Irgendwas mit "Panzer" oder "Blumen" (o.T.)

[artname]

Naja, gesunde Tiere zeigen Freudenreaktionen. Aber dein LI ist dennoch nicht depressiv, ist eben einfach "nur" kontaktscheu und isoliert. Du zeigst einen lebendigen Menschen und ich (m)ein kitschiges Wunschbild einer künstlich gefälligen Welt. Einiges ist für dich zwar noch missverständlich, aber insgesamt hast du, deiner Meinung, nach ein realitätsnahes Bild gezeichnet.

Gut, ich dachte, Du als Autor und dein LI würden sich so stark unterscheiden, dass ein Meinungsaustausch von Autor zu Autor möglich ist. Ich hab aber das Gefühl, auch in den Kommentaren mit dem LI zu diskutieren.Exemplarisch dafür ist der Satz:

"Nichts" ist ein Platzhalter, der einfacher zu greifen ist als eine analytische Auflistung dessen, wofür es im Einzelfall steht.

In meiner Welt begegne ich täglich erstaunlichen Sachen. Neben Sachen, die ich zum Kotzen finde. Das begegnet sich manchmal auf engstem Raum, vermischt sich manchmal für bestimmte Momente, trennt sich dann aber auch wieder. Selbst "Nichts" ist für mich... nicht für immer. In jeder Stille finde ich noch Geräusche... und wenn es am Ende das Rauschen meines Blutes oder das pochende Herz sind. In der größten Dunkelheit produziert mein Hirn farbige Bilder. Sogar meine Feinde wechseln häufiger ihr Gesicht und erscheinen mir manchmal regelrecht nett...

Du unterstellst mir, ich wolle eine Welt konstruieren. Gleichzeitig schreibst doch DU mehrfach, das alles im Text so sein SOLL. Auch hier verstehen wir beide unter Texten völlig Unterschiedliches. Ich suche mir ein Thema und lass mich dann echt überraschen, was das Thema mit mir macht. Ob du es glaubst, oder nicht. Das ist mein täglicher Ansatz: Was macht dieses oder jenes Thema mit mir? Weil ich mich darauf verlassen kann, dass ich zu allem ein Pro UND Kontra in mir habe. Wenn ich mal etwas ziemlich genau weiß, schreib ich darüber keinen Text. Das verspricht mir dann zuviel Langweile

Sagen wir es freundlich so: Wir finden uns leider gegenseitig überhaupt nicht in den Sätzen des Anderen wieder. - Schade, aber DAS teilen wir ja mit vielen Menschen.

Viel Glück

 

[rho]

Seltsame Debatte hier. Als @artname den Federhandschuh warf, beschlich mich ein ungutes Gefühl, dass sich wohl daraus speist, dass ich selbst ein kindischer Empfindling sein kann, wenn es um meine eigenen Texte oder mein Gestolper vom "Hirnfluss zum Versfuß" geht. @artname hat damit auch schon Bekanntschaft gemacht und ich meinerseits mit der Einsicht, dass er mich mehr als einmal mit wenigen Worten über meine Texte (!) bis ins Mark entlarven konnte. Vielleicht war es mir deshalb wieder einmal unangenehm, einen Anflug von "literarischem Quartett" in Personalunion zu lesen, in dem vom Text allzu schnell auf die psychosoziale Disposition des Autors geschlossen wird. Da hörte ich mich doch tatsächlich beim Lesen innerlich "Schwätzer" bellen. Aber in Wirklichkeit sind wir hier in einer Art Seelentöpferkurs, in dem -wie immer- die Übung den Meister macht. Trotzdem wage ich die Behauptung, dass @artnames Federhandschuhwürfe nicht seine glücklichsten Dikussionsmomente sind.

Na gut, ich habe hiermit den Fehdehandschuh geworfen. Vielleicht werde ich ja auch eines Besseren belehrt.

Wenn ich dich, Andaraginga, mit meiner Kritik blockieren würde, hätte ich dir (und mir) den schlechtesten Dienst erwiesen! Also, jegliche Überhärte ist letztlich auf mein Unvermögen zurück zu führen, mich geduldiger auszudrücken.

Aber zum Glück ist der Kerl ja so verdammt reflektiert.

