Kompressor auf Gruppenspur

[Wishbone]

Hi Leute,
hab‘ da mal gerne ein kleines Mix-Problem, bin ich der Einzige?

Situation:
Kompressor auf einer Gruppenspur.
Das übliche: eine Gitarrenspur ganz links und eine zweite ganz rechts gepannt. Beide route ich auf eine Gruppenspur, auf der ich einen Kompressor (zwecks Glue) liegen habe.

Problem:
Nun merke ich, dass meine Gitarren zu leise sind, und ich mache beide Einzelspuren per Mixerregler lauter. Uuups, die werden gar nicht lauter, sondern werden durch den Gruppen-Kompressor (der jetzt heisser angefahren wird) einfach nur mehr komprimiert. Bis ich dann drauf komme „hoppla Kompressor auf der Gruppenspur!“ dauert’s immer eine Weile…
Autogain auf dem Gruppen-Kompressor hilft dann auch nix, weil die Gitarren dennoch mehr komprimiert werden, was ich eigentlich nicht will.

Prinzipieller Denkfehler? Dumme Gewohnheiten (keine strikte Trennung zwischen Recording- und Mixing-Phase)? Sonst-was?

danke,
Stefan

 

[synthpark]

Normalerweise machst du dann die Gruppenspur lauter.
Ich würde aber die Gitarren einzeln komprimieren, statt der Gruppe.
Oder Gruppe zusätzlich nur mit dezentem Ratio 1:2 oder so.

 

[andy_g]

Was für einen Kompressor und wie eingestellt benutzt du und was verstehst du unter Glue? Hört sich an das der Kompressor brutalst eingestellt wurde wenn ab einem gewissen Punkt nichts mehr lauter wird. Eigentlich soll doch nur die Dynamik etwas reduziert werden?

Autogain auf dem Gruppen-Kompressor hilft dann auch nix, weil die Gitarren dennoch mehr komprimiert werden, was ich eigentlich nicht will.

Ob die Gruppe lauter oder leiser ist das ändert ja an der Kompression nichts. Wenn dir die Kompression zu viel ist ist sie zu viel.

 

[Wishbone]

Hi synthpark,

danke, geht also in Richtung „dumme Angewohnheit“, denn – und ich weiß eigentlich nicht warum – aber ich habe die Gruppenspur-Gainregler alle immer gerne auf 0dB.

 

[Wishbone]

Hi andy_g,

danke, ist ein prinzipielles Problem, über das ich einfach hin und wieder stolpere, unabhängig vom verwendeten Plugin. Aber – Du hast Recht – sicher abhängig von den Kompressoreinstellungen.
Glue: soundmäßiges „zusammenkleben“ einzelner Spuren auf dem Gruppenkanal.

Ob die Gruppe lauter oder leiser ist das ändert ja an der Kompression nichts. Wenn dir die Kompression zu viel ist ist sie zu viel.

Das meinte ich ja.

 

[muffy]

Hi synthpark,

danke, geht also in Richtung „dumme Angewohnheit“, denn – und ich weiß eigentlich nicht warum – aber ich habe die Gruppenspur-Gainregler alle immer gerne auf 0dB.

Man könnte einige Dinge zur Diskussion stellen, zunächst warum man unterstellt verzerrte Gitarren überhaupt noch komprimmiert. "Glue" (Modewort^^) bringt das Arrangement, das kommt nicht, wenn man lediglich 2 spröde Gitarren, die auch noch maximal weit gepannt sind, komprimiert.

Layering und Verteilung im Panorama, sinnvolle Verteilung von Frequenzbereichen usw. ist die Ausgangsbasis für ein kohärentes Soundbild und für die sanfte Endmassage ist m.E. der Buskompressor ausreichend.

Was ich auf dem Gitarrenbus mal alternativ probieren würde ist der L1, d.h er sollte so maximum 5-6 dB bei den fettesten Chuggs limitieren. Das sorgt für mehr Ruhe im Karton und hilft gegen "Gewobbel". Das natürlich nur, wenn man die Stereo-Version auf die Stereogruppe packt.

Vor dem Hintergrund der o.g. Überlegungen macht ein Kompressor auf den einzelnen Spuren umsoweniger Sinn, weil m.E. eine verzerre Gitarre in der Dynamik beschränkt genug ist.


Was die Fader angeht - du benutzt ja die Gruppenspur, um aus den zwei einzelnen Gitarren im Grunde ein Stereopaar zu machen. Von der "Accessibility" wäre es m.E. sinnvoller, die Einzelspuren auf 0dB zu stellen und mit dem Gruppenfader zu arbeiten - alleine weil es dann weniger Fader sind für den Endmix.

In meinem PT Template habe ich nur Gruppenspuren, mit denen ich arbeite. Da werden dann z.B. Kick In / Kick Out / Kick Sub reingeroutet und gemeinsam verhaftet, also insbesondere auch die Lautstärke geregelt.

