Aber nur auf den Kemper möchte ich mich ungern verlassen weil ich einfach noch zu oft lese, dass es sich in einem Band context doch anders anfühlt im Vergleich zu einem guten Tube Amp.
Die Leute, die das schreiben, sind den "Amp in the room"-Sound gewöhnt. Der Kemper reproduziert aber den mikrofonierten Sound eines Amps. Die gleichen Leute würden in der typischen Studiosituatiion, in der sie auch nur den abgenommenen Amp hören, genau das Gleiche sagen.
Bei dir dürfte das aber keine Rolle spielen, du kennst das ja.
Die aktuelle Beta der Firmware hat allerdings eine "pure Cab"-Funktion, die den "Amp in the room"-Sound auch auf den Kemper bringen soll. Ich kam allerdings bisher nicht dazu, sie zu installieren, weshalb ich leider nicht sagen kann, wie gut das funktioniert.
Fürs Recording könnte es jedoch für mich eine wesentliche Erleichterung darstellen, weil man dann unabhängig von Micro und Raum wird. Dieser Einfluss ist jedenfalls wesentlich höher denke ich als der Unterschied zwischen Original und Profile amp und man hat diese Qualität unabhängig von der Lautstärke.
Der Raum ist tatsächlich beim Kemper raus, weil er die Rauminformation nicht mit profiled. Das Mikro ist allerdings trotzdem dabei, denn in den Profilen hast du ja auch die Mikrofonierung desjenigen, der das Profil erstellt hat. Das ist auch ein Grund, warum viele Profile nicht meinem Geschmack entsprechen, die Amps wurden halt nicht so mikrofoniert, wie ich das gerne hätte.
Was sind denn Deine liebsten Amp Profile Rainer? Die vom Amp, der Community oder hast Du Dir doch ein paar Profile gekauft?
Von den Factory-Profilen benutze ich nur ganz wenige. Den Ampeg VT-4 (Stones), weil es nirgendwo sonst ein Profil dieses Amps gibt und den Siggi Mehl Amp. Letzteren auch wegen des sehr geilen Cabs mit alten 25-Watt Celestions.
Seit ich meinen Kemper gekauft habe, sind aber jede Menge gratis Rig Packs erschienen, die lohnen sehr. Die Keith Merrow und Ola Englund Sache finde ich teilweise sehr geil, obwohl das überhaupt nicht mein Genre ist. Auch die Profile von Michael Wagener sind richtig gut, das sind aber wirklich Recording-Profile, so wie sie Michael in seinem Studio aufnehmen würde. Die "Amp in the room"-Fraktion fand die dementsprechend auch wenig spektakulär. Ich kenne auch nur das kleine Demo-Pack, die großen kostenpflichtigen Packs habe ich noch nicht gekauft. Die sind halt doch deutlich teurer als die Angebote anderer Anbieter.
Ansonsten habe ich mir der Zeit fast alle Profile von Ampfactory, die meisten von "Topjimi" und viele von Pete Turley (Pete's Profiles) gesammelt.
Favoriten von Ampfactory:
- Hiwatt von David Gilmour (wenn du einen Big Muff davor setzt, ist das 100% Floyd)
- Mark Knopflers Trainwreck (hat mir einige Aha-Effekte beschert)
- Paul Kossoffs Selmer Treble 'n' Bass (vermutlich ist das der Amp, mit dem das Solo von Allright Now eingespielt wurde, allerdings muss man ein Marshall Cab aus einem anderen Profil nehmen, um den Sound zu bekommen)
- Die wichtigsten Fender Amps erstrecken sich über zwei Packs, die man auch als Pack kaufen muss, weil er diese Amps nicht einzeln verkauft. Aber da sind alle Tweed, Brown- und Blackfaces dabei, die man haben muss. Auch ein Profil eines 62er Brown Deluxe. Ich hatte das Original lange auf Bühne und im Studio und kenne es sehr gut. Der Andy hat das Ding exakt so mikrofoniert, wie ich das auch immer gemacht habe, so dass ich mit dem Kemper alte Aufnahmen mit dem Original overdubben konnte, ohne das es aufgefallen wäre. Der Brownface Vibrolux aus einem von diesen Packs ist auch göttlich. Instant "Sultans of swing".
- Der AC30 aus Andys "Custom Shop" ist auch sehr geil, für mich das beste AC30 Profil
Ich habe von Andy auch die meisten seiner Marshalls, aber inzwischen benutze ich öffter die Marshalls von "Topjimi".
In der Community gibt es schon einige Perlen, aber leider auch viel Schrott. Wer seinen Amp nicht mikrofonieren kann oder es noch nie gemacht hat, wird auch kein gutes Profil erstellen können. Anspieltipp aus der Rig-Exchange (die man am besten mit dem Rigmanager bequem abfragt und gleich zum KPA überträgt) wäre der Morgan AC20, das ist immer noch Everybodys Darling. Dann gibt es ein Profil eines Vintage Fender Vibroverb, das mit etwas runtergedrehtem Gain mein Lieblingsprofil für "Fender Clean mit ein ganz wenig "hair") ist. Mir fällt nur leider jetzt der Name des Erstellers nicht ein, unter dem man das in der RE suchen könnte. Falls dich so ein Fender Sound überhaupt interessiert, schaue ich heute Abend mal nach.
Aus dem Kopf fallen mir auch noch ein paar Boogie Mk V Profile aus der RE ein, die ich sehr gut fand. Auch da weiß ich aus dem Kopf nicht mehr, welcher User das war. Gibt nämlich auch welche, die ziemlich bescheiden sind.
Falls du es nach diesem Romanposting noch nicht bemerkt hast:
Die Jagd nach Profilen macht süchtig. Immer wenn man denkt, man hat jetzt aber wirklich alles, was man braucht, gräbt irgendjemand einen ultra-seltenen Amp aus, den man vielleicht schon seit vielen Jahren mal spielen wollte und dann kauft man doch das Profile
So ging mir das mit den o.g. Trainwreck und Selmer. Ich konnte einfach nicht widerstehen, zumal der Andy den Selmer mehr oder weniger auf meinen Wunsch aufgespürt und geprofilt hat (für mein ganz persönliches Projekt "Allright Now" Solo-Sound). Erst ein halbes Jahr später hat Andy erfahren, dass der Amp, den er besorgt hatte, tatsächlich Paul Kossoff gehört hat und es daher nicht unwahrscheinlich ist, dass mit diesem Teil die Nummer tatsächlich eingespielt wurde.
