Live + Pannen?

[neu]

Würdet ihr (bzw. tut ihr das) Live auf der Bühne die verschiedenen Signale am Mischpult pannen oder eher nicht? Mir hat jemand erzählt, dass es wohl teilweise nachteilig sei, da vor der Bühne ja nicht alle im gleichen Abstand zu den Boxen stehen. Bsp: Jemand steht direkt vor der rechten Box und hört das nach links gepannte SIgnal dann nur schlecht.

 

[Sylvi]

Also bei uns steht gar keiner vor der Box (Boxen), sondern da stehen die Boxen vor uns.

Ja, ich gebe zu, dass es manchmal etwas schwierig ist, ein ausgewogenes Signal zu hören.
Ich bewege mich sowieso viel, von Geburt an der Zappelphillip. Da gehe ich auch öfter mal in die Mitte,
oder auf die andere Seite, steig manchmal auch ganz runter, und gehe nach vorne, um den Gesamt Sound zu hören. Das kann man dann mit entsprechend kleinen Einlagen kaschieren, so daß man eigentlich nicht darauf kommt, dass ich da eigenlich eine Hörprobe mache.
Auf Kontrollboxen verzichten wir gänzlich.

Es ist auch eine Jahrelange Erfahrung und Übungssache.
So wie man sich am sichersten fühlt, und jeder Zeit mit dem Publikum auf Augenhöhe ist.

BG
Sylvi

 

[Moogman]

Das Panning ist abhängig von der Musik.
Ich nutze auch auf der Bühne für meine elektronische Musik immer ein hartes Panning, links ist links und rechts ist rechts, teils wandert das auch im Raum. Mein Zeugs ist ja alles Stereo ausgelegt und ein Orgelsound mit Leslie in Mono kommt nicht gut.
Monitoring ist Stereo

 

[speedtom]

Wir hatten doch vor kurzem eine Diskussion, bei der - wenn ich mich erinnere - die Wiedergabe in Mono grundsätzlich etwas vorteilhafter wäre (und was auch wohl die meisten, auch grosse Acts machen).

 

[birdseedmusic]

Moin

Das kommt natürlich immer auf die Bühnensituation an. Also wenn du in einem vollen Club spielst, drängen sich die Leute ja vorne an den Boxen. Aber meist hat man es mit ein paar verstreuten Peoples am hinteren Rand zu tun. Da kannst du nach Herzenslust mit dem Panning spielen.

Generell würde man ja auch nicht hart Panning betreiben, sondern Keyboard und Gitarre leicht nach links und rechts verteilen. Wir sparen uns das meist, weil es m.E. musikalisch keinen Nutzen bringt. Also es klingt dann ja nicht "besser", sondern einfach nur "anders". Das wohl deutlich wichtigere Kriterium ist die klangmäßige Trennung der Instrumente. Also dass die Gitarre nicht im Bassbereich herumwildert, dass sich Bass und Bassdrum nicht gegenseitig die Aufmerksamkeit klauen, und dass Keyboard und Gitarre ihre eigenen Bereiche haben. Also zu einer verzerrten Gitarre passt dann eher ein Solo-Synth, der darüber liegt. Und einen sanften Streicher-Part würde man eher mit einer cleanen, gezupften Gitarre begleiten.

lg
bird

 

[neu]

@Sylvi @Moogman Entschuldigung, ich meinte das Panning bzgl. der Signale, die das Publikum hört, das vor den Boxen steht, also nicht das was die Band selber auf der Bühne hört
@speedtom Danke für die Info, so wurde es mir auch berichtet. Kommt aber vielleicht (siehe moogman) auf die Musikrichtung bzw. das Setup an.
@birdseedmusic Danke!

Meint ihr ich kann ein Playback, was ich live nutze und in dem einzelne Signale etwas links bzw. rechts liegen einfach auf "mono" (bitte bringt mich nicht um!) drehen, also die Signale in die Mitte setzen. Würde sich da etwas an den Lautstärkeverhältnissen der Spuren untereinander bzw. anderes ändern?

 

[birdseedmusic]

Moin

Nein das funktioniert nicht wirklich. Du kannst das Playback zwar von Stereo auf Mono umwandeln, aber dann gehen dir auch die restlichen Stereosignale flöten, z.B. Stereo Chorus oder Stereo-Hall. Stereo ist schon eine gute Sache, weil es natürlich räumlicher klingt, aber Stereo durch Panning einzelnener Instrumente auf die rechte oder linke Spur sollte man nur in musikalisch sinnvollen, punktuellen Fällen tun. Da fällt mir z.B. "Are you gonna go my way" von Lenny Krawitz ein, dort wurden die beiden Gitarren im Solo sehr hart gepannt, das kommt ganz geil. Aber ist ist eben an einer musikalisch durchchoreographierten Stelle geschehen, nicht einfach so "lass man machen weil mans kann".

lg
bird

 

[neu]

@birdseedmusic sollte ich aber keine anderen Stereosignale haben, ginge das ohne die Lautstärkerelationen der Spuren unter einander zu ändern? Würde ja einfach nur alles in die Mitte "gepackt" werden, stimmts?

