Ich will, du sollst mich lieben

[Teestunde]

Ich will, du sollst mich lieben

Ich will, du sollst mich lieben.
Ergib dich einfach mir.
Bis ich dich früh um sieben
zurück an sie verlier.

Sie wird es schon verschmerzen.
Danach ist wieder Ruh.
Ich krieg den Riss im Herzen
alleine nicht mehr zu.

Sie lässt dich oft links liegen,
hat keinen Blick für dich.
Du musst dich nicht verbiegen.
Nur retten sollst du mich.

Was will sie mit dem Feuer?
Es ist mein Flammenkleid.
Sie nennt mich Ungeheuer
und tut sich selber leid.

Ich will, du sollst mich lieben.
Ergib dich einfach mir.
Bis ich dich früh um sieben
zurück an sie verlier.

 

[rho]

Der Text ist eine Gradwanderung zwischen Genialität und Bräsigkeit. Damit meine ich natürlich nur das lyrische Ich und nicht die Verfasserin.
Gelegentlich konstruiert die letztgenannte ulkige Schlüpfrigkeiten, wie in "Sterben macht weit", wo in einer frühen Fassung bei einem jungen Mann im Liebeseifer "der Sturm schwoll" und ich konterte mit der Metaphernpolizei: es sei wohl eher der Wurm als der Sturm.
Hier ist es nun "das Loch im Herzen", das man alleine nicht mehr zu kriegt. In Verbindung mit dem leisen erotischen Knistern haben sich mir leider sofort die Assoziationen rund um Löcher aufgedrängt, deren Schließung der Assistenz bedürften.

Es liegt vermutlich nicht am Text, sondern an mir ... sorry

 

[Teestunde]

Hm. Das "Loch im Herzen" hab ich mir aus dem Briefwechsel von Else Lasker-Schüler mit Gottfried Benn "geborgt". Nun, ja.

 

[rho]

Das glaube ich dir. Aber du stellst es ja hier in einen lustvollen Kontext ("mein Flammenkleid" und so), der für sich wirken muss. Da hängt ja kein Beipackzettel an der Zeile, auf dem steht "Bitte keine komischen Assoziationen bekommen. Ich bin von Else Lasker-Schüler und Gottfried Benn geborgt".
Und davon abgesehen, bin ich doch wohl der treueste Teestunden-Texte-Bejubeler, den dieses Forum jemals gesehen hat. Und besonders wichtig: ich übertreibe nie und bin nie ironisch!

 

[Teestunde]

Okay, die Zeile wird überarbeitet.
Ich krieg den RISS im Herzen alleine nicht mehr zu. - Naaa?

 

[rho]

Seeeerh schön.

 

[MamaMuuht]

@Teestunde


Also ich habe vor allem mit dem ersten Satz Probleme.
Der haut mich beim Lesen jedesmal so raus, das ich unbewusst immer noch da hänge und, schwupps, ist der Text zu Ende.
Er ist missverständlich ( Ich will mich lieben, du sollst es )
und irgendwie auch nicht elegant.

Zumal es mit dem Sollen beim Wollen in der körperlichen Liebe auch nicht so einfach ist.
Als Titel finde ich ihn auch gar nicht geeignet.

Und ich würde die andere Frau und ihre "Eigenschaften" weitestgehend rauslassen.
Denn da wird ja vom lyrischen Ich ein Mann angesungen, der wahrscheinlich in diesem Augenblick nicht unbedingt was von seinem " eigentlichem " Leben hören will. Sondern genau das ja für eine Nacht vergessen soll/ will?
Mich würde das jedenfalls sehr abtörnen...

Mal eine Richtungsskizze von mir:


Ich will dich heut Nacht lieben


Ich will dich heut Nacht lieben.
Ergib dich sacht jetzt mir.
Bis ich dich früh um sieben
zurück an sie verlier.

Komm, spiele mit dem Feuer,
zieh aus mein Flammenkleid.
Wir zwei ein Abenteuer,
vergiss mit mir die Zeit.

Küss mich im Schein der Kerzen,
nur so finde ich Ruh.
Ich krieg den Riss im Herzen
alleine nicht mehr zu.