Verzeiht die Abschweifung. Ich fand den Panzer-Text auch noch nicht ganz ausgereift, hatte aber sofort den "Pink" aus "The Wall" vor Augen, der nur noch regungslos im Fernsehsessel hockt, glotzt und die Kippen zwischen den Fingern verqualmen lässt. Später steht der Sessel mit dem Fernseher in einer Art Wüsten- oder Trümmerlandschaft usw... Auch wenn ich dieser Bildsprache mittlerweile entwachsen bin, habe ich aber auch Menschen kennengelernt, die vielleicht nicht depressiv im medizinischen Sinne sind, aber jeden Zugang zu ihren eigenen Empfindungen verloren haben; die wie abgestorben ihren Alltag durchleben und nur noch Primärbedürfnissen gehorchen. Zynisch gesagt also ideale Konsumenten. Das sprach für mich aus dem Panzer-Text. Und die Blumen sind nur das Kontrastmittel, um die Isolation und Kommunikationslosigkeit zu verstärken. Was spricht dagegen, dieses Thema zu wählen? Nichts.

 

[Turquoise]

In jeder Stille finde ich noch Geräusche...

Ja, ja, und . . . ja!

Wenn es aber am Ende (zwangsläufig) auf das hier hinauslaufen sollte -

dass ich zu allem ein Pro UND Kontra in mir habe

- dann finde ich gerade das in der Kunst/ in Texten langweilig. Weil jedes Contra jedes Pro immer irgendwie relativiert. Wenn man diese Methode exzessiv betreibt - oder vielleicht sie sich auch nur zum Fixstern gemacht hat - dann verabschieden sich zwangsläufig die Eindeutigkeiten. Und damit: die Signifikanzen.

Alles ist dann vielfältig und bunt. Aber irgendwie auch ein zunehmender Farbbrei.

Wenn ich einen Zustand als hässlich empfinde, will ich diese Empfindung nicht dadurch relativieren, dass ich mir noch wesentlich hässlichere Zustände bewusst mache.

Kunst braucht Eindeutigkeit. Plakativität. Festlegung. Ansonsten ist sie wie Politik - ein Versuch, durch lavierendes Sowohl-als-Auch stets nur vieldeutig zu sein und sich dadurch unangreifbar zu machen.

Nun - - was sagst Du dazu?

 

[artname]

@rho
Gegen das Thema spricht nix. Gegen eine vertrauensvolle Diskussiom spricht das Internet. Mit seinen schwarzen Löchern, seiner dunklen Energie...

Dagegen spricht auch die Gefahr der öffentlichen Indiskretion. Ich zum Beispiel bin Null interessiert, öffentlich einen Menschen weh zu tun. Übrigens auch nicht privat. Aber da bleiben die Konsequenzen viel geringer, noch dazu, wenn man behutsam miteinander spricht.... und vertrauensvoll... ich möchte dazu weiter nichts sagen, außer dass du und ich - rho - uns vor allem unter vier Augen über deine Texte unterhalten haben, Was du leider vergessen hast, zu erwähnen.

Genauso wie du überlesen hast, dass ich mich aus diesem Faden mit einem "Viel Glück" bereits verabschiedet habe. Das tat ich, als ich sah, dass ein Erfahrungsaustausch von Autor zu Autor nicht funktionieren wollte. Dann steige ich lieber aus, bevor ich unerlaubt Privatsphäre betrete! Wie ich auch meine beachtet sehen möchte!

 

[mWermut]

Hi @artname,

Ich hab aber das Gefühl, auch in den Kommentaren mit dem LI zu diskutieren

Tust du aber nicht, @Andaraginga ist eine reale Person. Er hat einen Text zur Diskussion gestellt und reagiert auf deine Kommentare. Die Figur in dem Text drückt nur die Tasten. Sie ändert sich nicht.

Rückschlüsse auf den Autoren bzw von Autoren auf Forumsteilnehmer projezierte vermutete/abgeleitete Verhaltensmuster oder Beweggründe interessieren mich nicht. Ich lese so gut es geht darüber hinweg, was gut klappt.. (solange ich nicht slebst im Fokus stehe). Mir ist wohler, wenn solches erst gar nicht geschrieben wird.

@Andaraginga wie geht's denn weiter mit dem Songtext, hast du für die Vertonung auch schon eine Skizze? In welche Richtung soll es gehen?

Viele Grüße, m

 

[artname]

Turquoise, ich habe keine Probleme damit, provokativ zu formulieren! Ich sagte ja, ich lasse mich treiben und beobachte, was das Thema mit mir macht. Plakativität setzt doch keine Engstirnigkeit voraus. Plakativität heißt doch zunächst nur einfach, frech! Einfach frech!

