Michael T.

[Andaraginga]

Hallo zusammen,

ich bin gerade dabei, zu versuchen, einfach mal wieder mehr Spaß zu haben mit dem, was ich musikalisch mache. Zuviel ARBEITEN an irgendwelchen Details, die dann doch nie richtig gut werden, hat mich zuletzt etwas frustriert.

Mit einem etwas entspannteren Herangehen und mehr Unbekümmertheit hab ich zuletzt dann tatsächlich drei Stücke/Texte fertiggemacht, die ich ganz charmant finde.

Das folgende ist ein Text, der mir heute in den Sinn kam und den ich von heute mittag bis gerade eben heruntergeschrieben hab. Zu Inhalt und Form will ich vorab gar nichts sagen, da ich hoffe, dass das alles selbsterklärend ist.

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Michael T.
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Wer ist Michael T.?

Michael T. war mein Steuermann
nicht wirklich wortwörtlich, doch von der Idee her kommt das schon ran
er hat mich gerettet, als ich orientierungslos trieb
er war da, als alles floppte und nichts als Frust in mir blieb


Vor einem Berg in der Wüste sah ich zum Himmel empor
An einer Straße voll Sand, die sich im Nirgends verlor
verloren im Jetzt, ohne Plan oder Ziel
nahm ich mir die Zeit, denn davon hatte ich viel

Ich war gekommen, begeistert über meinen coolen Job
Die Firma, der Name, ein ganz heißer Spot
Alles klang magisch, nach Geschichten, die man später erzählt
und jetzt schrieb ich mir selbst Briefe und war von der Stille gequält

Ich fragte Menschen: "Was macht ihr, wo geht ihr so hin?"
"Zuhause, 'n paar Drogen, das übliche Ding"
Die Wege ein Schachbrett, so weit und so gleich
Kein Fixpunkt, kein Highlight, nur Luft, die entweicht

Von 8 bis um 5 hieß mein Käfig Büro
Im Raum nebenan ein lederner Thron
Da saß er, gab Orders, nahm meine Arbeit und las
Mein Chef war ein Monster, ich sein täglicher Fraß

Ich wollte weg, zählte Tage und Pläne
Ich wusste nur nicht, was ich dem Monster erzähle
Vertrag ist Vertrag, seine Stimme packte mich an
„Es kommt ein neuer Kollege. Mal sehen, was der kann“

Michael war super und so viel cooler als ich
Er liebte die Straße, sein Leben und sich
Er nahm, was da kam und ich war dabei
Plötzlich blies die Luft wild und die Zeit flog vorbei

Vier Wochen lang lernte ich Dinge für Jahre
Ganz am Schluß kam mein Bus, ich sagte "Tschüß" und "ich fahre"
Dabei hätte ich gern so viel mehr noch gesagt
doch wie dankt man dafür, dass einer macht, was er macht

Und heute, nach Jahren, hab ich im Netz was gefunden
Deine aktuelle Bio, ich musste schmunzeln
Michael T., es scheint, dein Ding hast du auch später gemacht
In Gedanken bei dir, hab ich kurz leise gelacht

 

[Teestunde]

Dramaturgisch ist da irgendwo ein kleiner Knick drin. Und das Michael-Thema beginnt für mich viel zu spät. Vielleicht holst du auch ein bisschen zu weit aus? Ich bin gespannt auf weitere Meinungen. LG T.

 

[helge1973]

Ich frage mich, wie man das singen soll?

Da ist so viel Text drin, der sich wohl nur schwierig singen lässt, was der hakelingen Satzkonstruktion geschuldet ist. Grade den letzten Absatz hab ich mal so versucht zu singen und bis auf den letzten Satz da unten ... tja ... das wird eng.

Ich finde auch gewisse Kombis unglücklich gewählt, bezogen zum Thema, das ist so "cool" gewollt
"Deine aktuelle Bio", "cooler Job"), andere Sätze widerum

er war da, als alles floppte

klingen eher zu sachlich (Kinofilme, Spiele floppen - aber das Leben? Rockt mir nicht ) und der übliche Rest riecht stark nach Klischee (wieder einmal der ach so böse Chef - gääääähn!
)

Und ja ... der Michael, der kommt in der Tat viel zu spät.