Lass uns hier einfach liegen,
wir zwei im Sternenlicht.
Zu fernen Räumen fliegen
mit Träumen im Gesicht.

Ich will dich heut Nacht lieben.
Ergib dich sacht jetzt mir.
Bis ich dich früh um sieben
zurück an sie verlier.

 

[Ash]

Möchtest Du ein Feedback? Verbesserungsvorschläge, oder einfach nur Deinen Text präsentieren?

 

[Teestunde]

@MamaMuuht
Danke, danke, danke! Toller Text. Viel besser als meiner. Den werde ich heute bestimmt noch hundert Mal lesen.

@Ash
Alles. Feedback. Und präsentieren natürlich auch.

 

[Teestunde]

Ich will dich heut Nacht lieben

Ich will dich heut Nacht lieben.
Komm, überlass dich mir.
Bis ich dich früh um sieben
zurück an sie verlier.

Komm, spiele mit dem Feuer,
zieh aus mein Flammenkleid.
Wir zwei ein Abenteuer,
vergiss mit mir die Zeit.

Küss mich im Schein der Kerzen,
nur so find ich zur Ruh.
Ich krieg den Riss im Herzen
alleine nicht mehr zu.

Lass uns hier einfach liegen,
wir zwei im Sternenlicht.
Zu fernen Räumen fliegen
mit Träumen im Gesicht.

Ich will dich heut Nacht lieben.
Drum überlass dich mir.
Bis ich dich früh um sieben
zurück an sie verlier.

 

[MamaMuuht]

@Teestunde

Ja, die Zeile 2 wäre auch die, die ich ändern würde. Überlassen finde ich noch nicht sooo optimal. Aber schon deutlich besser als meine zweite Zeile.
Vielleicht so...

Lass einfach los bei (mit) mir

Und dann später statt

" Lass uns hier einfach liegen " " Lass uns hier ruhig liegen"

Um die Dopplung des Wortes ruhig zu vermeiden und weil es auch etwas sinnlicher ist, finde ich.

 

[rho]

@MamaMuuht
Danke, danke, danke! Toller Text. Viel besser als meiner. Den werde ich heute bestimmt noch hundert Mal lesen.

Nee, es ist ein guter Text von @MamaMuuht , aber es ist eben ein anderer Text, in dem das von @Teestunde angedeutete "Unglück dahinter" durch schlagereske Sehnsucht ersetzt wird. Da geht es nicht nur um "Flammenkleid ... vergiss mit mir die Zeit", sondern um eine Verletzte, die verletzen muss, um sich zu retten. Ich finde, dass das gerade durch die "uneleganten" Zeilen (Ich will, du musst...) rhythmisch perfekt und inhaltlich subtil untergemischt wird.
Ich wollte auch einige "Verbesserungen" anbieten. Aber je mehr ich mich dabei mit dem Text befasst habe, umso mehr ging mir der o.g. Gedanke auf. Also lieber "kantig" lassen.

 

[MamaMuuht]

@rho
Klar, der Text wird dadurch etwas glatter, das stimmt. Also auch ein etwas andrer.
Das ist bei mir allerdings ein nicht seltener Prozeß beim Schreiben. Weiß ich auch von andren Schreibern.
Also einen Entwurf zu glätten oder eben auch aufzurauhen.
Das ist ja beides denkbar.
Und das beides zu lassen natürlich auch.
Wichtig ist ja zum einen, das die Autorin den Text rund findet. Zum andren muss dann der Musiker ihn ja ebenfalls rund finden.
An den Hörer denken ist auch nicht das verkehrteste. Und der hört den Text in der Regel nur und liest ihn auch nicht mehrfach.
Ich würde halt als Hörer schon nach der ersten Zeile hängen bleiben.Und vermutlich austeigen.
Ich bin sooo oberflächlich...

 

[Teestunde]

Rein von der Verwertbarkeit ist Mamas Text natürlich besser. Und darum geht es ja letztendlich, auch wenn ich es genieße, von rho in Schutz genommen zu werden.