Ich lese seit Jahrzehnten gern berühmte Reden von Polikern und Juristen. Nehmen wir Gerichtsreden. Oft sind Verteidigung und Ankläger sich nur in der Bewertung von Details uneins. Dann entscheiden Nuancen. - Mancher große Politiker pflegte Freundschaft mit einem politischen Rivalen, weil er ihn irgendwie menschlich achtete. - Oft fordert mich Rivalität im Team zu Höchstleistung.

Doch warum spielen wir trotz sehr unterschiedlicher Ansichten in einem Team? Weil wir auf extremen Meinungsstreit bauen. Weil wir uns am Schluß in der Öffentlichkeit umarmen können. Weil wir wissen, dass wir uns in Bestform gegenseitig zur höchstmöglichen Klarheit zwingen. Weil gegenseitige Respekt unter harten Rivalen lebenslanges Vertrauen erzeugen kann. weil wir diskret bleiben.

Nein Turquoise, pro und contra nivellieren sich nicht, sondern steigern, wenn man sie ernst nimmt, zunächst den Konflikt erstmal in beachtliche Höhe. Wenn ich etwas behaupte und keinen Gegenwind bekomme oder selbstdramaturgisch erzeuge, werde ich hingegen nichts bewegen.

Was Turquoise, ist denn für dich Dramaturgie, wenn du neben der These nicht auch die Antithese respektierst? Was mich interessiert, ist die Synthese. Der Sieg, den ich einem gleichstarken Gegner abtrotzen kann. Gute Gegner + ausreichend Vertrauen, das verspricht Spannung. Wenn man allerdings hinterrücks erdolcht wird, hat man einmal zu oft vertraut.

Dein Ball, Turquoise

 

[Turquoise]

Ich lese seit Jahrzehnten gern berühmte Reden von Polikern und Juristen. Nehmen wir Gerichtsreden. Oft sind Verteidigung und Ankläger sich nur in der Bewertung von Details uneins. Dann entscheiden Nuancen.

Mich interessiert dabei mehr, ob eine Partei helfen kann, die Wahrheit aufzudecken.

Nein Turquoise, pro und contra nivellieren sich nicht, sondern steigern zunächst den Konflikt erstmal in beachtliche Höhe. Wenn ich etwas behaupte und keinen Gegenwind bekomme oder selbstdramaturgisch erzeuge, werde ich nichts bewegen.

Soweit einverstanden. Nur glaube ich (Achtung: Antithese!) dass es um derartiges hier erst einmal gar nicht geht/ging. Nicht jedes Pro und Contra ist automatisch eine Abwandlung vom Thrilla in Manila.

Was Turquoise, ist denn für dich Dramaturgie, wenn du neben der These nicht auch die Antithese respektierst? Was mich interessiert, ist die Synthese.

Aaah, der Hegelianer...

Nein, die Synthese interessiert mich überhaupt nicht. Ist sie doch ebenfalls wieder nur eine neue These. Damit wird der Künstler zum Sisyphos. Oder zum Prometheus, dem bis in alle Ewigkeit die Leber heraus gefressen wird.

Nein, was mich interessiert ist Freiheit, Schönheit und Wahrheit.

 

[Andaraginga]

@rho
"Seltsame Debatte hier"

Den Eindruck hab ich auch und ich versteh gar nicht, was ich hier angerichtet hab ;-(

@artname
"Du unterstellst mir, ich wolle eine Welt konstruieren. Gleichzeitig schreibst doch DU mehrfach, das alles im Text so sein SOLL..."

Vielleicht überseh ich was, aber ich hab einen Satz mit "soll" gefunden. Ich hab geschrieben "der Satz soll xyz wiedergeben und deswegen hab ich es so und so formuliert".

Damit wollte ich einfach erklären, was ich mir beim Schreiben gedacht hab. Gegebenenfalls sogar, um mich dann darin korrigieren zu lassen. Was du stattdessen darin siehst, hab ich nicht verstanden.

Überhaupt, in was für eine Richtung läuft denn die Diskussion?
In deiner Hauptkritik stellst du Vermutungen an über Demenz, Scheue, Ungeübtheit und depressive Verstimmung, die - ja, auf wen denn nun gemünzt ist - den Autor oder das LI, ich bin auch da nicht ganz sicher.