Wenn bei Dir die Gruppenspuren Fader auf 0 sein "müssen" - denk mal über den Einsatz von VCA Fadern nach, soweit die DAFF das hergibt.

 

[SteinHal]

Meine Herangehensweise ist, dass ich erst alle Spuren im Projekt direkt zum Ausgang route. Wenn ich dann ein Problem habe und es Bedarf gibt, wird eine Gruppe angelegt.

Ein Kompressor kommt zum Beispiel auf den Bass, damit er schön gleichmäßig spielt.

Auf eine E Gitarre kommt nur ein Kompressor, wenn es etwas zu beheben gibt. Wenn das Signal auf der Spur zu hohe Lautstärkeschwankungen hat und die Dynamik zu hoch ist.

Ich fange immer mit einem leeren Projekt an und füge nur die Effekte und Gruppenspuren hinzu, die benötigt werden.

 

[Wishbone]

zunächst warum man unterstellt verzerrte Gitarren überhaupt noch komprimmiert. "Glue" (Modewort^^) bringt das Arrangement, das kommt nicht, wenn man lediglich 2 spröde Gitarren, die auch noch maximal weit gepannt sind, komprimiert.

o.k., mein Beispiel (hart nach li-re gepannt) war etwas irreführend, denn da assoziiert man natürlich gleich die verzerrte Metal-Wand. Das beschriebene Problem passiert mir aber auch mit cleanen oder leicht crunchigen Rhythmus-Gitarren, die ich immer dopple und dann in die Gruppenspur schicke.

Ansonsten gibst Du mir jede Menge Stoff zum Nachdenken. Ob ich das alles in meinem alten Hirn noch Umdrehen kann, weiß ich nicht, finde aber Deine Gedanken/Hinweise interessant!

danke
Stefan

 

[Wishbone]

Auf eine E Gitarre kommt nur ein Kompressor, wenn es etwas zu beheben gibt. Wenn das Signal auf der Spur zu hohe Lautstärkeschwankungen hat und die Dynamik zu hoch ist.

Yep, kommt bei mir halt speziell bei den Rhythmus-Gitten gerne mal vor, weil ich nicht perfekt ausgeglichen Strumme.
Da könnte man dann natürlich d'rüber nachdenken, lieber noch mal aufnehmen als versuchen es im Mix zu reparieren...
Bin halt Amateur und greife dann schnell mal in die übervolle VST-Kompressor-Kiste

 

[SilentWarrior]

@Wishbone

wenn ich Gitarren links und rechts hart gepannt habe, dann nehme ich einen Gruppen-Kompressor der linken und rechten Kanal separat komprimiert.
Du möchtest ja in erster Linie das die Gitarren links und rechts nicht unterschiedlich laut klingen an bestimmten Stellen im Song.

Manche DAWs können das von Haus aus splitten, bei manchen benötigt man einen Kompressor der das kann wie IQ Comp, oder einige von Plugin Alliance.

Und wie @synthpark schon erwähnte: ab da nur Lautstärke der Gruppenspur ändern und nicht der Einzelspuren.

 

[muffy]

Für so einen Job, dass sich die Meter wie Schilf am See sanft in der Abendbrise wiegen, ist ein Vari Mu immer ganz gut, Attack relativ langsam, Release medium fast 2-3 dB GR und fertig ist die Laube. Oder VSC-2 ...

 

[Wishbone]

Für so einen Job, dass sich die Meter wie Schilf am See sanft in der Abendbrise wiegen...

best Vergleich ever

Ich fasse für mich mal so zusammen:
1. ich bin der einzige mit diesem „Problem“, also mache ICH was falsch.
2. zuerst dachte ich, es sei ein Workflow-Problem, aber jetzt stellt es sich mir als ernsthaftes Mixing-Problem dar:
a) ich muss nur komprimieren, wenn ich komprimieren muss (gilt auch für andere Effekte) ,Glue’en' muss nicht sein, nur weil ich es in ein paar YT-Videos als Allerheilmittel angepriesen bekommen habe...
b) wenn überhaupt, dann auf der Gruppenspur nur leicht komprimieren (Zitat: „Ratio 1:2 oder so“)
c) Soundforming/Level auf den Einzelspuren, dann die Lautstärke nur noch mit dem Gruppenkanalfadern...

danke, hat mich richtig weiter gebracht (ob ich in der Lage bin, das so umzusetzen -> schau'n ma mal)
Stefan

 

[Schlumpfpeter]

Es kommt drauf an. Alles ist irgendwie schon richtig, aber nicht immer das richtige Mittel. Das wichtige ist, das du wirklich weißt, was du überhaupt erreichen willst mir der Kompression. Wenn das steht, ergibt sich der Rest von selbst.

