Klavier im Wohnzimmer aufnehmen aber generelle Wohnlichkeit nicht außer Acht lassen.

K

Kref

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Hallo.

Die Überschrift sagt es schon; ich habe einen Flügel im Wohnzimmer. Und ich erstens, dass der möglichst hervorragend klingt, wenn ich ihn selber spiele und ich möchte ihn zweitens möglichst gut aufnehmen können. Da es sich aber um ein Wohn- und Esszimmer handelt, in dem man sich auch ansonsten aufhält (Fernseher steht auch drin), muss das Zimmer aber generell überall eine wohnliche Akustik haben und alle Maßnahmen müssen auch optisch irgendwo in eine Wohnzimmer passen.

Beim Flügel handelt es sich um einen ziemlich klangstarken Blüthner von ca. 2,3 m Länge von 1908.
Für die Aufnahmen nutze ich ein Zoom H5 und Oktava MK 012 Mikrofone.

Wenn ich aufnehme, mache ich das entweder nur mit den beiden Oktava-Mikrofonen, die von links und rechts in den offenen Flügelkasten ragen und sich relativ nah an der Stelle befinden, wo die Hämmer die Saiten anschlagen, eines über den Basssaiten, eines über den Diskantseiten. Das gibt dann immer einen sehr trockenen, direkten Klang. Passt zu mancher Musik wunderbar, zu anderer überhaupt nicht.

Wenn ich eine natürlichere Raumakustik möchte, stelle ich die Mikros etwa 2,5 m seitlich vom Flügel auf, ca. 2 m voneinander entfernt und das Zoom noch zusätzlich in der Mitte. Und auch beim Aufnehmen soll der Klang natürlich ordentlich sein.


In meinem aktuellen Wohnzimmer klang es, wie in einer Bahnhofshalle, daher habe ich irgendwann Geld in die Hand genommen und 24 Basotect-Panele (100x50x6) an die Decke gehängt. Damit war die Akustik dann für meinen Geschmack zufriedenstellend beruhigt, aber ein Akustikkenner würde vielleicht sagen, dass alles überdämpft oder tot ist. Mangels Erfahrung und Vergleichsmöglichkeiten kann ich das überhaupt nicht einschätzen.

Aber ich würde es gerne beim nächsten Versuch besser machen. Ich werde in einem Monat umziehen. Die Basotect-Platten sind fest verklebt und werden nicht mitgenommen. (Schön finde ich sie übrigens auch nicht, aber das ist tatsächlich zweitrangig.)


In meinem neuen Haus ist das komplette Erdgeschoss offen, keine Türen trennen Wohn- und Esszimmer von Küche, Diele und Treppenhaus; das Treppenhaus endet im Keller und Dachgeschoss vor einer Tür, im ersten Obergeschoss in einem kleinen Flur zu Badezimmer und Schlafzimmern. Aus dem Treppenhaus könnte es also auch zurück hallen.

So werden die Möbel platziert sein:
Wohnzimmer.png


Der Flügel ist mein wichtigstes Hobby und dass ich gute Akustik am Klavierhocker habe, wenn ich selber spiele, ist die erste Priorität. Die gute Aufnahmemöglichkeit ist zweiter, wichtiger Punkt.

Andererseits möchte ich aber auch, dass jemand, der vom Dreisitzer aus dem Flügel zuhört oder vom Zweisitzer aus fernsieht gute Akustik hat. And abschließend sollte man, wenn man mit mehreren Leuten am Esstisch sitzt und sich unterhält auch kein Bahnhofshallenfeeling aufkommen. Gleich drei Wünsche auf einmal und vielleicht nicht alle erfüllbar.



Ich vermute, dass ich um breitbandig wirkende Absorber nicht herumkommen werde. Aber wie viel Fläche muss ich sinnvollerweise damit belegen und wo platziere ich sie idealerweise? Und sind bei so einem großen Raum mit zahlreichen Audioquellen und Hör-Orten auch andere akustische Elemente wie Diffusoren sinnvoll platzierbar?

Entschuldigt, den langen Text, ich hoffe, ihr habt ein paar Tipps, danke hierfür schonmal im Voraus.
 
Du machst dir Sorgen dass du dein Wohnzimmer mit Absorbern verunstaltest? Ich kann diese Sorge verstehen. Ich habe mein Schlafzimmer ebenfalls mit meinem Homestudio verunstaltet. Das sieht gar nicht mehr aus wie ein Schlafzimmer. Zumindest eine Hälfte davon.
Beim Wohnzimmer ist es noch mal heftiger weil da Gäste sind.

