Gibt es sowas wie dämpfende Drumsticks?

[FredTadge]

Hallo zusammen!

Wir hatten am Freitag mal wieder einen Gig mit extrem schlechten Bedingungen: Großer Raum, voll gefliest, schlechte PA,... ihr kennt das sicher.

Und dann stehen da die Leute vor der Bühne und sagen: "Gesang lauter", der subsemiprofessionelle Mischer dreht und es feedbackt allen die Ohren weg, also alles andere leiser, keiner hört mehr irgendwas, nur das Scheppern der Becken und Kessel setzt sich durch, aber der Gesang ist immer noch zu leise.

Nun kenne ich das Problem aus dem Proberaum, wo ich schon jeden möglichen Quadratmillimeter mit Breitbandabsorbern oder Molton abgehangen habe. Außerdem habe ich unserem Drummer einen Satz dämpfendes Beckenfilz geschenkt.

Wenn ich ihm nun sage, er möchte doch bitte mal leiser spielen, kommt immer das Argument: "Aber wenn ich mich zurückhalte, leiden Timing und Dynamik." und da hat er nicht ganz unrecht. Er ist es seit Jahrzehnten gewohnt, so zu spielen und wirkt viel unsicherer, wenn er nicht so feste zuhaut. Außerdem ist der Klang seines Sets dann nicht so akkurat, der Attack fehlt.

Also hatte ich überlegt, ob es nicht Gummisticks oder irgendwas mit einer leichten Dämpfung gibt. Habt ihr von sowas schonmal gehört? Das große T zeigt mir dazu nix.

 

[SOS]

hot rods

https://www.thomann.de/de/search_dir.html?bf=&sw=hot+rods

 

[schnuffke2]

http://www.lidwishsoulutions.com/

Keine Ahnung, ob die was taugen. Ansonsten kannst Du auch mal nach "practice drum sticks" googeln. Oder HotRods benutzen, oder Mallet-Sticks... ( ...oder richtig üben.

).

Ein Problem dürfte das andere Spielgefühl und der unterschiedliche Sound sein.

 

[wye]

Plexiglas Scheiben, damit den Drumgorilla zubauen, das würde ich dem sogar selbst zahlen, um nicht so genervt zu werden, sonst muss ich mich auch immer zu laut machen....

Hatte früher auch son Klopper, Schirmmütze und reindreschen, dadurch war der Bandsound auch blöd....

 

[Pullergesicht]

hot rods

Ich habe lange Zeit mit einem Drummer gespielt, der mit Hot Rods dann einfach so reingedroschen hat, dass es so laut war wie mit Sticks. Die Dinger haben das natürlich nie lange überlebt.

 

[SOS]

trommeln, z.b. snares lassen sich ja gut dämpfen, es gibt entsprechende felle etc. und sind eher das kleinere problem... das wirklich hässlich laute an einem drumset sind doch meist die becken... billige und/oder schwere becken sind tendenziell giftig durch schmalbandige peaks und unausgewogenem klangbild und laut... vielleicht mal da bisserl investieren.

 

[ichichich]

https://www.thomann.de/de/schlagwerk_ma_107_paukenschlaegel.htm

 

[m_tree]

Das altbekannte Problem ...

Hot Rods sind eigentlich die einzige Alternative. Allerdings sind Spielgefühl und Sound damit auch anders.

Brauchbare Technik samt fähigem Techniker kann aber auch schon was bringen. Den Raum vorher einzumessen und Resonanzen mit nem Summen EQ rauszuziehen ist auch schon viel wert.

Je kleiner die Kessel und die Becken, desto weniger Lautstärkereserven haben sie auch.
Das wäre evtl. auch noch eine Idee und spart als Tourset Platz- und Schleppaufwand beim Transport und auf der Bühne.

Trommeln werden durchs Dämpfen übrigens kaum leiser. Die Obertöne verschwinden dadurch nur und der Sound wird "abgetötet". Das mag am Ende zwar subjektiv leiser und angenehmer klingen, aber klingt dafür dann halt einfach mal beschissen.