 

[birdseedmusic]

Moin

@neu Bei einer Konvertierung von Stereo zu Mono werden normalerweise der linke und rechte Kanal 50% zu 50% gemischt. Dadurch hast du objektiv keine Verringerung der Lautstärke. Subjektiv ist es etwas anderes. Im theoretischen Extremfall hast du auf dem rechten Ohr 100% Metal-Geprügel und auf dem linken Ohr nur eine zarte Harfe. Du hörst die zarte Harfe trotzdem, weil du auf dem linken Ohr keine anderen Signale hast. Mischt du alles in Mono, ist die Harfe verloren, weil sie im Gesamtmix untergeht.

Wenn du in deinem Mix keine anderen Stereosignale hast, wäre das eine gute Gelegenheit, deine Playbacks zu überarbeiten. Auch für Live Musik macht das Stereobild einen nennenwerten Unterschied. Hier gelten die üblichen Regeln wie für Retortenmusik: Du kannst dem Mix mehr Tiefe verleihen, z.b indem du deine Stimme oder was auch immer in die Mitte bringst und die Begleitinstrumente schön breit in den Mix machst, so dass sie deine Stimme unterstützen und eine angenehme Räumlichkeit bringen, aber ohne sich in den Vordergrund zu drängen.

Ich habe gemerkt, dass man bei Livekonzerten sich als interessierter Zuschauer ja schon irgendwie auch direkt vor die Bühne stellt, um zuzuhören und zuzuschauen, (während der ganze Rest am Rande der Bühne seine Bratwurst mampft oder sein Biert trinkt). Gerade dem interessierten Teil der Zuschauer kann man durch ein angenehmes, tiefes Stereobild eine angenehme Hörerfahrung bieten.

lg
bird

 

[FredTadge]

Ich dachte beim Threadtitel zuerst an Pannen (Fehler o.ä.) auf der Bühne Da hätte ich ein paar Geschichten parat gehabt...

Zur eigentlichen Frage: Das kommt tatsächlich sehr auf den Anwendungsfall an.
Große Bühne mit riesigen Line-Arrays, wo niemand direkt davorsteht: Gerne ein bißchen pannen, aber nicht zu stark, da fast alle Konzertbesucher eine leicht links- oder rechtsgerichtete Position haben.
Kleine Bühne, bei der die meisten Besucher fast direkt vor einer der beiden PA-Boxen stehen: So wenig wie möglich pannen.

Wie @birdseedmusic schon richtig schrob, wenn du ein Playback mit starkem Panning hast, möglichst einen Extra-Misch für die Bühne machen, damit Stereoeffekte nicht kaputtgemacht werden.

 

[neu]

Danke, ihr habt mir weitergeholfen!

 

[Moogman]

...ich meinte das Panning bzgl. der Signale, die das Publikum hört, das vor den Boxen steht, also nicht das was die Band selber auf der Bühne hört

da gibt es keinen Unterschied. Mein Monitoring spiegelt das Signal der PA (ich bin ja Solist)

 

[Gelöschtes Mitglied 80290]

Nach wie vor mischt man möglichst viel in Mono auf Konzerten. Je größer die Bühne desto mehr. Sonst hört die eine Seite vom Publikum nur die Hälfte.
Klar mische auch ich Sachen in Stereo, meistens braucht man aber nicht hart LR gehen. Da reicht dreiviertel um einen Effekt zu erzielen der klar gehört wird.

Zudem benutzen wir in der Regel Frontfills in Mono, Outfills in Mono. Delays in Mono. Stagefill in Mono. Es ist recht schwierig alles noch schön tight und in Phase zu kriegen wenn man anfängt hartes Stereo zu fahren.

 

[jinglemartin]

Gerade, wenn man sehr breite "Publikae" beschallt, sollte man eher gar nicht pannen, am besten alle Hauptakteure in Mono. Gerade bei den typischen Stadthallen oder Marktplätzen, wo man teils mehr als 120 Grad beschallen muss, hören 2/3 des Publikum ausschließlich eine Box. Originär stereophone Signale wie Keyboardsounds lässt man natürlich voll stereo, da fehlt ja nix, wenn man nur hart links hört. Eine gute Methode, für die Mitte ein Stereofeld zu erzeugen, wäre reine Laufzeit-Stereophonie. Das bieten die meisten Pulte aber per se nicht an. Man kann es sich nur bastelt, indem man ein Mono-Delay mit ein paar ms hart rechts pannt, das ganze auf einem anderen Send hart links, dann legt man alle Signale, die Links sein sollen HART nach links mit einem gleich lauten Delay HART rechts. Dadurch hören alle das Signal gleich laut, aber in der Mitte hat man ein starkes Panning. Mache ich seit Jahren, um in einem großen Chorprojekt Platz für die Solisten zu machen, und weil man einen Chor einfach gerne sehr breit hört. Mono klingt hier einfach furchtbar! Alle Chormikrofone gehen abwechselnd hart links und rechts mit ihrem jeweiligen Delay-Konterpart auf der anderen Seite!