In-Key-Drums bei Deep-Techhouse & Techno?

[Latsch]

Hallo Leute!

Ich habe eine wohl ziemlich spezielle Frage und möchte diese wirklich nur an Leute hier im Forum adressieren welche sich mit dem Genre Deep- Techhouse & Techno befassen und oder auch in diesem selbt produzieren. (Oliver Schories, Dominik Eulberg, Stephan Bodzin, Marc Romboy, Maceo Plex etc.)
Momentan zerlege ich Titel welche mir gefallen so gut ich kann und schreibe mir ihre Merkmale heraus. (Was passiert bei den Drums, Wo spielen die Synthies, wie baut sich der Song auf, wie wirkt der Song auf mich und warum? etc. ).
Es wird sehr häufig von "in key"- Produzieren gesprochen. Heißt ja das die Kick die gleiche Tonart haben sollte wie der Grundton meiner Bassline.

1. Wie wichtig ist das wirklich? Ich tue mir nämlich sehr schwer zu hören ob die beiden in Key laufen. (Also ich höre ob es harmonisch klingt oder nicht, aber ob die wirklich in Key sind fällt mir tatsächlich noch sehr schwer).
P.S. Mir ist aufgefallen das (zumindest meine) Kicksamples sich meistens in der Tonlage E-A befinden. Wenn ich nun meinen Bassgrundton auf C oder D habe, kann ich die Kick kaum soweit transponieren ohne das sie ihren eigentlichen Charakter verliert.
Liegts einfach an meinen Samples oder liegen wirklich die meisten in dieser Tonlage?

2. Und sollten Snare, Claps, Percussions etc auch in Key sein? (Wenn ja was bewirkt dies auf den Hörer?) Klingt alles einfach harmonischer/runder?

Hier mal der Track, welcher mir momentan als Beispiel für das Thema gilt:

https://soundcloud.com/karlfriedrich/terranova-skin-bones-karl-friedrich-mix
(Ich denke hier sind sogar Snare/Clave und der Snap auf der 4 in der gleichen Tonart)

Wäre schön wenn sich einige Anhänger dieses Genres finden und da einige Erfahrungen und Meinungen zu rumkommen.

P.S. Ich produziere mit Ableton und kenne den "Trick" mit der Maus über den Peak im Spektrum zu hovern um die Tonlage zu ermitteln.

 

[focusOn]

Hallo Latsch,

das hab ich mich auch schon öfter gefragt. Ich handhabe es eigentlich in letzter Zeit immer so, dass ich bei Drums den "Pitch" nehme, der dem gesamten Sound irgendwie am meisten "hinzufügt" und am stimmigsten klingt. Keine Ahnung, ob das dann die selbe Tonart ist. Meine Sachen sind aber in der Regel auch eher groovelastig und nicht "melodisch".

 

[Hyp]

Die Bassdrum drückt in heutigen Produktionen häufig die Bassline via Side-Chain weg, während sie (die Bassdrum) spielt, so dass sie sich nicht ins Gehege kommen, also auch nicht tonal reiben können.

Überhaupt fällt diese Reibung bei Bassdrums kaum ins Gewicht. Die Bassdrum geht los mit 'nem Anschlagsklick, der ein Geräusch ist (nicht tonal), und der Rest des Signals ist üblicherweise Sinus-ähnlich mit kaum Obertönen. Das menschliche Ohr bezieht tonale Information aber zu guten Teilen aus Obertönen. Ein Teil der Bassdrum ist zudem Subbass - in dem Bereich hört man nicht mehr tonal.

Tonale Interferenzen kann es auch nur bei tonalen Sounds geben. Geräusche sind nicht tonal, und da Claps, Snares, Hihats meistens Geräusche sind, können sie auch nicht tonal gestimmt werden. Man kann sie natürlich höher oder tiefer abspielen, aber es gibt keinen Grundton, auf den man sie stimmen könnte. Dazu müsste die Wellenform periodisch sein, ist sie aber bei Geräuschen nicht. Bei sonstiger Percussion ist es wiederum so, dass sie meist zu kurz ist, als dass ein tonales Stimmen etwas bringen würde.

 

[NivraMM]

Also ich meine es ist durchaus relevant ob Kickdrum und Bassline sich tonal treffen oder nicht.

Wenn du jetzt zB die Bassline hast, pitch die Kick mal hoch und runter; an einem punkt wirst du merken dass dus gerade gematcht hast. Quasi der Weg von focusOn, mach ich auch so.
Klingen muss es gut, und da ist ein anpassen der Tonhöhen aneinander ein sehr probates Mittel dafür

 

[Hyp]

Hab nochmal auf englischen Seiten recherchiert.
Bassdrums haben häufig keine klar definierte Tonhöhe, weil sie eben häufig ein Geräusch mit tonalen Anteilen sind. Erst recht, wenn Bassdrum-Samples aus verschiedenen gelayerten Bassdrums bestehen (wie häufig in Sample-Packs).
Das menschliche Gehör ist ferner sowieso schlecht darin, Unterschiede des Pitches im tiefen Bassbereich zu bestimmen, die Information holt es sich aus den Obertönen, die aber bei der Bassdrum praktisch nur in Form des Anschlagsgeräuschs (=nicht tonal) existieren.
Und selbst bei einer Bassdrum mit höherem tonalen Anteil kann es sogar vorteilhaft sein, wenn sie einen anderen Pitch als die Bassline hat, weil sie sich dann mehr absetzt und weniger verschmilzt mit ihr.

