Hallo,
bei den Police-Songs muss man unterscheiden zwischen den ersten drei Produktionen, Outlandos, Regatta und Zenyatta, und den beiden späteren, Ghost und Syncronicty.
Die ersten zwei, drei, wurden in "schlechten" Studios aufgenommen, die HiHats am EQ wohl ziemlich geboostet, damit man sie überhaupt hört, und als Ausgleich für mangelnde Brillanz des Aufnahme-Equipments (Mikros, Bandmaschine). Ausserdem waren das noch Trio-Arrangements: Bass, Gitarre, Drums, Gesang.
Die späteren Produktionen waren voller Overdubs von Keyboards und gelayerten Gitarren. Sie klingen voller, aber auch verwaschener.
90125 klingt teuer und voller Effekte, und Tricks am Mischpult. Aber nicht gerade transparent, und auf Dauer auch etwas anstrengend auf den Ohren. Da sind die oberen Mitten und die Höhen geboostet. Das wurde wohl teils vor dem Mikro, durch Soundeinstellungen der Gitarren-Amps, der Spiellagen der Gitarren, sowie durch die Sounds der Keyboards gemacht. Und teils wohl im Mix, indem wohl auf den Einzelspuren die oberen Mitten und/oder Höhen geboostet wurden. Insgesamt klingt 90125 schon in der ersten Ausgabe auf CD (von 1985, oder so) recht komprimiert.
Mir gefällt dieser Sound auch recht gut. Im Vergleich zu heutigen Produktionen klingen sie tatsächlich noch eher transparent und durchhörbar. Die frühen Police-Produktionen profitieren auch von der Spannung zwischen eher verhaltenen Strophen, und dem Chorus, wo das Trio explodiert und voll auf die zwölf gibt. Z.B., bei So Lonely. In den Strophen spielen nur rückhaltende Drums, Bass und wenige Gitarren-Einwürfe. Im Chorus explodiert das Schlagzeug, und die Gitarre gibt Power.
Das ganze funktioniert auch durch die Komposition. In den Strophen eiert die Gesangsmelodie meist zwischen zwei Noten hin und her, springt also auf und ab und auf und ab, scheinbar ohne Ziel
Im Chorus geht die Melodie nur von oben nach unten, hat also ein Ziel (unten). So (hoch) Lonely (tiefer).
Diese frühen Police-Songs sind eigentlich recht simpel, aber recht gut gebaut: In den Strophen schaltet die Band immer einen Gang zurück, sowohl von der Lautstärke (das hört man, selbst wenn der Kompressor alles wieder auf einen Pegel bring), als auch von der Fülle der Noten, die sie spielen: In den Strophen spielen die Drums zivilisiert 4/4, der Bass spielt vielleicht alle 2 viertel mal eine Figur von 2-3 8teln, und die Gitarre wirft gelegentliche Farbeinwürfe ein.
Im Chorus aber drischt das Schlagzeug voll rein, der Bass spielt glaub ich durchlaufende 8tel, und die Gitarre spielt volles Brett von Power-Chords. Und nach dem Chorus schaltet die Band wieder zurück, um die Spannung wieder aufzubauen.
Heutige Produktionen bringen eher ständiges volles Brett oder vollen Sound, in den Strophen wie im Chorus. Alles ist immer mit allen möglichen Noten und Instrumenten vollgepackt. Ohne, dass sie aber was sinnvolles essentielles zum Song oder Sound beitragen...
Gruß
