auf den LA-2A [g=183]Bus[/g] schicken – parallel natürlich auch noch unbehandelt durchschleusen. Damit bin ich an dem Punkt, den ich ITB noch nicht geschafft habe und der damals das Hauptargument für SSL war: an der Konsole kann ich die Busse prozentual beschicken, also z. B. 30% auf den 1167 und 60% auf den LA-2A. Von da aus geht es weiter – wenn man will.
OHNE Phasenschweinereien.
Das ist schwer arbeitsintensiv und auf dem Papier unendlich verwirrend – ich weiß. In der Praxis führt das dazu, dass man eben seine Konsole so eingerichtet hat, dass man nicht mehr denken muss
Dieser ganze Spaß mit der [g=183]Bus[/g]-Kompression führt dazu – deshalb die langatmige Erklärung – dass man seine Hallfahnen und Räume beim Mischen in Ordnung hält und dass die nicht durch zuviel Kompression später hochgezogen werden.
@ jamin
Ist mir noch nicht aufgefallen, aber so exzessiv ist er nicht in Gebrauch.
@ steely
Oder so. Zum testen, was passiert ist das sehr schlau.
@ azari
Falscher Post, aber klingt doch auch mit Summenkompression geil, dein Zeug.
Also, was red‘ ich hier eigentlich

Sei stolz drauf, dass man’s klaut und ärger dich nicht. Finanziell ####e aber für’s Image gut. Außerdem klauen die Leute mittelmäßigen Quatsch nicht mit so viel Elan. Das kannst du ja mal als Zeichen der Wertschätzung nehmen.
PS: Ich fang immer mit ‘nem Kaffee an, dann die Drums, die kann ich inzwischen nämlich einhändig ...
PSS: Ich rede die ganze Zeit von [g=183]Bus[/g]-Kompressoren der SSL, nicht von diesem unsäglichen „Phil-Collins-[g=226]Monitor[/g]-Comp“. Nur falls einer zuckt.
Frank