Hi!
Schön, wenn man guten Stücken Zeit zum Reifen lässt. Da dieses Stück schon länger reift, schreibe ich ohne große erinnerliche Vorbelastung mal wieder meine Gedanken zum Musikalischen dazu:
Einleitung lässt sich Zeit. Gerade so nicht zu lang. Aber würde ich so lassen: Pauken als zuerst einsetzendes und dominierendes Instrument sind nicht so häufig, und die Umspielung und Steigerung durch die Streicher ist wunderbar umgesetzt. Zum Ende der Einleitun tauchen wieder diese 3 berühmten Töne (C-G-C), wohlbekannt aus Strauß´ Also spracht Zarathustra auf. Ich habe mich nie an diese Tonfolge herangetraut, und Dir gelingt es, dieses Motiv (also diese Tonfolge) weiter aufzuknacken und für Komponisten wieder verwendbar zu machen. Sprich, Du machst aus diesen 3 Tönen den Anfang einer weitergehenden Melodie, bei der man nach der ersten Zarathustra-Assoziation denkt: Doch, ja, eine überzeugende Weiterführung. Harte Nuss gut geknackt, möchte ich sagen.
Steigerung bricht mit dem Intro dann ab. Man möchte ja nicht gleich am Anfang zum Höhepunkt kommen.
1:21 Weiter geht´s mit dem Thema im ¾-[g=253]Takt[/g]. Überraschung gelungen, würde ich sagen.
Schön die zweite Linie in der Violine, die das schwere Hauptthema locker-leicht umspielt.
Bei ziemlich genau 2:00 wird (ausgehend von Grundtonart C, kann ich jetzt aber nicht überprüfen) ein Des-[g=251]Dur[/g]-[g=250]Akkord[/g] angestimmt und in der Melodiestimme dazu ein Es gespielt, welches lange gehalten wird und dann chromatisch (= in Halbtonschritten) wieder zum Grundton C zurückkehrt. Ich frage mich, ob das am Anfang zusammenpasst. Evtl. vor Des-Dur-[g=250]Akkord[/g] noch einen anderen, gar einen Es-Dur-[g=250]Akkord[/g]?) Patentlösung habe ich momentan auch nicht.
Danach schöner Wechsel, Thema wir variiert von Klavier und Klarinette. Hat was von Bolero.
Mit Pauke und Becken findet eine kurze Rückkehr zum Ursprungsthema statt, um dann wieder leise weiter variiert zu werden.
Ab 04:10 schöne weitere Melodieführung, das Auftauchen der Oboe ist wundervoll.
Vielleicht ließen sich an dieser Stelle (orgendwo ab zwischen 04:10 und 04:40) auch die Hörner deutlicher einbinden, besonders zum Schluss dieses Abschnittes hin (Hörner klingen gut, wenn sie jeweils 2 Töne zugleich in [g=345]Terz[/g] oder [g=341]Quinte[/g] spielen (Terz wäre z.B. C-E, [g=341]Quinte[/g] C-G). Super auch die Abwechslung Oboe-Streicher.
04:43: neuer [g=253]Takt[/g], neue Harmonien, neuer Abschnitt, der anfangs aus der Epoche der Romantik zu kommen scheint. Bei der Harmonieführung habe ich regelrecht aufgehorcht, dann noch ein verminderter obendrauf, gemial! Leider nicht so genial bei 5:12 weitergeführt (nach E-Moll?), dieser [g=250]Akkord[/g] passt leider nicht so gut in das Harmonieschema. Schade, vor diesem kleinen „Bruch“ in der Harmoniefolge war es schlicht genial! Dann folgt leider auch ein recht abruptes Ende dieses Teils, er ist überraschend kurz.
Was kommt dann ab 5:17? Ach, doch eine Weiterführung dieses Themas!
Schön die Passage ab 06:51. Ich schwebe dahin
Ende: Ich plumpse wieder herunter.
Nach meiner nicht maßgebenden Meinung insgesamt ein solides Stück: Durchweg positiv finde ich die Instrumentierung. Die Harmonien und die Melodieführung sind solide, teilweise genial, manchmal wirken sie auf mich nicht ganz stimmig. Die nicht ganz seltenen Pausen mit dem Einsatz einer neuen Passage unterbrechen manchmal etwas den Fluss, obwohl das als Stilmittel auch seinen Reiz hat. Der Komponist ist mit einem Teil fertig, macht Pause und fängt vielleicht nach Tagen oder Wochen den nächsten Teil an. Auch wenn er sich auf die vorherigen Teile besinnt, so merkt der Hörer, dass es nach der Pause nicht im alten Fluss weitergeht und irgendwie ein Wechsel da ist. Hört der Zuhörer keinen Wechsel, oder hat er den Eindruck, so muss dass sein, dann ist die Pause als Stilmittel gelungen. Dazu habe ich hier aber noch keine abschließende Meinung. Die polyphone Kompositionstechnik hat sich weiterhin eindeutig verbessert, das merkt man. Die Variationen sind reizvoll, es gibt praktisch keine Wiederholung, die Langeweile auslösen könnte.
Jedenfalls aufheben, bitte! Vielleicht nicht ganz rund, aber eindeutig zu schade für die unterste Schublade.
Gruß Rainer