Bist du mit der jetzigen Akustik zufrieden? Ein Wohnzimmer muss nicht unbedingt schlecht klingen. Auch eine Bahnhofshalle muss nicht schlecht sein. Ist doch Geschmackssache. Dann würde ich die Absorber weglassen.

Aber wenn du eine möglichst flexible Nachbereitung in der DAW willst, dann wäre eine neutralere Akustik mit Akustikelementen wohl besser. Ich persönlich finde die Absorber gar nicht mal so hässlich. Es passt nur nicht zu einem Wohnzimmer und nimmt Platz weg.
 
So normale Basotect Absorber o.ä. würde ich mir auch nicht ins Wohnzimmer stellen wollen. Aber es gibt mittlerweile recht gute Absorber, die man optisch ansprechend gestalten kann. Entweder flächig in gewünschten Farbtönen oder richtig als Akustikbilder bedruckt mit gewünschten Motiven. Das Wohnzimmer meiner Eltern in deren Neubau hatte grässliche Flatterechos, die wir mit solchen Absorbern recht gut in den Griff bekommen haben.
 
Zuerst einmal herzlichen Glückwunsch zu deinem Flügel! Ein Instrument aus dem Jahr 1908 – das war wirklich die goldene Zeit des Klavierbaus. Bei einem Flügel gilt tatsächlich: Je größer, desto beeindruckender der Klang. Das lässt sich einfach erklären. Besonders ein Blüthner mit seinem Aliquot-System, bei dem eine zusätzliche, passiv mitschwingende Saite im Diskant den Klang veredelt, ist ein echtes Highlight. Wahnsinn, was aus so einem Instrument herauskommt!

Ich spreche aus Erfahrung und freue mich, hier Gleichgesinnte zu treffen. Mein eigener Raum ist 7x8 Meter groß, dazu kommt ein angrenzender Raum mit 7x12 Metern. Um ehrlich zu sein, verstehe ich dein Problem nicht ganz. Mein Flügel hat so viel Power, dass ich ihn mit zwei Großmembran-Mikrofonen aus etwa einem Meter Abstand problemlos aufnehme. Wenn ich weniger Hall möchte, gehe ich näher ran, aber weiter weg würde ich nicht – sonst geht der Klang in den Raumreflexionen unter. Durch den kurzen Abstand wird der Raumhall im Verhältnis deutlich reduziert.

Ich finde die perfekte Mikrofonposition, indem ich mit dem Ohr über dem Flügel die optimale Stelle abhöre. Genau dort platziere ich dann die Mikrofone, auf zwei Ständern. Was Akustikmaßnahmen angeht, bin ich skeptisch – meiner Erfahrung nach fliegt der Schall einfach außen herum.

Ich hoffe, ich schaffe es, eine Audiodatei hochzuladen, damit du dir selbst ein Bild machen kannst!

Datei ist mein Blüthner, etwas neuer als deiner, BJ. 1937 Modell 1
 

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  • Blüthner2bearbeitet.mp3
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  • 02 Jazzy rev.mp3
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Hallo. Danke schonmal für die Antworten.

Daniel, ich freue mich immer, andere Irre zu finden, die sich Monsterflügel ins Haus stellen, aber um hier meine eigene Frage nicht zu zu spammen schreib ich dir da lieber eine private Nachricht.

Du machst dir Sorgen dass du dein Wohnzimmer mit Absorbern verunstaltest? Ich kann diese Sorge verstehen. Ich habe mein Schlafzimmer ebenfalls mit meinem Homestudio verunstaltet. Das sieht gar nicht mehr aus wie ein Schlafzimmer. Zumindest eine Hälfte davon.
Beim Wohnzimmer ist es noch mal heftiger weil da Gäste sind.

Bist du mit der jetzigen Akustik zufrieden? Ein Wohnzimmer muss nicht unbedingt schlecht klingen. Auch eine Bahnhofshalle muss nicht schlecht sein. Ist doch Geschmackssache. Dann würde ich die Absorber weglassen.

Aber wenn du eine möglichst flexible Nachbereitung in der DAW willst, dann wäre eine neutralere Akustik mit Akustikelementen wohl besser. Ich persönlich finde die Absorber gar nicht mal so hässlich. Es passt nur nicht zu einem Wohnzimmer und nimmt Platz weg.
und
So normale Basotect Absorber o.ä. würde ich mir auch nicht ins Wohnzimmer stellen wollen. Aber es gibt mittlerweile recht gute Absorber, die man optisch ansprechend gestalten kann. Entweder flächig in gewünschten Farbtönen oder richtig als Akustikbilder bedruckt mit gewünschten Motiven. Das Wohnzimmer meiner Eltern in deren Neubau hatte grässliche Flatterechos, die wir mit solchen Absorbern recht gut in den Griff bekommen haben.