Einen Satz von mir zum Wort "Nichts" nimmst du dann als Beleg für die fehlende Unterscheidbarkeit von Autor und LI und erklärst damit die Diskussion quasi für sinnlos und verabschiedest dich.

Ich krieg ein bisschen Angst, weil ich nicht nachvollziehen kann, was hier passiert.

 

[artname]

@ Turquoise,

am Ende siegt keine Wahrheit, sondern die Partei, die der anderen Partei ein Quäntchen Fleiß und Glück voraus hat. Die sowohl die andere Partei entkräftet als auch bestenfalls die Überraschung und die Zeit auf ihrer Seite hat!

Turquoise, ich fragte nach deiner Dramaturgie, nicht nach Synthese. Hegel und dessen Synthese sind mir egal. Wenn mich die konkrete Textarbeit, das notgedrungene Vertiefen, am Ende zu einer ungeahnten Folge trieb, bin ich glücklich.

Meine Art zu schreiben, artet nicht in Sisyphusarbeit aus. Warum sollte sie? Ich suche einen Satz, der mich beschäftigt, unterlege ihn mit Für und Wider.... setze irgendwann einen Punkt und fertig ist der Text! - Funktioniert fast immer. Wenn nicht, schreib ich noch ne Strophe. Spätestens dann habe ich das Gefühl: Das reicht doch längst. Oft kürze ich abschließend nochmals.
Oder es bleibt etwas unausgesprochen... und will aber doch raus. Dann schreibe ich darüber einen anderen Text. der von mir aus das Gegenteil vom ersten behauptet. dann habe ich eben Zwillinge, die sich total unterscheiden. Oder Feinde, die sich im Grunde gleichen.

Das nenne ich Freiheit und Streben nach Schönheit in der Sprache. Solange ich mich in Widersprüche bewege, geht es mir gut. Alles fließt...ähnelt meinen Wegen, draußen vor der Tür. Alles ist möglich!

Habe ich schon erwähnt, dass ich Leben für zufällig eracht? Eindimensionale Fäden überlasse gern denen, die alles schlüssig erklären können und mögen. Einfache Maximen sind mir nur billige Haltestricke im Chaos, grob geflochten von Meinungsmachern. Gemacht für Menschen, die keine Zeit oder Muse zum Nachdenken haben. Ich versuch schreibend meinem Kopf auszutreiben, simplen Sinn zu erfinden. Dann doch lieber Für und Wider.. Sinn und Unsinn... These und Antithese....Witz und Ernst. Selbstironie. Und irgendwo dazwischen sehr ernsthafte Bekenntnisse zu den stabilen Inseln, meiner Liebe, meiner Liebste, meinen Lieben, meinen Vorlieben...

Wenn ich hingegen einen Text schreibe, dessen Sinn mir jahrelang irgendwie auf gleiche Art vertraut scheint, kommt mit größter Wahrscheinlichkeit grober Mist raus. Vermutlich sah ich etwas jahrelang eindimensional, weil mich das entsprechende Thema nur mäßig interessierte.

Meistens mache ich diese Erfahrung, wenn mir jemand seine eigene Idee schmackhaft machen wollte und ich mich zu Texten bereit erklärte. Es blieben aber seine Erfahrungen, seine Prägung, seine Vorlieben. Mir blieb nur (s)ein roter Faden. Oft der rote Denkfaden eines aktiven Menschen, der keine Zeit zum Denken in Widersprüchen hat. Im Gegensatz zu mir und meinem Beruf. Turquoise, das ist meine Wahrheit. Nicht besser als Deine. Ich hoffe, wir sind beide glücklich dabei.

Ansonsten: Worum es mir hier ging, habe ich nun ausführlich geschrieben.

 

[Andaraginga]

@Andaraginga wie geht's denn weiter mit dem Songtext, hast du für die Vertonung auch schon eine Skizze? In welche Richtung soll es gehen?

Viele Grüße, m

Nein, ich hab bisher gar nichts, weder Skizze noch Idee. Sollte jemand (du?) Interesse an einer Vertonung haben, kann er das gerne machen?