 

[tylerhb]

Mal ganz in Ruhe über EDrums nachdenken. Wir haben vor einiger Zeit auf ein Jobeky Kit mit deren ECymbals + 2Box Modul mit importierten Toontrack Libraries umgestellt und sind seitdem extrem zufrieden. Für die Puristen ist das sicherlich nichts, aber das Ergebnis überzeugt sowohl klanglich als auch optisch.

 

[SOS]

e-drums sind was für top 40 bands

 

[m_tree]

Wenn mir jemand mit E-Drums kommt, zeig ich ihm den Vogel und lass ihn stehen. Ist durchaus schon vorgekommen

 

[speedtom]

E-Drums habe leider ein Image-Problem...wenn man das aussen vor lassen würde, und nur der Sound wichtig ist, dann wären sie - für solche Bedingungen - genau das richtige.

Aber Drummer, die leise nicht spielen können, haben auch mit E-Drums nichts am Hut. Da kenne ich auch manche...

 

[m_tree]

Ein E-Drum ist halt ein Spielzeug und kein Schlagzeug.

 

[wye]

Wer wagt etwas gegen E-Drums zu sagen, ich habe fast einen Break Even, d.h. 4,5 Jahre keinen Ü-Raum, das Geld in ein Drum Tec mit Bfd3 und Td30 reingesteckt, sonst würde ich jetzt gar kein Schlagzeug spielen......das nutze ich jeden Tag, ein Geschenk des Himmels, ich hätte keine Zeit jeden Tag in den Ü-Raum zu fahren......best buy!!!

Habe jetzt sogar ein Td50 Upgrade Pack bestellt......lechz!!!!!

Aber klar, richtiges Drum macht ne Ecke mehr Bock......

 

[Struppi]

Da gibt es für mich ein ganz anderes Problem, nämlich den Spaßfaktor...

Auch ich spiele seit Jahren zuhause auf einem E-Set und halte das ganze für eine grandiose Erfindung, gleichauf mit Kontaktlinsen und Tiefkühlpizza. Wenn sich die Chance dazu ergibt, würde ich allerdings lieber von Natur aus gut sehen können oder das Geld für einen wöchentlichen Besuch beim Italiener haben.

Was ich damit sagen will: Ein E-Drumset ist kein akustisches Drumset und wird es auch nie sein. Was zum Üben noch ein guter Kompromiss ist, macht für mich live aber irgendwann keinen Spaß mehr. Ich glaube jeder von uns, der in einer Band spielt kennt das... Wir freuen uns darauf, die Röhren mal richtig in die Sättigung ziehen zu dürfen oder die 1x15 Box auch noch unter die 4x10 zu stellen, einfach nur weil es Spaß macht und glücklich macht. Dem Drummer das wegzunehmen finde ich persönlich nicht die schönste Lösung. Alleine die Becken-Simulationen der meisten E-Sets sind dynamisch absolut erbärmlich, ein Becken ist ein so wundervolles Instrument, mit einer solchen Sensibilität und Klangvielfalt, ab und zu möchte ich einfach mal eines spielen dürfen.

Ich spiele selbst recht rabiate Metal-Drums und freue mich, wenn ich mich nicht zurückhalten muss, aber egal ob Hot-Rods oder sonst etwas, es sind am Ende immer Krücken, um den Drummer irgendwie zu bremsen, der sich von Natur aus nicht bremsen lässt. In meiner Hauptband stehe ich ja nun nicht an den Drums, sondern am Bass und dort haben wir einen wahnsinnig guten Drummer, der mir erstmals so richtig bewusst gemacht hat, dass man auch abgehen kann und den Anschlag gleichzeitig kontrolliert. Der Kerl kann spielen, als hätte er einen stufenlosen Volumeregler an die Stirn getackert und das muss man leider Gottes einfach üben wie blöd.
Das Abkleben von Fellen und Becken ist oft sinnvoll,um Pegelspitzen und Dröhnen zu kontrollieren, alles andere ist leider wirklich Übung.