Wie ich schon schrieb habe ich aktuell die Decke mit etlichen Absorbern beklebt, ich vergaß zu erwähnen, dass ich noch zwei Hofa Bassfallen in den hinteren Ecken stehen habe. Da die Absorber (eigentlich nicht Basotect sondern das "Konkurrenzprodukt" von Aixfoam) eine abgerundete Kante haben, sehen die nicht mal verboten schlecht aus, aber schön ist halt auch anders:

IMG_5124.JPEG


Außerdem - diverse Kollegen werden nicht müde, darüber zu spotten, wenn Sie zu Gast sind - ist es mir erkennbar nicht gelungen, die Teile perfekt in einer Linie zu verkleben. Die Absorber hängen über den hinteren zwei Dritteln des Zimmers. Im vorderen Drittel steht der Esstisch, man sieht die Kante unten links im Bild.

Am Küchentisch ist trotz der Absorber im größeren Teil des Zimmers noch immer extrem unangenehmer Nachhall und ich sitze da ungerne mit Gästen. Ich vermute, dass ich in diesem Zimmer über Couch und Instrument komplett übertrieben und dafür im Ess-Bereich zu wenig gemacht habe.

Meine wichtigste Frage wäre daher: Wie viel brauche ich denn überhaupt.

Und würde es in so einem Zimmer Sinn machen, auch noch irgendwo Diffusoren oder andere Akustikbeeinflusser hinzuhängen?

Ich sah auch viele DIY-Videos, wo Menschen Steinwolle in Holzrahmen verkleiden und mit Stoff bespannen. Das wird dann aber immer an die Wand gehängt. Ich denke, an die Decke hängen kann man die Teile nicht, oder? Da würde die Steinwolle rausfallen und auf dem Spanntuch liegen, das sich dann nach unten wölbt.
 
Hol Dir einen Profi ins Haus, der Dich berät, sonst gibst Du vielleicht wieder viel Geld aus, was anderswo besser Effekt hätte. Du willst ja eine langfristige Lösung, die Dir Freude macht und keinen Kuddelmuddel.
Übrigens, Gratulation zum Flügel, das habe ich dann im nächsten Leben. Ein Traum.
 
Wie ich schon schrieb habe ich aktuell die Decke mit etlichen Absorbern beklebt, ich vergaß zu erwähnen, dass ich noch zwei Hofa Bassfallen in den hinteren Ecken stehen habe. Da die Absorber (eigentlich nicht Basotect sondern das "Konkurrenzprodukt" von Aixfoam) eine abgerundete Kante haben, sehen die nicht mal verboten schlecht aus, aber schön ist halt auch anders:

Ich dachte es geht dir um die Gestaltung des neuen Hauses, und nicht wie du es vorher gemacht hast. Und ja, schön sind die Teile an der Decke wirklich nicht.
 
Übrigens fällt mir zum Thema Raumakustik folgendes ein, ich bin bei mir den umgekehrten Weg gegangen und habe Mikrofone in den Flügel rein, preamp und dann im mixer nur den Hall Anteil eines Lexicon hallspezialisten über eine 5.1 Anlage im Raum verteilt. Jetzt hast du alle Halls der Welt zur Verfügung. Die Illusion ist perfekt! Das Gehirn ist vom direkten Klang des Flügels faszinierend und der Hall aus den Lautsprechern aus jeder Ecke des Raumes fügen sich perfekt zusammen. Denn echte reflektionen kämen ja auch von den Wänden.... Egal wo deine Freunde im Raum sind, oder du am Flügel, jeder hat sein eigenes Klangerlebnis.
 
Übrigens fällt mir zum Thema Raumakustik folgendes ein, ich bin bei mir den umgekehrten Weg gegangen und habe Mikrofone in den Flügel rein, preamp und dann im mixer nur den Hall Anteil eines Lexicon hallspezialisten über eine 5.1 Anlage im Raum verteilt. Jetzt hast du alle Halls der Welt zur Verfügung. Die Illusion ist perfekt! Das Gehirn ist vom direkten Klang des Flügels faszinierend und der Hall aus den Lautsprechern aus jeder Ecke des Raumes fügen sich perfekt zusammen. Denn echte reflektionen kämen ja auch von den Wänden.... Egal wo deine Freunde im Raum sind, oder du am Flügel, jeder hat sein eigenes Klangerlebnis.
Bei so einem offenen und großen Raum, wie der TE hat, müßte es dann schon mehr als 5.1 sein, weil er viele Ecken zu bedienen hat. Aber gute Idee.
 