 

[artname]

Andaraginga, nWermut,

ich sag ja, es macht zwingend Sinn, zwischen einem Lyrischen ich und einem davon getrennten Autoren-Ich zu unterscheiden. Wenn wir uns über das Lyrische Ich verständigen, geht es um die innere und äußere Welt einer Kunstfigur. Wenn wir über das Autoren-Ich reden, dann geht es darum, wie der reale Autor (Forenuser) den Stoff möglichst geil und verständlich dramaturgisch organisiert und sprachlich formuliert.

Ob diese Unterscheidung für alle Sinn macht, darüber streiten allerdings Akademiker und diverse Künstler seit Jahrzehnten heftigst! Viele Wissenschaftler und auch Autoren meinen nämlich, im Prinzip seien die lyrischen Figuren tatsächlich real in der Persönlichkeit des Dichters begründet. Das hat mMn auch etwas. Ich habe jedenfalls auch diese Argumentation verfolgt und durchdacht. Klar, woher nimmt ein Autor in erster Linie seine Gedanken und Gefühle.... Nach Meinung der Verneiner des Lyrischen Ichs sind gerade an derart verdichtete Werke die Erwartung besonderer Authentizität geknüpft.... Wikipedia beispielsweise spricht diesen Dissenz klar und ausführlich an.

Aber eine derartige Diskussion können nur Menschen produktiv durchhalten, wenn sie sich gegenseitig näher kennenlernen und sich vertrauen. Selbst dann - aber lassen wir das.

Für das anonyme Medium Internetforum empfiehlt es sich mMn deshalb dringend, klar zwischen Autor und seinen Kunstfiguren zu unterscheiden. Da keiner von uns weiß, wie der andere drauf ist.

Andaraginga- Wenn du als Autor schreibst, dass das minimierte Bild genau so realitätsnah ist... dass "nichts" ein besseres Argument als jedes weitere Detail sei... dann kommt bei mir an: Ich weiß doch wohl besser als du, als jeder andere Leser, was realitätsnah ist. Und dann bekomme ICH Angst, du könntest am Ende gar dich meinen. Ich rede nicht von Beweisen, sondern nur von meinem Gefühl.... Es muß nicht so sein, aber es könnte. Kontingenz!

Das wiederum macht mich sofort hilflos... und deshalb steige ich an diesem Punkt hier im Internet aus. Weil ich entgegen Rhos unterschwelliger Unterstellung keinen realen Autoren entblößen möchte. Aus vielen Gründen nicht. Der wichtigste aber ist die Würde der entsprechenden Person.

Ist denn das so schwer zu verstehen?

Und zu depressiver Verstimmung, Depression bis hin zu einsetzender Demenz: Das waren eben MEINE Assoziationen, die mir beim Lesen durch den Sinn gingen. Teils ernsthaft, teils etwas zugespitzt. Das ist eben das Risiko eines Textes, der möglichst allgemein bleiben soll. Entsprechend breit sind die Assoziationen der einzelnen Leser. Aber all das kann man doch hinterfragen. Ich hätte gefragt: "wie kommste denn darauf?" - und dann hätte Artname garantiert angedeutet, was er momentan für Erfahrungen macht, die in seine Bewertungen natürlich mit einfließen.

Und was die Scheu betrifft: Ich habe Probleme gehabt, über die ich nie direkt schrieb. Ich schämte mich dafür. Erst als ich sie abstellte (und dann auch erst nach Jahren), schrieb ich darüber. Ich hatte vorher Tricks gefunden, meine Schwächen textlich auf andere Schauplätze zu verlagern.
Würde ich heute nicht mehr machen. Und ein überwundenes Problem ist mir sowieso selten noch einen ganzen Text wert. Höchstens ein paar Zeilen, irgendwo in einem anderen Text versteck, ein wenig verstecktes Schulterklopfen, ein wenig zur eigenen Mahnung...

Ich hätte mehr darüber geschrieben, wenn du den Ball angenommen hättest. Hast du nicht. Obwohl du ja immerhin selber über die Ich-Perspektive nachgedacht hast, darüber, ob Deine momentane Perspektive vielleicht doch etwas Verkapptes, Selbstschützendes hat... versuch doch einfach mal den Perspektivewechsel. Nicht öffentlich. - Mache ich oft. Tausch schnell die Pronomen aus, stricke die Grammatik etwas um... und dann riecht man schon den Braten. Wird's noch glaubwürdiger, stimmt der Text. Wird er in der Ich-Perspektive unglaubwürdiger, hat man sich vermutlich infolge stundenlanger Beschäftigung bloß in eine schwache Idee verbissen.