Das Ganze wirkt auch so nach "einfach mal runterschreiben".
Das KANN mitunter sogar verdammt gut funktionieren.

Hier leider nicht.

Vielleicht kann jmd anders damit mehr anfangen.

Ich könnte jetzt mit dem üblichen Belehrungen anfangen, was Du alles tun könntest, aber keine Ahnung wohin Deine Reise gehen soll.

Wenn Du damit glücklich bist, dann ist's auch okay 4 me

 

[Teestunde]

Sortier doch erst mal, worauf es dir ankommt. Du hast ja nun eine schöne Materialsammlung. Die Idee, dass da jemand in Erscheinung tritt und einen "rettet", ist brauchbar. Wenn du dranbleibst, wirst du uns bestimmt bald mit einem dramaturgisch einwandfreien Text überraschen.

 

[Andaraginga]

Danke für den Input.

Die Frage scheint wirklich zu sein, wo die Reise hingehen soll. Und da hab ich wahrscheinlich wirklich etwas andere Vorstellungen.

Ich oute mich mal ein bisschen:
Wenn man mich fragen würde, was für mich die besten Texte sind, die je auf Deutsch geschrieben wurden, dann würde ich sagen, der frühe Udo Lindenberg und dann sehr, sehr lange nichts.

Ich liebe Meine erste Liebe, Cowboy-Rocker oder Leider nur ein Vakuum und find die gerade deswegen gut, weil die Sprache nicht poetisch abgehoben ist, sondern so wie tatsächlich gesprochen.
Und das Ganze darf durchaus mal flappsig sein.
Da klappen Kinnladen runter, Biergläser fallen aus der Hand, der Held zieht sich die schnellen Stiefel an, sieht sich auf der Szene um und die Frauen variieren zwischen Baby, Lady Horror,
Göttin und Rauschgift.

Und im Kern wird einfach nur eine Geschichte erzählt. Das Dramaturgische ergibt sich daraus. So zumindest empfinde ich das, da ich den einen Song als eher Dramaturgie-arm beschreiben würde, während der andere vielleicht sogar den einen oder anderen Schlenker zu viel hat.

Nicht falsch verstehen:
Natürlich geht es nicht darum, dass ich so schreiben will wie irgend jemand anders. Oder irgend jemand anderen als Rechtfertigung heranziehe nach dem Motto "der macht das doch auch so, also ist es auch bei mir okay".

Nein, ich versuch nur zu erklären, wovon ich geprägt bin und was meinen Geschmack ausmacht. Und da geht es mir primär darum, eine Geschichte zu erzählen. Und die darf und soll ruhig auch genau so klingen. Auch wenn das, so wie hier nun geschehen, als "hakelig" oder "unglücklich gewählt" empfunden wird.

Zum konkreten Stück:
Was ich wahrscheinlich doch weglassen werde, ist die "John Maynard"-Anleihe am Anfang. Die empfinde ich inzwischen doch als zu sehr über dem Rest stehend.

Und da der Michael tatsächlich spät erscheint, werde ich über einen anderen Titel nachdenken. Wahrscheinlich ergibt sich dann ein Song, der noch weniger eine klare Botschaft hat, aber das würde mich, entsprechend dem oben Erklärten, nicht stören.

Und natürlich gibt es diverse andere Sachen, die man verbessern kann. Gerne Rückmeldung dazu.

Ganz klar, ich will nicht als beratungsresistent rüberkommen, sondern hab nur versucht, zu erklären, warum ich bestimmte Sachen so gemacht hab wie sie sind.

 

[Teestunde]

Na, dann! Lass sehen. Vielleicht überzeugst du mich.

 

[holgi]

Eine tolle Geschichte die du erzählst (Text), gefällt mir.