Mittlerweile habe ich es auch einigen anderen Menschen gezeigt und es kam mehrmals zurück, dass der Song noch irgendwie vor sich hinplätschert.
Es wurde ja schon gesagt, dass es sicher darauf ankommt, wer hört und kommentiert. Ich will mal aus meiner Sicht versuchen zu erklären, wo diese Plätscheraussage (auuuu ja, das muss innen Duden!) herkommt und auch versuchen es an konkreten musikalischen "Zitaten" festzumachen.
Geschwindigkeit. Jeder Song hat sein Tempo. Das wird je nach Ausgangsmaterial, Arrangment etc. gutgehen, kann aber auch in einer Art "Zähflüssigkeit" enden. Purple Rain ist nicht Cortez the Killer ist nicht Linger ist nicht Creep...
Gitarre: Typische Spielweise, ich nenn's jetzt einfach mal so - bin kein Gitarrero. Akkordfolgen, tonale Sprünge, alles unauffällig.
Gesang: Führt den Song nicht, sondern ordnet sich im Song komplett unter. Es klingt für mich also nicht, als wäre der Song um die Stimme und den Text herum arrangiert und komponiert worden.
Bass: Kein kreativer Ausbrecher, auch wird dem Bass keine führende Rolle verliehen, was durchaus funktionieren könnte.
Drums: Klingt wie die schlechten Schlagzeuger in einer Top 40 Band, welche ich zur genüge kennengelernt habe. Da wird jeder Schlag, jede Pause exakt kopiert - da Musiker aber Menschen sind, sollte da eine eigene Note rein. Also dieser Wechsel zum Ridebecken z. B. das klingt wie der Notfallplan für ein AKW, man kann die Uhr danach stellen:" Achtung achtung, es sind noch genau 12,6 Sekunden bis zum Wechsel zum Ridebecken. Ihr habt das 1000mal gemacht Jungs, ihr schafft das."
Piano: Genauso unauffällig wie das gesamte Arrangement.
Ein ganz wichtiger Aspekt für mich ist beim Gesamtwerk, dass Du nicht eine einzige Note vorziehst oder mal vom 1-2-3-4 auch nur irgendwie abweichst. Das Metronom brennt sich geistig schir in meine Gehörgänge. Das wird z. B. beim Piano sehr deutlich. 1-2-3-4 und Akkord, achtung, 2 Bars, dann kommt der wechsel zum Ride. Ist halt alles vorhersehbar.
Hier ein paar meiner gefürchteten Beispiele. Gerade Flaming Lips und Money Brothers songs haben diche fette Arrangements, bei Race for the Prize kommt noch der ultraharte alles niederknüppelnde Sound des Schlagzeugs und ein wuchtiges Arrangement hinzu. Trotzdem führt in beiden Songs eindeutig die Stimme.
Pulp zeigt uns einen Sänger, der praktisch nicht existent ist, was Ausdruck, Auftreten und Stimme ansich angeht - trotzdem führt er den Song und das perfekt. Linger zeigt die Gewichtung auf Schlagzeug und Bass, die den Song eindeutig tragen.
https://www.youtube.com/results?search_query=pulp+trees
Du kannst ja gern mal das Experiment wagen und das, was ich so aufgeschlüsselt hab' umsetzen. Warum das Piano nicht mit einem langgezogenen Akkord starten und dann auf einzelne Töne gehen? Nicht da-da-da-da-da-da-da-da sondern daaaaaaa-da-da-da-daaaaaaa-da-da-da oder wie auch immer. Dem Schlagzeug nen anderen Sound verpassen. Muss es dieser klassische 0815 Poprockbeat sein? Musst Du es so verhalten und aalglatt singen?
Ich habe eigentlich relativ viel Produktion hereingesteckt, um die Parts voneinander zu trennen und auch Höhepunkte zu setzen
Kannst Du das etwas ausführen, also wo genau?
Für mich ist das Problem am ehesten, dass alles "generisch" ist bzw. "gewöhnlich". Keine wirklich spannende Hook, keine wirkliche Überraschung in der Instrumentierung, es scheint einfach kein Geistesblitz durch. Es ist so eine WDR4 Nummer, handwerklich komplett solide produziert, sehr gutes Niveau, aber alles auf maximal ausgetretenen Pfaden. So Bohlen Pop irgendwie. Wenn ich für mich spreche, mir gefallen am ehesten Songs die eine wirklich geniale Hook oder einen coolen Sound haben.
Was man mit 2 Gitarren und 2 Stimmen anrichten kann, haben mir The Last Shadow Puppets eindrücklich bewiesen, als ich dann noch die offizielle Version hörte dachte ich mir au Kakke wie geil, obwohl das unplugged schon vollkommen gereicht hätte.