 

[rho]

@MamaMuuht wie recht du hast und zwar mit ALLEM
Aber mal ernsthaft, so recht ihr beiden habt (einschließlich der leicht vergifteten Schmeichelei von @Teestunde), wir reden hier von TEXT und nichts anderem. Argumente wie "der Hörer wird es schon nicht so genau nehmen" bzw. "wird es schon nicht so genau hören", denn auf nichts anderes ziehlt MamaMuuht ab, halte ich pures Gift für jede ernst gemeinte kreative Arbeit. Kein Handwerker, kein Koch oder Konditor, der auf etwas auf sich hält, würde so argumentieren. Man überlässt es bestenfalls dem Publikum, etwas, das im Produkt enthalten ist, nicht zu bemerken oder nicht wertzuschätzen. Es sei denn, man zielt allein auf die Verwertbarkeit ab.
Mamamuuht "schludert" zwar nicht, aber er schmeißt einfach ein Gewürz raus und Teestunde nickt das ab Ich bin entsetzt. Ich dachte bislang, Teestunde wäre am Inhalt ihrer Texte gelegen. Wie man sich irren kann.

Aber ich mag euch trotzdem.

 

[MamaMuuht]

@rho
Argumente wie "der Hörer wird es schon nicht so genau nehmen" bzw. "wird es schon nicht so genau hören", denn auf nichts anderes ziehlt MamaMuuht ab, halte ich pures Gift für jede ernst gemeinte kreative Arbeit.

??? Ich glaube, da hast du mich gründlich missverstanden. Das Gegenteil ist doch der Fall.
Ich nahm es genau, gerade auch mit dem ersten Satz.
Und wenn ich es aber so sähe, wie du behauptest:
Wäre ich damit der Giftmörder für " jede ernst gemeinte kreative Arbeit "?
Ich halte deinen Satz eher für pures Gift für jedes ernst gemeinte Feedback.

Denn wenn du Recht hättest, wäre mein Feedback hier ja pures Gift für ernst gemeinte kreative Arbeit.
Dann sollte ich dringend damit aufhören. Macht im übrigen ja auch Arbeit.
Vielleicht hast du es ja eine Nummer kleiner?
Und zu deinem Kochargument: Das ist, mit Verlaub, Quatsch. Oder mindestens Unkenntnis.
Glaubst du ernsthaft, das einem Koch der Geschmack seiner Gäste egal ist?
Egal sein kann?
" Ihr fresst das jetzt, ihr Banausen!"
Und das alle Köche, die das Feedback ihrer Gäste nicht einbeziehen, nichts auf sich halten?
Da mein Bruder seit Jahrzehnten Gastronomiekritiker ist, weiß ich schon ein wenig wovon ich rede..

Ziehlt schreibt man übrigens ohne H...

 

[Rex]

Mama hat mit allem recht und seine Version würde mich auch eher zur Vertonung anregen. Teestundes Ursprungstext wäre mir dafür zu "hippelig".

 

[SoulFrontier]

Mama hat mit allem recht und seine Version würde mich auch eher zur Vertonung anregen. Teestundes Ursprungstext wäre mir dafür zu "hippelig".

+1
Der ursprüngliche Text ist mir sogar derart verquer und imo grammatisch unmöglich, schon allein der Titel, dass ich nicht weiter lesen mochte.

 

[Teestunde]

Mamamuuht "schludert" zwar nicht, aber er schmeißt einfach ein Gewürz raus und Teestunde nickt das ab. Ich bin entsetzt. Ich dachte bislang, Teestunde wäre am Inhalt ihrer Texte gelegen. Wie man sich irren kann.

Oh, das trifft mich jetzt doch. Mir ist schon am Inhalt meiner Texte gelegen. Nichtsdestotrotz kann ich doch Anregungen und gute Gegenbeispiele gelten lassen. Das hat doch mit (gedankenlosem) Abnicken nichts zu tun. Oder sehe ich das total falsch? Leute!

 

[rho]

@MamaMuuht, von dem Tippfehler abgesehen habe ich nicht den Eindruck, dass du mir überhaupt antwortest. Aber gut, das wäre dann außerhalb von Textdiskussionen zu klären.
@Rex ja, wie konnte ich vergessen, dass es hier um recht haben geht.
@SoulFrontier sowas kommt vor.
@Teestunde ich habe vermutlich in den Text mehr reingelesen, als drin ist und die Versstruktur für ein bewusstes Stilmittel gehalten.