Und ich mein jetzt technisches Verständnis, nicht "ich will das es sich gut anhört".

Dieses "da brauchen wir mehr Glue" ist in 95% der Fälle nur Gelaber um zu kaschieren das die Person gar nicht selber weiß was sie will.

Erst genau definieren was du erwartest, was du verbessern möchtest. Danach wählt sich das Werkzeug fast von selbst.

 

[Entone]

a) ich muss nur komprimieren, wenn ich komprimieren muss (gilt auch für andere Effekte) ,Glue’en' muss nicht sein, nur weil ich es in ein paar YT-Videos als Allerheilmittel angepriesen bekommen habe...

Ob Du komprimieren musst, entscheiden Deine Ohren und nicht irgendwelche Youtube-Heinis. Immer hin- und herswitchen (Kompressor aus und wieder an). Wenn der Kompressor das Signal nicht zum Positiven verändert, fliegt er raus.

b) wenn überhaupt, dann auf der Gruppenspur nur leicht komprimieren (Zitat: „Ratio 1:2 oder so“)

Das kann man so nicht verallgemeinern. Es gibt durchaus sehr dynamische cleane Gitarrenspuren. Da komprimiere ich die Einzelspuren aber klebe sie dann mit dem Gruppenkompressor zusammen.

c) Soundforming/Level auf den Einzelspuren, dann die Lautstärke nur noch mit dem Gruppenkanalfadern...

Grundsätzlich ja. Aber auch hier gibt es keine feststehenden Schemen: Soundforming kann auch auf der Gruppe passieren (etwa Modulationseffekte, die Du auf beiden Spuren haben willst). Und die Lautstärke kann schon auch mal auf den Einzelspuren variiert werden, etwa über Automation, wenn es nötig ist.

 

[Wishbone]

... Das wichtige ist, das du wirklich weißt, was du überhaupt erreichen willst mir der Kompression....
Und ich mein jetzt technisches Verständnis, nicht "ich will das es sich gut anhört".
....

Erst genau definieren was du erwartest, was du verbessern möchtest. Danach wählt sich das Werkzeug fast von selbst.

Ich denke, Du triffst damit den Nagel auf dem Kopf.
Es ist aber - zumindest für mich - oft schwierig die Probleme so zu identifizieren, dass ich sie zielgerichtet angehen kann.
Aber, das ist wohl die große Kunst des Mixings...

 

[Schlumpfpeter]

Ich denke, Du triffst damit den Nagel auf dem Kopf.
Es ist aber - zumindest für mich - oft schwierig die Probleme so zu identifizieren, dass ich sie zielgerichtet angehen kann.
Aber, das ist wohl die große Kunst des Mixings...

Und dafür brauchst du auch erstmal eine anständige Abhören um überhaupt erstmal hören lernen zu können. Man muss ja auch erstmal wahrnehmen was der Unterschied zwischen einem guten und einen schlechten Mix ist. Wenn du genau definierten kannst was die Unterschiede sind, kannst du auch darauf hin arbeiten. Aber die Unterschiede definieren lernen, das geht nicht in nem schlechten Raum.

Das bringt allerdings keine YouTube klicks diese Erkenntnis.....

 

[SteinHal]

Es ist aber - zumindest für mich - oft schwierig die Probleme so zu identifizieren, dass ich sie zielgerichtet angehen kann.
Aber, das ist wohl die große Kunst des Mixings...

Es hilft, wenn man sich viele Spuren, die gut produziert sind, anhört.
Gitarrenspuren, Bässe, Drummspuren. Das kalibriert die Ohren.

Wenn ich das richtig sehe, hast du Cubase. Cubase hat eine Media Bay. Hier sind viele Gitarrenspuren enthalten, als wav. Man kann einen Wave Filter setzen, so dass man nur Wave sieht. So sieht das aus:

Bevor man mischt, sollte man die Qualität der Spuren einschätzen. Bei der Aufnahme sollte man schon drauf achten, dass alles okay ist.

Hast du mal eine Beispielspur von dir?

 

[Wishbone]

Und dafür brauchst du auch erstmal eine anständige Abhören um überhaupt erstmal hören lernen zu können..

Hab' ich einigermaßen.
Liegt wohl eher an den Ohren und der grauen Masse dazwischen

 

[Wishbone]

Hast du mal eine Beispielspur von dir?

Weiß nicht, klingt aus dem Zusammenhang gerissen doof, aber....

 

[Realist]

Autogain auf dem Gruppen-Kompressor hilft dann auch nix, weil die Gitarren dennoch mehr komprimiert werden, was ich eigentlich nicht will.

Autogain ist eh die Pest. Hat der von dir verwendete Comp auch einen normalen Output oder MakeUp Gain?
Wäre dann eine weitere Variante um die Gitarren lauter zu bekommen, ohne den Gruppenfader zu bemühen.