Last but not least geht das Pitch-Konzept ja schon baden, wenn man eine einheitliche Bassdrum im ganzen Track haben will, aber mal eine zweite Tonart auftaucht - dann müsste sich auch der Pitch der Bassdrum ändern.

 

[NivraMM]

dann müsste sich auch der Pitch der Bassdrum ändern.

Dank dem aktuellen Stand der DAWs ist das ja meistens sogar mit Boardmitteln möglich.

Ich hab dazu auch mal ne Weile recherchiert und es dann einfach ausprobiert, und ich finde es macht durchaus einen unterschied der sich lohnt.

Aber kann ja jeder selber versuchen.

Und selbst bei einer Bassdrum mit höherem tonalen Anteil kann es sogar vorteilhaft sein, wenn sie einen anderen Pitch als die Bassline hat, weil sie sich dann mehr absetzt und weniger verschmilzt mit ihr.

Naja aber genau das verschmelzen (!nicht: vermatschen) ist ja meistens gewollt…wenn die zusammen spielen in dem Sinn klingts meistens viel besser/stimmiger. Zu verhindern dass es Matsch wird würd ich nich über einen Tonhöhenunterschied versuchen, wi du selbst geschrieben hast ist da Sidechain n guter Anfang für.

@TE: versuch nicht das nach dem Key zu ermitteln, sondern pitche die Samples dahin wo es passt. Das hörst du dann schon…
Und klar bei vielen Percussionelementen ist es irrelevant weil kein wirklicher tonaler Anteil, aber besonders Kick (weil so present in dem Genre) lohnt sich meiner Erfahrung nach. Alle anderen Trommeln können sich je nach Präsenz im Mix auch lohnen passend zu pitchen…

 

[Miguel_da_Wu]

Also ich meine es ist durchaus relevant ob Kickdrum und Bassline sich tonal treffen oder nicht.

Sehe ich auch so. Ich pitche die Kick auch des öfteren mal rauf oder runter, bis sie halt am besten zum Bass passt, Wenns nicht funktioniert, muss einfach ne neue Kick her.
Hab auch schon des öfteren mal vom Synthie einen tiefen Sinuston (als Decay/Sustain) untergelayert, das funktioniert auch.

 

[PaRaDoX]

Wenn die Sounds überhaupt nicht abgestimmt ist hört man es sehr schnell raus. Der Mammut bei den Kicks ist doch wirklich eher untonal bis auf die anderen nicht Sublayerings wie der kurze Click oder Body. Würde dann sowohl mit Tune als auch mit Pitch rumexperimentieren. Pitch verändert halt die Art und Weise während Tune der natürlichen Tonhöhe entspricht. Runterpitchen bewirkt also ( meiner Erfahrung nach ) das der Sound deutlich langsamer gepielt wird und schwammig wird was man relativ gut mit Amplitudeveränderung einfangen kann und Filtern.

 

[Latsch]

Hey Leute!

Vielen Dank für die zahlreichen Meinungen und freut mich das dieses Thema wohl doch Anklang bei vielen Leuten findet.

 

[p0wlsn]

Ich persönlich pitche so gut wie immer in key. Gefühlt wirkt es sauberer und stimmiger... klar ist das sehr subjektiv und nicht wirklich hörbar... aber ich bilde mir ein, dass man es schon etwas wahrnimmt.
Sehr interessant ist es auch, den pitch im song (z.B. nach einem Break etc.) zu erhöhen. Das wirkt dann immer noch etwas treibender und da man es kaum wahrnehmen kann fragen sich sehr viele, woher diese "Steigerung" im Song auf einmal herkommt

LG
Paul

 

[Latsch]

@p0wlsn

Ich bin eben auch der Meinung! Denke umso mehr Instrumente in Key spielen, desto "runder" wirkt am Schluss der Gesamte Track.
Deinen Ansatz mit dem Pitchup nach einem Break finde ich auch interessant, aber klingt das nicht dissonant?

 

[Cruba]

Also ich stimme meine Bassdrum grundsätzlich. Bei der Snare geht's eher um den Charakter der Snare, hat also weniger mit einer definierten Tonhöhe zu tun. Es sei denn Du hast es mit einem wirklich tiefen Kessel zu tun, der eine tonalität zuläßt. Bei HiHat und anderen Becken sieht's genauso aus.

Fazit: Eine ungestimmte Bassdrum kommt mir nicht in den Song.

Pitchup kenne ich nur aus dem Housebereich, da wird jeder 2. Schlag nach oben oder unten gepitcht um diesen gewissen Swing zu erreichen.

Aber eigentlich fällt das für mich unter experimentieren. Lass doch mal in einem Deiner Songs die Bassdrum konstant ansteigend hochpitschn... Mal schaun ob Dir das dann noch gefällt.

Ach ja: Auch in der akkustischen Variante habe ich die Snare nie gestimmt und sogar drauf geachtet, dass sie keine erkennbare Tonhöhe besitzt. Das nervt nämlich gern mal an allen Ecken und Enden, weil sich die Snare dann gegen alle anderen Instrumente sperrt, wenn man Pech hat.