 

[speedtom]

Der Kerl kann spielen, als hätte er einen stufenlosen Volumeregler an die Stirn getackert und das muss man leider Gottes einfach üben wie blöd.

Genau das wollen oder können die meisten aber nicht. Ich hab oft bei solchen Bedingungen gespielt- das endet meist so, dass entweder der sound kacke ist oder der Drummer keinen Fun hat. Drummer sind da leider oftmals komplette Egoisten...Hauptsache sie können kraftvoll zubeissen.

 

[Struppi]

Ich weiß gar nicht, ob es Egoismus ist... Das Schlagzeug ist ein martialisches Instrument, Temperament und Attitude lassen sich über das Hereinknüppeln durchaus einfach erzielen. Natürlich gibt es noch ganz andere Wege, den Anschlag zu formen, zu grooven, eine Essenz ins Fell zu legen, aber insbesondere im Punk und Metal macht BUMMS ja auch einfach Spaß. Am Amp kannst du den Regler herunterziehen und trotzdem das Instrument in deinen Fingern mit Kraft und Ausdruck bedienen, das kann ein Drummer nicht. Sobald sie anfangen, die Musik richtig zu fühlen, kommt auch die Anschlagsenergie zum Vorschein, ist bei mir nicht anders. Und das zu steuern, das ist eben das, was so unglaublich viel Disziplin und Übung erfordert.

 

[m_tree]

Ja mei Leute ... ein Schlagzeug ist halt auch ein Schlagzeug und kein Streichelzeug.

Es gibt nichts schlimmeres als Drummer, die nicht reinlangen können.
Andererseits gibts auch nichts schlimmeres als solche, die nur prügeln können und überhaupt kein Gefühl haben.

Groove und Dynamik entsteht durch akzentuiertes Spiel, und da gehören eben auch laute Schläge dazu.

Wenn ich jazziges Zeug spiele, spiele ich automatisch leiser. Wenn ich rockiges und hartes Zeug spiele, spiele ich automatisch kraftvoller und lauter. Das liegt einfach in der Natur der Sache. Stichwort "Energie".

Ein guter Drummer kriegt es auch hin, die Gesamtlautstärke auch bei eigentlich laut gespielten Songs und Parts zu reduzieren. Dazu war ich auch oft genug gezwungen.
Aber das geht nicht nur auf Kosten des Sounds, sondern eben tatsächlich auch auf Kosten der gesamten Darbietung. Weil bei reduzierter Lautstärke immer ein Zwang da ist und man sein Spiel nicht richtig entfalten kann.

Drummer sind da leider oftmals komplette Egoisten

Immer noch besser als Frontmann-Divas

 

[speedtom]

Natürlich ist es klar, dass lautes Spielen, gerade bei Punk, Rock etc dazugehört. Sieht auch ganz anders aus, das ist live auch nicht zu unterschätzen.

Und hier kommt ta-da! wieder das E-Drum-Set ins Spiel. Da kann man richtig reinhauen. Und leiser drehen. Warum verdammt ziehen es viele Drummer vor, mit ihrem "Bio-Set" (Zitat unser Drummer) alles zuzulärmen anstatt (mal! wohlgemerkt: mal, nicht immer) ein E-Drum zu spielen?

 

[Struppi]

Eben genau aus dem Grund, dass es ein Kastrat ist.
Das ist Vergleichbar mit einer Gitarre, auf der es dir verboten ist, zu benden, Vibratos zu machen, den Akkord zu einem anderen übers Griffbrett zu ziehen oder ein Palm-Muting zu spielen. Du hast die einzelnen Töne auf den einzelnen Bünden, Punkt aus, Ende Gelände.

Auf den Snares funktioniert das mit den E-Drums seit einiger Zeit ganz gut, Becken kannst du noch immer vergessen.