Gut, aber diese ständige Andeutung von Angst und die möglichen Ursachen hier nerven mich allmählich entsetzlich. Nun reicht es ja auch mit meinen Erklärungen. Ignoriere meine Meinung im Zweifelsfalle am besten. Du schreibst offensichtlich anders als ich. Und das ist für mich kein Problem! Ende der Durchsage.

lg

 

[mWermut]

Guten Morgen,

Und irgendwo dazwischen sehr ernsthafte Bekenntnisse zu den stabilen Inseln, meiner Liebe, meiner Liebste, meinen Lieben, meinen Vorlieben...

..auch ein interessantes Thema.. was bleibt, wenn die Säulen der/deiner Welt zusammenbrechen?

Viele Grüße, m

 

[mWermut]

Hi,

@Andaraginga wie geht's denn weiter mit dem Songtext, hast du für die Vertonung auch schon eine Skizze? In welche Richtung soll es gehen?

Viele Grüße, m

Nein, ich hab bisher gar nichts, weder Skizze noch Idee. Sollte jemand (du?) Interesse an einer Vertonung haben, kann er das gerne machen?

auf Anhieb hab ich auch keine Idee gehabt. Deshalb die Frage.

Viele Grüße, m

 

[Turquoise]

ich fragte nach deiner Dramaturgie, nicht nach Synthese.

Wenn ich ein Lied schreibe - das heißt Text plus Musik zusammen entwickle - dann oft mit Hilfe von Verdichtung (-> Text und Musik verdichten). Mir gefällt einfach die Idee einer Steigerung bis hin zur Climax. Das kann auch gerne bis hin zur Überforderung gehen - dass also so viel passiert, dass der Zuhörer nicht mehr in der Lage ist, alles gleichzeitig zu verarbeiten.
Was ich ebenfalls schätze, sind Überraschungen.

Nimm als aktuelles, sehr einfaches (und wenig komplexes) Beispiel den Text "Die scheene Zigeinerin".
Der Typ beschreibt die ganze Zeit, wie ihn die Frau erregt und er nach und nach die Besinnung verliert (Steigerung, Verdichtung). Als Zuhörer wird man von außen nach innen geführt: sieht sie erst von fern, dann von nah, dann ist sie in seinem Kopf, dann fängt er an, zu träumen. Bis er dann plötzlich gesteht, eigentlich verheiratet zu sein (Überraschung).



Sowas gefällt mir.

__________________

Ich hoffe, Du - Andaraginga - nimmst diese kleine Ausschweifung in Deinem Faden nicht krumm. Fände es spannender, sowas in einem extra Thread zu diskutieren.

 

[DHG]

Wenn ich hier so mit lesen komm ich ernsthaft ins Grübeln ob ich hier nochmal was von mir rein stelle. Ich muss ja offensichtlich damit rechnen das mein Text in aller Öffentlichkeit feinst seziert wird (die Andeutungen hier waren da aus meiner Sicht schon ausreichend)...
...bissel gruselig die Nummer...

Mir ist wie auch mWermut total egal ob das LI den Autor wiederspiegelt bzw. wie stark es ihn spiegelt. So eine Verbindung würde ich weder herstellen noch sowas ansprechen. Das sind doch nur reine Mutmaßungen zu einem womöglich sehr intimen Thema und das in einem Rahmen in dem sowas grundsätzlich deplaziert ist ...

...ich versteh die Diskussionen hier zumindest meist nicht, denn ich ging davon aus hier gehts um Texte (und die Verbindung erschließt sich mir nicht). Naja, vielleicht liegts auch daran das ich kein "richtiger Schreiber" bin.

 

[mWermut]

Hallo @DHG,

Ich muss ja offensichtlich damit rechnen das mein Text in aller Öffentlichkeit feinst seziert wird (die Andeutungen hier waren da aus meiner Sicht schon ausreichend)...

..ja, das musst du!
...und das ist ja solange es um den Text geht auch OK so. Kritische Sichtweisen sind doch das wichtigste bei der Diskussion. Du bleibst ja Master über deinen Text.
Auch ein wenig Kratzen gehört dazu. Dass Sticheleien übers Ziel hinaus schießen können, wenn sie auf eine empfindliche Stelle treffen, das sich das hochschaukeln kann, kennt ja auch jeder.

