Ein paar aktuelle gesammelte Gedanken zu dem Thema:
Generative KI ermöglicht Laien, Dinge zu tun, die bisher Fachleute, Zeit und Ausrüstung erfordert hat. Sie macht Dinge billiger und für mehr Leute zugänglich. Trotz aller berechtigter Kritik erstmal eine durchweg positive Sache.
Die Technologie nimmt uns nichts weg. Wir können nach wie vor auf Papier komponieren, Holzinstrumente spielen und in unsere Mikrofone singen. Keiner wird Gitarren verbieten.
In der Mensch-gegen-Maschine-Debatte romantisieren wir handgemachte Musik gerne. Wir sehen sie als emotional und tiefgründig an, obwohl die meiste Musik ganz belanglos für Spaß, Ruhm oder Geld gemacht wird.
Das Beunruhigendste an GenAI ist, dass sie Dinge wie Kreativität, die wir als zutiefst menschlich betrachtet haben, per Algorithmus nachahmt. Sie macht überdeutlich, dass wir vermutlich selbst nichts weiter als biologische Maschinen sind.
Das Ärgerlichste an der Technik ist, dass sie uns etwas gibt, was wir nicht wirklich brauchen. Keiner braucht einen Super-Fälschungs-Generator und es mangelt auch nicht an Kunst. Wir bräuchten KI bei den kniffligen Sachen wie Biologie, Physik und Politik, nicht in der Musik.
Die großen KI-Modelle haben mehr Musik gehört, als ihr jemals in eurem Leben hören könnt. GoogleLM wurde beispielsweise auf 280.000 Stunden Tonmaterial trainiert - das sind 32 Jahre nonstop 24x7 Musik. (Und macht trotzdem gerade mal geschätzte 5% von Spotifys Musikvorrrat von 100 Millionen Songs aus.)
Generative KI entwickelt sich rasant weiter. Es macht keinen Sinn, sich über aktuelle Mängel lustig zu machen oder sich damit zu trösten, dass irgendetwas nicht geht. Geht davon aus, dass wir demnächst Stücke beliebiger Länge in Top-Audio-Qualität hören werden.
KI-generierte Musik wird nicht per se langweilig, standardisiert oder überproduziert klingen. Sie wird genau so klingen wie das, worauf sie trainiert wurde. Inklusive Klassiker wie Beatles und Bach, und auch schiefem Amateur-Gesang.
Ich denke nicht, dass Leute aufhören, Musik zu machen, nur weil eine Maschine es besser kann. Im Schach sind die Algorithmen seit den frühen 2000ern unschlagbar, und Leute spielen es trotzdem noch, und verdienen sogar Geld damit.
Einige Werkzeuge könnten irrelevant werden. Große Sample-Bibliotheken oder Effekt-Plugin-Sammlungen könnten durch KI mit schmalerem Ressourcen-Bedarf abgelöst werden.
Musikmachen mit einer KI-gestützten DAW könnte richtig Spaß machen und erfüllend sein. Wie eine Session mit einer professionellen Band und einem erfahrenen Produzenten: "Mach mal hier ein Gitarren-Solo rein. Nein, mehr so: <lalala>. Und jetzt brenn die Hütte ab. Was könnt ich hier machen, um das Wort 'pain' klanglich hervorzuheben? Ideen für Perkussion?"
GenAI könnte neue Formate erzeugen, die heute nicht möglich sind. Nischenfilme, die heute wegen Kosten/Nutzen keiner macht. Situations-adaptiv generierte Musik in Computerspielen. Hochzeitssänger mit Ad-Hoc-Orchesterbegleitung. Stücke, die bei jedem Abspielen etwas anders klingen, wie live.