Ich dachte es geht dir um die Gestaltung des neuen Hauses, und nicht wie du es vorher gemacht hast. Und ja, schön sind die Teile an der Decke wirklich nicht.
Richtig. Der neue Raum ist dem alten von der Grundgestaltung aber nicht unähnlich und die Absorber sind auch weiterhin eine Option; ich hoffe halt einfach nur auf bessere Lösungen.

Aber wahrscheinlich hat notebynote nicht unrecht und meine Anforderungen sollten tatsächlich von einem Profi vor Ort anaylsiert werden, wenn alles steht, wo es zu stehen hat.
Hol Dir einen Profi ins Haus, der Dich berät, sonst gibst Du vielleicht wieder viel Geld aus, was anderswo besser Effekt hätte. Du willst ja eine langfristige Lösung, die Dir Freude macht und keinen Kuddelmuddel.
Übrigens, Gratulation zum Flügel, das habe ich dann im nächsten Leben. Ein Traum.
 
Würde es ein bisschen zur gestalterischer und irgend sowas abgehängtes machen.
iu

431bd4224d25f60eb0be548bc8f73eb9.jpg
 
Ich finde die Absorber im ersten Bild an der Decke vom TE gar nicht mal so prominent auffallend und auch nicht hässlich. Würde ich das Foto in einem anderen Zusammenhang sehen oder wäre ich nicht "vom Fach", evtl. wären mir die Absorber als solches gar nicht aufgefallen und es wäre einfach irgendeine "Deckengestaltung" gewesen. Ich finde sogar, durch die Lampen wirkt es gar fast edel. Ich weiß ja nicht, wie es aus einem anderen Winkel aussieht oder bei Tageslicht.
 
Übrigens fällt mir zum Thema Raumakustik folgendes ein, ich bin bei mir den umgekehrten Weg gegangen und habe Mikrofone in den Flügel rein, preamp und dann im mixer nur den Hall Anteil eines Lexicon hallspezialisten über eine 5.1 Anlage im Raum verteilt. Jetzt hast du alle Halls der Welt zur Verfügung. Die Illusion ist perfekt! Das Gehirn ist vom direkten Klang des Flügels faszinierend und der Hall aus den Lautsprechern aus jeder Ecke des Raumes fügen sich perfekt zusammen. Denn echte reflektionen kämen ja auch von den Wänden.... Egal wo deine Freunde im Raum sind, oder du am Flügel, jeder hat sein eigenes Klangerlebnis.
interessanter Ansatz, aber das würde ich jetzt nicht machen wollen. Ein Flügel klingt ja als Gesamtinstrument und eben auch durchaus individuell. Dass beraubst mit Deinem Ansatz komplett. Es ist eben nicht nur der Raum und die Seiten (Soundboard, Mechanik, Deckel (bzw. die daraus resultierenden verschieden großen Öffnungen, etc.)
 
interessanter Ansatz, aber das würde ich jetzt nicht machen wollen. Ein Flügel klingt ja als Gesamtinstrument und eben auch durchaus individuell. Dass beraubst mit Deinem Ansatz komplett. Es ist eben nicht nur der Raum und die Seiten (Soundboard, Mechanik, Deckel (bzw. die daraus resultierenden verschieden großen Öffnungen, etc.)
Tja, du solltest einfach mal vorbei kommen und es dir anhören, du würdest dann sofort anders reden. Ich mache das seit 1993 so und es ist bis heute immer noch eine tolle Sache.
 
Wir machen wirklich viele Flügelaufnahmen (auch international mit Preisen gewürdigte). Wir haben für Aufnahmen einen Steinway D und einen Bechstein D nebeneinander. Je nach Musik wird das eine oder andere Instrument benutzt, die eine oder andere Mikrofonietehcnik und verschiedene Mikrofone und Abstände benutzt.
Ich glaube Dir sofort, dass sich das bei Dir toll anhört; aber Du blendest große Teile des Instruments und Raums aus, was OK ist, wenn es da Schwierigkeiten gibt, aber eigentlich sehe ich unser Schaffen darin, die Performance der Pianisten / Pianistinnen optimal zu unterstützen und dann den Klang, den die Instrumente in ihrer Größe abgeben, perfekt einzufangen
 
..und? Ist ja nur eine Inspiration, kein Konzept ;)
Ich finde es ja nicht schlecht, hübscher als die Dinger an die Decke zu kleben, aber bei normaler Raumhöhe sind schon 10cm abgehängte Absorber ein no-go. Wir haben hier bspw. nur 2,34 Deckenhöhe, das ist mir schon fast zu wenig, aber der Erbauer des Hauses war unter 1,70 groß, da wirkte das auf ihn anders als auf mich mit 1,85.
 

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