Nach den letzten Beiträgen hab ich das Gefühl, dass sich die Diskussion beruhigt hat. Wäre zumindest schön, wenn...

Viele Grüße, m

 

[DHG]

@mWermut
Du hast natürlich absolut recht! Ich hab mich missverständlich ausgedrückt, eindeutig mein Fehler!
Das ein Text hier auseinander genommen wird ist natürlich gut. Was sollte man auch sonst in dem Bereich des Forums tun? Das dazu neben Lob auch Kritik gehört ist auch klar und letztlich bringt vor allem letzteres einen selbst weiter.
Ich meinte eher so "fein seziert", das es über den Text hinaus geht und eben wie z.B. hier geschehen, der Autor und dessen Persönlichkeit mit einbezogen wird.

Ich schreib selbst oft über persönliche Dinge bzw. lasse ich meine Erfahrungen einfließen und ich frag mich manchmal ob ich da nicht zuviel von mir verrate aber wenn das dazu führt das auch noch Vermutungen zu meiner Person angestellt oder mögliche Krankheitsdiagnosen gestellt werden, schießt das für mich meilenweit übers Ziel hinaus. Das wirkt zumindest auf mich total abschreckend, das wollte ich damit ausdrücken!
... und das kann dann auch ganz schnell wesentlich unangenehmer/ verletzender sein als die Kritik am eigenen Text

 

[rho]

@artname, ich habe mich mit keiner Silbe auf private Gespräche bezogen, sondern allein die entlarvende Kraft deiner Textkommentare gelobt. Die habe ich auch hier im Forum oft erfahren, zwar häufig widerwillig aber stets mit steigender Wertschätzung. Allerdings rieb ich mich in diesem Faden am erneuten Mangel an Behutsamkeit mit Umgang mit Diskussionsteilnehmern. Dabei war deine Verabschiedung mit "Viel Glück" aus diesem Faden ebenso scheinheilig wie der Vorwurf der "öffentlichen Indiskretion" an mich. Das hier ist ein Textforum, in dem Menschen mit unterschiedlichsten Zugängen zum Texten diskutieren und nicht etwa ein Studio oder was auch immer, in dem unter professionellen Bedingungen rationell organisierte Produktivwirtschaft betrieben wird.

 

[Klauski]

Die Phantasie ist ein Geschenk, das nicht jedem gegönnt ist. Wir Menschen brauchen die Phantasie um unsere kleine reale Welt zu erweitern oder vielleicht sogar über Grenzen hinaus zu gehen, um dem tristen Alltag zu entfliehen. Wir können sie konsumieren oder auch selber schaffen. Die Sprache in ihrer Vieldeutigkeit ist hierfür nur einer von vielen Baukästen den kreative Menschen brauchen um sich auszudrücken.

Nun kann man sich Gedanken darüber machen, warum ein Mensch eine phantasievolle Geschichte geschrieben hat, ob er sie erlebt oder ob er sie sich erdacht hat und warum er sie sich erdacht hat, das weiss aber letztlich nur der Autor selbst. Es ist seiner Phantasie überlassen.

Wenn sich jemand thematisch mit einem Text befasst, weil es ihn interessiert und er sich in die Lage des LI hineinversetzen kann dann wird es nur dann authentisch sein wenn er sich auskennt, das heisst, wenn er es erlebt hat, oder sich irgendwelcher Quellen bemächtigt die es letztlich so aussehen lassen als sei er das LI.

Wer von einem Text auf den Autor zu schließen will ist naiv.

 

[rho]

Ganz so einfach ist es nicht, @Klauski. Es ist schon wichtig, sich als jemand der schreibt damit auseinander zu setzen, woher man das holt, was man schreibt. Wenn man professionell schreiben möchte, braucht man schon eine Art Technik, diese Quellen in sich zu erschließen oder -etwas weniger esoterisch ausgedrückt- Kreativtechniken zu erlernen. Das beginnt bei der Schaffung von Ideen, bishin zu formalen Aspekten. Und das reine Arbeiten auf formaler ebene (Bilder, Perspektiven, Reime, Zäsuren, Versfüße usw.) kann eine eigene sehr erstaunliche Dynamik entwickeln.
Und gerade Texter die noch ungeübt sind, sind oft und verständlicherweise gekränkt, wenn ihre Texte gemeint sind, sie sich aber selbst getroffen fühlen. Dass das so ist, ist ja nicht von der Hand zu weisen.